Weltgesundheitsorganisation
Weltgesundheitsorganisation World Health Organization | |
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![]() Zentrale der WHO in Genf | |
Organisationsart | Sonderorganisation |
Kürzel | WHO, OMS, ВОЗ |
Leitung | Tedros Adhanom Ghebreyesus![]() |
Gegründet | 7. April 1948 |
Hauptsitz | Genf![]() |
www.who.int |
Die Weltgesundheitsorganisation (englisch World Health Organization, kurz WHO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Die Praxis der Organisation ist die Koordination des internationalen öffentlichen Gesundheitswesens. Sie wurde am 7. April 1948 gegründet, proklamierte das Recht auf Gesundheit als Grundrecht des Menschen und zählt heute 194 Mitgliedstaaten. Sie wird vom WHO-Generaldirektor geleitet, seit Juli 2017 ist das der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Die Verfassung der Weltgesundheitsorganisation legt als Ziel die Verwirklichung des bestmöglichen Gesundheitsniveaus bei allen Menschen fest. Hauptaufgaben sind die Bekämpfung von Erkrankungen mit besonderem Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten sowie Förderung der allgemeinen Gesundheit der Menschen weltweit.
Entstehung
Die Idee einer Weltgesundheitsorganisation wurde 1945 in San Francisco im Rahmen der Gründungskonferenz der Vereinten Nationen formuliert. Im Anschluss an die International Health Conference vom 19. bis 22. Juni wurde am 22. Juli 1946 die Verfassung auf.
Mitgliedschaft
Die Mitgliedschaft steht allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen offen. Diese Möglichkeit haben alle UN-Staaten mit Ausnahme des Fürstentums Liechtenstein wahrgenommen. Die USA planten während der Trump-Regierungszeit, mit Wirkung zum 6. Juli 2021 auszutreten. Andere Staaten können mit einfacher Mehrheit von der Weltgesundheitsversammlung als Mitglieder aufgenommen werden. Dies ist im Fall von Niue und den Cookinseln geschehen. Territorien, deren Außenpolitik von anderen Staaten wahrgenommen wird, können assoziierte Mitglieder werden. Sie werden ausführlich informiert und haben ein beschränktes Teilnahme- und Abstimmungsrecht. Zu den assoziierten Mitgliedern gehören Puerto Rico und Tokelau. Weiterhin können Völkerrechtssubjekte einen Beobachterstatus erhalten. Diesen haben derzeit der Heilige Stuhl, der Malteserorden, das Internationale Rote Kreuz und die Palästinensische Autonomiebehörde inne.
Organe
Die Geschäfte der WHO werden durch deren Hauptorgane, die Weltgesundheitsversammlung, englisch World Health Assembly (WHA), und den Exekutivrat (Executive Board), wahrgenommen.
- Die Weltgesundheitsversammlung ist das höchste Entscheidungsorgan. Alle WHO-Mitglieder treten jedes Jahr im Mai in Genf zusammen, um die finanziellen und organisatorischen Geschäfte zu beschließen und die künftigen Programme festzulegen. Beispielsweise verabschiedete die 72. WHA im Mai 2019 nach 12-jähriger Entwicklungsphase die ICD-11. Unter anderem wählt die Versammlung den Generaldirektor mit einer Zweidrittelmehrheit, wobei alle Mitglieder über eine Stimme verfügen. Bei der WHA73 im Mai 2020 wurde eine Überprüfung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR 2005) durch ein „Review Committee“ (ab 8. September 2020) beschlossen. Bei der WHA74 im Mai 2021 wurde der Abschlussbericht des Komitees vorgestellt.
- Der Exekutivrat setzt sich aus 34 Gesundheitsexperten der Mitgliedstaaten zusammen. Sie werden für eine Amtszeit von drei Jahren von der Weltgesundheitsversammlung gewählt. In der Zeit zwischen den jährlichen Sitzungen der WHO ist der Exekutivrat für die Führung zuständig. Die Hauptaufgaben des Exekutivrates bestehen in Ausführung der Beschlüsse und Richtlinien der Versammlung.
Regionalbüros

Die sechs Regionalbüros haben ihren Sitz in folgenden Städten:
Brazzaville (Region Afrika)
Kairo (Region Östliches Mittelmeer)
Kopenhagen (Region Europa)
Manila (Region Westlicher Pazifik)
Neu-Delhi (Region Südostasien)
- (Region Amerika) – Pan American Health Organization (PAHO)
Jedes Regionalbüro wird von einem Regionaldirektor geleitet, der vom Regionalausschuss für den Zeitraum von fünf Jahren gewählt wird. Der Name des Kandidaten für den Posten des Regionaldirektors wird dem Exekutivrat vermittelt, der ihn ernennt.
Die WHO ist bestrebt, ihre Präsenz in den Mitgliedstaaten zu verstärken. Etwa 200 Kooperationszentren und Forschungseinrichtungen sowie 149 Lokalbüros unterstützen durch ihre Tätigkeiten die laufenden Programme der WHO. Insgesamt hat die WHO mehr als 7000 Mitarbeiter.
Finanzierung
Im Zweijahresbudget für 2008 bis 2009 betrugen die Einnahmen 3,759 Milliarden US-Dollar und die Ausgaben 3,941 Milliarden US-Dollar. Für 2016 lagen die Einnahmen bei 2,364 Milliarden US-Dollar und die Ausgaben bei 2,471 Milliarden US-Dollar. Von allen Sonderorganisationen der UN hatte die WHO damit das größte Budget.
Mitgliedsstaaten zahlen festgesetzten Beiträge (Mitgliedsbeiträge) und freiwillige Beiträge. Die Mitgliedsbeiträge werden nach einem Schlüssel bemessen, wobei sich die Höhe des Beitrags nach der Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Landes richtet. Freiwillige Beiträge, die durch Mitgliedstaaten ebenso wie zum Beispiel durch NGOs und private Spender geleistet werden, stellen einen Großteil der Finanzierung dar.
Im Jahr 2016 wurden freiwillige Beiträge in der Höhe von 2,745 Milliarden US-Dollar zu 52 % von den WHO-Mitgliedstaaten, vor allem von der Volksrepublik China, Japan, Deutschland und dem Vereinigten Königreich entrichtet. Der Rest der freiwilligen Beiträge stammte hauptsächlich von Stiftungen (21 %), von internationalen Organisationen (17 %) sowie zu je 5 % von NGOs und dem privaten Sektor. Die restlichen Einnahmen stammten aus Dienstleistungen der WHO oder aus der Nachzahlung ausstehender Beiträge. Im Zweijahresbudget für 2018 bis 2019 stammten laut WHO 15,18 % ihrer Finanzierung von den Vereinigten Staaten, 12,12 % von der Bill and Melinda Gates Foundation und 8,18 % von der Global Alliance for Vaccines and Immunization (GAVI) – diese drei größten Geldgeber machten also bereits über ein Drittel des gesamten Finanzierungsvolumens der WHO aus. Am 15. April 2020 kündigte US-Präsident Donald Trump an, die Zahlungen an die WHO aufgrund „mangelnder“ Reformen künftig stoppen zu wollen. Im Januar 2021 wurde diese Entscheidung durch seinen Amtsnachfolger Joe Biden revidiert.
WHO-Projekte werden teilweise als öffentlich-private Partnerschaft finanziert. Darunter fallen:
- die Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (Global Alliance for Vaccines and Immunization; GAVI), welche teilweise (17 % 2015–2020) von der Bill and Melinda Gates Foundation finanziert wird;
- die Globale Allianz für verbesserte Ernährung (GAIN), die 2003 gegründet wurde. Sie bezweckt, mittels partnerschaftlicher Projekte, unter anderem mit der WHO und der Nahrungsmittelindustrie, die Mangelernährung vor allem in den Entwicklungsstaaten zu verhindern.
Inzwischen stammten Bernd Hontschik zufolge bereits 80 % des Etats der WHO von freiwilligen Beiträgen der Mitgliedsstaaten und Spenden von Stiftungen, die an einer Unabhängigkeit der WHO zweifeln ließen, wie er in einem Artikel der Frankfurter Rundschau Anfang 2019 schrieb. Auch der Deutschlandfunk berichtete kritisch über die derzeitige Finanzierungspraxis der WHO.
Nicht mehr im Programmbudget der WHO figuriert der Globale Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Malaria und Tuberkulose (GFATM), der 2002 von der G8 gegründet wurde. Die WHO hat 2005 ihre Zusammenarbeit mit dem GFATM in einer Handlungsempfehlung umschrieben. Ebenfalls außerhalb der WHO führen das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS), die Internationale Fazilität zum Kauf von Medikamenten (UNITAID) und zum Beispiel die Internationale Agentur für Krebsforschung eine eigene Rechnungslegung.
Verfassungsgemäßer Auftrag und Ziele

Die Verfassung der WHO statuiert ihren Zweck darin, allen Völkern zur Erreichung des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu verhelfen. Zur Verwirklichung dieses Zweckes dient die WHO-Strategie „Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert“, die 1998 von der Weltgesundheitsversammlung beschlossen wurde und die auf der 1978 verabschiedeten Alma-Ata-Deklaration beruht. Es soll ein Gesundheitszustand erreicht werden, der es allen Menschen ermöglicht, ein sozial und wirtschaftlich produktives Leben zu führen. Gesundheit wird als ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Entwicklung wahrgenommen.
Die Gesundheit wird in der Verfassung der WHO definiert als „ein Zustand von vollständigem physischem, geistigem und sozialem Wohlbefinden, der sich nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung auszeichnet“. Diesen Gesundheitsbegriff hat das Konzept der Gesundheitsförderung in der Ottawa-Charta von der WHO 1986 weiterentwickelt. Darin wird postuliert, dass zur Erreichung dieses Zustandes sowohl Einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne wird Gesundheit als Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens definiert und als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens verstanden – und nicht als vorrangiges Lebensziel.
Besondere Programme und Initiativen
Human Reproduction Programme (HRP)
[[Datei:WHO donors sexual and reproductive health.png|miniatur|hochkant=1|Sponsoren (auszugsweise) lt. WHO von Human Reproduction Programme (HRP) im Zeitraum 2016/17 – etwa: Deutsches Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, UKAID1958 – 1963
1963 – 1968
1968 – 1973
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| 3 || Halfdan T. Mahler || || 1973 – 1978
1978 – 1983
1983 – 1988
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| 4 || Hiroshi Nakajima || || Januar 1988 – Mai 1993
Mai 1993 – 20. Juli 1998
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| 5 || Gro Harlem Brundtland || || 21. Juli 1998 – 20. Juli 2003
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| 6 || Jong-wook Lee* || || 21. Juli 2003 – 22. Mai 2006
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| 7 || Anders Nordström** || || 23. Mai 2006 – 3. Januar 2007
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| 8 || Margaret Chan || || 4. Januar 2007 – 30. Juni 2012
1. Juli 2012 – 30. Juni 2017
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| 9 || Tedros Adhanom Ghebreyesus || || 1. Juli 2017 – 15. August 2022
16. August 2022 –
|}
*) im Amt verstorben
**) geschäftsführend
Aktionstage
Die WHO beziehungsweise die WHA hat zahlreiche Welttage mittels Resolutionen beschlossen oder bereits von anderen internationalen Organisationen initiierte Welttage unterstützt. Weitere Aktionstage mit Bezug zu Gesundheitsthemen finden sich in der Liste der Gedenktage und Aktionstage.
- 3. März: Der Welttag des Hörens (World Hearing Day) wird ab 2016 in Nachfolge des International Ear Care Day von der WHO durchgeführt.
- 24. März: Der Welttuberkulosetag (World Tuberculosis Day) wurde von der WHO 1996 unterstützt.
- 7. April: Der Weltgesundheitstag (World Health Day) wurde von der WHO 1948 beschlossen.
- 25. April: Der Weltmalariatag (World Malaria Day) wurde von der WHO 2007 beschlossen.
- 31. Mai: Der Weltnichtrauchertag (World No Tobacco Day) wurde von der WHO 1987 beschlossen.
- 14. Juni: Der Weltblutspendetag (World Blood Donor Day) wurde von der WHO 2005 unterstützt.
- 10. September: Der Welt-Suizid-Präventionstag (World Suicide Prevention Day) wurde von der WHO 2003 unterstützt.
- Letzter Sonntag im September: Der Weltherztag (World Heart Day) wurde von der WHO unterstützt.
- 24. Oktober: Der Welt-Poliotag (World Polio Day) wurde von der WHO unterstützt.
- 14. November: Der Weltdiabetestag (World Diabetes Day) wurde von der WHO 1991 unterstützt.
- 1. Dezember: Der Welt-AIDS-Tag (World AIDS Day) wurde von der WHO 1988 beschlossen.
- 17. September: Der Welttag der Patientensicherheit (World Patient Safety Day) wurde von der WHO 2019 eingeführt.
Ehrungen
Für ihre Erfolge erhielt die WHO 2009 den Prinzessin-von-Asturien-Preis in der Kategorie internationale Zusammenarbeit.
Rundfunkberichte
- Joachim Budde: Weltgesundheitsorganisation – Doktor WHO vor neuen Aufgaben. In: Deutschlandfunk – „Wissenschaft im Brennpunkt“, 25. März 2018.
- Weltgesundheitsorganisation WHO – Die Gesundheit der Welt im Blick. In: Bayerischer Rundfunk, 5. April 2019
- Jutta Pinzler, Tatjana Mischke: Die WHO – Im Griff der Lobbyisten? In: NDR 2016. 92 Min.
Literatur
- Günther Unser, Ingo Winkelmann: Weltgesundheitsorganisation WHO. In: ABC der Vereinten Nationen. 10. überarbeitete Auflage. Auswärtiges Amt (Hrsg.), Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main 2020, S. 284–286 (PDF; 4,2 MB).
- Günther Unser: Die UNO – Aufgaben, Strukturen, Politik. 7. Auflage. dtv, München 2004, ISBN 3-423-05254-6, S. 217–222.
- Helmut Volger (Hrsg.): Lexikon der Vereinten Nationen. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München/Wien 2000, ISBN 3-486-24795-6, S. 654–660.
- Thomas Zimmer: Welt ohne Krankheit. Geschichte der internationalen Gesundheitspolitik 1940-1970. Wallstein, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-1919-6.
Weblinks
- Offizielle Website der WHO
- Offizielle Website des WHO-Regionalbüros für Europa (englisch)
- 70 Jahre Weltgesundheitsorganisation. In: bpb.de, 28. März 2018
- Verfassung der Weltgesundheitsorganisation – deutsche Übersetzung auf der Website des Schweizer Bundesrates