Adam Tooze: Unterschied zwischen den Versionen

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'''John Adam Tooze''' (geboren am 5. Juli 1967) ist ein englischer Historiker, Professor an der Columbia University, Direktor des European Institute und Non-Resident Scholar bei Carnegie Europe. Zuvor war er Reader in Twentieth-Century History an der University of Cambridge und Gurnee Hart Fellow in Geschichte am Jesus College, Cambridge.  
'''John Adam Tooze''' (geboren am 5. Juli 1967) ist ein englischer Historiker, Professor an der Columbia University, Direktor des European Institute und Non-Resident Scholar bei Carnegie Europe. Zuvor war er Reader in Twentieth-Century History an der University of Cambridge und Gurnee Hart Fellow in Geschichte am Jesus College, Cambridge.  
Nachdem er Cambridge 2009 verlassen hatte, war er sechs Jahre lang an der [[Yale University]] als Professor für moderne deutsche Geschichte und Direktor für internationale Sicherheitsstudien am MacMillan Center for International and Area Studies tätig, als Nachfolger von Paul Kennedy. Mit seinen Büchern (z.B. ''Crashed'') und seinem Online-Newsletter (Chartbook) erreicht er ein vielfältiges Publikum von Historikern, Investoren, Verwaltungsangestellten und anderen.
Nachdem er Cambridge 2009 verlassen hatte, war er sechs Jahre lang an der [[Yale University]] als Professor für moderne deutsche Geschichte und Direktor für internationale Sicherheitsstudien am MacMillan Center for International and Area Studies tätig, als Nachfolger von Paul Kennedy. Mit seinen Büchern (z.B. ''Crashed'') und seinem Online-Newsletter (Chartbook) erreicht er ein vielfältiges Publikum von Historikern, Investoren, Verwaltungsangestellten und anderen.
==Frühes Leben==
==Frühes Leben==
Tooze wurde am 5. Juli 1967 als Sohn britischer Eltern geboren, die sich in Cambridge kennengelernt hatten. Seine Großeltern mütterlicherseits waren die Sozialforscher Arthur und Margaret Wynn, die gemeinsam eine Studie über die finanziellen Verbindungen des Establishments der Konservativen Partei verfassten. Arthur war außerdem Beamter und Anwerber von sowjetischen Spionen in Oxford. Toozes Vater war ein Molekularbiologe, der in Heidelberg, Westdeutschland, arbeitete, wo Tooze einen Großteil seiner Kindheit verbrachte. Er interessierte sich schon früh für Technik und wollte Motoren für Rennwagen konstruieren. Als frühreifer Schüler durfte er in der Sekundarschule eine Klasse über keynesianische Modellierung unterrichten.
Tooze wurde am 5. Juli 1967 als Sohn britischer Eltern geboren, die sich in Cambridge kennengelernt hatten. Seine Großeltern mütterlicherseits waren die Sozialforscher Arthur und Margaret Wynn, die gemeinsam eine Studie über die finanziellen Verbindungen des Establishments der Konservativen Partei verfassten. Arthur war außerdem Beamter und Anwerber von sowjetischen Spionen in Oxford. Toozes Vater war ein Molekularbiologe, der in Heidelberg, Westdeutschland, arbeitete, wo Tooze einen Großteil seiner Kindheit verbrachte. Er interessierte sich schon früh für Technik und wollte Motoren für Rennwagen konstruieren. Als frühreifer Schüler durfte er in der Sekundarschule eine Klasse über keynesianische Modellierung unterrichten.
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Im Jahr 2002 erhielt Tooze den Philip Leverhulme Prize for Modern History für die Veröffentlichung seines ersten Buches ''Statistics and the German State, 1900-1945: The Making of Modern Economic Knowledge''. Bekannt wurde er zunächst durch seine ökonomische Studie über das Dritte Reich, ''The Wages of Destruction'', die 2006 mit dem Wolfson History Prize ausgezeichnet wurde, und durch eine breit angelegte Geschichte des Ersten Weltkriegs mit ''The Deluge'', die 2014 erschien. Dann erweiterte er seinen Horizont und untersuchte den Finanzcrash von 2008 und seine wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen in ''Crashed: How a Decade of Financial Crises Changed the World'', das 2018 erschien und für das er den Lionel Gelber Prize 2019 erhielt.
Im Jahr 2002 erhielt Tooze den Philip Leverhulme Prize for Modern History für die Veröffentlichung seines ersten Buches ''Statistics and the German State, 1900-1945: The Making of Modern Economic Knowledge''. Bekannt wurde er zunächst durch seine ökonomische Studie über das Dritte Reich, ''The Wages of Destruction'', die 2006 mit dem Wolfson History Prize ausgezeichnet wurde, und durch eine breit angelegte Geschichte des Ersten Weltkriegs mit ''The Deluge'', die 2014 erschien. Dann erweiterte er seinen Horizont und untersuchte den Finanzcrash von 2008 und seine wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen in ''Crashed: How a Decade of Financial Crises Changed the World'', das 2018 erschien und für das er den Lionel Gelber Prize 2019 erhielt.


Tooze schreibt für zahlreiche Publikationen, darunter ''[[Financial Times]]'', ''[[London Review of Books]]'', ''[[New Left Review]]'', ''[[The Wall Street Journal]]'', ''[[The Guardian]]'', ''[[Foreign Policy]]'', und ''[[Die Zeit]]''. Seit 2022 sitzt er im Vorstand des ZOE Institute for Future-fit economies.
Tooze schreibt für zahlreiche Publikationen, darunter ''[[Financial Times]]'', ''London Review of Books'', ''New Left Review'', ''[[The Wall Street Journal]]'', ''[[The Guardian]]'', ''[[Foreign Policy]]'', und ''[[Die Zeit]]''. Seit 2022 sitzt er im Vorstand des ZOE Institute for Future-fit economies.


==Persönliches Leben==
==Persönliches Leben==

Version vom 2. August 2024, 16:57 Uhr

Adam Tooze
Geboren
John Adam Tooze

(1967-07-05) 5 July 1967 (age 57)
London, England
Awards
  • Philip Leverhulme Prize (2002)
  • Wolfson History Prize (2006)
  • Lionel Gelber Prize (2019)
Academic background
Alma mater
ThesisOfficial Statistics and Economic Governance in Interwar Germany (1996)
Doctoral advisorAlan Milward
InfluencesWynne Godley
Academic work
DisciplineHistory
Sub-discipline
  • Economic history
  • modern European history
Institutions
Notable works
  • The Wages of Destruction (2006)
  • The Deluge (2014)
  • Crashed (2018)

John Adam Tooze (geboren am 5. Juli 1967) ist ein englischer Historiker, Professor an der Columbia University, Direktor des European Institute und Non-Resident Scholar bei Carnegie Europe. Zuvor war er Reader in Twentieth-Century History an der University of Cambridge und Gurnee Hart Fellow in Geschichte am Jesus College, Cambridge. Nachdem er Cambridge 2009 verlassen hatte, war er sechs Jahre lang an der Yale University als Professor für moderne deutsche Geschichte und Direktor für internationale Sicherheitsstudien am MacMillan Center for International and Area Studies tätig, als Nachfolger von Paul Kennedy. Mit seinen Büchern (z.B. Crashed) und seinem Online-Newsletter (Chartbook) erreicht er ein vielfältiges Publikum von Historikern, Investoren, Verwaltungsangestellten und anderen.

Frühes Leben

Tooze wurde am 5. Juli 1967 als Sohn britischer Eltern geboren, die sich in Cambridge kennengelernt hatten. Seine Großeltern mütterlicherseits waren die Sozialforscher Arthur und Margaret Wynn, die gemeinsam eine Studie über die finanziellen Verbindungen des Establishments der Konservativen Partei verfassten. Arthur war außerdem Beamter und Anwerber von sowjetischen Spionen in Oxford. Toozes Vater war ein Molekularbiologe, der in Heidelberg, Westdeutschland, arbeitete, wo Tooze einen Großteil seiner Kindheit verbrachte. Er interessierte sich schon früh für Technik und wollte Motoren für Rennwagen konstruieren. Als frühreifer Schüler durfte er in der Sekundarschule eine Klasse über keynesianische Modellierung unterrichten.

Ausbildung und Forschung

Nachdem er von 1983 bis 1985 die Highgate School besucht hatte, schloss Tooze 1989 sein Studium der Wirtschaftswissenschaften am King's College in Cambridge mit einem BA ab. Anschließend studierte er an der Freien Universität Berlin, bevor er an die London School of Economics wechselte, um unter der Leitung von Alan Milward in Wirtschaftsgeschichte zu promovieren.

Im Jahr 2002 erhielt Tooze den Philip Leverhulme Prize for Modern History für die Veröffentlichung seines ersten Buches Statistics and the German State, 1900-1945: The Making of Modern Economic Knowledge. Bekannt wurde er zunächst durch seine ökonomische Studie über das Dritte Reich, The Wages of Destruction, die 2006 mit dem Wolfson History Prize ausgezeichnet wurde, und durch eine breit angelegte Geschichte des Ersten Weltkriegs mit The Deluge, die 2014 erschien. Dann erweiterte er seinen Horizont und untersuchte den Finanzcrash von 2008 und seine wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen in Crashed: How a Decade of Financial Crises Changed the World, das 2018 erschien und für das er den Lionel Gelber Prize 2019 erhielt.

Tooze schreibt für zahlreiche Publikationen, darunter Financial Times, London Review of Books, New Left Review, The Wall Street Journal, The Guardian, Foreign Policy, und Die Zeit. Seit 2022 sitzt er im Vorstand des ZOE Institute for Future-fit economies.

Persönliches Leben

Tooze ist ein Enkel des britischen Staatsbeamten und sowjetischen Spions Arthur Wynn und seiner Frau Peggy Moxon. Toozes Buch aus dem Jahr 2006, The Wages of Destruction, ist ihnen gewidmet.

Ehrungen

  • H-Soz-Kult-Preis für Neuere Geschichte (2002)
  • Philip Leverhulme Preis (2002)
  • Wolfson History Prize (2006)
  • Longman History Today Preis (2007)
  • Los Angeles Times Buchpreis für Geschichte (2015)
  • Jean-Monnet-Programm - Auszeichnung als Direktor des European Institute an der Columbia University (2018)
  • Lionel-Gelber-Preis (2019)
  • Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik (2019)
  • Preis für Wirtschaftspublizistik der Keynes-Gesellschaft (2023)

Bibliographie

Bücher

  • Statistics and the German State, 1900-1945: The Making of Modern Economic Knowledge (Cambridge Studies in Modern Economic History), Cambridge: Cambridge University Press, 2001. ISBN 0-521-80318-7 Übersetzt ins Deutsche.
  • The Wages of Destruction: The Making and Breaking of the Nazi Economy, London: Allen Lane, 2006. ISBN 0-7139-9566-1 Übersetzt auf Deutsch, Französisch, Niederländisch, Italienisch, Polnisch, Portugiesisch und Russisch.
  • The Deluge: The Great War, America and the Remaking of the Global Order, 1916-1931, London: Allen Lane, 2014. ISBN 9781846140341 Übersetzt auf Deutsch, Französisch, Niederländisch, Spanisch, Chinesisch und Russisch.
  • Crashed: How a Decade of Financial Crises Changed the World, London: Allen Lane und New York: Viking, August 2018. ISBN 9781846140365 Übersetzt auf Deutsch, Französisch, Niederländisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Chinesisch, Russisch und Griechisch.
  • "Shutdown: How Covid Shook the World's Economy, Allen Lane, Sep 7 2021.

Als Herausgeber:

  • Cambridge History of World War II. Volume 3 mit Michael Geyer, Cambridge: Cambridge University Press, 2015.
  • Normalität und Fragilität: Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg mit Tim B. Müller, Hamburg: Hamburger Editionen, 2015.

Substack Newsletter

  • Tooze, Adam. "Chartbook". Substack. Retrieved 5 Juli 2022.

Essays und Berichterstattung

  • "Is this the end of the American century? America Pivots", London Review of Books, 4. April 2019.
  • "Democracy and Its Discontents", The New York Review of Books, 6. Juni 2019.
  • Zusätzliche, fortlaufende Serie von Originalartikeln, die nach der Veröffentlichung von Crashed auf seiner Website geschrieben wurden, mit dem Titel Framing Crashed.
  • "Whose century?", London Review of Books, Bd. 42, Nr. 15 (30. Juli 2020), S. 9-13. Tooze schließt (S. 13): "Können [die USA] eine innenpolitische Vereinbarung treffen, die die USA in die Lage versetzt, das zu werden, was sie derzeit nicht sind: ein kompetenter und kooperativer Partner bei der Bewältigung der kollektiven Risiken des Anthropozäns. Das ist es, was der Grüne New Deal versprach. Nach dem Schock von COVID-19 ist es dringender denn je."

Buchbesprechungen

Jahr Rezensionsartikel Werk(e) rezensiert
2020 author=Tooze, Adam |date=3-23 April 2020 |title=The War Against Climate Change |department=The Critics. Books |journal=New Statesman |volume=149 |issue=5514 |pages=66-69}} author=Lieven, Anatol |author-link=Anatol Lieven |title=Climate Change and the Nation State: The Realist Case |publisher=Allen Lane}}

Externe Links