Impact bias

Aus Das unsichtbare Imperium
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In der Psychologie der affektiven Vorhersage ist der impact bias, eine Form des durability bias, die Tendenz von Menschen, die Dauer oder die Intensität zukünftiger emotionaler Zustände zu überschätzen.

Überblick

Menschen neigen dazu, die Intensität und Dauer von Affekten zu überschätzen, wenn sie Vorhersagen über ihre emotionalen Reaktionen machen. Es handelt sich um eine kognitive Verzerrung, die bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen festgestellt wurde, von College-Studenten (z. B. Dunn, Wilson, & Gilbert, 2003; Buehler & McFarland, 2001) über Sportfans (Wilson et al, 2000) bis hin zu registrierten Wählern (Gilbert et al, 1998).

Affektive Vorhersage

Die Forschung zeigt, dass Menschen sich oft irren, wenn es darum geht, wie viel positive oder negative Wirkung ein Ereignis auf uns haben wird. Menschen sagen ihre emotionalen Reaktionen (wie viel Freude oder Unmut ein Ereignis bei ihnen auslösen wird) falsch voraus, wenn sie den Verlauf des Ereignisses falsch einschätzen. Diese falschen Projektionen können zu falschen Annahmen über die Auswirkungen eines Ereignisses auf ihr Glück führen. Im Allgemeinen sagen Menschen die Valenz genau voraus, d. h. ob ein Ereignis eine positive oder negative Reaktion hervorrufen wird, aber sie sind weniger genau in ihren Vorhersagen über die Intensität und die Dauer dieser Auswirkungen.

Falsche Vorhersagen

Um Entscheidungen zu treffen, versuchen Menschen vorherzusagen, wie sich ein Ereignis entwickeln wird und welche Gefühle es bei ihnen auslösen wird. Bei diesen Vorhersagen unterliegen die Menschen jedoch vielen kognitiven Verzerrungen, darunter auch der Auswirkungsverzerrung. Die Forschung zeigt, dass die Projektionen der Menschen oft falsch sind (z. B. Wilson & Gilbert, 2005; Buehler & McFarland, 2001; Loewenstein & Schake, 1999). Frühe Studien haben gezeigt, dass dieses Phänomen darauf zurückzuführen ist, dass Menschen nicht vorhersehen können, wie ihre Gefühle von externen Faktoren beeinflusst werden und sich im Laufe der Zeit verändern (z. B. Kahneman, 1994). Menschen neigen eher dazu, sich über die Intensität und Dauer von Affekten zu irren als über die Valenz. Diese fehlerhaften Projektionen beeinträchtigen die Fähigkeit der Menschen, Entscheidungen zu treffen, die ihr Glück maximieren.

Beispiel

In Gilbert et al. (1998) wurde eine Studie mit Personen durchgeführt, die an einem Vorstellungsgespräch teilnahmen. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt: die unfaire Entscheidungsbedingung (bei der die Entscheidung über die Einstellung einem einzigen MBA-Studenten überlassen wurde, der das Vorstellungsgespräch allein anhörte) und die faire Entscheidungsbedingung (bei der die Entscheidung von einem Team von MBA-Studenten getroffen wurde, die unabhängig und einstimmig über das Schicksal des Befragten entscheiden mussten). Dann wurden einige Teilnehmer ausgewählt, die vorhersagen sollten, wie sie sich fühlen würden, wenn sie für die Stelle ausgewählt oder nicht ausgewählt würden, unmittelbar nachdem sie erfahren hatten, ob sie eingestellt oder entlassen worden waren, und dann sollten sie vorhersagen, wie sie sich zehn Minuten nach Bekanntwerden der Nachricht fühlen würden. Im Anschluss an das Gespräch erhielten alle Teilnehmer ein Schreiben, in dem sie darüber informiert wurden, dass sie nicht für die Stelle ausgewählt worden waren. Alle Teilnehmer mussten dann einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie ihre aktuelle Zufriedenheit angeben sollten. Nach einer Wartezeit von zehn Minuten legte der Versuchsleiter allen Teilnehmern einen weiteren Fragebogen vor, in dem sie erneut ihr aktuelles Glücksniveau angeben sollten. Die Vorhersagen der Teilnehmer in der unfairen und in der fairen Gruppe waren in Bezug auf ihre Gefühle unmittelbar nach der Nachricht und zehn Minuten später in etwa gleich. Beide Gruppen sagten genau voraus, wie sie sich unmittelbar nach dem Hören der Nachricht fühlen würden. Die Studie zeigte, dass sich beide Gruppen zehn Minuten später viel besser fühlten, als sie ursprünglich vorhergesagt hatten, was den Impact Bias beweist.

Ursachen

Zu den Erklärungen für das Auftreten des Impact Bias gehören die folgenden:

Misconstrual Problem

Fehleinschätzung zukünftiger Ereignisse: Bei der Vorhersage, wie eine Erfahrung uns emotional beeinflussen wird, sind Ereignisse, die wir noch nicht erlebt haben, besonders schwierig. Was wir uns unter einem Ereignis vorstellen, entspricht oft nicht dem, was wir tatsächlich erleben. Die Menschen wissen, dass die Zukunft ungewiss ist, erkennen aber nicht, dass es sich bei ihren Projektionen um Konstruktionen, subjektive Wahrnehmungen oder Interpretationen der Realität handelt. (Griffin & Ross, 1998; Wilson & Gilbert, 2003). Fehleinschätzungen können für eine Vielzahl von Fehlprognosen verantwortlich sein, da es keine Grenze für den Grad des Fehlers gibt, den man machen kann. Dies führt zu einer Verzerrung der Auswirkungen, wenn die Fehlkonstruktionen die Valenz eines Ereignisses richtig einschätzen, aber die Intensität und Dauer der emotionalen Reaktion überbewerten.

Ungenaue Theorien: Die Menschen haben kulturelle Theorien entwickelt und Erfahrungen gemacht, die unsere Vorstellungen darüber, wie ein Ereignis auf uns wirkt, stark beeinflussen. In der amerikanischen Kultur wird zum Beispiel ein Zusammenhang zwischen Reichtum und Glück hergestellt, obwohl Geld nicht unbedingt glücklich macht.

Motivierte Verzerrungen: Wenn Menschen mit einem negativen Ereignis konfrontiert werden, können ihre Prognosen überschätzt werden, was in der Gegenwart entweder Trost oder Angst hervorrufen kann. Die Überschätzung kann jedoch oft dazu genutzt werden, die Auswirkungen eines Ereignisses abzumildern oder es zu erleichtern, indem die Realität nicht so extrem ist wie die vorhergesagten Auswirkungen.

Unterkorrektur (Verankerung und Anpassung): Die Menschen verankern ihre Vorhersage auf der Grundlage ihrer aktuellen Gefühle und passen ihre Vorhersagen nie genau an. Ein anschauliches Beispiel, das von Wilson und Gilbert (2005) vorgeschlagen wurde, ist, dass es, wenn man gerade mit einer Erkältung im Bett liegt und in einem Monat zu einer Party eingeladen wird, sehr schwierig sein wird, seine negativen Gefühle von der Vorhersage zu trennen, wie man sich einen Monat später an einem Samstagabend fühlen wird. Dieser Prozess wird manchmal als Projektionsverzerrung bezeichnet (Loewenstein et al., 1999), wobei die affektiven Vorhersagen der Menschen unbewusst oder bewusst von ihrem aktuellen Zustand beeinflusst werden.

Fokalismus

Häufig konzentrieren sich Menschen bei der Vorhersage der Auswirkungen eines Ereignisses ausschließlich auf das betreffende Ereignis. Dabei wird die Tatsache ignoriert, dass im Laufe der Zeit andere Ereignisse eintreten werden, die das Glück beeinflussen. Die Vernachlässigung der Auswirkungen von Ereignissen, die in keinem Zusammenhang mit unseren zukünftigen Gedanken und Gefühlen stehen, führt zu fehlerhaften Vorhersagen unserer emotionalen Reaktionen. Da wir uns auf die Auswirkungen eines bestimmten Ereignisses konzentrieren, überschätzen wir gleichzeitig die Intensität und Dauer unserer emotionalen Reaktion auf dieses Ereignis und unterschätzen die Auswirkungen anderer, nicht damit zusammenhängender Ereignisse. Dabei übersehen wir jedoch, dass diese unbeteiligten Ereignisse unsere emotionalen Reaktionen abschwächen können.

Unterscheidungsverzerrung

Kognitive Verzerrung, bei der sich Menschen zu sehr auf die Unterschiede zwischen zwei zukünftigen Ereignissen konzentrieren, anstatt auf die gemeinsamen Merkmale. Diese Voreingenommenheit führt zum Impact Bias, wenn Menschen sich zu sehr auf einen Unterschied konzentrieren, der ihr zukünftiges Glück beeinflusst, anstatt sich auf Merkmale zu konzentrieren, die dies tun. Infolgedessen überschätzen die Menschen die Auswirkungen dieses Unterschieds auf ihr Wohlbefinden. In einer Studie wurden beispielsweise Studenten gebeten, vorherzusagen, wie glücklich sie ein Jahr später sein würden, wenn sie in einem gewünschten oder unerwünschten Wohnheim untergebracht wären. Die Ergebnisse zeigten, dass die Studenten ihr Unglücklichsein in einem unerwünschten Wohnheim weitgehend überschätzten, da sie im folgenden Jahr insgesamt fast genauso glücklich waren wie diejenigen, die in einem gewünschten Wohnheim wohnten.

Sinnstiftung

Menschen erkennen nicht, wie schnell sie einem Ereignis einen Sinn geben, und können daher die Verlangsamung ihrer emotionalen Reaktionen nicht vorhersehen. Die Forschung legt nahe, dass es vier Prozesse gibt, mit denen unser psychologisches Immunsystem mit unvorhergesehenen und schlecht verstandenen Ereignissen umgeht: Zunächst schenken sie dem Ereignis große Aufmerksamkeit, dann reagieren sie emotional, sie versuchen, dem Ereignis einen Sinn zu geben, und schließlich passen sie sich emotional an. Wenn man nicht erkennt, dass diese Prozesse ablaufen oder wie schnell sie ablaufen werden, überschätzt man die Auswirkungen (und die Dauer der Auswirkungen) solcher Ereignisse.

Vernachlässigung des Immunsystems: Wir haben unbewusste psychologische Prozesse wie Ich-Verteidigung, Dissonanzreduzierung, eigennützige Vorurteile usw., die die Auswirkungen eines negativen Ereignisses abfedern. Bei der Erstellung von Prognosen sind sich die Menschen im Allgemeinen dieser unbewussten Prozesse nicht bewusst und berücksichtigen sie nicht, wenn sie affektive Prognosen erstellen.

Folgen

Im Zusammenhang mit der Entscheidungsfindung hat der Impact Bias wichtige Konsequenzen. Bei Entscheidungen (von der Entscheidung, nach Kalifornien zu ziehen oder nicht, bis hin zur Entscheidung, mit dem Fahrrad oder dem Auto zur Arbeit zu fahren) versuchen Menschen, das Ergebnis ihrer Entscheidungen vorherzusagen, indem sie ihre emotionalen Reaktionen auf künftige Ereignisse projizieren (z. B.: Wie werde ich mich dabei fühlen?). Dabei stützen sie ihre Entscheidungen auf affektive Prognosen (Wilson & Gilbert, 2005). Fehlerhafte Prognosen über zukünftige emotionale Reaktionen, wie z. B. die Überschätzung der Intensität und Dauerhaftigkeit von Affekten (d. h.: Impact Bias), können zu falschen Prognosen führen. Diese Fehler wirken sich auf Entscheidungen aus und verleiten Menschen dazu, Entscheidungen zu treffen, die mit ihrem zukünftigen Zustand nicht vereinbar sind und ihrem Wohlbefinden schaden können.

Der Impact Bias kann auch zu Fehlern beim Erinnern führen. Menschen zeigen eine retrospective impact bias, wenn sie die Intensität und Dauer einer emotionalen Reaktion auf ein vergangenes Ereignis überschätzen. Dies kann zu Fehlern bei der Entscheidungsfindung führen, da die Menschen die positiven oder negativen Auswirkungen eines Ereignisses auf ihr Wohlbefinden überschätzen können. Außerdem werden Menschen bei der Erinnerung an vergangene Emotionen von ihren aktuellen Gefühlen beeinflusst. Dies kann erklären, warum Menschen nicht aus ihren Fehlern lernen und genauere Prognosen abgeben. Dieses Phänomen kann dazu führen, dass Menschen irrationale oder unausgewogene Entscheidungen treffen, weil sie sich daran erinnern, dass ein Beispiel positiv (oder negativ) war, sich aber nicht an das Ausmaß der positiven (oder negativen) Wirkung erinnern, was zu einer ungenauen Kosten-Nutzen-Analyse führt.

Entwicklung bei Kindern

Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass 3-, 4- und 5-jährige Kinder eine Auswirkungsverzerrung für die Intensität ihrer negativen zukünftigen Emotionen zeigen, nicht aber für ihre positiven zukünftigen Emotionen.

Referenzen

  • Wilson, Timothy D.; Wheatley, Thalia; Meyers, Jonathan M.; Gilbert, Daniel T.; Axsom, Danny (2000). "Focalism: A source of durability bias in affective forecasting". Journal of Personality and Social Psychology (in English). 78 (5): 821–836. doi:10.1037/0022-3514.78.5.821. ISSN 1939-1315. PMID 10821192.
  • Wilson, Timothy D.; Gilbert, Daniel T. (23 June 2016). "Affective Forecasting". Current Directions in Psychological Science. 14 (3): 131–134. doi:10.1111/j.0963-7214.2005.00355.x. S2CID 18373805.

Externe Links