Alvar Aalto: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Das unsichtbare Imperium
Die Seite wurde neu angelegt: „{{Short description|Finnish architect and designer (1898–1976)}} {{Use dmy dates|date=March 2021}} {{Infobox architect | name = Alvar Aalto | image = File:Alvar Aalto1.jpg | caption = Aalto in 1960 | nationality = Finnish | birth_name = Hugo Alvar Henrik Aalto | birth_date = {{Birth date|df=yes|1898|2|3}} | birth_place = Kuortane, Grand Duchy of Finland | death_date = {{Death date and age|df=yes|1976|5|11|1898|2|3}} | death_place = Helsinki, Finland | p…“
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 218: Zeile 218:
*Aino Aalto
*Aino Aalto
*Elissa Aalto
*Elissa Aalto
==Referenzen==


{{Refbegin|2}}
{{Refbegin|2}}
Zeile 327: Zeile 325:
* [https://web.archive.org/web/20080628205605/http://www.nordjyllandskunstmuseum.dk/Default.aspx?ID=656 Nordjütländisches Museum]
* [https://web.archive.org/web/20080628205605/http://www.nordjyllandskunstmuseum.dk/Default.aspx?ID=656 Nordjütländisches Museum]
* [https://archive.today/20130111165200/http://puredesign.it/mygallery/list.php?exhibition=10&lang=eng S. Maria Assunta - Riola BO Italien]
* [https://archive.today/20130111165200/http://puredesign.it/mygallery/list.php?exhibition=10&lang=eng S. Maria Assunta - Riola BO Italien]
{{Sonning Prize laureates}}


{{DEFAULTSORT:Aalto, Alvar}}
{{DEFAULTSORT:Aalto, Alvar}}

Aktuelle Version vom 29. August 2024, 06:15 Uhr

Alvar Aalto
Aalto in 1960
Geboren
Hugo Alvar Henrik Aalto

(1898-02-03)3 February 1898
Kuortane, Grand Duchy of Finland
Gestorben11 May 1976(1976-05-11) (aged 78)
Helsinki, Finland
NationalityFinnish
UniversitätHelsinki University of Technology
OccupationArchitect
Spouses
Aino Marsio
(m. 1925; died 1949)
Elissa Mäkiniemi
(m. 1952)
Children2
AwardsPrince Eugen Medal (1954)
RIBA Gold Medal (1957)
AIA Gold Medal (1963)
BuildingsPaimio Sanatorium
Säynätsalo Town Hall
Viipuri Library
Villa Mairea
Baker House
Finlandia Hall
ProjectsHelsinki City Centre
DesignSavoy Vase
Paimio Chair
Signature

Hugo Alvar Henrik Aalto (; 3. Februar 1898 - 11. Mai 1976) war ein finnischer Architekt und Designer. Sein Werk umfasst Architektur, Möbel, Textilien und Glaswaren, aber auch Skulpturen und Gemälde. Er sah sich selbst nie als Künstler, sondern betrachtete Malerei und Bildhauerei als „Zweige des Baumes, dessen Stamm die Architektur ist“. Aaltos frühe Karriere verlief parallel zum raschen Wirtschaftswachstum und zur Industrialisierung Finnlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viele seiner Kunden waren Industrielle, darunter die Familie Ahlström-Gullichsen, die zu seinen Mäzenen wurde. Die Spannweite seiner Karriere von den 1920er bis zu den 1970er Jahren spiegelt sich in den Stilen seiner Arbeiten wider, die vom nordischen Klassizismus der frühen Arbeiten über einen rationalen Modernismus im internationalen Stil während der 1930er Jahre bis hin zu einem eher organischen modernistischen Stil ab den 1940er Jahren reichen.

Sein architektonisches Schaffen ist während seiner gesamten Laufbahn durch das Bemühen um Design als Gesamtkunstwerk gekennzeichnet, bei dem er zusammen mit seiner ersten Frau Aino Aalto nicht nur das Gebäude, sondern auch die Innenflächen, Möbel, Lampen und Glaswaren entwarf. Seine Möbeldesigns gelten als skandinavische Moderne, eine Ästhetik, die sich in ihrer eleganten Vereinfachung und ihrem Umgang mit Materialien, insbesondere mit Holz, widerspiegelt, aber auch in Aaltos technischen Innovationen, die ihm Patente für verschiedene Herstellungsverfahren einbrachten, etwa für die Herstellung von gebogenem Holz. Als Designer wird er als Wegbereiter der Designmoderne der Jahrhundertmitte gefeiert; seine Erfindung von Möbeln aus gebogenem Sperrholz hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Ästhetik von Charles und Ray Eames und George Nelson. Das Alvar-Aalto-Museum, das von Aalto selbst entworfen wurde, befindet sich in seiner Heimatstadt Jyväskylä.

Der Eintrag zu seiner Person auf der Website des Museum of Modern Art verweist auf seine „bemerkenswerte Synthese aus romantischen und pragmatischen Ideen“ und fügt hinzu

In seinem Werk spiegelt sich der tiefe Wunsch wider, die Architektur durch einen unorthodoxen Umgang mit Formen und Materialien zu humanisieren, der sowohl rational als auch intuitiv war. Beeinflusst vom so genannten International Style Modernism (oder Funktionalismus, wie er in Finnland genannt wurde) und seiner Bekanntschaft mit führenden Modernisten in Europa, darunter der schwedische Architekt Erik Gunnar Asplund und viele der mit dem Bauhaus assoziierten Künstler und Architekten, schuf Aalto Entwürfe, die einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung der Moderne vor und nach dem Zweiten Weltkrieg hatten.

Biografie

Leben

Auditorium of the Viipuri Municipal Library in the 1930s
Alvar Aalto Studio, Helsinki (1954–56)
Alvar Aalto Studio, Helsinki (1954–55)
Main Building of the Jyväskylä University (1955)
Datei:Heilig Geist Kirche Wolfsburg Alvar Aalto 1958 62 photo by Christian Gänshirt.JPG
Church of the Holy Spirit, Wolfsburg (1958–62)

Hugo Alvar Henrik Aalto wurde in Kuortane, Finnland, geboren. Sein Vater, Johan Henrik Aalto, war ein finnischsprachiger Landvermesser und seine Mutter, Selma Matilda „Selly“ (geborene Hackstedt), war eine schwedischsprachige Postmeisterin. Als Aalto 5 Jahre alt war, zog die Familie nach Alajärvi und von dort nach Jyväskylä in Mittelfinnland.

Er besuchte das Lyzeum in Jyväskylä, wo er 1916 seine Grundausbildung abschloss, und nahm Zeichenunterricht bei dem örtlichen Künstler Jonas Heiska. Im Jahr 1916 schrieb er sich dann an der Technischen Universität Helsinki für ein Architekturstudium ein. Sein Studium wurde durch den Finnischen Bürgerkrieg unterbrochen, an dem er teilnahm. Er kämpfte auf der Seite der „Weißen Armee“ und nahm an der Schlacht von Länkipohja und an der Schlacht von Tampere teil.

Während seines Studiums baute er sein erstes architektonisches Werk: ein Haus für seine Eltern in Alajärvi. Später setzte er seine Ausbildung fort und schloss sie 1921 ab. Im Sommer 1922 trat er in den Militärdienst ein und absolvierte die Reserveoffiziersschule in Hamina, wo er im Juni 1923 zum Oberleutnant der Reserve befördert wurde.

1920 unternahm Aalto während seines Studiums seine erste Auslandsreise, die ihn über Stockholm nach Göteborg führte, wo er für kurze Zeit bei dem Architekten Arvid Bjerke Arbeit fand. 1922 realisierte er sein erstes eigenständiges Werk auf der Industrieausstellung in Tampere. 1923 kehrte er nach Jyväskylä zurück, wo er ein Architekturbüro unter dem Namen „Alvar Aalto, Architekt und Monumentalkünstler“ eröffnete. Zu dieser Zeit schrieb er unter dem Pseudonym Remus Artikel für die Zeitung „Sisä-Suomi“ in Jyväskylä. In dieser Zeit entwirft er eine Reihe von kleinen Einfamilienhäusern in Jyväskylä, und die Arbeitsbelastung des Büros nimmt stetig zu.

Am 6. Oktober 1924 heiratete Aalto die Architektin Aino Marsio. Ihre Flitterwochen in Italien waren Aaltos erste Reise dorthin, obwohl Aino zuvor eine Studienreise dorthin unternommen hatte. Diese gemeinsame Reise besiegelte eine intellektuelle Bindung an die Kultur des Mittelmeerraums, die für Aalto lebenslang wichtig blieb.

Nach ihrer Rückkehr setzten sie mehrere Projekte vor Ort fort, insbesondere den Jyväskylä Worker's Club, in den sie eine Reihe von Motiven einfließen ließen, die sie während ihrer Reise studiert hatten, insbesondere die Dekoration des Festsaals nach dem Vorbild des Rucellai-Grabmals in Florenz von Leon Battista Alberti. Nachdem sie 1927 den Architekturwettbewerb für das Gebäude der Südwestfinnischen Agrargenossenschaft gewonnen hatten, verlegten die Aaltos ihr Büro nach Turku. Schon vor ihrem Umzug hatten sie Kontakt mit dem fortschrittlichsten Architekten der Stadt, Erik Bryggman, aufgenommen. Sie begannen mit ihm zusammenzuarbeiten, vor allem bei der Turkuer Messe 1928-29. Aaltos Biograph Göran Schildt behauptete, Bryggman sei der einzige Architekt gewesen, mit dem Aalto auf Augenhöhe zusammengearbeitet habe. Angesichts der zunehmenden Arbeit in der finnischen Hauptstadt zog das Büro der Aaltos 1933 erneut nach Helsinki um.

Die Aaltos entwarfen und bauten für sich selbst ein gemeinsames Hausbüro (1935-36) in Munkkiniemi, Helsinki, ließen aber später (1954-56) ein eigens dafür gebautes Büro im selben Viertel errichten - heute ist ersteres ein „Heimatmuseum“ und letzteres die Räumlichkeiten der Alvar Aalto Akademie. 1926 entwarfen und bauten die jungen Aaltos für sich ein Sommerhaus in Alajärvi, die Villa Flora.

Aino und Alvar hatten zwei Kinder, eine Tochter, Johanna „Hanni“ (Ehename Alanen; geboren 1925), und einen Sohn, Hamilkar Aalto (geboren 1928). Aino Aalto starb 1949 an Krebs.

Im Jahr 1952 heiratete Aalto die Architektin Elissa Mäkiniemi (gestorben 1994). Im Jahr 1952 entwarf und baute er für sich und seine zweite Frau, jetzt Elissa Aalto, in Muuratsalo in Mittelfinnland ein Sommerhaus, das so genannte Experimentalhaus. Alvar Aalto starb am 11. Mai 1976 in Helsinki und ist auf dem Friedhof Hietaniemi in Helsinki begraben. Elissa Aalto wurde Direktorin der Praxis und leitete das Büro von 1976 bis 1994. Im Jahr 1978 veranstaltete das Museum für finnische Architektur in Helsinki eine große Ausstellung von Aaltos Werken.

Architekturkarriere

Frühe Karriere: Klassizismus

Obwohl er manchmal als einer der ersten und einflussreichsten Architekten der nordischen Moderne angesehen wird, zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass Aalto (während er in Finnland Pionierarbeit leistete) andere Pioniere in Schweden, insbesondere Gunnar Asplund und Sven Markelius, eng verfolgte und mit ihnen persönliche Kontakte pflegte. Was sie und viele andere dieser Generation in den nordischen Ländern gemeinsam hatten, war eine klassische Ausbildung und eine Herangehensweise an die klassische Architektur, die Historiker heute als nordischen Klassizismus bezeichnen. Dieser Stil war eine Reaktion auf die vorherrschende Nationalromantik, bevor er sich in den späten 1920er Jahren in Richtung Moderne entwickelte.

Als Aalto 1923 nach Jyväskylä zurückkehrte, um sein eigenes Architekturbüro zu eröffnen, entwarf er mehrere Einfamilienhäuser im Stil des nordischen Klassizismus. So zum Beispiel das Herrenhaus für den Cousin seiner Mutter Terho Manner in Töysa (1923), eine Sommervilla für den Polizeipräsidenten von Jyväskylä (ebenfalls 1923) und das Bauernhaus Alatalo in Tarvaala (1924). In dieser Zeit vollendete er seine ersten öffentlichen Gebäude, den Arbeiterklub von Jyväskylä (1925), das Gebäude des Verteidigungskorps von Jyväskylä (1926) und das Gebäude der Guardia Civil von Seinäjoki (1924-29). Er beteiligte sich an mehreren Architekturwettbewerben für prestigeträchtige staatliche öffentliche Gebäude in Finnland und im Ausland. Dazu gehörten zwei Wettbewerbe für das finnische Parlamentsgebäude in den Jahren 1923 und 1924, der Erweiterungsbau der Universität Helsinki im Jahr 1931 und das Gebäude für den Völkerbund in Genf (Schweiz) in den Jahren 1926-27.

Aaltos erster fertiggestellter Kirchenentwurf, die Muurame-Kirche, veranschaulicht seinen Übergang vom nordischen Klassizismus zum Funktionalismus.

In dieser Periode war Aalto mit Artikeln für Fachzeitschriften und Zeitungen am produktivsten in seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Zu seinen bekanntesten Aufsätzen aus dieser Zeit gehören „Städtische Kultur“ (1924), „Tempelbäder auf dem Bergrücken von Jyväskylä“ (1925), „Abbé Coignards Predigt“ (1925) und „Von der Haustür zum Wohnzimmer“ (1926).

Villa Mairea in Noormarkku
Finlandia Hall (1962–71)
The Aalto-Theater opera house in Essen, Germany

Frühe Karriere: Funktionalismus

Der Wandel in Aaltos Designansatz vom Klassizismus zur Moderne wird durch die Viipuri-Bibliothek in Vyborg (1927-35) verkörpert, die sich von einem ursprünglich klassischen Wettbewerbsvorschlag zu einem hochmodernen Gebäude entwickelte. Sein humanistischer Ansatz kommt in der Bibliothek voll zur Geltung: Die Inneneinrichtung besteht aus natürlichen Materialien, warmen Farben und wellenförmigen Linien. Aufgrund von Finanzierungsproblemen, die durch einen Standortwechsel noch verstärkt wurden, zog sich das Projekt der Viipuri-Bibliothek über acht Jahre hin. In dieser Zeit entwarf Aalto das Standard Apartment Building (1928-29) in Turku, das Turun Sanomat Building (1929-30) und das Paimio Sanatorium (1929-32), das er in Zusammenarbeit mit seiner ersten Frau Aino Aalto entwarf. Mehrere Faktoren trugen zu Aaltos Hinwendung zur Moderne bei: seine zunehmende Vertrautheit mit internationalen Trends, die durch seine Reisen durch Europa begünstigt wurde; die Möglichkeit, beim Standard Apartment Building mit der Vorfertigung von Beton zu experimentieren; die innovative, von Le Corbusier inspirierte Formensprache des Turun Sanomat-Gebäudes; und Aaltos Anwendung von beidem beim Paimio Sanatorium und bei dem laufenden Entwurf für die Bibliothek. Obwohl das Turun Sanomat-Gebäude und das Paimio Sanatorium vergleichsweise reine modernistische Werke sind, trugen sie den Keim seiner Infragestellung eines solchen orthodoxen modernistischen Ansatzes und einer Hinwendung zu einer gewagteren, synthetischen Haltung in sich. Es wurde darauf hingewiesen, dass das Planungsprinzip für das Paimio Sanatorium - die gespreizten Flügel - dem Zonnestraal Sanatorium (1925-31) von Jan Duiker zu verdanken ist, das Aalto während der Bauphase besuchte. Während diese frühen funktionalistischen Bauten Einflüsse von Le Corbusier, Walter Gropius und anderen Schlüsselfiguren der mitteleuropäischen Moderne erkennen lassen, begann Aalto mit der Einführung organischer Bezüge, seine Individualität in Abkehr von solchen Normen zu zeigen.

Durch Sven Markelius wurde Aalto Mitglied des Congres Internationaux d'Architecture Moderne (CIAM) und nahm 1929 am zweiten Kongress in Frankfurt und 1933 am vierten Kongress in Athen teil, wo er eine enge Freundschaft mit László Moholy-Nagy, Sigfried Giedion und Philip Morton Shand schloss. In dieser Zeit verfolgte er aufmerksam die Arbeit des wichtigsten Impulsgebers der neuen Moderne, Le Corbusier, und besuchte ihn in den folgenden Jahren mehrmals in seinem Pariser Büro.

Erst mit der Fertigstellung des Sanatoriums von Paimio (1932) und der Bibliothek von Viipuri (1935) erlangte Aalto erstmals weltweite Aufmerksamkeit in der Architektur. Sein Ruf in den USA wuchs nach der Einladung zu einer Retrospektive seiner Werke im MOMA in New York im Jahr 1938. (Dies war sein erster Besuch in den USA.) Die Ausstellung, die später durch 12 Städte des Landes tourte, war ein Meilenstein: Aalto war - nach Le Corbusier - der zweite Architekt, der eine Einzelausstellung im Museum hatte. Sein Ansehen in den USA wuchs, nachdem sein Entwurf für den finnischen Pavillon auf der New Yorker Weltausstellung von 1939, den Frank Lloyd Wright als „geniales Werk“ bezeichnete, von der Kritik gefeiert wurde. Man könnte sagen, dass Aaltos internationaler Ruf mit seiner Aufnahme in die zweite Auflage von Sigfried Giedions einflussreichem Buch über die Architektur der Moderne, Space, Time, and Architecture: The growth of a new tradition“ (1949), in dem Aalto mehr Aufmerksamkeit erhielt als jeder andere Architekt der Moderne, einschließlich Le Corbusier. In seiner Analyse von Aalto gab Giedion Qualitäten den Vorrang, die von der direkten Funktionalität abweichen, wie Stimmung, Atmosphäre, Intensität des Lebens und sogar nationale Merkmale, und erklärte, dass „Finnland mit Aalto ist, wohin er auch geht“.

Mitte der Karriere: Experimentieren

In den 1930er Jahren experimentierte Alvar Aalto mit Schichtholz, Skulpturen und abstrakten Reliefs, die sich durch unregelmäßig geschwungene Formen auszeichnen. Mit diesem Wissen konnte er technische Probleme in Bezug auf die Flexibilität von Holz lösen und gleichzeitig räumliche Fragen in seinen Entwürfen ausarbeiten. Aaltos frühe Experimente mit Holz und seine Abkehr von einem puristischen Modernismus wurden mit dem Auftrag zur Gestaltung der Villa Mairea (1939) in Noormarkku, dem luxuriösen Wohnhaus des jungen Industriellenpaares Harry und Maire Gullichsen, in der Praxis erprobt. Maire Gullichsen, die als Hauptauftraggeberin fungierte, arbeitete nicht nur eng mit Alvar, sondern auch mit Aino Aalto zusammen und ermutigte sie zu einer gewagteren Arbeitsweise. Das Gebäude ist U-förmig um einen zentralen „Garten“ angelegt, dessen zentrales Element ein nierenförmiges Schwimmbecken ist. Neben dem Pool befindet sich eine Sauna im rustikalen Stil, die sowohl auf finnische als auch auf japanische Vorbilder anspielt. Das Design des Hauses ist eine Synthese zahlreicher Stileinflüsse, von der traditionellen finnischen Volkssprache bis zum puristischen Modernismus, sowie Einflüsse der englischen und japanischen Architektur. Obwohl das Haus eindeutig für eine wohlhabende Familie bestimmt ist, vertrat Aalto die Ansicht, dass es auch ein Experiment sei, das sich für die Gestaltung von Massenwohnungen als nützlich erweisen würde.

Sein wachsender Ruhm führte zu Angeboten und Aufträgen außerhalb Finnlands. Im Jahr 1941 folgte er einer Einladung als Gastprofessor an das Massachusetts Institute of Technology in den USA. Während des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Finnland zurück, um das Amt für Wiederaufbau zu leiten. Nach dem Krieg kehrte er an das MIT zurück, wo er das 1949 fertiggestellte Studentenwohnheim Baker House entwarf. Das Wohnheim grenzte an den Charles River, und seine wellenförmige Form bot jedem Bewohner ein Maximum an Aussicht und Belüftung. Dies war das erste Gebäude aus Aaltos rotem Backstein. Ursprünglich wurde er im Baker House verwendet, um die Tradition der Ivy-League-Universitäten zu unterstreichen. Nach seiner Rückkehr nach Finnland verwendete Aalto ihn in einer Reihe wichtiger Gebäude, vor allem in mehreren Gebäuden des neuen Campus der Technischen Universität Helsinki (ab 1950), im Rathaus von Säynätsalo (1952), im Renteninstitut von Helsinki (1954), im Kulturhaus von Helsinki (1958) sowie in seinem eigenen Sommerhaus, dem Experimental House in Muuratsalo (1957).

In den 1950er Jahren widmete sich Aalto der Bildhauerei und erforschte Holz, Bronze, Marmor und Mischtechniken. Zu den bemerkenswerten Werken aus dieser Zeit gehört sein 1960 geschaffenes Denkmal für die Schlacht von Suomussalmi. Es befindet sich auf dem Schlachtfeld und besteht aus einer geneigten Bronzesäule auf einem Sockel.

Reife Karriere: Monumentalismus

Alvar Aalto's signature on the wall of the Jyväskylä theatre

Von Anfang der 1960er Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1976 schuf Aalto vor allem seine Projekte in Helsinki, insbesondere den riesigen Stadtplan für das leere Gebiet im Zentrum Helsinkis, das an die Töölö-Bucht und die ausgedehnten Bahnhöfe angrenzt, ein Gebiet, das an den Rändern von bedeutenden Gebäuden wie dem Nationalmuseum und dem Hauptbahnhof, beide von Eliel Saarinen, geprägt ist. In seinem Stadtplan schlug Aalto eine Reihe separater, mit Marmor verkleideter Gebäude an der Bucht vor, in denen verschiedene Kultureinrichtungen untergebracht werden sollten, darunter ein Konzertsaal, eine Oper, ein Architekturmuseum und der Sitz der Finnischen Akademie. Der Plan umfasste auch eine Reihe hoher Bürogebäude im Stadtteil Kamppi. Aalto präsentierte seine Vision zum ersten Mal 1961, aber sie wurde in den frühen 60er Jahren mehrfach geändert. Nur zwei Fragmente des Gesamtplans wurden realisiert: die Konzerthalle Finlandia Hall (1976) an der Töölö-Bucht und ein Bürogebäude im Stadtteil Kamppi für die Helsinki Electricity Company (1975). Die Mies'sche Formensprache der geometrischen Raster, die in diesen Gebäuden verwendet wurde, setzte Aalto auch an anderen Orten in Helsinki ein, darunter das Gebäude der Enso-Gutzeit-Zentrale (1962), die Akademische Buchhandlung (1962) und das Gebäude der SYP-Bank (1969).

Nach Aaltos Tod im Jahr 1976 wurde sein Büro unter der Leitung seiner Witwe Elissa weitergeführt, die die Fertigstellung bereits entworfener Werke (in gewissem Umfang) überwachte, darunter das Stadttheater von Jyväskylä und das Opernhaus von Essen. Seit dem Tod von Elissa Aalto wird das Büro als Alvar-Aalto-Akademie weitergeführt, die bei der Restaurierung von Aalto-Bauten berät und das umfangreiche Archiv des Büros verwaltet.

Möbelkarriere

Paimio chair
Model 60 stacking stools

Obwohl Aalto für seine Architektur berühmt war, wurden seine Möbelentwürfe bewundert und sind auch heute noch beliebt. Er studierte bei dem Architekten und Designer Josef Hoffmann an der Wiener Werkstätte und arbeitete eine Zeit lang unter Eliel Saarinen. Er ließ sich auch von den Gebrüdern Thonet inspirieren. In den späten 1920er und 1930er Jahren arbeitete er bei seinen Möbelentwürfen eng mit Aino Aalto zusammen, was zum Teil auf seine Entscheidung zurückzuführen ist, viele der einzelnen Möbelstücke und Lampen für das Paimio Sanatorium zu entwerfen. Von besonderer Bedeutung waren die Experimente der Aaltos mit gebogenen Sperrholzstühlen, vor allem der so genannte Paimio-Stuhl, der für Tuberkulosepatienten entworfen wurde, und der Stapelhocker Modell 60. Zusammen mit der Kunstförderin Maire Gullichsen und dem Kunsthistoriker Nils-Gustav Hahl gründeten die Aaltos 1935 die Firma Artek, die vorgeblich Aalto-Produkte verkaufen sollte, aber auch Stücke anderer Designer importierte. Aalto war der erste Möbeldesigner, der das Prinzip des Freischwingers bei Stuhlentwürfen aus Holz einsetzte.

Auszeichnungen

Aalto erhielt unter anderem 1954 die Prinz-Eugen-Medaille, 1957 die Royal Gold Medal for Architecture des Royal Institute of British Architects und 1963 die Gold Medal des American Institute of Architects. Im Jahr 1957 wurde er zum ausländischen Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences ernannt. Er war auch Mitglied der Finnischen Akademie, deren Präsident er von 1963 bis 1968 war. Von 1925 bis 1956 war er Mitglied des Congrès International d'Architecture Moderne. Im Jahr 1960 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technik (NTNU).

Werke

Aaltos Karriere umspannt den Stilwandel vom nordischen Klassizismus über den puristischen Modernismus des Internationalen Stils bis hin zu einem persönlicheren, synthetischen und eigenwilligen Modernismus. Aaltos breit gefächertes Tätigkeitsfeld reicht von groß angelegten Projekten wie Stadtplanung und Architektur bis hin zu intimeren, auf den Menschen zugeschnittenen Arbeiten in den Bereichen Innenarchitektur, Möbel- und Glasdesign sowie Malerei. Schätzungen zufolge hat Aalto während seiner gesamten Laufbahn mehr als 500 einzelne Gebäude entworfen, von denen etwa 300 gebaut wurden. Die überwiegende Mehrheit davon befindet sich in Finnland. Er hat auch einige Gebäude in Frankreich, Deutschland, Italien und den USA errichtet.

Aaltos Arbeit mit Holz wurde von den frühen skandinavischen Architekten beeinflusst. Seine Experimente und sein kühnes Abweichen von ästhetischen Normen machten auf seine Fähigkeit aufmerksam, Holz zu Dingen zu bewegen, die zuvor nicht möglich waren. Seine Schnitttechniken für Buchenholz und seine Fähigkeit, Sperrholz als strukturelles Element zu verwenden und gleichzeitig dessen ästhetische Eigenschaften auszunutzen, waren technisch innovativ und künstlerisch inspiriert zugleich. Weitere Beispiele für seine grenzüberschreitende Sensibilität sind die vertikale Anordnung von grob behauenen Holzstämmen in seinem Pavillon auf der Lapua-Ausstellung, ein Gestaltungselement, das an eine mittelalterliche Barrikade erinnert. Auf der Orchesterbühne in Turku und auf der Weltausstellung in Paris verwendete er Bretter in verschiedenen Größen und Formen. Auch in Paris (und in der Villa Mairea) verwendete er Birkenbretter in einer vertikalen Anordnung. Seine Bibliothek in Vyborg, die er im damaligen Viipuri (nach der sowjetischen Annexion 1944 wurde es zu Vyborg) errichtete, ist für ihre atemberaubende Decke mit ihren wellenförmigen Wellen aus rotbrauner Kiefer (die in der Region wächst) berühmt. Für seine Überdachungen schuf er riesige Spannweiten (155 Fuß im überdachten Stadion von Otaniemi), die alle ohne Zugstangen auskommen. In seinem Treppenhaus in der Villa Mairea erweckt er das Gefühl eines natürlichen Waldes, indem er Buchenholz mit Stämmen zu Säulen verbindet.

Aalto behauptete, dass seine Gemälde nicht als einzelne Kunstwerke, sondern als Teil seines architektonischen Entwurfsprozesses entstanden, und viele seiner kleinformatigen „skulpturalen“ Experimente mit Holz führten später zu größeren architektonischen Details und Formen. Diese Experimente führten auch zu einer Reihe von Patenten: So erfand er beispielsweise 1932 eine neue Form von Möbeln aus gebogenem Sperrholz (die 1933 patentiert wurde). Seine experimentelle Methode wurde durch seine Begegnungen mit verschiedenen Mitgliedern der Bauhaus-Designschule beeinflusst, insbesondere mit László Moholy-Nagy, den er 1930 zum ersten Mal traf. Aaltos Möbel wurden 1935 in London ausgestellt und fanden großen Anklang bei der Kritik. Um die Nachfrage zu befriedigen, gründete Aalto zusammen mit seiner Frau Aino, Maire Gullichsen und Nils-Gustav Hahl im selben Jahr die Firma Artek. Aalto-Glaswaren (sowohl Aino als auch Alvar) werden von Iittala hergestellt.

Aaltos „High Stool“ und „Stool E60“ (hergestellt von Artek) werden derzeit in Apple Stores auf der ganzen Welt als Sitzgelegenheiten für Kunden verwendet. Die schwarz lackierten Hocker dienen als Sitzgelegenheiten für Kunden an der Genius Bar“ und auch in anderen Bereichen des Ladens, wenn Sitzgelegenheiten für einen Produktworkshop oder eine besondere Veranstaltung benötigt werden. Aalto war auch maßgeblich daran beteiligt, die finnische Bevölkerung auf die moderne Kunst aufmerksam zu machen, insbesondere auf die Arbeiten seiner Freunde Alexander Milne Calder und Fernand Léger.

Bedeutende Gebäude

KUNSTEN Museum of Modern Art Aalborg, Denmark (1958–72)
Church of Santa Maria Assunta, Riola of Vergato, Italy, designed in 1966 and built 1975–1978. Photo by Paolo Monti, 1980.
Armchair 400 with reindeer fur
  • 1921-1923: Glockenturm der Kauhajärvi Kirche, Lapua, Finnland
  • 1924-1926: Haus der Zivilgarde Seinäjoki, Seinäjoki, Finnland
  • 1924-1928: Städtisches Krankenhaus, Alajärvi, Finnland
  • 1926-1929: Gebäude des Verteidigungskorps, Jyväskylä, Finnland
  • 1927-1928: Gebäude der landwirtschaftlichen Genossenschaft Südwestfinnland, Turku, Finnland
  • 1927-1935: Stadtbibliothek, Viipuri, Finnland (heute Vyborg, Russland)
  • 1928-1929, 1930: Büros der Zeitung „Turun Sanomat“, Turku, Finnland
  • 1928-1933: Paimio Sanatorium, Tuberkulose-Sanatorium und Personalwohnungen, Paimio, Finnland
  • 1931: Toppila Papierfabrik in Oulu, Finnland
  • 1931: Zentrales Universitätskrankenhaus, Zagreb, Kroatien (ehemaliges Jugoslawien)
  • 1932: Villa Tammekann, Tartu, Estland
  • 1934: Corso-Theater, Restaurant-Interieur, Zürich, Schweiz
  • 1936-1939: Ahlstrom Sunila Zellstofffabrik, Wohngebäude und Stadtplan, Kotka, Finnland
  • 1937-1939: Villa Mairea, Noormarkku, Finnland
  • 1939: Finnischer Pavillon auf der Weltausstellung in New York 1939
  • 1945: Sägewerk in Varkaus, Finnland
  • 1947-1948: Baker House, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, Massachusetts, Vereinigte Staaten.
  • 1949-1966: Technische Universität Helsinki, Espoo, Finnland
  • 1949-1952: Rathaus von Säynätsalo, Säynätsalo (heute Teil von Jyväskylä), Finnland; Wettbewerb 1949, gebaut 1952
  • 1950-1957: Bürogebäude der Nationalen Rentenanstalt, Helsinki, Finnland
  • 1951-1971: Universität Jyväskylä, verschiedene Gebäude und Einrichtungen auf dem Universitätscampus, Jyväskylä, Finnland
  • 1952-1958: Haus der Kultur, Helsinki, Finnland
  • 1953: Das Experimentalhaus, Muuratsalo, Finnland
  • 1953-1955: Bürogebäude Rautatalo, Helsinki, Finnland
  • 1956-1958: Haus für Louis Carré, Bazoches, Frankreich
  • 1956-1958: Kirche zu den drei Kreuzen, Vuoksenniska, Imatra, Finnland
  • 1957-1967: Stadtzentrum (Bibliothek, Theater, Rathaus, Lakeuden Risti Kirche und zentrale Verwaltungsgebäude), Seinäjoki, Finnland
  • 1958: Post- und Telegrafenamt, Bagdad, Irak
  • 1958-1972: KUNSTEN Museum für moderne Kunst Aalborg, Aalborg, Dänemark
  • 1959-1962: Gemeindezentrum, Wolfsburg, Deutschland
  • 1959-1962: Heilig-Geist-Gemeindezentrum, Wolfsburg, Deutschland
  • 1959-1962: Enso-Gutzeit-Zentrale, Helsinki, Finnland
  • 1961-1975: Lappia Hall, Veranstaltungsort für darstellende Künste und Konferenzen, Rovaniemi, Finnland; Teil des „Aalto-Zentrums“ der Stadt
  • 1962: Aalto-Hochhaus, Bremen, Deutschland
  • 1964-1965: Kaufmann Conference Center am Institut für internationale Bildung, New York City, USA.
  • 1965: Rovaniemi-Bibliothek, Rovaniemi, Finnland
  • 1962-1971: Finlandia-Halle, Helsinki, Finnland
  • 1963-1968: Stephanus-Kirche, Detmerode, Wolfsburg, Deutschland
  • 1963-1965: Gebäude für die Nation Västmanland-Dala, Uppsala, Schweden
  • 1967-1970: Bibliothek in der Abtei Mount Angel, St. Benedict, Salem, Oregon, USA.
  • 1965-1968: Nordisches Haus, Reykjavík, Island
  • 1966: Kirche Mariä Himmelfahrt, Riola di Vergato, Italien (erbaut 1975-1978)
  • 1973: Alvar Aalto Museum, auch bekannt als Taidemuseo, Jyväskylä, Finnland
  • 1970-1973: Sähkötalo, Helsinki, Finnland
  • 1978 (abgeschlossen): Ristinkirkko, Lahti, Finnland
  • 1959-1988: Opernhaus Essen, Essen, Deutschland
  • 1986: Rathaus von Rovaniemi, Rovaniemi, Finnland

Möbel und Glaswaren

Stühle
  • 1932: Paimio Stuhl
  • 1933: Modell 60 Stapelhocker
  • 1933: Vierbeiniger Hocker E60
  • 1935-36: Sessel 404 (auch bekannt als Zebra Tank Chair)
  • 1939: Sessel 406
Lampen
  • 1954: Stehleuchte A805
  • 1959: Stehlampe A810
Vasen
  • 1936: Aalto-Vase

Zitate

  • „Gott hat das Papier geschaffen, um Architektur darauf zu zeichnen. Alles andere ist, zumindest für mich, ein Missbrauch des Papiers.“ Alvar Aalto, „Anstelle eines Artikels“, Arkkitehti Nr. 1-2, 1958.
  • Wir sollten für einfache, gute, schmucklose Dinge arbeiten... Dinge, die in Harmonie mit dem menschlichen Wesen sind und organisch für den kleinen Mann auf der Straße geeignet sind.“ Alvar Aalto, Rede in London 1957.
  • „Es ist keine Kunst, alles aus der Tradition oder der Vergangenheit zu übernehmen und zu kopieren. Es ist notwendig, das Material und die Energie aus der Natur zu nehmen und mit dem Kunstwerk zu reagieren, indem man seine eigene psychische Energie einbringt. Wir neigen dazu, alles von der Natur zu nehmen, ohne etwas zurückzugeben. Das ist nicht gut - sie kann sich an uns rächen.“

Kritik an Aaltos Architektur

Wie bereits erwähnt, wurde Aaltos internationaler Ruf mit seiner Aufnahme in die zweite Auflage von Sigfried Giedions einflussreichem Buch über die Architektur der Moderne, Space, Time and Architecture: The growth of a new tradition“ (1949), in dem Aalto mehr Aufmerksamkeit erhielt als jeder andere Architekt der Moderne, einschließlich Le Corbusier. In seiner Analyse von Aalto gab Giedion Qualitäten den Vorrang, die von der direkten Funktionalität abweichen, wie Stimmung, Atmosphäre, Intensität des Lebens und sogar nationale Merkmale, und erklärte, dass „Finnland mit Aalto zusammen ist, wo immer er hingeht“.

In jüngerer Zeit haben jedoch einige Architekturkritiker und -historiker den Einfluss Aaltos auf den historischen Kanon in Frage gestellt. Die italienischen marxistischen Architekturhistoriker Manfredo Tafuri und Francesco Dal Co sind der Meinung, dass Aaltos „historische Bedeutung vielleicht etwas übertrieben wurde; mit Aalto befinden wir uns außerhalb der großen Themen, die den Verlauf der zeitgenössischen Architektur so dramatisch gemacht haben. Die Qualitäten seiner Werke haben nur als meisterhafte Ablenkungen eine Bedeutung, die außerhalb der entfernten Realität, in der sie ihre Wurzeln haben, nicht reproduziert werden können.“ Im Mittelpunkt ihrer Kritik stand die Auffassung, dass Aaltos Werk nicht für den städtischen Kontext geeignet ist: „Im Wesentlichen ist seine Architektur nicht für urbane Typologien geeignet“.

Am anderen Ende des politischen Spektrums (wenn auch in ähnlicher Weise besorgt über die Angemessenheit von Aaltos Formensprache) hob der amerikanische Kulturtheoretiker und Architekturhistoriker Charles Jencks sein Pensionsinstitut als Beispiel für den, wie er es nannte, „weichen Paternalismus“ des Architekten hervor: „Als fragmentierte Masse konzipiert, um das Gefühl der Bürokratie aufzubrechen, gelingt es ihm nur allzu gut, menschlich zu sein und den Rentner mit Freundlichkeit zu erschlagen. Die Formen sind vertraut - roter Ziegelstein und Fensterbänder, die von Kupfer- und Bronzeelementen durchbrochen werden -, und das alles wird mit einer Wortkargheit umgesetzt, die ans Schläfrige grenzt.“

Zu Lebzeiten sah sich Aalto der Kritik seiner finnischen Architektenkollegen ausgesetzt, vor allem von Kirmo Mikkola und Juhani Pallasmaa. In seinem letzten Lebensjahrzehnt galt Aaltos Werk als unmodern und individualistisch, und das zu einer Zeit, in der die gegensätzlichen Tendenzen des Rationalismus und des Konstruktivismus - die oft von linken Politikern vertreten wurden - für eine anonyme, aggressiv unästhetische Architektur plädierten. Über Aaltos Spätwerk schrieb Mikkola: „Aalto ist zu [einer] barocken Linie übergegangen...“.

Alvar Aalto portrayed on a stamp published in 1976

Gedenkstätten

Aalto wurde auf verschiedene Weise gewürdigt:

  • Alvar Aalto ist der Namensgeber der Alvar-Aalto-Medaille, einer internationalen Architekturauszeichnung.
  • Aalto war auf dem 50-Millionen-Schein der letzten Serie der finnischen Markka (vor ihrer Ersetzung durch den Euro im Jahr 2002) abgebildet.
  • Der hundertste Jahrestag von Aaltos Geburt im Jahr 1998 wurde in Finnland nicht nur mit mehreren Büchern und Ausstellungen begangen, sondern auch mit der Vermarktung von speziell abgefülltem rotem und weißem Aalto-Wein und einem speziell entworfenen Muffin.
  • 1976, in seinem Todesjahr, wurde Aalto auf einer finnischen Briefmarke gewürdigt.
  • Die Piazza Alvar Aalto, ein nach Aalto benannter Platz, befindet sich im Mailänder Geschäftsviertel Porta Nuova.
  • Die Aalto-Universität, eine finnische Universität, die 2010 aus dem Zusammenschluss der Technischen Universität Helsinki, der Helsinki School of Economics und der TaiK entstand, ist nach Alvar Aalto benannt.
  • Eine Alvar Aallon katu (Alvar-Aalto-Straße) gibt es in fünf verschiedenen finnischen Städten: Helsinki, Jyväskylä, Oulu, Kotka und Seinäjoki.
  • 2017 rief das Alvar-Aalto-Museum Alvar Aalto Cities ins Leben, ein Netzwerk von Städten mit Gebäuden von Alvar Aalto. Ziel des Netzwerks ist es, das Bewusstsein für Aaltos Werk sowohl in Finnland als auch im Ausland zu stärken. Man hofft, dass durch die Bündelung der Kräfte in den Bereichen Kommunikation und Marketing die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit von Ausstellungen, touristischen Attraktionen und Veranstaltungen verbessert wird. Bisher sind folgende Städte Mitglieder des Netzwerks: Aalborg, Alajärvi, Espoo, Eura, Hamina, Helsinki, Imatra, Jyväskylä, Järvenpää, Kotka, Kouvola, Lahti, Oulu, Paimio, Pori, Raseborg, Rovaniemi, Seinäjoki, Turku, Vantaa und Varkaus. Insgesamt gibt es schätzungsweise 40 Städte weltweit, die als Alvar-Aalto-Stadt in Frage kämen.

Siehe auch

  • Architektur in Finnland
  • Aino Aalto
  • Elissa Aalto
  • Aalto, Alvar (1998). Schildt, Goran (ed.). Alvar Aalto in His Own Words. Helsinki, Finland: Rizzoli. ISBN 978-0-8478-2080-1.
  • Alvar Aalto Museum (2011). "Alvar Aalto Museo" [Alvar Aalto Museum]. www.alvaraalto.fi.
  • Anderson, Stanford (2013). Fenske, Gail; Fixler, David (eds.). Aalto and America. Cambridge, MASS: MIT Press. ISBN 978-0-300-17600-1.
  • Anon (2014). "Honorary Doctors". NTNU (in norsk). Archived from the original on 2 Januar 2014. Retrieved 10 September 2014.
  • Anon (2013). "Alvar Aalto : architect biography". architect.architecture.sk. Architecture.sk.
  • Anon. "Biography Alvar Aalto 1898–1976" (PDF). Vitra Design Museum.
  • Boyce, Charles (1985). "Aalto, Hugo Alvar Henrik (1899–1976)". Dictionary of Furniture. New York, NY: Henry Holt and Co. ISBN 0-8050-0752-0.
  • Brown, Theodore M. (1969). "Alto, Hugo Alvar Henrik". In Myers, Bernard S. (ed.). McGraw-Hill Dictionary of Art. Vol. I: AA-Ceylon. New York, NY: McGraw-Hill Book Company. LCCN 68026314.
  • Chilvers, Ian, ed. (2004) [1988]. "Aalto, Alvar". The Oxford Dictionary of Art (3rd ed.). Oxford, UK: Oxford University Press. ISBN 0-19-860476-9.
  • Enckell, Ulla (1998). Alvar Aalto: Taiteilija – Konstnären – The Artist. Helsinki: Amos Anderson Museum. ISBN 952-9531-25-7.
  • Heporauta, Arne (1999). Alvar Aalto: Arkkitehti / Architect 1898–1976 (in suomi) (1st ed.). Helsinki, Finland: Rakennustieto. ISBN 951-682-546-X.
  • Eisenbrand, Jochen, ed. (2014). Alvar Aalto – Second Nature. Weil am Rhein: Vitra Design Museum. ISBN 978-3-931936-93-8.
  • Hipeli, Mia, ed. (2014). Paimio Sanatorium 1929-33: Alvar Aalto Architect Volume 5. Helsinki: Alvar Aalto Foundation. ISBN 978-952-267-074-8.
  • Holma, Marjo, ed. (2015). House of Culture. Jyväskylä: Alvar Aalto Museum.
  • Jencks, Charles (1973). Modern Movements in Architecture. Garden City, NY: Anchor Press. ISBN 978-0-385-02554-6.
  • Kairamo, Maija, ed. (2009). Alvar Aalto Library in Vyborg: Saving a Modern Masterpiece. Helsinki: Rakennustieto. ISBN 978-951-682-938-1.
  • Korvenmaa, Pekka, ed. (2004). Sunila 1936-54: Alvar Aalto Architect Volume 7. Helsinki: Alvar Aalto Foundation. ISBN 952-5498-03-4.
  • Laaksonen, Esa, ed. (2008). Maison Louis Carré 1956-61: Alvar Aalto Architect Volume 20. Helsinki: Alvar Aalto Foundation. ISBN 978-952-5371-43-7.
  • Labò, Mario (1968) [1959]. "Aalto, Hugo Alvar Henrik". In Crandall, Robert W. (ed.). Encyclopedia of World Art. Vol. I: Aalto-Asia Minor, Western. New York, NY: McGraw Hill Book Company, Inc. LCCN 59013433.
  • McCarter, Robert (2006). Frank Lloyd Wright. London: Reaktion Books. ISBN 978-1-86189-268-3.
  • Mikkola, Kirmo (1969). "Suomalaisen arkkitehtuurin ajankohtaista pyrkimyksiä". Arkkitehti (in suomi). 66: 30–37.
  • Paatero, Kristiina, ed. (1993). The Line – Original Drawings from the Alvar Aalto Archive. Helsinki: Alvar Aalto Foundation. ISBN 951-9229-81-7.
  • Paavilainen, Simo, ed. (1982). Nordisk Klassicism – 1910–1930 [Nordic Classicism]. Helsinki: Museum of Finnish Architecture. ISBN 951-9229-21-3.
  • Pallasmaa, Juhani (1998). Alvar Aalto: Villa Mairea 1938–39 (2nd ed.). Ram Pubns & Dist. ISBN 978-952-5371-31-4.
  • Pelkonen, Eeva-Liisa (2009). Alvar Aalto: Architecture, Modernity, and Geopolitics. New Haven, CT: Yale University Press. ISBN 978-0-300-11428-7.
  • Schildt, Göran (1994). Alvar Aalto, A life's work: Architecture, Design and Art. Helsinki, Finland: Otava Pub. Co. ISBN 978-951-1-12975-2.
  • Suominen-Kokkonen, Renja (2007). Aino and Alvar Aalto – A Shared Journey – Interpretations of an everyday modernism. Helsinki: Alvar Aalto Foundation. ISBN 978-952-5371-32-1.
  • Tafuri, Manfredo; Co, Francesco Dal (1976). Architettura contemporanea [Modern Architecture] (in italiano). Milan: Electa.
  • Thorne, John, ed. (1984). "Aalto, Alvar". Chambers Biographical Dictionary (Revised ed.). Chambers. ISBN 0-550-18022-2.
  • Weston, Richard (1997) [1995]. Alvar Aalto. London, UK: Phaidon Press Limited. ISBN 978-0-7148-3710-9.
  • Tourney, Michele (2013). "Book of Members, 1780–2010: Chapter A" (PDF). American Academy of Arts and Sciences. Retrieved 13 November 2013.

Weitere Lektüre

Göran Schildt hat viele Bücher über Aalto geschrieben und herausgegeben. Das bekannteste ist die dreibändige Biographie, die gewöhnlich als die endgültige Biographie über Aalto bezeichnet wird.

  • Schildt, Göran (1984). Alvar Aalto. The Early Years. New York, NY: Rizzoli. ISBN 978-0-8478-0531-0.
  • Schildt, Göran (1987). Alvar Aalto. The Decisive Years. New York, NY: Rizzoli. ISBN 978-0-8478-0711-6.
  • Schildt, Göran (1991). Alvar Aalto. The Mature Years. New York, NY: Rizzoli. ISBN 978-0-8478-1329-2.
  • Alvar Aalto Archive Staff (1994). The Architectural Drawings of Alvar Aalto 1917–1939: Aalto's Own Home in Helsinki, the Finnish Pavilion at the 1937 World's Fair in Paris, and Other Buildings and Projects, 1932–1937. Garland Architectural Archives. Routledge.
  • Schildt, Göran (1994). Alvar Aalto: The Complete Catalogue of Architecture, Design and Art. New York, NY: Rizzoli. ISBN 978-0-8478-1818-1.

Andere Bücher

  • Dietziker, Céline; Gruntz, Lukas (2022). Aalto in Detail. A Catalogue of Components. Birkhäuser Verlag. ISBN 978-3-03562-332-1.
  • Laaksonen, Esa (2013). Alvar Aalto Architect. Vol. 5: Paimio Sanatorium 1928–32. Rakennustieto Publishing. ISBN 978-951-682-954-1.
  • Holma, Maija; Pallasmaa, Juhani; Suominen-Kokkonen, Renja (2003). Alvar Aalto Architect. Vol. 6: The Aalto House 1935–36. Alvar Aalto Foundation. ISBN 978-952-5498-01-1.
  • Korvenmaa, Pekka, ed. (2007). Alvar Aalto Architect. Vol. 7: Sunila 1936–1954. Alvar Aalto Foundation. ISBN 978-952-5498-03-5.
  • Aalto, Alvar (2008). Alvar Aalto Architect. Vol. 13: University of Technology, Otaniemi 1949–74. Alvar Aalto Foundation. ISBN 978-952-5498-08-0.
  • Hipeli, Mia (2009). Alvar Aalto Architect. Vol. 16: Jyväskylä University 1951–71. ASIN B002QH2LMK.
  • Aalto, Alvar (2008). Alvar Aalto Architect. Vol. 20: Maison Louis Carre 1956–63. Alvar Aalto Foundation. ISBN 978-952-5498-06-6.
  • Heporauta, Arne (1998). Alvar Aalto Arkkitehti: 1898–1976 (in suomi). Helsinki, Finland: Rakennustieto Oy. ISBN 978-951-682-546-8.
  • Fleig, Karl (1975). Alvar Aalto. Praeger Publishers. ISBN 978-0-275-49660-9.
  • Pearson, Paul David (1978). Alvar Aalto and the International Style. New York: Whitney Library of Design. ISBN 0-8230-7023-9.
  • Porphyrios, Demetri (1982). Sources of Modern Eclecticism. St. Martin's Press. ISBN 978-0-312-74673-5.
  • Pallasmaa, Juhani (1985). Aalto: Alvar Aalto Furniture. MIT Press. ISBN 978-0-262-13206-0.
  • Korvenmaa, Pekka; Treib, Marc (2002). Reed, Peter (ed.). Alvar Aalto: Between Humanism and Materialism. New York, NY: The Museum of Modern Art. ISBN 978-0-87070-107-8.
  • Quantrill, Malcolm (1983). Alvar Aalto: A Critical Study. Secker & Warburg. ISBN 0-941533-35-2.
  • Ruusuvuori, Aarno, ed. (1978). Alvar Aalto 1898–1976. Helsinki, Finland: The Museum of Finnish Architecture. ASIN B0000ED4GS.
  • Jormakka, Kari; Gargus, Jacqueline; Graf, Douglas The Use and Abuse of Paper. Essays über Alvar Aalto. Datutop 20: Tampere 1999.
  • Connah, Roger (2008). Aaltomania. Rakennustieto Publishing. ISBN 978-951-682-613-7.
  • Fiell, Charlotte; Fiell, Peter (2005). Design of the 20th Century (25th anniversary ed.). Köln: Taschen. pp. 12–17. ISBN 9783822840788. OCLC 809539744.

Aalto-Forschung

  • Das umfangreiche Archiv von Alvar Aalto wird heute im Alvar Aalto Museum, Jyväskylä, Finnland aufbewahrt. Material ist auch in den ehemaligen Büroräumen von Aalto, Tiilimäki 20, Helsinki, dem heutigen Sitz der Alvar Aalto Foundation, erhältlich.
  • Seit 1995 geben das Alvar-Aalto-Museum und die Aalto-Akademie eine Zeitschrift heraus, Ptah, die nicht nur der Aalto-Forschung, sondern auch der Architektur im Allgemeinen sowie der Theorie, dem Design und der Kunst gewidmet ist.

Externe Links

Archive

Ressourcen

Kataloge

Bauwerke und Rezensionen