Benjamin Franklin: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Joseph Siffrein Duplessis - Benjamin Franklin - Google Art Project.jpg|mini|Franklin-Porträt von Joseph Siffred Duplessis (Ölgemälde, um 1785). Das Bild diente 1995 als Vorlage zur Darstellung Franklins auf der neugestalteten 100-US-Dollar-Banknote]]
'''Benjamin Franklin''' FRS FRSA FRSE (17. Januar 1706 [O.S. Januar 6, 1705] - 17. April 1790) war ein amerikanischer Universalgelehrter, ein führender Schriftsteller, Wissenschaftler, Erfinder, Staatsmann, Diplomat, Drucker, Verleger und politischer Philosoph. Er gehörte zu den einflussreichsten Intellektuellen seiner Zeit und war einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, Verfasser und Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung und der erste Generalpostmeister.
[[Datei:Benjamin Franklin signature.png|rahmenlos|rechts|klasse=skin-invert-image]]
'''Benjamin Franklin''' (* {{JULGREGDATUM|17|1|1706|Link=1}} in Boston, Province of Massachusetts Bay; † 17. April 1790 in Philadelphia, Pennsylvania) war ein amerikanischer Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann.


Franklin wurde ein erfolgreicher Zeitungsredakteur und Drucker in Philadelphia, der führenden Stadt der Kolonien, und gab im Alter von 23 Jahren die ''Pennsylvania Gazette'' heraus. Mit der Herausgabe dieser Zeitung und des ''Poor Richard's Almanack'', den er unter dem Pseudonym "Richard Saunders" schrieb, wurde er reich. Ab 1767 war er an der ''Pennsylvania Chronicle'' beteiligt, einer Zeitung, die für ihre revolutionäre Gesinnung und ihre Kritik an der Politik des britischen Parlaments und der Krone bekannt war.
Als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten beteiligte er sich am Entwurf der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und war einer ihrer Unterzeichner. Während der Amerikanischen Revolution vertrat er die Vereinigten Staaten als Diplomat im Königreich Frankreich und handelte sowohl den Allianzvertrag mit den Franzosen als auch den Frieden von Paris aus, der den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg beendete. Als Delegierter der Philadelphia Convention beteiligte er sich an der Ausarbeitung der amerikanischen Verfassung.


Er leistete Pionierarbeit und war der erste Präsident der Academy and College of Philadelphia, die 1751 eröffnet wurde und aus der später die Universität von Pennsylvania hervorging. Er gründete die Amerikanische Philosophische Gesellschaft, deren erster Sekretär er war, und wurde 1769 zu deren Präsidenten gewählt. 1753 wurde er zum stellvertretenden Generalpostmeister für die britischen Kolonien ernannt, was ihm die Einrichtung des ersten nationalen Kommunikationsnetzes ermöglichte.
Franklins Leben war in hohem Maße von dem Willen geprägt, das Gemeinwesen zu fördern. Er gründete die ersten Freiwilligen Feuerwehren in Philadelphia sowie die erste Leihbibliothek Amerikas und konstruierte einen besonders effektiven und raucharmen Holzofen. Auch machte er wissenschaftliche Entdeckungen, er erfand unter anderem den Blitzableiter.


Er engagierte sich in kommunalen Angelegenheiten, in der Kolonial- und Landespolitik sowie in nationalen und internationalen Angelegenheiten. Franklin wurde in Amerika zum Helden, als er als Vertreter mehrerer Kolonien in London die Aufhebung des unpopulären Stamp Act durch das britische Parlament vorantrieb. Als erfolgreicher Diplomat wurde er als erster US-Botschafter in Frankreich weithin bewundert und war eine wichtige Figur bei der Entwicklung positiver französisch-amerikanischer Beziehungen. Seine Bemühungen erwiesen sich für die Amerikanische Revolution als entscheidend, um französische Hilfe zu erhalten.
Er war Sohn eines Seifen- und Kerzenmachers und machte zunächst eine Karriere als Drucker, bevor er sich im Alter von 42 Jahren aus dem Geschäftsleben zurückzog und in die Politik ging. Sein sozialer Aufstieg galt – befördert durch seine in zahlreichen Auflagen gedruckte Autobiographie – über lange Zeit hinweg als ein Musterbeispiel dafür, wie man sich aus eigener Kraft und mit Disziplin emporarbeiten kann.


Von 1785 bis 1788 diente er als Präsident von Pennsylvania. Zu einem gewissen Zeitpunkt in seinem Leben besaß er Sklaven und gab in seiner Zeitung Anzeigen für den Verkauf von Sklaven auf. In den späten 1750er Jahren begann er jedoch, gegen die Sklaverei zu argumentieren, wurde ein aktiver Abolitionist und setzte sich für die Bildung und Integration von Afroamerikanern in die amerikanische Gesellschaft ein.
== Leben und Werk ==
=== Frühe Jahre: Boston, 1706–1723 ===
Benjamin Franklin wurde am 17. Januar 1706 (6. Januar des Julianischen Kalenders) als 15. Kind des Seifen- und Kerzenmachers Josiah Franklin (1657–1745) in Boston, Massachusetts, geboren. Dessen Vorfahren stammten aus dem Dorf Ecton in der zentralenglischen Grafschaft Northamptonshire. In seiner Autobiographie gab Benjamin Franklin später an, sein Vater sei nach Amerika ausgewandert, weil er dort als Puritaner seinen Glauben frei ausüben konnte. Tatsächlich war es aber wohl auch wirtschaftlicher Druck, der Josiah veranlasste, 1683 mitsamt seiner ersten Frau Anne Franklin geb. Child (1655–1689) und ihren drei Kindern ein Schiff in Richtung Boston zu besteigen. Die Löhne in der Neuen Welt waren um ein Dreifaches höher als in England, zugleich waren die Lebenshaltungskosten niedriger.


Als Wissenschaftler wurde er durch seine Studien über Elektrizität zu einer wichtigen Figur der amerikanischen Aufklärung und der Geschichte der Physik. Er kartierte und benannte auch den Golfstrom. Zu seinen zahlreichen wichtigen Erfindungen gehören der Blitzableiter, die Bifokalbrille und der Franklin-Ofen. Er gründete viele bürgerliche Organisationen, darunter die Library Company, Philadelphias erste Feuerwehr und die Universität von Pennsylvania. Aufgrund seines frühen und unermüdlichen Einsatzes für die koloniale Einheit verdiente sich Franklin den Titel "The First American". Franklin war maßgeblich an der Definition des amerikanischen Ethos beteiligt und wurde als "der fähigste Amerikaner seiner Zeit und der einflussreichste Erfinder der Gesellschaft, die Amerika werden sollte" bezeichnet.
Im Jahr 1689 starb Josiahs erste Frau Anne, und nur wenige Monate später heiratete er Abiah Folger (1667–1752). Sie entstammte einer Familie, die mit der ersten Welle puritanischer Einwanderer nach Boston gekommen war. Gemeinsam hatten sie acht Kinder, von denen Benjamin das zweitjüngste war.


Sein Leben und sein Vermächtnis an wissenschaftlichen und politischen Errungenschaften sowie sein Status als einer der einflussreichsten Gründerväter Amerikas haben dazu geführt, dass Franklin mehr als zwei Jahrhunderte nach seinem Tod auf der 100-Dollar-Note, auf Kriegsschiffen und in den Namen vieler Städte, Landkreise, Bildungseinrichtungen und Unternehmen sowie durch zahlreiche kulturelle Referenzen und ein Porträt im Oval Office geehrt wird. Seine mehr als 30.000 Briefe und Dokumente sind in ''The Papers of Benjamin Franklin'' gesammelt worden''.''
Um ihn für ein Studium in [[Harvard University|Harvard]] und eine spätere Laufbahn als Pastor vorzubereiten, schickte Josiah seinen Sohn Benjamin im Alter von acht Jahren auf die Bostoner Lateinschule. Dort zeigte sich schon früh seine hohe Begabung. Er gehörte zu den besten Schülern und übersprang eine Klasse. Trotz dieser Erfolge schrieb ihn sein Vater aber für ein Jahr in einer anderen Schule ein, wo er Schreiben und Arithmetik lernen sollte. Während Benjamin Franklin in seiner Autobiographie behauptete, dies sei allein dem geringen Einkommen seines Vaters geschuldet gewesen, gehen Biographen wie [[Walter Isaacson]] davon aus, dass Josiah Franklin schon früh die rebellische Natur seines Sohnes erkannte und deshalb entschied, er sei für eine geistliche Laufbahn ungeeignet.


== Ahnenforschung ==
[[Datei:New England Courant - third Silence Dogood essay (detail).jpg|mini|''New England Courant'', Detail aus dem dritten Silence Dogood-Essay. Persönliches Exemplar Benjamin Franklins mit Initialen „B.F.“ von seiner Hand (heute in der British Library).]]
Im Alter von zehn Jahren und nach nur zweijähriger Schulausbildung begann Benjamin im Laden seines Vaters zu arbeiten. Zwei Jahre später gab Josiah ihn schließlich zu seinem älteren Sohn James (1697–1735), einem Drucker, in die Lehre. Dieser gründete 1721 eine eigene Zeitung, den ''New England Courant''. Darin veröffentlichte Benjamin Franklin seinen ersten Beitrag. Als Druckerlehrling hatte er leichteren Zugang zu Büchern, und als eifriger Leser begann er, sich auch für das Schreiben zu interessieren. Unter dem Pseudonym „Mrs. Silence Dogood“ schrieb er humoristisch-kritische Essays zu gesellschaftlichen Themen, die er nachts unter der Tür der Druckerei seines Bruders hindurchschob. Besonders beißend waren seine Attacken auf die Nähe von Kirche und Staat und damit auf eine der Säulen, auf denen das Leben in den puritanischen Kolonien Neuenglands beruhte. Ein in die gleiche Stoßrichtung gehender Kommentar von James Franklin („Von allen Schurken ist der fromme Schurke der schlimmste.“) veranlasste die Behörden, James Franklin nicht weiter als Herausgeber des ''Courant'' fungieren zu lassen. Im Februar 1723 erschien die Zeitung deshalb für kurze Zeit unter dem Namen Benjamin Franklins. Doch im Stillen übernahm James Franklin schon bald wieder die Leitung. Als Benjamin ihm schließlich eröffnete, dass er selbst hinter dem Pseudonym ''Silence Dogood'' stecke, fühlte sich James hintergangen. Bisher hatte er den Schreiber hinter dem Pseudonym in höchsten Tönen gelobt, doch nun war James enttäuscht und eifersüchtig – und ließ sich sogar dazu hinreißen, seinen Bruder zu drangsalieren und zu schlagen. Dies führte zum Bruch zwischen den beiden. Zunächst versuchte Benjamin, bei einem anderen Drucker in Boston eine Lehrstelle zu bekommen. Als dies nicht gelang, lief der Siebzehnjährige von zu Hause weg und schiffte sich heimlich nach New York ein.


Benjamin Franklins Vater, Josiah Franklin, war ein Talghändler, Seifensieder und Kerzenmacher. Josiah Franklin wurde am 23. Dezember 1657 in Ecton, Northamptonshire, England, als Sohn von Thomas Franklin, einem Schmied und Landwirt, und dessen Frau Jane White geboren. Benjamins Vater und alle vier seiner Großeltern wurden in England geboren.
=== Drucker: Philadelphia und London, 1723–1732 ===
==== Anstellung als Drucker in Philadelphia ====
Auf der Überfahrt nach New York lernte Franklin den Drucker William Bradford kennen. Von diesem erfuhr er, dass New York keine eigene Zeitung besaß und Bradford dort der einzige seiner Zunft war. Daher hatte der Drucker keine Verwendung für Franklin, empfahl ihn aber an seinen Sohn Andrew (1686–1742) in Philadelphia weiter. Doch auch bei dem jungen Bradford war keine Arbeit zu bekommen, so dass erst eine erneute Vermittlung von William Bradford den Erfolg brachte. Franklin erhielt eine Anstellung bei Samuel Keimer (1689–1742), der gerade eine eigene Druckerei in Philadelphia gegründet hatte.


Josiah Franklin hatte mit seinen beiden Ehefrauen insgesamt siebzehn Kinder. Seine erste Frau, Anne Child, heiratete er um 1677 in Ecton und wanderte mit ihr 1683 nach Boston aus; sie hatten drei Kinder vor der Auswanderung und vier danach. Nach ihrem Tod heiratete Josiah Abiah Folger am 9. Juli 1689 im Old South Meeting House von Reverend Samuel Willard und hatte zehn Kinder mit ihr. Benjamin, ihr achtes Kind, war Josiah Franklins insgesamt fünfzehntes Kind und sein zehnter und letzter Sohn.
Als Franklins Schwager Robert Holmes herausfand, wo sich Franklin aufhielt, schrieb er ihm mit der Bitte, seiner Familie zuliebe nach Boston zurückzukehren. In seinem Antwortschreiben zählte Franklin die Gründe auf, warum er ein Leben in Philadelphia als lebenswerter erachtete. Dieser Brief gelangte in die Hände des Vizegouverneurs von Pennsylvania, William Keith (1669–1749). Keith war beeindruckt von Franklins Schreibfertigkeit und nahm unverzüglich mit ihm Kontakt auf. Er versprach, ihn bei der Eröffnung einer eigenen Druckerei in Philadelphia zu unterstützen, und schickte ihn mit einem Empfehlungsschreiben versehen zunächst zurück zu seinem Vater.


Benjamin Franklins Mutter Abiah wurde am 15. August 1667 in Nantucket, Massachusetts Bay Colony, als Tochter von Peter Folger, einem Müller und Schullehrer, und seiner Frau Mary Morrell Folger, einer ehemaligen Dienstmagd, geboren. Mary Folger stammte aus einer puritanischen Familie, die zu den ersten Pilgern gehörte, die auf der Suche nach religiöser Freiheit nach Massachusetts flohen und 1635 nach Boston segelten, nachdem König Karl I. von England die Verfolgung der Puritaner aufgenommen hatte. Ihr Vater Peter war "die Art von Rebell, die dazu bestimmt war, das koloniale Amerika zu verändern". Als Gerichtsschreiber wurde er ins Gefängnis geworfen, weil er den örtlichen Magistrat bei der Verteidigung von Ladenbesitzern und Handwerkern aus der Mittelschicht im Konflikt mit wohlhabenden Landbesitzern missachtet hatte.
Im April 1724 segelte Franklin nach Boston. Trotz des Stolzes auf die Leistungen seines Sohnes verweigerte Josiah Franklin ihm die Unterstützung für seine Pläne. Daraufhin kehrte Franklin unverrichteter Dinge nach Philadelphia zurück.


== Frühes Leben und Ausbildung ==
==== Gestrandet in London ====
[[Datei:Printer's workshop (18th century woodcut).jpg|mini|Druckerei im 18. Jahrhundert, zeitgenössischer Holzschnitt]]
Wieder auf Anraten William Keiths reiste Franklin im November 1724 nach London. Dort sollte er sich mit finanzieller Hilfe des Vizegouverneurs die Ausstattung für seine eigene Druckerei kaufen und zu den in London ansässigen Druckern und Papierherstellern Kontakte knüpfen.


=== Boston ===
Bei seiner Ankunft musste Franklin feststellen, dass Keith seine Versprechen finanzieller Unterstützung nicht eingehalten hatte. Mittellos und fernab der Heimat, versuchte er, das Beste aus der Situation zu machen, und arbeitete für verschiedene Druckereien. Die Herstellung einer Ausgabe von William Wollastons ''The Religion of Nature Delineated'' inspirierte ihn zu einer eigenen Schrift mit dem Titel ''A Dissertation on Liberty and Necessity, Pleasure and Pain'', die er noch während des ersten halben Jahres seines Aufenthaltes in London auf eigene Kosten drucken ließ. Zugleich knüpfte er Kontakte zu Hans Sloane, dem späteren Präsidenten der Royal Society.


Franklin wurde am 17. Januar 1706 in der Milk Street in Boston in der Provinz Massachusetts Bay geboren und im Old South Meeting House in Boston getauft. Als Kind, das am Charles River aufwuchs, war er, wie Franklin sich erinnert, "im Allgemeinen der Anführer unter den Jungen".
Auf seiner Überfahrt nach Europa hatte Franklin den Kaufmann Thomas Denham aus Philadelphia kennengelernt. Beeindruckt von der moralischen Integrität des Quäkers, machte er sich einen „Plan für zukünftiges Verhalten“ ''(Plan for Future Conduct)'', in dem er sich den Lebensmaximen der Sparsamkeit, Aufrichtigkeit und Strebsamkeit verschrieb. Als Denham ihm eine Partnerschaft anbot, kehrten beide im Juli 1726 nach Philadelphia zurück.


Franklins Vater wollte, dass er eine kirchliche Schule besuchte, hatte aber nur genug Geld, um ihn zwei Jahre lang zur Schule zu schicken. Er besuchte die Boston Latin School, machte aber keinen Abschluss; er setzte seine Bildung durch unersättliches Lesen fort. Obwohl "seine Eltern von der Kirche als Beruf" für Franklin sprachen, endete seine Schulausbildung, als er zehn Jahre alt war. Er arbeitete eine Zeit lang für seinen Vater und wurde mit 12 Jahren Lehrling bei seinem Bruder James, einem Drucker, der ihm das Druckerhandwerk beibrachte. Als Benjamin 15 Jahre alt war, gründete James den ''New-England Courant'', die dritte Zeitung, die in Boston gegründet wurde.
==== Selbstständiger Drucker ====
[[Datei:Pennsylvania Gazette (May 9, 1754), page 1.jpg|mini|Ab 1729 gab Franklin die Tageszeitung ''Pennsylvania Gazette'' heraus. Die Zeitung erschien von Oktober 1729 bis September 1777. Hier das Titelblatt vom 9. Mai 1754.]]
Franklins Partnerschaft mit Denham endete schon nach wenigen Monaten, als dieser unerwartet starb. Daraufhin kehrte Franklin in die Druckerei von Samuel Keimer zurück, diesmal als Geschäftsführer. In dieser Funktion entwickelte er einen Schriftschnitt, der als der erste auf dem nordamerikanischen Kontinent gilt. Zur Erinnerung an diese Leistung erarbeitete der bekannte Typograf Morris Fuller Benton bis 1902 eine Schriftfamilie, die den Namen ''Franklin Gothic'' trägt. Franklin selbst verwendete hauptsächlich eine Caslon.


Als ihm die Möglichkeit verweigert wurde, einen Brief an die Zeitung zur Veröffentlichung zu schreiben, nahm Franklin das Pseudonym "Silence Dogood" an, eine Witwe mittleren Alters. Die Briefe von Mrs. Dogood wurden veröffentlicht und sorgten in der Stadt für Gesprächsstoff. Weder James noch die Leser des ''Courant'' wussten von der List, und James war unglücklich mit Benjamin, als er herausfand, dass der beliebte Korrespondent sein jüngerer Bruder war. Franklin war von klein auf ein Verfechter der freien Meinungsäußerung. Als sein Bruder 1722 für drei Wochen ins Gefängnis kam, weil er für den Gouverneur wenig schmeichelhaftes Material veröffentlicht hatte, übernahm der junge Franklin die Zeitung und ließ Mrs. Dogood mit einem Zitat aus ''Catos Briefen'' verkünden: "Ohne Gedankenfreiheit kann es keine Weisheit geben und ohne Redefreiheit keine öffentliche Freiheit". Franklin verließ seine Lehrstelle ohne die Erlaubnis seines Bruders und wurde damit zum Flüchtling.
Zusammen mit einem von Keimers Angestellten, dem Gesellen Hugh Meredith (um 1697–um 1749), machte sich Franklin schließlich selbstständig. Anfang 1728 kam die in London für ihre eigene Druckerei bestellte Ausrüstung an. Die Druckerei florierte – nicht zuletzt durch Franklins Eifer und Strebsamkeit. Die Partnerschaft mit Meredith war allerdings nicht von langer Dauer. Als dieser dem Alkohol verfiel, beendete Franklin die Zusammenarbeit und war – mit finanzieller Hilfe von zwei Freunden – schließlich sein eigener Herr.


=== Umzug nach Philadelphia ===
Im Oktober 1729 übernahm Franklin von Keimer die ''Pennsylvania Gazette'' und wurde damit zum Zeitungsverleger. Wie viele andere Tageszeitungen, enthielt die ''Pennsylvania Gazette'' nicht nur Kurznachrichten, Ankündigungen und Berichte von Veranstaltungen öffentlichen Interesses, sondern auch amüsante Essays und Leserbriefe, von denen Franklin selbst etliche unter Pseudonym verfasst hatte. Das Konzept seiner Zeitung war erfolgreich. Seit den frühen 1730er Jahren ging er mit einigen seiner ehemaligen Lehrlinge Partnerschaften ein. Diese gründeten ihre eigenen Druckereien in Städten entlang der Ostküste und wurden von Franklin mit Druckerpressen und Zeitungsartikeln versorgt. Im Gegenzug führten sie einen Teil ihrer Einnahmen an ihn ab.


Im Alter von 17 Jahren floh Franklin nach Philadelphia, um in einer neuen Stadt einen Neuanfang zu wagen. Nach seiner Ankunft arbeitete er in mehreren Druckereien in Philadelphia, war aber mit den unmittelbaren Aussichten in keiner dieser Stellen zufrieden. Nach einigen Monaten in einer Druckerei überredete ihn der Gouverneur von Pennsylvania, Sir William Keith, nach London zu gehen, angeblich, um die für die Gründung einer weiteren Zeitung in Philadelphia erforderliche Ausrüstung zu erwerben. Als er feststellte, dass Keiths Versprechen, eine Zeitung zu unterstützen, leer waren, arbeitete er als Schriftsetzer in einer Druckerei in der heutigen Kirche St. Bartholomew-the-Great im Londoner Stadtteil Smithfield. Anschließend kehrte er 1726 mit Hilfe des Kaufmanns Thomas Denham, der ihn als Schreiber, Ladenbesitzer und Buchhalter in seinem Geschäft anstellte, nach Philadelphia zurück.
Franklin war stolz auf seinen erlernten Beruf. Bis zum Ende seines Lebens bezeichnete er sich selbst als Drucker. Noch sein Testament beginnt mit den Worten „Ich, Benjamin Franklin aus Philadelphia, Drucker“.


=== Junto und Bibliothek ===
==== Der Junto-Selbsterziehungsclub ====
Im Herbst 1727 gründete Franklin einen Selbsterziehungsclub, den Junto. Dessen Mitglieder waren Unternehmer und Künstler und damit nicht Angehörige der sozialen Elite, aus der sich die traditionellen Gentlemen’s Clubs rekrutierten. Bei ihrer Aufnahme hatten Bewerber vier Fragen zu beantworten: Ob sie eines der Klubmitglieder missachteten, ob sie andere Personen – gleich welcher Religion oder welchen Berufes – achteten, ob ein Mensch aufgrund seiner Ansichten oder Religionszugehörigkeit verfolgt werden dürfe und ob der Bewerber die Wahrheit um ihrer selbst willen liebte. Die während der Zusammenkünfte des Junto diskutierten Themen erstreckten sich von der Frage, warum sich über einem kalten Krug Kondensation bildete, bis hin zu Fragen wie „Was macht Freude aus?“ oder „Wenn eine Regierung einem Bürger seine Rechte versagt, hat er dann ein Recht auf Widerstand?“


1727, im Alter von 21 Jahren, gründete Franklin die Junto, eine Gruppe von "gleichgesinnten, aufstrebenden Handwerkern und Händlern, die hofften, sich selbst zu verbessern, während sie ihre Gemeinschaft verbesserten". Die Junto war eine Diskussionsgruppe für aktuelle Themen; aus ihr gingen später viele Organisationen in Philadelphia hervor. Die Junto war den englischen Kaffeehäusern nachempfunden, die Franklin gut kannte und die zum Zentrum der Verbreitung aufklärerischer Ideen in Großbritannien geworden waren.
Von den ersten Zusammenkünften an nutzte Franklin den Junto auch für die Diskussion praktischer Vorschläge zur Verbesserung des alltäglichen Lebens in der Kolonie. So diskutierten die Mitglieder etwa darüber, ob Pennsylvania die Menge des umlaufenden Papiergeldes erhöhen solle – ein Vorschlag, den Franklin nicht zuletzt aus eigenen Geschäftsinteressen favorisierte. Als der Club schließlich eigene Räume bezog, wurden diese mit Büchern aus dem Besitz der Mitglieder eingerichtet. Auf diese Weise entstand die Grundlage der ersten Leihbibliothek in Amerika.


Lesen war ein großer Zeitvertreib der Junto, aber Bücher waren selten und teuer. Die Mitglieder schufen eine Bibliothek, die sie zunächst aus ihren eigenen Büchern zusammenstellten, nachdem Franklin geschrieben hatte:
==== Ehe ====
[[Datei:Deborah Read Franklin.jpg|mini|Deborah Read Franklin (1708(?)–1774), Ölgemälde, Benjamin Wilson zugeschrieben. Das Porträt hing neben einem Porträt des Ehepaars in der Market Street in Philadelphia. Es ist die einzige heute bekannte Darstellung der Ehefrau Franklins.]]
„Die nur schwer zu zügelnden Leidenschaften der Jugend hatten mich häufig in Liebschaften mit sozial niederen Frauen gestürzt, die mir über den Weg liefen“  – so beschreibt Franklin die Zeit vor seinem Zusammenleben mit Deborah Read (um 1708–1774). Als aufstrebender Geschäftsmann, zumal mit hohen moralischen Ansprüchen an sich selbst, konnte er sich solches Verhalten nicht mehr leisten. Also ging er im Sommer 1730 eine eheliche Gemeinschaft mit Deborah Read ein.


<blockquote>Ein Vorschlag wurde von mir gemacht, dass, da unsere Bücher oft in unseren Abhandlungen über die Untersuchungen verwiesen wurden, es für uns bequem sein könnte, sie alle zusammen zu haben, wo wir uns trafen, dass sie bei Gelegenheit konsultiert werden könnten; und indem wir so unsere Bücher zu einer gemeinsamen Bibliothek zusammenlegen, sollten wir, während wir sie zusammen halten möchten, jeder von uns den Vorteil haben, die Bücher aller anderen Mitglieder zu benutzen, was fast so vorteilhaft wäre, als ob jeder das Ganze besäße.
Franklin hatte Deborah bereits 1724 kennengelernt und schon damals um ihre Hand angehalten. Ihre Mutter bestand allerdings darauf, dass die Hochzeit erst nach seiner Rückkehr aus London stattfinden solle. Franklin verfolgte die Angelegenheit nicht weiter, und so verloren die beiden sich für einige Jahre aus den Augen. Deborah heiratete in der Zwischenzeit einen gewissen John Rogers, der sich jedoch nach Westindien absetzte und seine Ehefrau mit Schulden zurückließ. Obwohl es Gerüchte gab, dass Rogers in einer Schlägerei ums Leben gekommen sei, kam für Deborah und Benjamin Franklin schließlich nur eine „Common-Law“-Ehe in Frage. Bei dieser informellen Art der Ehegemeinschaft lebten die Partner zusammen, ohne einen offiziellen Trauakt vollzogen zu haben. Für das Paar war dies die einzig praktikable Lösung, denn Bigamie wurde mit 39 Peitschenhieben und lebenslanger Haft bestraft.


</blockquote>
Aber es gab noch eine weitere Komplikation für die junge Ehe. Franklin hatte etwa um dieselbe Zeit einen Sohn mit einer jener „sozial niederen Frauen“ gezeugt. William Franklin kam irgendwann zwischen April 1730 und April 1731 zur Welt und sollte 1762 Gouverneur von New Jersey werden. Deborah konnte dieses illegitime Kind zeitlebens nicht ausstehen und soll es einmal –&nbsp;nach dem Zeugnis einer Hausangestellten&nbsp;– „den größten Schuft auf diesem Erdboden“ genannt haben.


Dies reichte jedoch nicht aus. Franklin hatte die Idee einer Abonnementbibliothek, die die Mittel der Mitglieder bündeln sollte, um Bücher für alle zu kaufen. Dies war die Geburtsstunde der Library Company of Philadelphia, deren Satzung er 1731 verfasste.
Gemeinsam hatten Benjamin und Deborah Franklin zwei weitere Kinder: Francis Folger Franklin (1732–1736), der noch im Kindesalter an den Pocken starb, und Sarah Franklin Bache (1743–1808), die 1767 den Kaufmann Richard Bache heiratete.


=== Zeitungsfritze ===
==== Populäre Jahrbücher: ''Poor Richard’s Almanack'' ====
[[Datei:Poor Richard Almanack 1739.jpg|mini|Titelblatt des ''Poor Richard Almanack'' aus dem Jahr 1739.]]
Franklins bekanntestes Alter Ego wurde die fiktive Figur Richard Saunders ''(Poor Richard)''. Er erfand die Figur für seinen ''Poor Richard’s Almanack'', ein Jahrbuch, das er von 1732 an druckte. Solche Jahrbücher waren zu jener Zeit äußerst beliebt und stellten damit eine willkommene Einnahmequelle für Drucker und Verleger dar. Allein in Philadelphia kamen sechs dieser jährlich erscheinenden Schriften auf den Markt. Der Name ''Poor Richard’s Almanack'' lehnte sich an den von Franklins Bruder verlegten ''Poor Robin’s Almanac'' an, und Richard Saunders war der Name eines Almanach-Schreibers im England des ausgehenden 17. Jahrhunderts.


Weitere Informationen: Frühe amerikanische Verleger und Drucker
Mit der Figur des ''Poor Richard'' half Franklin, wie sein Biograph Walter Isaacson es formulierte, „das zu definieren, was sich zu einer beherrschenden Tradition volkstümlichen Humors in Amerika entwickelte“: den naiven Typus eines bodenständigen Charakters, der zugleich scharfzüngig, weise und charmant unschuldig war.


Nach Denhams Tod kehrte Franklin zu seinem früheren Beruf zurück. Im Jahr 1728 gründete er zusammen mit Hugh Meredith eine Druckerei; im folgenden Jahr wurde er Herausgeber der ''Pennsylvania Gazette'', einer Zeitung in Philadelphia. Die ''Gazette'' bot Franklin ein Forum, in dem er mit gedruckten Aufsätzen und Beobachtungen zu einer Vielzahl von lokalen Reformen und Initiativen Stellung nehmen konnte. Mit der Zeit verschafften ihm seine Kommentare und sein geschicktes Bemühen um ein positives Image als fleißiger und intellektueller junger Mann ein hohes Maß an gesellschaftlichem Respekt. Doch auch nachdem er als Wissenschaftler und Staatsmann Berühmtheit erlangt hatte, unterzeichnete er seine Briefe gewöhnlich mit dem unprätentiösen &quot;B. Franklin, Drucker&quot;.
''Poor Richard'' steuerte zu den Jahrbüchern nicht nur die jeweiligen Vorworte bei, sondern eine Reihe von noch heute populären Lebensmaximen wie „Early to bed and early to rise, makes a man healthy, wealthy and wise“ (dt. etwa „Frühes Zubettgehen und frühes Aufstehen machen einen Mann gesund, wohlhabend und weise“). Dabei waren diese Maximen keineswegs eine Erfindung Franklins. Dessen Leistung bestand vielmehr darin, bestehende Sprüche umzuformulieren und damit besser auf den Punkt zu bringen.


1732 gab er die erste deutschsprachige Zeitung in Amerika heraus - ''Die Philadelphische Zeitung'' -, die jedoch nach nur einem Jahr scheiterte, weil vier andere neu gegründete deutsche Zeitungen den Zeitungsmarkt schnell beherrschten. Franklin druckte auch religiöse Bücher der Mährer in deutscher Sprache. Er besuchte oft Bethlehem, Pennsylvania, und übernachtete im Moravian Sun Inn. In einem Pamphlet von 1751 über das Bevölkerungswachstum und seine Auswirkungen auf die Dreizehn Kolonien bezeichnete er die Deutschen aus Pennsylvania als &quot;Palatine Boors&quot;, die niemals das &quot;Complexion&quot; angloamerikanischer Siedler erwerben könnten, und verwies auf &quot;Blacks and Tawneys&quot; als Schwächung der sozialen Struktur der Kolonien. Obwohl er es sich offenbar kurz darauf anders überlegte und diese Formulierungen aus allen späteren Auflagen des Pamphlets gestrichen wurden, könnten seine Ansichten eine Rolle bei seiner politischen Niederlage im Jahr 1764 gespielt haben.
Was zunächst nur als Füllmaterial für sein Jahrbuch konzipiert war, entwickelte sich als eigenständige Publikation zu einem Verkaufsschlager. Die Spruchsammlung ''The Way to Wealth'' gehörte zu den berühmtesten Büchern aus den amerikanischen Kolonien. Innerhalb von vierzig Jahren wurde sie in 145 Editionen nachgedruckt und ist bis heute in mehr als dreizehnhundert Auflagen verkauft worden.


Ralph Frasca zufolge förderte Franklin den Buchdruck als Mittel, um die Amerikaner der Kolonialzeit in moralischer Tugend zu unterweisen. Frasca argumentiert, dass er dies als einen Dienst an Gott ansah, da er moralische Tugend in Form von Handlungen verstand, so dass Gutes zu tun einen Dienst an Gott darstellt. Trotz seiner eigenen moralischen Verfehlungen sah sich Franklin in einzigartiger Weise qualifiziert, die Amerikaner in Moral zu unterweisen. Er versuchte, das moralische Leben der Amerikaner durch den Aufbau eines Druckernetzes zu beeinflussen, das auf einer Kette von Partnerschaften von den Carolinas bis Neuengland basierte. Er erfand damit die erste Zeitungskette. Es war mehr als ein geschäftliches Unterfangen, denn wie viele Verleger war er der Meinung, dass die Presse eine öffentliche Aufgabe zu erfüllen hatte.
=== Bürgerschaftliches Engagement: Philadelphia, 1731–1748 ===
==== Die ''Library Company of Philadelphia'' ====
Im Jahr 1731 wurde auf Franklins Initiative hin die ''Library Company of Philadelphia'' als erste Leihbibliothek Amerikas gegründet. Den Grundstock an Büchern bildete die Sammlung des von Franklin ins Leben gerufenen Junto-Clubs. Jedes Mitglied der ''Library Company'' hatte einen festen Beitrag zu entrichten, von dem weitere Bücher angeschafft wurden. Ausgeliehen werden konnten die Bände nur von Mitgliedern, zum Lesen standen sie aber auch jedem anderen Bürger von Philadelphia zur Verfügung.


Als er sich kurz vor 1730 in Philadelphia niederließ, gab es in der Stadt zwei &quot;erbärmliche kleine&quot; Nachrichtenblätter, Andrew Bradfords ''The American Weekly Mercury'' und Samuel Keimers ''Universal Instructor in all Arts and Sciences, and Pennsylvania Gazette''. Dieser Unterricht in allen Künsten und Wissenschaften bestand aus wöchentlichen Auszügen aus ''Chambers' Universal Dictionary''. Franklin schaffte all dies schnell ab, als er den ''Instructor übernahm'' und ihn in ''The Pennsylvania Gazette umwandelte''. Die ''Gazette'' wurde bald zu seinem charakteristischen Organ, das er nach Belieben für Satire, für das Spiel seines Witzes, ja sogar für schiere Ausschweifungen des Unfugs oder des Spaßes nutzte. Von Anfang an verstand er es, seine Vorbilder an seine eigenen Bedürfnisse anzupassen. Die Serie von Essays mit dem Titel &quot;The Busy-Body&quot;, die er 1729 für Bradfords ''American Mercury'' schrieb, folgte der allgemeinen Addison'schen Form, die er bereits an die häuslichen Verhältnisse angepasst hatte. Die sparsame Patience in ihrem geschäftigen kleinen Laden, die sich über die nutzlosen Besucher beschwert, die ihre wertvolle Zeit vergeuden, ist mit den Frauen verwandt, die sich an Mr. Spectator wenden. Der Busy-Body selbst ist ein echter Censor Morum, wie es Isaac Bickerstaff im ''Tatler'' gewesen war. Und eine Reihe der fiktiven Figuren, Ridentius, Eugenius, Cato und Cretico, repräsentieren den traditionellen Klassizismus des 18. Jahrhunderts. Sogar dies könnte Franklin für zeitgenössische Satire nutzen, denn Cretico, der &quot;saure Philosoph&quot;, ist offensichtlich ein Porträt seines Rivalen Samuel Keimer.
Franklin selbst verbrachte nach eigenen Angaben täglich ein bis zwei Stunden in der Bibliothek und konnte auf diese Weise den Mangel an formaler Bildung wettmachen, die sein Vater einst für ihn im Sinn gehabt hatte. Sein Engagement kam ihm aber auch in anderer Hinsicht zugute: während der Junto-Club vor allem aus Kaufleuten bestand, kam Franklin nun auch mit Mitgliedern höherer gesellschaftlicher Schichten in Kontakt. So entwickelte er etwa eine lebenslange Freundschaft zu dem englischen Botaniker und Mitglied der Royal Society Peter Collinson, der die erste Buchlieferung für die ''Library Company'' von London nach Philadelphia schickte.


Franklin hatte gemischten Erfolg mit seinem Plan, ein interkoloniales Netzwerk von Zeitungen aufzubauen, das ihm Gewinn einbringen und Tugend verbreiten sollte. Im Laufe der Jahre unterstützte er zwei Dutzend Drucker in Pennsylvania, South Carolina, New York, Connecticut und sogar in der Karibik. Bis 1753 wurden 8 der 15 englischsprachigen Zeitungen in den Kolonien von ihm oder seinen Partnern herausgegeben. In Charleston, South Carolina, begann er 1731. Nach dem Tod seines zweiten Herausgebers übernahm die Witwe Elizabeth Timothy die Zeitung und machte sie zu einem Erfolg. Sie war eine der ersten weiblichen Druckerinnen der Kolonialzeit. Drei Jahrzehnte lang unterhielt Franklin eine enge Geschäftsbeziehung zu ihr und ihrem Sohn Peter Timothy, der die ''South Carolina Gazette'' 1746 übernahm. Die ''Gazette'' war in politischen Debatten unparteiisch und schuf gleichzeitig die Möglichkeit einer öffentlichen Debatte, die andere ermutigte, die Autorität in Frage zu stellen. Timothy vermied Fadheit und grobe Voreingenommenheit und nahm nach 1765 in der wachsenden Krise mit Großbritannien zunehmend eine patriotische Haltung ein. Franklins ''Connecticut Gazette'' (1755-68) erwies sich jedoch als erfolglos. Als die Revolution näher rückte, zerrissen die politischen Unruhen langsam sein Netzwerk.
Die ''Library Company of Philadelphia'' gehört heute zu den ältesten kulturellen Institutionen in den Vereinigten Staaten und verfügt über einen Bestand von mehr als 500.000 Büchern und über 160.000 Handschriften.


=== Freimaurerei ===
==== Gründung Freiwilliger Feuerwehren ====
[[Datei:Plan of the City and Environs of Philadelphia, 1777 (detail).png|mini|Der Stadtplan von Philadelphia ist&nbsp;– wie für viele amerikanische Städte üblich&nbsp;– schachbrettartig angelegt; Ausschnitt aus dem ''Plan of the City and Environs of Philadelphia'' aus dem Jahr 1777.]]
Obwohl keine Stadt in den amerikanischen Kolonien eine Feuerkatastrophe vom Ausmaß des Großen Brandes von London erlebt hatte, war die Brandgefahr auch zu Franklins Zeiten eine ständige Sorge im kolonialen Lebensalltag. Die Erfahrungen aus jener Feuersbrunst des Jahres 1666 waren direkt in die Planungen für die Stadt Philadelphia eingeflossen. Die Straßen waren breiter angelegt, und die Häuser standen weiter auseinander als damals in London. Doch der ständige Zufluss von Einwanderern sorgte mit der Zeit dafür, dass die Räume eng wurden und die Feuergefahr wuchs.


Im Jahr 1730 oder 1731 wurde Franklin in die örtliche Freimaurerloge aufgenommen. Im Jahr 1734 wurde er Großmeister, was auf seinen raschen Aufstieg in Pennsylvania hinweist. Im selben Jahr redigierte und veröffentlichte er das erste Freimaurerbuch Amerikas, einen Nachdruck von James Andersons ''Constitutions of the Free-Masons''. Von 1735 bis 1738 war er Sekretär der St. John's Lodge in Philadelphia. Franklin blieb für den Rest seines Lebens Freimaurer.
„Eine Unze Vorbeugung ist soviel wert wie ein Pfund Heilung“ schrieb Franklin in einem anonymen Brief an die Leser seiner eigenen ''Philadelphia Gazette'' und regte die Einrichtung von Feuerwehrvereinen auf freiwilliger Basis an. Nach dem Vorbild Bostons sollten die Bürger sich zur Bekämpfung von Feuern in kleinen Gruppen zusammenschließen.


=== Eingetragene Lebenspartnerschaft mit Deborah Read ===
Im Dezember 1736 entstand mit der ''Union Fire Company'' der erste dieser Zusammenschlüsse. Die fünfundzwanzig Gründungsmitglieder rekrutierten sich aus Mitgliedern des Junto, der ''Library Company'', Kaufleuten und einer Reihe anderer Bürger, denen der Schutz ihres Hab und Gutes am Herzen lag. Schon nach kurzer Zeit bildeten sich weitere Gruppen und nahmen Franklins Idee auf.


Im Alter von 17 Jahren, im Jahr 1723, machte Franklin der 15-jährigen Deborah Read einen Heiratsantrag, während er im Haus der Familie Read wohnte. Zu dieser Zeit war Deborahs Mutter skeptisch, ob sie ihrer jungen Tochter erlauben sollte, Franklin zu heiraten, der auf Wunsch von Gouverneur Keith auf dem Weg nach London war, und auch wegen seiner finanziellen Instabilität. Ihr eigener Ehemann war vor kurzem gestorben, und sie lehnte Franklins Antrag auf Heirat mit ihrer Tochter ab.
==== Die ''American Philosophical Society'' ====
Den Plan zur Gründung einer amerikanischen Gelehrtengesellschaft nach dem Vorbild der Londoner Royal Society hatte schon vor Franklin der Botaniker John Bartram vorgelegt. Als Drucker verfügte Franklin aber über die publizistischen Mittel, die Idee zu verbreiten und schließlich für ihre Umsetzung zu sorgen.


Während Franklin in London war, wurde seine Reise verlängert, und es gab Probleme mit den Unterstützungszusagen des Gouverneurs. Vielleicht wegen der Umstände dieser Verzögerung heiratete Deborah einen Mann namens John Rodgers. Dies erwies sich als eine bedauerliche Entscheidung. Rodgers entging kurz darauf seinen Schulden und der Strafverfolgung, indem er mit ihrer Mitgift nach Barbados floh und sie zurückließ. Rodgers' Schicksal war unbekannt, und aufgrund der Bigamiegesetze durfte Deborah nicht wieder heiraten.
Im Mai 1743 veröffentlichte er die Schrift ''A Proposal for Promoting Useful Knowledge Among the British Plantations in America''. Die von den Gelehrten zu diskutierenden Themen waren&nbsp;– wie vieles, was Franklin vorschlug&nbsp;– mehr an der Nützlichkeit als an der Theorie ausgerichtet. So sollten etwa Entdeckungen auf dem Gebiet der Nutzpflanzen, des Handels, der Geländevermessung, der Herstellung von Gütern, der Tierzucht und anderer praktischen Themen untereinander bekannt gemacht werden.


Franklin schloss am 1. September 1730 mit Deborah eine bürgerliche Ehe. Sie nahmen seinen kürzlich als unehelich anerkannten kleinen Sohn auf und zogen ihn in ihrem Haushalt auf. Sie hatten zwei gemeinsame Kinder. Ihr Sohn, Francis Folger Franklin, wurde im Oktober 1732 geboren und starb 1736 an den Pocken. Ihre Tochter, Sarah &quot;Sally&quot; Franklin, wurde 1743 geboren und heiratete schließlich Richard Bache.
Vom Frühjahr 1744 an nahm die American Philosophical Society ihre regelmäßigen Treffen in Philadelphia auf. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben Franklin der Wissenschaftler John Bartram sowie der Arzt und spätere Gouverneur von New York, Cadwallader Colden. Später wurden auch einige der amerikanischen Gründerväter wie [[George Washington]], [[John Adams]] und [[Thomas Jefferson]] in die Gesellschaft aufgenommen.


Deborahs Angst vor dem Meer führte dazu, dass sie Franklin auf keiner seiner ausgedehnten Reisen nach Europa begleitete; ein weiterer möglicher Grund, warum sie viel Zeit getrennt voneinander verbrachten, ist, dass er sie möglicherweise dafür verantwortlich machte, dass ihr Sohn Francis nicht gegen die Krankheit geimpft werden konnte, an der er später starb. Deborah schrieb ihm im November 1769, dass sie aufgrund seiner langen Abwesenheit krank sei, aber er kehrte erst zurück, als seine Geschäfte abgeschlossen waren. Deborah Read Franklin starb am 14. Dezember 1774 an einem Schlaganfall, während Franklin sich auf einer längeren Reise nach Großbritannien befand; er kehrte 1775 zurück.
Während die Mitglieder der American Philosophical Society in den ersten Jahren noch keine sonderliche Aktivität entfalteten,&nbsp;– Franklin selbst sprach von ihnen als „very idle gentlemen“ (dt. „sehr untätige Herren“)&nbsp;– hat die Gesellschaft die Zeiten überdauert und besteht bis heute.


=== William Franklin ===
==== Gründung einer Bürgermiliz ====
[[Datei:Franklin - Plain truth.jpg|mini|Beginn der Schrift ''Plain Truth'' (1747). Die auf der linken Seite dargestellte Szene zeigt einen Farmer, der seinen Karren aus eigener Anstrengung aus dem Dreck zieht. Franklin hatte den Holzschnitt schon in einer früheren Publikation verwendet und ihn damals untertitelt „He that won’t help himself, shall have Help from no Body“ (dt. „Derjenige, der sich nicht selbst hilft, wird von Niemandem Hilfe erhalten“).]]
Seit 1689 fochten die französischen und englischen Kolonien in Nordamerika um die Kontrolle der westlichen Hinterlandterritorien. Dieser in den USA als ''Franzosen- und Indianerkriege'' bezeichnete Konflikt trat mit dem Beginn des ''King George’s War'' im Jahr 1744 in eine neue Phase. Dieser Krieg bedrohte die Sicherheit Philadelphias, als französische und spanische Kaperschiffe begannen, die Städte entlang des Delaware zu überfallen.


Hauptartikel: William Franklin
Als die von pazifistisch ausgerichteten Quäkern beherrschte Pennsylvania Provincial Assembly zauderte, geeignete Verteidigungsmaßnahmen in Kraft zu setzen, griff Benjamin Franklin in die Debatte ein. Im November 1747 veröffentlichte er eine Schrift mit dem Titel ''Plain Truth'' (dt. ''Die blanke Wahrheit''), in der er die unentschlossene Haltung der Regierenden Pennsylvanias anprangerte und zur Bildung einer Bürgermiliz aufrief. Allein ein Bund der Mittelschicht, der Händler, Ladenbesitzer und Farmer, könne die Kolonie retten. Radikal war sein Vorschlag deshalb, weil die von Franklin vorgeschlagene Bürgermiliz ausdrücklich nicht nach Standeszugehörigkeit, sondern nach geographischen Gesichtspunkten gegliedert sein sollte. Geführt werden sollten die einzelnen Kompanien von selbstgewählten Offizieren und nicht etwa von solchen der Kolonialverwaltung.


Im Jahr 1730 gab der 24-jährige Franklin seinen unehelichen Sohn William öffentlich zu und zog ihn in seinem Haushalt auf. William wurde am 22. Februar 1730 geboren, aber die Identität seiner Mutter ist unbekannt. Er wurde in Philadelphia erzogen und studierte ab dem Alter von etwa 30 Jahren in den frühen 1760er Jahren Jura in London. William selbst zeugte einen unehelichen Sohn, William Temple Franklin, der am selben Tag und im selben Monat geboren wurde: 22. Februar 1760. Die Mutter des Jungen wurde nie identifiziert, und er wurde in Pflegefamilien untergebracht. Im Jahr 1762 heiratete der ältere William Franklin in London Elizabeth Downes, die Tochter eines Pflanzers aus Barbados. Im Jahr 1763 wurde er zum letzten königlichen Gouverneur von New Jersey ernannt.
Schon kurze Zeit nach der Veröffentlichung der Schrift schrieben sich einige zehntausend Freiwillige in die Register der von Franklin sorgsam geplanten Freiwilligenkompanien ein. Was der Miliz allerdings fehlte, waren Kanonen. Da die Pennsylvania Provincial Assembly es ablehnte, finanzielle Mittel zum Kauf von Waffen bereitzustellen, organisierte Franklin eine Lotterie, aus deren Erlös er selbst in Verhandlungen mit dem Gouverneur von New York Kanonen beschaffte.


Als Königstreuer musste William Franklin mit ansehen, wie seine Beziehungen zu seinem Vater Benjamin wegen ihrer Differenzen über den Amerikanischen Revolutionskrieg zerbrachen, da Benjamin Franklin Williams Position nie akzeptieren konnte. Als er 1776 von der Revolutionsregierung von New Jersey abgesetzt wurde, stand William in seinem Haus in Perth Amboy sechs Monate lang unter Hausarrest. Nach der Unabhängigkeitserklärung wurde er auf Anordnung des Provinzkongresses von New Jersey, den er nicht anerkennen wollte, da er ihn als &quot;illegale Versammlung&quot; betrachtete, formell in Gewahrsam genommen. Zwei Jahre lang war er in Wallingford und Middletown in Connecticut inhaftiert. Nachdem er dabei ertappt wurde, wie er Amerikaner heimlich zur Unterstützung der Loyalisten aufforderte, wurde er acht Monate lang in Einzelhaft in Litchfield festgehalten. Als er schließlich 1778 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen wurde, zog er nach New York City, das zu dieser Zeit von den Briten besetzt war.
Im Sommer 1748 war die Gefahr vorüber, ohne dass die Miliz jemals zum Einsatz gekommen wäre. Was nach der Auflösung der ''Pennsylvania Militia'' blieb, war die Einsicht Franklins, dass die Bewohner der Kolonie im Ernstfall aus eigener Kraft für ihr Wohlergehen sorgen mussten. Thomas Penn (1702–1775), Sohn von William Penn, dem Gründer Pennsylvanias, bezeichnete Franklin in einem Brief als „Volkstribun“ und klagte: „Er ist ein gefährlicher Mann, und ich wäre froh, wenn er in einem anderen Land lebte, denn ich glaube, dass er von überaus ruhelosem Geiste ist.


Während seines Aufenthalts in New York City wurde er zum Anführer des Board of Associated Loyalists, einer von König Georg III. gegründeten quasi-militärischen Organisation mit Sitz in New York City. Sie unternahmen Guerillafeldzüge in New Jersey, im südlichen Connecticut und in den New Yorker Bezirken nördlich der Stadt. Als die britischen Truppen aus New York abzogen, verließ William Franklin mit ihnen die Stadt und segelte nach England. Er ließ sich in London nieder und kehrte nie wieder nach Nordamerika zurück. Bei den vorbereitenden Friedensgesprächen mit Großbritannien im Jahr 1782 &quot;... bestand Benjamin Franklin darauf, dass Loyalisten, die gegen die Vereinigten Staaten zu den Waffen gegriffen hatten, von dieser Bitte (um eine allgemeine Begnadigung) ausgeschlossen würden. Er dachte dabei zweifelsohne an William Franklin.
==== Rückzug aus dem Geschäftsleben ====
[[Datei:Benjamin Franklin Robert Feke.jpg|mini|Erstes bekanntes Porträt Franklins von Robert Feke (um 1746)]]
Im Jahr 1737 hatte Franklin von seinem Konkurrenten Andrew Bradford das Amt des Postmeisters von Philadelphia übernommen. Damit verfügte er nicht nur über eine eigene Druckerei und einen Verlag, sondern übte auch Einfluss auf das Verteilungssystem seiner Zeitungen und sonstigen Druckerzeugnisse aus. Darüber hinaus hatte er schrittweise ein Netzwerk aus profitablen Partnerschaften mit Druckern entlang der Ostküste aufgebaut.


=== Erfolg als Autor ===
Nun, im Alter von 42 Jahren&nbsp;– genau in der Mitte seines Lebens&nbsp;– zog er sich aus dem Geschäftsleben weitgehend zurück. Den Betrieb seiner Druckerei überließ er seinem Vorarbeiter David Hall (1714–1772). Der mit diesem geschlossene Geschäftskontrakt regelte, dass Franklin über die nächsten achtzehn Jahre die Hälfte der Druckereieinnahmen erhielt, die sich auf etwa 650 Pfund jährlich beliefen. In einer Zeit, in der ein einfacher Angestellter über ein Jahresgehalt von rund 25 Pfund verfügen konnte, reichte dies für ein komfortables Leben aus.


1732 begann Franklin unter dem Pseudonym Richard Saunders mit der Veröffentlichung des bekannten ''Poor Richard's Almanack'' (mit eigenen und fremden Inhalten), auf dem ein Großteil seines Bekanntheitsgrades beruht. Er schrieb häufig unter Pseudonymen. Die erste veröffentlichte Ausgabe war für das kommende Jahr 1733. Er hatte einen eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt, der schlicht und pragmatisch war und einen schlitzohrigen, weichen, aber selbstironischen Tonfall mit deklarativen Sätzen aufwies. Obwohl es kein Geheimnis war, dass er der Autor war, leugnete seine Figur Richard Saunders dies immer wieder. &quot;Poor Richard's Proverbs&quot;, Sprichwörter aus diesem Almanach, wie &quot;A penny saved is twopence dear&quot; (oft falsch zitiert als &quot;A penny saved is a penny earned&quot;) und &quot;Fish and visitors stink in three days&quot;, sind auch heute noch gängige Zitate in der modernen Welt. Weisheit in der Gesellschaft bedeutete die Fähigkeit, für jede Gelegenheit einen passenden Spruch parat zu haben, und seine Leser waren gut vorbereitet. Er verkaufte etwa zehntausend Exemplare pro Jahr - es wurde eine Institution. 1741 begann Franklin mit der Veröffentlichung von ''The General Magazine and Historical Chronicle für alle britischen Plantagen in Amerika.'' Als Titelbild verwendete er das heraldische Abzeichen des Prinzen von Wales.
Sein neuer sozialer Status als „gentleman philosopher“ wurde in einem Ölgemälde festgehalten, das der Maler Robert Feke im Jahr 1748 von ihm anfertigte. Es ist zugleich das erste bekannte Porträt Franklins und stellt diesen&nbsp;wie es der Kunsthistoriker Wayne Craven formuliert&nbsp;als „Mitglied der kolonialen Kaufmannsschicht dar, der zwar erfolgreich, aber nicht wirklich reich war.


Im Jahr 1758, dem Jahr, in dem er aufhörte, für den Almanack zu schreiben, druckte er ''Father Abraham's Sermon'', auch bekannt als ''The Way to Wealth''. Franklin begann 1771 mit dem Schreiben seiner Autobiografie, die jedoch erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Sie wurde zu einem der Klassiker im Genre der autobiografischen Sachbücher. Franklin schrieb einen Brief mit dem Titel &quot;Advice to a Friend on Choosing a Mistress&quot; (Ratschlag an einen Freund zur Wahl einer Mätresse), datiert auf den 25. Juni 1745, in dem er einem jungen Mann Ratschläge zur Kanalisierung seiner sexuellen Triebe gibt. Aufgrund seines ausschweifenden Charakters wurde er im 19. Jahrhundert nicht in Sammlungen seiner Schriften veröffentlicht. Bundesgerichtsurteile aus der Mitte bis zum Ende des 20. Jahrhunderts führten das Dokument als Grund für die Aufhebung der Obszönitätsgesetze und gegen die Zensur an.
=== Wissenschaftler und Erfinder: Philadelphia 1744–1751 ===
==== Der „Pennsylvania Fireplace“ ====
[[Datei:Franklin - Pennsylvania Fireplace.png|mini|Funktionsprinzip des ''Pennsylvania Fireplace'', Schemazeichnung Franklins aus dem Jahr 1744]]
Zeit seines Lebens hegte Franklin ein großes Interesse an wissenschaftlichen Entdeckungen. In den 1740er Jahren, insbesondere nach seinem Rückzug aus dem Geschäftsleben, erreichte seine Beschäftigung mit Naturphänomenen einen Höhepunkt. Wieder stand der praktische Nutzen im Mittelpunkt seiner Überlegungen.


== Öffentliches Leben ==
Seit Anfang der 1740er Jahre dachte Franklin darüber nach, wie ein Holzofen konstruiert sein müsse, um die Wärmegewinnung zu maximieren und zugleich die Rauchbelastung im Haus zu verringern. Aufbauend auf seinen Kenntnissen der Konvektion und der Wärmeleitung entwarf er einen neuen Ofentypus, den er von einem der Junto-Mitglieder, einem Schmied, ab 1744 bauen ließ. Der Ofen war so konstruiert, dass die Hitze und der Rauch des Feuers eine Kochplatte erhitzten und dann über einen Kanal hinter der Wand in einen Kamin geleitet wurden.


=== Erste Schritte in Pennsylvania ===
Der von Franklin „Pennsylvania Fireplace“ genannte Ofen kostete fünf Pfund und wurde von seinem Erfinder in zahlreichen Zeitungsannoncen beworben. Als der Gouverneur von Pennsylvania Franklin ein lukratives Patent für seine Neuentwicklung anbot, antwortete dieser: „So wie wir von den Erfindungen anderer profitieren, sollten wir über jede Gelegenheit froh sein, anderen durch unsere Erfindungen zu dienen. Und dies sollten wir kostenlos und großherzig tun“.


1736 gründete Franklin die Union Fire Company, eine der ersten freiwilligen Feuerwehren in Amerika. Im selben Jahr druckte er eine neue Währung für New Jersey, die auf innovativen, von ihm entwickelten Techniken zur Fälschungssicherheit beruhte. Während seiner gesamten Laufbahn war er ein Verfechter des Papiergeldes. 1729 veröffentlichte er ''A Modest Enquiry into the Nature and Necessity of a Paper Currency (Eine bescheidene Untersuchung über das Wesen und die Notwendigkeit einer Papierwährung),'' und sein Drucker druckte Geld. Er hatte Einfluss auf die zurückhaltenden und damit erfolgreichen Währungsexperimente in den mittleren Kolonien, die die Deflation stoppten, ohne eine übermäßige Inflation zu verursachen. Im Jahr 1766 plädierte er vor dem britischen Unterhaus für Papiergeld.
Letztlich blieb dem von Franklin konstruierten Ofen jedoch der große Verkaufserfolg versagt. Die anfängliche Hitzeentwicklung war nicht stark genug, um den Rauch effektiv abzuleiten, und so wurden die meisten ''Pennsylvania Fireplaces'' von ihren Besitzern zu gewöhnlichen Öfen umgebaut.


Mit zunehmender Reife begann Franklin, sich mehr mit öffentlichen Angelegenheiten zu befassen. Im Jahr 1743 entwarf er erstmals einen Plan für die Akademie, die Wohltätigkeitsschule und das College von Philadelphia. Die Person, die ihm für die Leitung der Akademie vorschwebte, Rev. Richard Peters, lehnte jedoch ab, und Franklin legte seine Ideen bis 1749 beiseite, als er sein eigenes Pamphlet ''Proposals Relating to the Education of Youth in Pensilvania'' druckte''.'' Am 13. November 1749 wurde er zum Präsidenten der Akademie ernannt; die Akademie und die Wohltätigkeitsschule wurden 1751 eröffnet.
==== Erste Forschungen zur Elektrizität ====
[[Datei:Franklin's Leyden jar experiment.png|mini|Versuchsaufbau für eines von Franklins Experimenten mit der Leidener Flasche]]
Bei einem Besuch in Boston im Jahr 1743 hatte Franklin einer Vorführung von Archibald Spencer (1698–1760) beigewohnt, bei der dieser das Publikum mit einer Darbietung zur Elektrizität unterhalten hatte. Franklin war von dem Phänomen der Elektrizität begeistert. Zu den Vorführungen Spencers schrieb er: „Sie überraschten mich und gefielen mir zugleich“. Solche Vorführungen erfreuten sich zur damaligen Zeit großer Beliebtheit. Der französische Gelehrte Abbé Nollet, Hofwissenschaftler von Ludwig XV., unterhielt den König und sein Gefolge mit einer Darbietung, bei der einer Menschenkette ein Schlag aus einer Leidener Flasche&nbsp;– einem frühen Kondensator&nbsp;– versetzt wurde, wodurch die Versuchspersonen in Zuckungen verfielen.


1743 gründete er die American Philosophical Society, um Wissenschaftlern bei der Diskussion ihrer Entdeckungen und Theorien zu helfen. Er begann mit der Erforschung der Elektrizität, die ihn, neben anderen wissenschaftlichen Untersuchungen, für den Rest seines Lebens beschäftigen sollte, dazwischen aber auch mit Politik und Geldmacherei.
In seinen ersten eigenen Experimenten zur Elektrizität untersuchte Franklin die Natur elektrischer Ladung. Bei Versuchen mit einer durch Reibung elektrostatisch aufgeladenen Glasröhre stellte er fest, dass in jedem abgeschlossenen System die Summe der vorhandenen elektrischen Ladungen konstant bleibt (Prinzip der Ladungserhaltung). Franklin sprach dabei von „einer Ladungsart“, die nur ihren Aufenthaltsort verändert und somit positive oder negative Aufladung verursacht. Damit bestritt er die bis dahin geltende und vom Abbé Nollet vertretene „Zweiflüssigkeitstheorie“, wonach elektrisierte Körper von zwei Elektrizitätssorten, dem ''Effluvium'' und dem ''Affluvium'', umgeben sind. Um seine neue Erkenntnis anschaulicher zu erklären, prägte Franklin die Begriffe „plus“ und „minus“.


Während des König-Georgs-Krieges stellte Franklin eine Miliz auf, die er Association for General Defense nannte, weil die Gesetzgeber der Stadt beschlossen hatten, nichts zur Verteidigung Philadelphias zu unternehmen, &quot;weder durch die Errichtung von Befestigungen noch durch den Bau von Kriegsschiffen&quot;. Er sammelte Geld, um Erdwälle zur Verteidigung zu errichten und Artillerie zu kaufen. Die größte davon war die &quot;Association Battery&quot; oder &quot;Grand Battery&quot; mit 50 Geschützen.
Seine Forschungsergebnisse zur Elektrizität fasste Franklin zwischen 1747 und 1750 in fünf Briefen an den Fellow der Royal Society Peter Collinson in London zusammen, die Collinson der Royal Society vorlegte und 1751 separat als ''Experiments and Observations on Electricity, Made at Philadelphia in America'' veröffentlichte.


1747 zog sich Franklin (der bereits ein sehr wohlhabender Mann war) aus dem Druckgeschäft zurück und wandte sich anderen Geschäften zu. Mit seinem Vorarbeiter David Hall ging er eine Partnerschaft ein, die Franklin 18 Jahre lang die Hälfte der Gewinne der Druckerei einbrachte. Dieses lukrative Geschäft verschaffte ihm Zeit für seine Studien, und in wenigen Jahren hatte er viele neue Entdeckungen gemacht.
==== Erfindung des Blitzableiters ====
[[Datei:Franklin - Sentry-Box Experiment.jpg|mini|Franklins „Sentry-box experiment“, Ausschnittvergrößerung aus einer von Franklin autorisierten Abschrift aus dem Jahr 1750]]
Franklin stellte fest, dass elektrostatische Entladungen erstaunliche Ähnlichkeit mit Blitzen aufwiesen. Er fand heraus, dass elektrische Ladungen von Metallspitzen angezogen werden. Im April 1749 beschrieb er seine Beobachtungen über Gewitter in einem Brief an John Michell, Geograph und Mitglied der Royal Society in London: „Wenn elektrifizierte Wolken über ein Land, hohe Berge, große Bäume, hochaufragende Türme, Kirchtürme, Masten von Schiffen, Schornsteine usw. ziehen, dann ziehen diese das elektrische Feuer auf sich, und die gesamte Wolke entlädt sich dort.


Franklin engagierte sich in der Politik von Philadelphia und machte schnell Karriere. Im Oktober 1748 wurde er in den Stadtrat gewählt, im Juni 1749 wurde er Friedensrichter in Philadelphia und 1751 wurde er in die Versammlung von Pennsylvania gewählt. Am 10. August 1753 wurde er zum stellvertretenden Generalpostmeister von Britisch-Nordamerika ernannt. Sein größter Verdienst in der Innenpolitik war die Reform des Postwesens, bei der die Post wöchentlich zugestellt wurde.
Um seine These von der elektrostatischen Aufladung von Gewitterwolken zu belegen, entwickelte Franklin sein sogenanntes „Sentry-box experiment“ (dt. ''Schilderhaus-Experiment''). Dazu sollte auf einem Turm ein Schilderhaus platziert werden, das mit einer langen, in den Himmel ragenden Eisenstange versehen war. Über die Eisenstange sollte die Gewitterelektrizität auf einen im Schilderhaus stehenden Mann übertragen werden, der durch die Erzeugung von Funken den Nachweis der elektrostatischen Aufladung der Wolke erbrachte. Wenn seine Hypothese von der elektrostatischen Aufladung von Gewitterwolken sich belegen ließe, so schrieb Franklin an Peter Collinson im Jahr 1750, dann könne „das elektrische Feuer lautlos aus der Wolke abgeleitet werden“. Ein entsprechendes Experiment wurde am 10. Mai 1752 in Marly-la-Ville in Frankreich unter der Leitung des Naturforschers Thomas François Dalibard ausgeführt, der seine Anregung aus Franklins Abhandlung hatte, die dieser an Buffon gesandt hatte, der sie wiederum Dalibard zur Übersetzung übergab.


1751 erhielten Franklin und Thomas Bond von der Legislative von Pennsylvania eine Charta zur Errichtung eines Krankenhauses. Das Pennsylvania Hospital war das erste Krankenhaus in den Kolonien. 1752 gründete Franklin die Philadelphia Contributionship, die erste Versicherungsgesellschaft für Hausbesitzer in den Kolonien.
Er schlug auch ein Experiment vor, bei dem mit einem ''elektrischen'' Drachen in einer Gewitterwolke Elektrizität gesammelt werden sollte, um die elektrische Natur der Blitze zu beweisen. Ob und wie er das Experiment tatsächlich durchgeführt hat, ist umstritten. Franklin berichtete darüber in der ''Pennsylvania Gazette'' am 19. Oktober 1752 ohne explizit mitzuteilen, ob er das Experiment selbst durchgeführt hatte. Das behauptete aber Joseph Priestley in seinem Buch ''The History and Present State of Electricity'' von 1767, der die Information wahrscheinlich von Franklin selbst hatte (''from the best authority''). Nach Priestley führte Franklin das Experiment mit seinem Sohn im Juni 1752 aus, einen Monat nach Dalibards Experiment in Frankreich.


Zwischen 1750 und 1753 baute das &quot;pädagogische Dreigestirn&quot; aus Franklin, Samuel Johnson aus Stratford, Connecticut, und dem Lehrer William Smith auf Franklins ursprünglichem Plan auf und schuf das, was Bischof James Madison, der Präsident des College of William &amp; Mary, als &quot;neues Modell&quot; oder &quot;neuen Stil&quot; eines amerikanischen Colleges bezeichnete. Franklin warb für ein amerikanisches Lehrbuch der Moralphilosophie von Samuel Johnson mit dem Titel ''Elementa Philosophica, das an den'' neuen Colleges gelehrt werden sollte, und ließ es 1752 drucken. Im Juni 1753 trafen sich Johnson, Franklin und Smith in Stratford. Sie beschlossen, dass sich das neue College auf die Berufe konzentrieren sollte, dass der Unterricht in englischer Sprache statt in Latein abgehalten werden sollte, dass Fachleute als Professoren eingesetzt werden sollten, anstatt dass ein Tutor vier Jahre lang eine Klasse leitete, und dass es keine religiöse Prüfung für die Zulassung geben sollte. Johnson gründete 1754 das King's College (die heutige Columbia University) in New York City, während Franklin Smith als Rektor des College of Philadelphia einstellte, das 1755 eröffnet wurde. Bei der ersten Abschlussfeier am 17. Mai 1757 schlossen sieben Männer ihr Studium ab, sechs mit einem Bachelor of Arts und einer mit einem Master of Arts. Später wurde sie mit der Universität des Staates Pennsylvania zur Universität von Pennsylvania zusammengelegt. Das College sollte einen großen Einfluss auf die Gründungsdokumente der Vereinigten Staaten ausüben: Im Kontinentalkongress zum Beispiel waren mehr als ein Drittel der Männer, die zwischen dem 4. September 1774 und dem 4. Juli 1776 an der Unabhängigkeitserklärung mitwirkten, Mitglieder des Colleges.
Franklins Ideen erregten in Europa großes Aufsehen. Seine Korrespondenz mit Peter Collinson wurde ausschnittweise im ''The Gentleman’s Magazine'' abgedruckt und im folgenden Jahr in Form einer sechsundachtzigseitigen Schrift publiziert. Der französische König gab die experimentelle Überprüfung der Franklin’schen Hypothese in Auftrag und äußerte sich in einem Brief an die Londoner Royal Society begeistert über das Ergebnis. Ohne dass er es wusste, war Franklin in Europa zu einer wissenschaftlichen Berühmtheit geworden. Enthusiastisch schrieb Peter Collinson in einem Brief, der französische König habe mit besonderem Nachdruck darum gebeten, „Herrn Franklin aus Philadelphia für seine nützlichen Entdeckungen auf dem Gebiet der Elektrizität und der Anwendung der spitzen Stangen zu beglückwünschen, mit denen die fürchterlichen Auswirkungen von Gewittern verhindert werden können.“ Die Erfindung stieß aber auch auf Widerstand; in Frankreich war zum Beispiel der bis dahin als führender französischer Experte für Elektrizität geltende Abbé Jean-Antoine Nollet, der sich durch Buffon und Dalibard übergangen fühlte, ein wissenschaftlicher Gegner der Ideen Franklins zum Blitzableiter. Hinzu kam, dass bei der Wiederholung der Experimente Menschen starben – besonderes Aufsehen erregte der Tod von Georg Wilhelm Richmann in Sankt Petersburg –, die deren Gefährlichkeit deutlich machten.


Im Jahr 1754 leitete er die Delegation aus Pennsylvania auf dem Albany-Kongress. Dieses Treffen mehrerer Kolonien war vom Board of Trade in England beantragt worden, um die Beziehungen zu den Indianern und die Verteidigung gegen die Franzosen zu verbessern. Franklin schlug einen umfassenden Unionsplan für die Kolonien vor. Der Plan wurde zwar nicht angenommen, doch fanden Elemente davon Eingang in die Artikel der Konföderation und die Verfassung.
=== Andere Erfindungen ===
Franklin gilt auch als Erfinder der Glasharmonika, des flexiblen Harnkatheters, einer frühen Form der Schwimmflossen und der Bifokalbrille. 1784 berechnete er in einem Brief an das ''Journal de Paris'', welche enormen wirtschaftlichen Vorteile eine Verschiebung des Tagesablaufs zwecks besserer Ausnutzung des Tageslichts hätte – ein Gedanke, der später in Form der Sommerzeit verwirklicht wurde.


1753 verliehen ihm sowohl Harvard als auch Yale den Ehrentitel &quot;Master of Arts&quot;. Im Jahr 1756 erhielt er vom College of William &amp; Mary den Titel eines Master of Arts ehrenhalber. Später, im Jahr 1756, organisierte Franklin die Pennsylvania Miliz. Er nutzte die Tun Tavern als Versammlungsort, um ein Regiment von Soldaten zu rekrutieren, die gegen die Aufstände der amerikanischen Ureinwohner, die die amerikanischen Kolonien heimsuchten, in den Kampf ziehen sollten.
=== Politiker: Philadelphia 1748–1756 ===
==== Beginn der politischen Karriere und Rahmenbedingungen in Pennsylvania ====
Im Jahr 1748 wurde Benjamin Franklin in den ''Philadelphia Common Council'', einen Vorläufer des heutigen Stadtrates von Philadelphia gewählt. Ein Jahr später wurde er zum Friedensrichter ernannt und 1751 zum Ratsherrn der Stadt Philadelphia. Das Amt als Friedensrichter gab er schon bald wieder auf, da seine Rechtskenntnisse hierzu offenbar nicht ausreichten. Im selben Jahr wurde er schließlich in die ''Pennsylvania Provincial Assembly'', das Abgeordnetenhaus der Kolonie Pennsylvania gewählt. Er kommentierte diesen Schritt später mit den Worten „Mir wurde klar, dass meine Berufung [zum Abgeordneten] meine Möglichkeiten, Gutes zu tun, steigern würde. Ich kann allerdings auch nicht abstreiten, dass ich mich durch all diese Erhebungen [in öffentliche Ämter] geschmeichelt fühlte.


=== Postmeister ===
Als Eigentümerkolonie unterstand Pennsylvania nicht direkt der britischen Krone, sondern der Familie Penn. Im Jahr 1681 hatte der englische König Karl II. dem Quäker William Penn einen Schutzbrief ausgestellt, der die Kolonie als sein Eigentum auswies. Zweite politische Kraft neben Penn und seinen Nachfolgern waren die alteingesessenen Familien der Kolonie. Als lokale Elite beherrschten sie die ''Pennsylvania Provincial Assembly'' und besetzten traditionell die wichtigsten öffentlichen Ämter. Zwischen diesen beiden Kräften und der weitaus zahlreicheren Gruppe der übrigen Bewohner von Pennsylvania gab es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer wieder Spannungen. Darüber hinaus stand Pennsylvania in den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts vor zwei großen Herausforderungen: der Verbesserung des Verhältnisses zu den Indianern und der Verteidigung der Kolonie gegen die Franzosen.


Der als Drucker und Verleger bekannte Franklin wurde 1737 zum Postmeister von Philadelphia ernannt und bekleidete dieses Amt bis 1753, als er zusammen mit dem Verleger William Hunter zum stellvertretenden Generalpostmeister von Britisch-Nordamerika ernannt wurde, dem ersten, der dieses Amt innehatte. (Gemeinsame Ernennungen waren damals aus politischen Gründen üblich.) Er war für die britischen Kolonien von Pennsylvania im Norden und Osten bis hin zur Insel Neufundland zuständig. In Halifax, Neuschottland, hatte der dortige Schreibwarenhändler Benjamin Leigh am 23. April 1754 ein Postamt für die lokale und ausgehende Post eingerichtet, das jedoch nur unregelmäßig bedient wurde. Franklin eröffnete am 9. Dezember 1755 in Halifax das erste Postamt mit regelmäßiger, monatlicher Postzustellung. In der Zwischenzeit wurde Hunter Postverwalter in Williamsburg, Virginia, und beaufsichtigte die Gebiete südlich von Annapolis, Maryland. Franklin reorganisierte das Buchhaltungssystem des Dienstes und verbesserte die Geschwindigkeit der Zustellung zwischen Philadelphia, New York und Boston. Bis 1761 führten Effizienzsteigerungen zu den ersten Gewinnen des kolonialen Postamtes.
==== „Join, or Die“: der Albany-Kongress ====
[[Datei:Benjamin Franklin - Join or Die.jpg|mini|''Join, or Die''. Benjamin Franklin zugeschriebener politischer Cartoon, der zur Einigkeit unter den nordamerikanischen Kolonien aufrief. ''The Pennsylvania Gazette'', 9. Mai 1754.]]
Für die Franzosen nahm das westlich von Pennsylvania gelegene Ohio eine wichtige Brückenfunktion in ihrer Strategie gegen die Briten ein. Ohio verband ihre Besitzungen in Kanada mit Louisiana; durch die Einrichtung einer Kette von Forts entlang des Ohio River versuchten sie, den Einfluss der Briten auf den Osten Nordamerikas zu begrenzen und ihre weitere Expansion nach Westen zu unterbinden. Angesichts dieser Bedrohung berief das Londoner Board of Trade eine Konferenz in Albany, New York, ein. Ziel war es zum einen, mit den Abgesandten der Irokesen über deren Unterstützung zu verhandeln, und zum anderen, das gemeinsame Handeln der Dreizehn Kolonien abzustimmen.


Als die Gebiete Neufrankreichs im Vertrag von Paris 1763 an die Briten abgetreten wurden, wurde unter anderem die britische Provinz Quebec geschaffen, und Franklin sorgte für den Ausbau des Postdienstes zwischen Montreal, Trois-Rivières, Quebec City und New York. Während des größten Teils seiner Amtszeit lebte er in England (von 1757 bis 1762 und erneut von 1764 bis 1774) - etwa drei Viertel seiner Amtszeit. Seine Sympathien für die Sache der Rebellen in der Amerikanischen Revolution führten schließlich zu seiner Entlassung am 31. Januar 1774.
Benjamin Franklin gehörte zu den vier aus Pennsylvania zum Albany-Kongress entsandten Vertretern. In seinem Gepäck befand sich ein Papier mit dem Titel ''Short Hints towards a Scheme for Uniting the Northern Colonies'' (dt. ''Kurze Hinweise zu einem Plan über die Vereinigung der nördlichen Kolonien''). Er hoffte, dass dieser Plan auf der Konferenz verhandelt und dann dem britischen Parlament in London zur Abstimmung vorgelegt werden würde. Sein Plan nahm vorweg, was später zur Grundlage für das Verhältnis der einzelnen Bundesstaaten zur Bundesregierung der Vereinigten Staaten werden sollte: den amerikanischen Föderalismus. Ein ''Allgemeiner Rat'' ''(General Council)'' der Dreizehn Kolonien sollte für gemeinsame Angelegenheiten wie die Verteidigung und Verträge mit den Indianern zuständig sein. Dieser Rat sollte aus Delegierten aller Kolonien bestehen und von einem von der Krone ernannten ''Gouverneur General'' angeführt werden.


Am 26. Juli 1775 gründete der Zweite Kontinentalkongress das United States Post Office und ernannte Franklin zum ersten Postmaster General der Vereinigten Staaten. Er war bereits seit Jahrzehnten Postmeister und somit die natürliche Wahl für dieses Amt. Er war gerade aus England zurückgekehrt und wurde zum Vorsitzenden eines Untersuchungsausschusses zur Einrichtung eines Postsystems ernannt. Der Bericht des Ausschusses, der die Ernennung eines Generalpostmeisters für die 13 amerikanischen Kolonien vorsah, wurde am 25. und 26. Juli vom Kontinentalkongress geprüft. Am 26. Juli 1775 wurde Franklin zum Generalpostmeister ernannt, dem ersten, der vom Kontinentalkongress ernannt wurde. Sein Lehrling William Goddard war der Meinung, dass er mit seinen Ideen maßgeblich an der Gestaltung des Postsystems beteiligt war und dass die Ernennung an ihn hätte gehen sollen, aber er überließ sie gnädigerweise dem 36 Jahre älteren Franklin. Franklin ernannte Goddard jedoch zum Surveyor of the Posts, stellte ihm einen unterzeichneten Pass aus und wies ihn an, die verschiedenen Postämter und Postrouten nach eigenem Ermessen zu untersuchen und zu inspizieren. Aus dem neu eingerichteten Postsystem wurde das United States Post Office, ein System, das auch heute noch funktioniert.
Der Albany-Kongress tagte zwischen dem 19. Juni und dem 11. Juli 1754. Das Bündnis mit den Irokesen kam schon nach einer Woche zustande. Am 10. Juli stimmten die Delegierten über den Plan Franklins ab. Es gab zwar einige Gegenstimmen, in der Summe aber bestand Einigkeit darüber, dass der Entwurf an die Abgeordnetenhäuser der einzelnen Kolonien und an das britische Parlament nach London zur Ratifizierung geschickt werden sollte.


=== Jahrzehnte in London ===
Das Ergebnis war ernüchternd. Trotz einer von Franklin in Gang gesetzten öffentlichen Debatte wurde der Plan von allen Kolonien abgelehnt. Und auch das Londoner ''Board of Trade'' sprach sich gegen die Änderung aus. In der Rückschau schrieb Franklin später: „Die Abgeordnetenhäuser [der Kolonien] haben [den Vorschlag] abgelehnt, weil sie alle dachten, dass er zu viele [königliche] ''Prärogativen'' enthalte; und in England wurde er als zu ''demokratisch'' angesehen.“


Von Mitte der 1750er bis Mitte der 1770er Jahre verbrachte Franklin einen Großteil seiner Zeit in London.
==== Spannungen in Pennsylvania ====
Anschließend wuchsen die Spannungen zwischen den politischen Kräften in Pennsylvania unter dem militärischen Druck auf die Kolonie weiter. Während die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Indianer immer wieder in Pennsylvania einfielen und Siedler umbrachten, waren die Eigentümer der Kolonie und die ''Pennsylvania Provincial Assembly'' darüber zerstritten, wie die Kosten zur Verteidigung aufgebracht werden sollten. Die Penns auf der einen Seite weigerten sich, ihren umfangreichen Landbesitz besteuern zu lassen, und die Abgeordnetenversammlung auf der anderen Seite bestand darauf, dass alle Bewohner der Kolonie auch finanziell für deren Verteidigung aufkommen müssten.


==== Politische Arbeit ====
Im November 1755 erhielt Vizegouverneur Robert Hunter Morris ein Schreiben aus London, in dem die Penns ankündigten, eine Summe von 5000 Pfund „als Geschenk“ für die Verteidigung der Kolonie zur Verfügung zu stellen. In der Zwischenzeit hatte die Abgeordnetenversammlung auf Antrag Franklins die Aufstellung einer Bürgermiliz nach dem Vorbild von 1747 beschlossen. Franklin wurde nicht nur mit der Aufstellung der Truppe beauftragt, sondern darüber hinaus auch an die Grenze geschickt, um die Verteidigungslinien zu organisieren. Bei seiner Rückkehr wurde er zum Oberst des Regiments von Philadelphia gewählt. Thomas Penn seinerseits ordnete von London aus die Bildung von Regimentern unter Morris’ Kommando an. Um eine mögliche Auseinandersetzung zwischen den rivalisierenden Einheiten zu verhindern, gab Franklin seinen Posten schließlich auf.


1757 wurde er von der Versammlung von Pennsylvania als Kolonialagent nach England geschickt, um gegen den politischen Einfluss der Penn-Familie, der Eigentümer der Kolonie, zu protestieren. Er blieb dort fünf Jahre lang und bemühte sich darum, das Vorrecht der Eigentümer zu beenden, die Gesetzgebung der gewählten Versammlung zu kippen und sie von der Zahlung von Steuern auf ihr Land zu befreien. Da er in Whitehall keine einflussreichen Verbündeten hatte, scheiterte diese Mission.
Im Januar 1757 beschloss die Abgeordnetenversammlung von Pennsylvania, die Haltung der Eigentümerfamilie in der Steuerfrage nicht weiter hinzunehmen und schickte Franklin als ihren Bevollmächtigten nach London.


Zu dieser Zeit befanden sich viele Mitglieder der Versammlung von Pennsylvania in einer Fehde mit den Erben von William Penn, die als Eigentümer die Kolonie kontrollierten. Nach seiner Rückkehr in die Kolonie führte Franklin die &quot;anti-proprietäre Partei&quot; im Kampf gegen die Familie Penn an und wurde im Mai 1764 zum Sprecher des Hauses von Pennsylvania gewählt. Seine Forderung nach einem Wechsel von der proprietären zur königlichen Regierung war jedoch eine seltene politische Fehleinschätzung: Die Pennsylvanier befürchteten, dass ein solcher Schritt ihre politischen und religiösen Freiheiten gefährden würde. Aufgrund dieser Befürchtungen und wegen politischer Angriffe auf seinen Charakter verlor Franklin bei den Wahlen zur Versammlung im Oktober 1764 seinen Sitz. Die antiproprietäre Partei schickte ihn erneut nach England, um den Kampf gegen das Eigentum der Familie Penn fortzusetzen. Während dieser Reise änderten die Ereignisse den Charakter seiner Mission drastisch.
=== Erstmals auf größerer Bühne: London 1757–1762 ===
[[Datei:Wilson - Benjamin Franklin (c1760).jpg|mini|Franklin während seines Aufenthaltes in London, Porträt von Benjamin Wilson, um 1760. Neben seiner Tätigkeit als Maler beschäftigte Wilson sich auch mit der Elektrizität. Er verwarf Franklins Theorie der positiven und negativen Ladungen und war der Ansicht, ein Blitzableiter solle in einer Kugel auslaufen anstatt in einer Spitze.]]
Mit seiner Reise nach London begann für Franklin ein neuer Lebensabschnitt. Seine Experimente zur Elektrizität hatten ihm Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen Welt –&nbsp;vor allem in Europa&nbsp;– verschafft. Die Wirksamkeit seiner politischen Arbeit war dagegen bislang auf die Kolonien beschränkt. Er hatte auf lokaler Ebene in Philadelphia eine Reihe von Vorschlägen zur Verbesserung des öffentlichen Lebens umgesetzt und mit seinem Plan einer Union der Kolonien, wie sein Biograph H. W. Brands es formuliert, „die Phantasie von vielen seiner Mitmenschen in Amerika angeregt“. In London dagegen zählte Franklins Arbeit auf politischem Gebiet nur wenig. „Seine Popularität bedeutet hier nichts“, schrieb Thomas Penn. „Die Großen [dieses Landes] werden ihn sehr kühl behandeln“.


In London wandte sich Franklin gegen das Stempelgesetz von 1765. Da er nicht in der Lage war, die Verabschiedung des Gesetzes zu verhindern, beging er eine weitere politische Fehleinschätzung und empfahl einen Freund für den Posten des Stempelverteilers für Pennsylvania. Die Einwohner von Pennsylvania waren empört, da sie glaubten, er habe die Maßnahme von Anfang an unterstützt, und drohten, sein Haus in Philadelphia zu zerstören. Franklin erfuhr bald vom Ausmaß des kolonialen Widerstands gegen das Stempelgesetz und sagte während der Unterhausverhandlungen aus, die zur Aufhebung des Gesetzes führten. Damit wurde Franklin plötzlich zum führenden Sprecher der amerikanischen Interessen in England. Er schrieb populäre Essays im Namen der Kolonien. Auch Georgia, New Jersey und Massachusetts ernannten ihn zu ihrem Vertreter bei der Krone.
Mit dieser Einschätzung sollte Penn recht behalten. Gleich zu Beginn seiner Mission ersuchte Franklin um ein Treffen mit William Pitt, einem der einflussreichsten Männer in Großbritannien. Doch Pitt weigerte sich, Franklin zu empfangen. „Er war damals ein zu großer Mann“, so Franklins späterer Erklärungsversuch, „oder zu sehr mit wichtigeren Angelegenheiten beschäftigt.


Während seiner ausgedehnten Dienstreisen nach London zwischen 1757 und 1775 wohnte Franklin in einem Haus in der Craven Street, in der Nähe des Strandes im Zentrum Londons. Während seiner Aufenthalte dort entwickelte er eine enge Freundschaft mit seiner Vermieterin Margaret Stevenson und ihrem Freundes- und Verwandtenkreis, insbesondere mit ihrer Tochter Mary, die häufiger als Polly bezeichnet wurde. Das Haus ist heute ein Museum, das als Benjamin-Franklin-Haus bekannt ist. Während seines Aufenthalts in London engagierte sich Franklin in der radikalen Politik. Er gehörte einem Gentleman's Club an (den er &quot;die ehrlichen Whigs&quot; nannte), der regelmäßig Versammlungen abhielt und dem Mitglieder wie Richard Price, der Pfarrer der Newington Green Unitarian Church, der die Kontroverse um die Revolution entfachte, und Andrew Kippis angehörten.
So begann Franklin im August 1757, direkt mit Thomas Penn und seinem Bruder Richard zu verhandeln. Gleich zum Auftakt der Gespräche baten die beiden Penns ihn um eine schriftliche Fassung seiner Positionen. Franklin übertitelte sein zwei Tage später eingereichtes Papier mit „Hauptbeschwerdepunkte“ und nannte die Weigerung der Eigentümer, ihren Landbesitz besteuern zu lassen „ungerecht und grausam“. Noch provokanter war der informelle Stil, in dem das Schreiben abgefasst war, und die Tatsache, dass Franklin die Penns nicht mit ihrem korrekten Titel als „True and Absolute Proprietaries“ anredete. Solchermaßen brüskiert, brachen die Penns die Gespräche ab und forderten ihn auf, zunächst nur über ihren Anwalt mit ihnen zu kommunizieren.


==== Wissenschaftliche Arbeit ====
Die Lage verschärfte sich, als Franklin und Thomas Penn während eines Treffens im Januar 1758 über die Frage der Stellung des Abgeordnetenhauses aneinandergerieten. Während Franklin auf dem Standpunkt beharrte, die 1682 vom englischen König ausgestellte Charta verleihe dem Abgeordnetenhaus alle Rechte eines Parlamentes, entgegnete Penn, die Charta habe gar nicht die Kraft gehabt, solche Rechte zu gewähren. Daraufhin hielt Franklin Penn vor, sein Vater William Penn habe die Kolonisten „irregeführt, betrogen und verraten“. Woraufhin Thomas Penn lakonisch antwortete, die Kolonisten hätten sich die Charta eben genau durchlesen sollen, und wenn sie in die Irre geführt worden seien, dann sei dies ihre eigene Schuld.


1756 war Franklin Mitglied der 1754 gegründeten Society for the Encouragement of Arts, Manufactures &amp; Commerce (heute Royal Society of Arts) geworden. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten im Jahr 1775 wurde er korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft und setzte damit eine enge Verbindung fort. Die Royal Society of Arts stiftete 1956 eine Benjamin-Franklin-Medaille zum Gedenken an den 250. Jahrestag seiner Geburt und den 200.
Franklins Schluss aus der Angelegenheit war, dass die Umwandlung Pennsylvanias von einer Eigentümer- in eine Kronkolonie erstrebenswerter sei als die weitere Herrschaft der Penns. Dabei war Franklins Position nicht nur von der Abneigung gegenüber der Eigentümerfamilie bestimmt, sondern auch von einer tiefen Loyalität zum Königshaus und der Regierung in London. Franklins Biograph Gordon S. Wood erklärt diesen aus heutiger Sicht schwer verständlich scheinenden Punkt in Franklins politischem Leben damit, dass Franklin zu jener Zeit in unverrückbarer Treue an das britische Königshaus glaubte und die späteren Geschehnisse in keiner Weise vorausahnte.


Das Studium der Naturphilosophie (heute als Wissenschaft im Allgemeinen bezeichnet) zog ihn in sich überschneidende Bekanntenkreise. Franklin war zum Beispiel korrespondierendes Mitglied der Lunar Society of Birmingham. 1759 verlieh ihm die Universität von St. Andrews in Anerkennung seiner Leistungen die Ehrendoktorwürde. Im Oktober 1759 wurde ihm die Freedom of the Borough of St Andrews verliehen. Auch die Universität Oxford verlieh ihm 1762 die Ehrendoktorwürde. Aufgrund dieser Ehrungen wurde er oft als &quot;Dr. Franklin&quot; angesprochen.
Das Treffen mit Thomas Penn im Januar 1758 stellte einen Wendepunkt in Franklins Mission dar. Penn verweigerte sich jeglichem weiteren Treffen, und für eine Umwandlung Pennsylvanias in eine Kronkolonie war in London keine Mehrheit zu beschaffen.


Als er 1768 in London lebte, entwickelte er in ''A Scheme for a new Alphabet and a Reformed Mode of Spelling'' ein phonetisches Alphabet. In diesem reformierten Alphabet ließ er sechs Buchstaben weg, die er für überflüssig hielt (c, j, q, w, x und y), und ersetzte sechs neue Buchstaben für Laute, die seiner Meinung nach keine eigenen Buchstaben hatten. Dieses Alphabet setzte sich nie durch, und er verlor schließlich das Interesse daran.
Derweilen verbrachte Franklin seine Sommer mit Reisen. Er hatte seinen Sohn William nach Europa mitgebracht, und sie besuchten gemeinsam Schottland und den Kontinent. Er traf sich mit berühmten Gelehrten wie [[Adam Smith]] und David Hume und erhielt die Ehrendoktorwürde der University of St Andrews. Im Sommer 1762, fünf Jahre nach seiner Ankunft in London, beschloss Franklin, nach Pennsylvania zurückzukehren. Kurz zuvor war sein Sohn William zum Gouverneur von New Jersey berufen worden. Die Hochzeit Williams mit Elizabeth Downes, der Tochter eines reichen Plantagenbesitzers, wartete Franklin nicht mehr ab. Während er noch im Jahr zuvor eine Europareise vorzeitig abgebrochen hatte, um der Krönung Georgs III. in London beizuwohnen, befand er sich während der Hochzeit seines illegitimen Sohnes schon auf einem Schiff in Richtung Amerika.


=== Reisen durch Europa ===
=== Zwischenspiel in der Heimat: Philadelphia 1763–1764 ===
Bereits 1753 war Franklin zusammen mit William Hunter († 1761) aus Virginia zum ''Deputy Postmaster'' für die britischen Kolonien in Nordamerika ernannt worden. Gemeinsam mit Hunter hatte er detaillierte Vorschriften erlassen, um das Postwesen in den Kolonien effizienter zu gestalten, und auf diese Weise die Laufzeit eines Briefes von New York nach Philadelphia um einen Tag verkürzt. Nach seiner Rückkehr in die Heimat unternahm er eine siebenmonatige Reise zur Inspektion des Postsystems. Mit John Foxcroft, der das Amt des inzwischen verstorbenen Hunter übernommen hatte, weitete Franklin das Postnetzwerk nach Kanada aus (Kanada war im Pariser Frieden 1763 an Großbritannien gefallen). Gleichzeitig richteten sie eine Paketschiff-Route nach Westindien ein und sorgten dafür, dass Postreiter auch nachts reisten. Auf einigen zentralen Routen, wie etwa derjenigen von New York nach Philadelphia, wurden auf diese Weise Brieflaufzeiten erreicht, die auch noch zwei Jahrhunderte später nicht unterboten wurden. So konnte etwa ein Briefschreiber in Philadelphia schon eine Woche nach dem Absenden seines Briefes eine Antwort aus New York erwarten.


Franklin nutzte London als Ausgangspunkt für seine Reisen. Im Jahr 1771 unternahm er kurze Reisen durch verschiedene Teile Englands und hielt sich bei Joseph Priestley in Leeds, Thomas Percival in Manchester und Erasmus Darwin in Lichfield auf. In Schottland verbrachte er fünf Tage bei Lord Kames in der Nähe von Stirling und hielt sich drei Wochen lang bei David Hume in Edinburgh auf. Im Jahr 1759 besuchte er Edinburgh mit seinem Sohn und berichtete später, dass er seine sechs Wochen in Schottland als &quot;sechs Wochen des dichtesten Glücks, das ich in meinem Leben erlebt habe&quot; bezeichnete.
Bei Franklins Rückkehr nach Philadelphia flammte der alte Konflikt mit der Eigentümerfamilie Pennsylvanias wieder auf. Dies führte so weit, dass Lord Hyde (1709–1786), als ''General Postmaster'' Vorgesetzter Franklins in London, diesen erinnerte, „alle Beamten der Krone“ seien verpflichtet, „die Staatsgewalt zu unterstützen.“ Ungeachtet solcher Warnungen, entwarf Franklin eine Petition, die die Amtsenthebung der Penns forderte. Nach einer auch in der Öffentlichkeit durch Flugschriften in aller Heftigkeit geführten Auseinandersetzung, setzten sich Franklins Anhänger in der Abgeordnetenversammlung schließlich durch und votierten mit 19 zu 11 Stimmen dafür, Franklin mit dieser Petition nach England zu schicken.


In Irland blieb er bei Lord Hillsborough. Franklin bemerkte über ihn, dass &quot;all das plausible Verhalten, das ich beschrieben habe, nur dazu dient, das Pferd zu streicheln und zu liebkosen, um es geduldiger zu machen, während die Zügel fester angezogen und die Sporen tiefer in die Seiten gesteckt werden.&quot; In Dublin wurde Franklin eingeladen, neben den Mitgliedern des irischen Parlaments zu sitzen und nicht auf der Tribüne. Er war der erste Amerikaner, dem diese Ehre zuteil wurde. Während seiner Reise durch Irland war er tief bewegt von dem Ausmaß der Armut, das er sah. Die Wirtschaft des Königreichs Irland unterlag denselben Handelsvorschriften und Gesetzen, die auch für die dreizehn Kolonien galten. Er befürchtete, dass die amerikanischen Kolonien eines Tages ebenso verarmen könnten, wenn diese Vorschriften und Gesetze weiterhin für sie gelten würden.
=== Interessenvertreter der Kolonien: London 1765–1775 ===
==== Kontroverse um den ''Stamp Act'' ====
[[Datei:O! the fatal Stamp.jpg|mini|''O! the fatal STAMP'', Reaktion auf das Stempelgesetz im ''Pennsylvania Journal'', Oktober 1765]]
Als die Nachricht von Franklins sicherer Ankunft in London publik wurde, läuteten in Philadelphia die Kirchenglocken. Doch die Begeisterung sollte sich schnell legen, als Franklin in die Kontroverse um das Stempelgesetz (engl. ''Stamp Act'') hineingezogen wurde. Dieses bestimmte, dass alle offiziellen Schriftstücke und Dokumente, aber auch Zeitungen, Karten- und Würfelspiele in den nordamerikanischen Kolonien mit Stempelmarken versehen werden, beziehungsweise auf eigens in London hergestelltem Papier mit einer Stempelprägung ausgefertigt sein mussten. Auf diese Weise sollten die Kolonien finanziell an der Stationierung von britischen Truppen in Nordamerika beteiligt werden. Die britische Regierung nahm den Standpunkt ein, dass die Kolonisten als Nutznießer dieses militärischen Schutzes für einen Teil der entstehenden Kosten aufkommen sollten.


Franklin verbrachte 1766 zwei Monate in Deutschland, doch seine Verbindungen zu diesem Land erstreckten sich über ein ganzes Leben. Er erklärte, dass er dem deutschen Wissenschaftler Otto von Guericke für seine frühen Studien zur Elektrizität zu Dank verpflichtet sei. Franklin war auch Mitverfasser des ersten Freundschaftsvertrags zwischen Preußen und Amerika im Jahr 1785. Im September 1767 besuchte er Paris mit seinem üblichen Reisepartner Sir John Pringle, 1st Baronet. Die Nachricht von seinen elektrischen Entdeckungen war in Frankreich weit verbreitet. Sein Ruf führte dazu, dass er mit vielen einflussreichen Wissenschaftlern und Politikern und auch mit König Ludwig XV. bekannt gemacht wurde.
Anfang Februar 1765 trafen sich Franklin und eine Reihe anderer Bevollmächtigter aus den Kolonien mit dem britischen Premierminister und Schatzkanzler George Grenville. Grenville legte dar, dass die Bedrohung durch die Indianer die Erhebung einer Steuer zur Finanzierung des militärischen Schutzes notwendig mache. Auf die Frage, wie diese Finanzierung sicherzustellen sei, warf Franklin ein, die britische Regierung solle die Umsetzung der Besteuerung den Kolonien überlassen. Diese allein hätten das Recht, solche Steuern von ihren Einwohnern zu erheben. Auf die Frage, ob die Bevollmächtigten für die Einnahmen und die Aufteilung des Steueraufkommens unter den einzelnen Kolonien garantieren könnten, hatten Franklin und seine Kollegen allerdings keine befriedigende Antwort.


=== Die Verteidigung der amerikanischen Sache ===
Als das Stempelgesetz im März 1765 verabschiedet wurde, vertrat Franklin einen pragmatischen Standpunkt. Er schlug seinen Freund John Hughes (1711–1772) für das Amt des Steuereintreibers vor und nahm fälschlicherweise an, dass sich die Aufregung über das Gesetz bald legen werde. In einem Brief an Hughes schrieb er: „In der Zwischenzeit wird eine standhafte Loyalität zur Krone und ein treues Festhalten an der Regierung dieser Nation […] der weiseste Kurs für dich und mich sein, was auch immer die Tollheit des gemeinen Volkes […] sein sollte.“


Eine Argumentation im Parlament lautete, dass die Amerikaner einen Anteil an den Kosten des Franzosen- und Indianerkrieges tragen sollten und daher Steuern auf sie erhoben werden sollten. Franklin wurde zum Sprecher der Amerikaner, als er 1766 vor dem Parlament öffentlichkeitswirksam aussagte. Er erklärte, dass die Amerikaner bereits einen großen Beitrag zur Verteidigung des Empire leisteten. Er sagte, dass die lokalen Regierungen 25.000 Soldaten für den Kampf gegen Frankreich aufgestellt, ausgerüstet und bezahlt hätten - so viele wie Großbritannien selbst entsandt hatte - und dass sie dafür allein im Franzosen- und Indianerkrieg viele Millionen aus den amerikanischen Staatskassen ausgegeben hätten.
[[Datei:The Colonies Reduced.jpg|mini|''The Colonies Reduced'', politischer Cartoon Franklins aus dem Jahr 1765. In Anspielung auf den früheren „Join, or Die“-Cartoon stellt Franklin das britische Weltreich mit abgetrennten Gliedmaßen dar, die mit den Namen der nordamerikanischen Kolonien versehen sind.]]
Franklin hatte den Widerstand des „gemeinen Volkes“ offenbar völlig unterschätzt. Was moderne Biographen wie [[Walter Isaacson]] als seine „schlimmste politische Fehleinschätzung“ bewerten, begann sich nun gegen Franklin zu wenden. Als seine Position in den Kolonien publik wurde, versuchte eine aufgebrachte Menge, Franklins Haus in Philadelphia zu stürmen. Allein dem Eingreifen einer Gruppe seiner Anhänger war es letztendlich zu verdanken, dass sich die Menge wieder auflöste.


1772 erhielt Franklin private Briefe von Thomas Hutchinson und Andrew Oliver, dem Gouverneur und dem stellvertretenden Gouverneur der Provinz Massachusetts Bay, die bewiesen, dass sie die Krone ermutigt hatten, gegen die Bostoner vorzugehen. Franklin schickte sie nach Amerika, wo sie die Spannungen weiter verschärften. Die Briefe wurden schließlich Mitte Juni 1773 in der ''Boston Gazette'' veröffentlicht, was einen politischen Feuersturm in Massachusetts auslöste und in England erhebliche Fragen aufwarf. Die Briten begannen, ihn als Verursacher ernsthafter Probleme zu betrachten. Die Hoffnungen auf eine friedliche Lösung endeten, als er am 29. Januar 1774 vor dem Privy Council von Generalstaatsanwalt Alexander Wedderburn systematisch lächerlich gemacht und gedemütigt wurde. Im März 1775 kehrte er nach Philadelphia zurück und gab seine akkomodatorische Haltung auf.
Allmählich sah Franklin ein, dass er die Situation in den Kolonien aus der Ferne falsch eingeschätzt hatte. Er begann eine Verteidigungskampagne mit Briefen, die er an seinen Partner David Hall und andere Adressaten in Nordamerika richtete. In seinen Schreiben bestritt er, das Stempelgesetz jemals unterstützt zu haben. Er gestaltete einen politischen Cartoon mit dem Titel ''The Colonies Reduced'' und ließ diesen auf Karten drucken und vor dem Parlament in London verteilen. In einer Sitzung des Parlaments am 13. Februar 1766 erhielt er schließlich die Möglichkeit, seine gewandelte Einstellung zu präsentieren. Einen Nachmittag lang beantwortete er die Fragen der Parlamentarier und stellte durch sein Auftreten als prominenter Vertreter amerikanischer Interessen seine Reputation in den Kolonien wieder her. Als das Stempelgesetz im März 1766 wieder aufgehoben wurde, feuerte ein ''The Franklin'' getauftes Schiff im Hafen von Philadelphia Salutschüsse zu seinen Ehren ab. Franklins Freund Charles Thomson schrieb ihm: „Deine Feinde begannen sich schließlich für ihre gemeinen Unterstellungen zu schämen und anzuerkennen, dass die Kolonien dir zu Dank verpflichtet sind“.


1773 veröffentlichte Franklin zwei seiner berühmtesten pro-amerikanischen satirischen Essays: &quot;Rules by Which a Great Empire May Be Reduced to a Small One&quot; (Regeln, mit denen ein großes Reich auf ein kleines reduziert werden kann) und &quot;An Edict by the King of Preussia&quot; (Ein Edikt des Königs von Preußen).
==== Die Autobiografie ====
[[Datei:Franklin - Autobiography (draft).jpg|mini|Seite aus Franklins Manuskript der ''Autobiography''. Franklin beschrieb zunächst eine Hälfte des Papiers und nutzte die andere Hälfte später für Korrekturen und Ergänzungen.]]
Während eines Aufenthalts auf dem Landsitz seines Freundes Jonathan Shipley (1714–1788) im Jahr 1771 begann Franklin mit der Abfassung seiner Autobiografie. Er sollte diese Arbeit über einen Zeitraum von nahezu neunzehn Jahren in insgesamt vier Abschnitten fortführen&nbsp;– bei seinem Tod war das Werk allerdings unvollendet.


=== Vertreter für die Mitgliedschaft im British und Hellfire Club ===
Am Anfang steht ein langer Brief an seinen Sohn William, den damaligen Gouverneur von New Jersey. Die Autobiographie war gleichwohl von Beginn an für ein breiteres Publikum bestimmt. Franklins Ziel war es, seinen eigenen Aufstieg aus einfachen Verhältnissen zu einer wohlhabenden und geachteten Persönlichkeit darzustellen. Damit verband er den Wunsch, dass andere seinem Vorbild nacheifern sollten. Sein Biograph Charles van Doren merkt hierzu an, dass Franklin „für eine Mittelklasse schrieb, die [zu jener Zeit] nur wenige Geschichtsschreiber hatte“.


Es ist bekannt, dass Franklin während seiner Zeit in England 1758 gelegentlich als Nichtmitglied an den Treffen des Hellfire Club teilnahm. Einige Autoren und Historiker sind jedoch der Ansicht, dass er in Wirklichkeit ein britischer Spion war. Da es keine Aufzeichnungen mehr gibt (sie wurden 1774 verbrannt), sind viele dieser Mitglieder nur Vermutungen oder durch Briefe miteinander verbunden. Ein früher Befürworter der These, Franklin sei Mitglied des Hellfire Club und ein Doppelagent gewesen, ist der Historiker Donald McCormick, der in der Vergangenheit immer wieder kontroverse Behauptungen aufgestellt hat.
Die Urteile über Franklins Autobiographie gehen auseinander. Der Literaturkritiker Charles Angoff bemängelt, ihr fehle alles, was ein wirklich großes Werk der ''Belles Lettres'' ausmache: Anmut des Ausdrucks, Zauber der Persönlichkeit und intellektuelle Höhe. Der Historiker [[Henry Steele Commager]] stellt dagegen die ungekünstelte Einfachheit, Klarheit, Schlichtheit im Stil, die Frische und den Humor heraus, die das Werk für jede neue Generation von Lesern empfehlenswert machten. Bis heute ist die Schrift in mehreren hundert Auflagen erschienen und gehört damit zu den populärsten Autobiographien der Geschichte.


=== Der Beginn der Revolution ===
==== Die Affäre um die Hutchinson-Briefe ====
[[Datei:Benjamin Franklin 1767.jpg|mini|Franklin-Porträt von David Martin aus dem Jahr 1767]]
Zu Beginn der 1770er Jahre glaubte Franklin immer noch, er könne den Streit zwischen den Kolonien und dem Mutterland schlichten. Diese Überzeugung führte 1773 zu der Affäre um die Hutchinson-Briefe, die Franklins Biograph Gordon S. Wood als das „außergewöhnlichste und aufschlussreichste Ereignis in Franklins politischem Leben“ bezeichnet. Die Affäre, so Wood, „zerstörte in wirksamer Weise seine Stellung in England und machte ihn schließlich zum Verfechter der Unabhängigkeit.“


Im Jahr 1763, kurz nachdem Franklin zum ersten Mal aus England nach Pennsylvania zurückgekehrt war, wurde die westliche Grenze von einem erbitterten Krieg heimgesucht, der als Pontiac-Aufstand bekannt wurde. Die Paxton Boys, eine Gruppe von Siedlern, die davon überzeugt waren, dass die Regierung von Pennsylvania nicht genug tat, um sie vor Indianerangriffen zu schützen, ermordeten eine Gruppe friedlicher Susquehannock-Indianer und marschierten auf Philadelphia. Franklin half dabei, eine örtliche Miliz zu organisieren, um die Hauptstadt gegen den Mob zu verteidigen. Er traf sich mit den Anführern von Paxton und überredete sie, sich zu zerstreuen. Franklin schrieb einen vernichtenden Angriff gegen die rassistischen Vorurteile der Paxton Boys. &quot;Wenn mich ein ''Indianer'' verletzt&quot;, fragte er, &quot;heißt das, dass ich diese Verletzung an allen ''Indianern'' rächen darf?&quot;
In den späten 1760er Jahren hatte Thomas Hutchinson, der Vizegouverneur von Massachusetts, eine Reihe von Briefen an den britischen Außenminister Thomas Whately geschrieben. Darin hatte er sich für eine harte Haltung gegenüber den Kolonien ausgesprochen und insbesondere empfohlen, deren Freiheiten zu beschneiden. Nach Whatelys Tod im Jahr 1772 waren diese Briefe in Franklins Hände gelangt. Er sandte sie nach Massachusetts, um auf diese Weise zu belegen, dass das Verschulden für die Krise zwischen den Kolonien und dem Mutterland nicht etwa bei der britischen Regierung, sondern vielmehr bei Kolonialbeamten wie Hutchinson liege. Wenn nur der wahre Grund für die Krise offenbar werde, so glaubte Franklin, würde sich die Feindschaft gegenüber der britischen Regierung in den Kolonien legen.


Er reagierte schon früh auf die britische Überwachung durch sein eigenes Netzwerk der Gegenüberwachung und Manipulation. &quot;Er führte eine Öffentlichkeitskampagne, sicherte sich geheime Hilfe, beteiligte sich an Kaperfahrten und verbreitete eine wirkungsvolle und aufrührerische Propaganda.
Wie schon zuvor bei seiner Hoffnung, Pennsylvania in eine Kronkolonie umwandeln zu können, und seiner anfänglichen Haltung zum Stempelgesetz, schätzte Franklin auch diesmal die wirkliche Lage falsch ein. Er hatte gehofft, dass die Hutchinson-Briefe nur in einem kleinen Kreis in den Kolonien zirkulierten. Stattdessen wurden sie im Juni 1773 gedruckt und sorgten für einen Eklat. Nachdem die Briefe auch in England publik geworden waren, musste Franklin schließlich öffentlich eingestehen, dass er es gewesen sei, der sie nach Boston geschickt hatte.


=== Unabhängigkeitserklärung ===
Die Stimmung in London heizte sich weiter auf als Franklin im selben Jahr zwei anonyme Satiren für die englischen Zeitungen schrieb, in denen er sich über das Verhalten des Mutterlandes gegenüber den Kolonien lustig machte. Die erste Satire stand unter dem Titel ''Rules by Which a Great Empire May be Reduced to a Small One'' (dt. etwa ''Regeln durch die ein großes Reich in ein kleines verwandelt werden kann''). Darin listete er zwanzig Vorschläge auf, wie sich Großbritannien gegenüber seinen Kolonien gebärden könne, um beide Seiten weiter voneinander zu entfernen. Es fanden sich darin Vorschläge wie „Gib besonders Acht darauf, dass die Kolonien […] nicht dieselben Rechte und dieselben Handelsprivilegien [wie das Mutterland] genießen und dass sie durch strengere Gesetze regiert werden“ oder „Quartiere Truppen bei ihnen ein, die durch ihre Frechheit Aufstände des Mobs provozieren können“. Die zweite Satire unter dem Titel ''An Edict by the King of Prussia'' war ein fiktives Edikt des preußischen Königs Friedrich II. In dieser fingierten Bekanntmachung ließ Franklin Friedrich den Großen argumentieren, dass die Deutschen vor langer Zeit Siedler nach England geschickt hätten und deshalb nun Einkünfte dieser preußischen Kolonien in Großbritannien an Preußen fließen sollten. Darüber hinaus gebe es die Möglichkeit, preußische Strafgefangene nach England zu schicken und die Kolonien auf der Insel auf diese Weise zu bevölkern. Für diejenigen Leser, die den Sinn der Satire noch nicht verstanden hatten, fügte Franklin hinzu, dass diese Maßnahmen nur gerecht seien, weil sie ein genaues Spiegelbild der Maßnahmen Großbritanniens gegenüber seinen Kolonien in Nordamerika darstellten.


Als Franklin am 5. Mai 1775 nach seiner zweiten Reise nach Großbritannien in Philadelphia eintraf, hatte die Amerikanische Revolution im Monat zuvor, am 19. April 1775, in den Schlachten von Lexington und Concord begonnen. Die Milizen Neuenglands hatten die britische Hauptarmee gezwungen, in Boston zu bleiben. Die Versammlung von Pennsylvania wählte Franklin einstimmig als ihren Delegierten für den Zweiten Kontinentalkongress. Im Juni 1776 wurde er zum Mitglied des Fünferausschusses ernannt, der die Unabhängigkeitserklärung ausarbeitete. Obwohl er vorübergehend durch Gicht behindert war und an den meisten Sitzungen des Ausschusses nicht teilnehmen konnte, nahm er mehrere &quot;kleine, aber wichtige&quot; Änderungen an dem ihm von Thomas Jefferson übermittelten Entwurf vor.
Als im Januar 1774 die Nachricht von der [[Boston Tea Party]] in London eintraf, fokussierte sich der Zorn der britischen Regierung auf Franklins Person. Am 29. Januar wurde er vor den Privy Council zitiert und musste eine Schimpftirade des stellvertretenden Generalstaatsanwalts Alexander Wedderburn über sich ergehen lassen. Nur kurze Zeit später verlor er sein Amt als ''Deputy Postmaster''.


Bei der Unterzeichnung wird er mit den Worten zitiert, er habe auf eine Bemerkung von John Hancock, dass sie alle zusammen hängen müssten, geantwortet: &quot;Ja, wir müssen in der Tat alle zusammen hängen, oder wir werden ganz sicher alle einzeln hängen&quot;.
Als sich die Stimmung gegen die Kolonien ein Jahr später immer weiter zuspitzte und in der Zwischenzeit seine Frau Deborah in Philadelphia gestorben war, bestieg Franklin Ende März 1775 schließlich ein Schiff und kehrte nach Amerika zurück.


=== Botschafter in Frankreich (1776-1785) ===
=== Die ersten Schritte zur Unabhängigkeit: Philadelphia 1775–1776 ===
==== Kongressabgeordneter ====
Als Franklin am 5. Mai 1775 in Philadelphia ankam, hatten die Kämpfe zwischen britischen Truppen und Kolonisten mit den Gefechten von Lexington und Concord schon begonnen. Franklin zeigte sich über die Lage der Dinge hocherfreut. Einem Reporter gab er zu Protokoll, nur ein mutiger Widerstand könne die Amerikaner vor der „zutiefst verachtenswerten Sklaverei und Zerstörung“ retten.


Am 26. Oktober 1776 wurde Franklin als Kommissar für die Vereinigten Staaten nach Frankreich entsandt. Als Sekretär nahm er seinen 16-jährigen Enkel, William Temple Franklin, mit. Sie wohnten in einem Haus im Pariser Vorort Passy, das von Jacques-Donatien Le Ray de Chaumont gestiftet worden war, der die Vereinigten Staaten unterstützte. Franklin blieb bis 1785 in Frankreich. Er leitete die Angelegenheiten seines Landes gegenüber der französischen Nation mit großem Erfolg. Dazu gehörten die Sicherung eines wichtigen Militärbündnisses im Jahr 1778 und die Unterzeichnung des Pariser Vertrags von 1783.
Am Tag nach seiner Ankunft wurde Franklin in den Zweiten Kontinentalkongress gewählt, der seine Arbeit am 10. Mai aufnehmen sollte. Mit einem Alter von nahezu 70 Jahren war er der bei weitem älteste Abgeordnete. Während der Debatten verhielt er sich auffällig ruhig. Kongressmitglieder wie [[John Adams]] beklagten gar, Franklin sitze über große Strecken des Tages auf seinem Stuhl und schlafe.


Zu seinen Partnern in Frankreich gehörte Honoré Gabriel Riqueti, comte de Mirabeau - ein französischer revolutionärer Schriftsteller, Redner und Staatsmann, der 1791 zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt wurde. Im Juli 1784 traf Franklin mit Mirabeau zusammen und steuerte anonymes Material bei, das der Franzose in seinem ersten signierten Werk verwendete: ''Considerations sur l'ordre de Cincinnatus''. Die Publikation stand der in den Vereinigten Staaten gegründeten Society of the Cincinnati kritisch gegenüber. Franklin und Mirabeau hielten sie für einen &quot;edlen Orden&quot;, der nicht mit den egalitären Idealen der neuen Republik vereinbar war.
Gleichwohl waren die Delegierten davon beeindruckt, mit welcher Heftigkeit Franklin für die Sache der Unabhängigkeit Stellung nahm. John Adams schrieb an seine Ehefrau Abigail, „er [Franklin] zögert nicht, unseren wagemutigsten Maßnahmen zuzustimmen, sondern scheint uns im Gegenteil für zu unentschlossen und rückwärtsgewandt zu halten“. Historiker wie Gordon S. Wood halten diesen revolutionären Eifer Franklins für wohlkalkuliert. Noch immer gab es im Lager der Kolonisten Stimmen, die Franklin für alles andere als einen Mann der Unabhängigkeit hielten und ihn sogar als britischen Spion sahen. Franklin begegnete diesen Vorwürfen, indem er einen feindseligen Brief an seinen langjährigen Freund William Strahan (1715–1785) in London aufsetzte und diesen mit den Worten schloss: „Sie und ich waren lange Freunde. Nun sind Sie mein Feind, und ich bin der Ihre“. Dieses Schreiben schickte Franklin allerdings niemals ab, sondern zeigte es nur einigen seiner Freunde. Nur Tage später begann er wieder, Strahan im gewohnt warmherzigen Ton anzuschreiben.


Während seines Aufenthalts in Frankreich war er als Freimaurer aktiv und diente von 1779 bis 1781 als ehrwürdiger Meister der Loge Les Neuf Sœurs. Als Franz Mesmer 1784 begann, seine Theorie des &quot;tierischen Magnetismus&quot; zu verbreiten, die von vielen als anstößig empfunden wurde, ernannte Ludwig XVI. eine Kommission, um sie zu untersuchen. Dazu gehörten der Chemiker Antoine Lavoisier, der Arzt Joseph-Ignace Guillotin, der Astronom Jean Sylvain Bailly und Franklin. Das Komitee kam durch Blindversuche zu dem Schluss, dass der Mesmerismus nur dann zu wirken schien, wenn die Versuchspersonen es erwarteten, was den Mesmerismus in Misskredit brachte und zum ersten großen Beweis für den Placebo-Effekt wurde, der damals als &quot;Einbildung&quot; bezeichnet wurde. Im Jahr 1781 wurde er zum Fellow der American Academy of Arts and Sciences gewählt.
==== Die persönliche Seite der Revolution: Bruch mit William ====
[[Datei:WilliamFranklin.jpeg|mini|William Franklin, Gemälde von Mather Brown, um 1790 (Ausschnitt)]]
Selbst wenn Franklins revolutionärer Eifer in Teilen kalkuliert gewesen sein mag, so hatte die Revolution für ihn auch sehr persönliche Auswirkungen. 1762 war sein Sohn William (1730–1813) zum Gouverneur von New Jersey berufen worden. Zu jener Zeit hatten beide noch gemeinsam den Traum von einer Zukunft des Britischen Weltreiches. Als Benjamin Franklin dann aber sein Amt als ''Deputy Postmaster'' im Rahmen der Hutchinson-Affäre verlor, forderte er William vergeblich auf, sein Amt als königlicher Gouverneur niederzulegen. 1775 versuchte er seinen Sohn davon zu überzeugen, sich der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung anzuschließen. Als William sich weigerte, brach Franklin den Kontakt zu ihm ab. William wurde im Juni 1776 verhaftet und als Gefangener nach Connecticut gebracht. Doch sein Vater zeigte sich ungerührt und ließ sich auch nicht durch einen eindringlichen Appell von Williams Frau umstimmen. Selbst als William Jahre später versuchte, den Konflikt beizulegen, blieb Benjamin Franklin hart. Im Juli 1785 trafen sie noch einmal in der englischen Hafenstadt Southampton aufeinander. Das Gespräch&nbsp;– über das alle Beteiligten Stillschweigen bewahrten&nbsp;– endete unversöhnlich. Von jenem Tag an sollte Benjamin Franklin nicht mehr mit seinem Sohn kommunizieren.


Franklins Eintreten für religiöse Toleranz in Frankreich trug zu den Argumenten französischer Philosophen und Politiker bei, die zur Unterzeichnung des Edikts von Versailles durch Ludwig XVI. im November 1787 führten. Dieses Edikt hob das Edikt von Fontainebleau auf, das Nichtkatholiken das Bürgerrecht und das Recht auf offene Religionsausübung verweigert hatte.
==== Unabhängigkeitserklärung und ''Pennsylvania Constitution'' ====
[[Datei:Declaration of Independence draft (detail with changes by Franklin).jpg|mini|Entwurf der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten mit Änderungen Franklins. Er ersetzte die Worte „sacred and undeniable“ durch „self-evident“ (Mitte der Abbildung).]]
Um das britische Postsystem in den Kolonien zu ersetzen, war Franklin im Juli 1775 zum ''Postmaster General'' ernannt worden. Für seine Dienste erhielt er eine Summe von 1000&nbsp;Pfund im Jahr, die er jedoch für die Versorgung verwundeter Soldaten spendete. Am 23. August 1775 erschien die Proklamation König Georgs III., dass sich alle amerikanischen Kolonien an einer Rebellion beteiligten. Im Oktober desselben Jahres und erneut im März 1776 wurde Franklin vom Kongress zusammen mit anderen Delegierten beauftragt, sich auf zwei Inspektionsreisen ein Bild vom Zustand der Kontinentalarmee zu machen. Während seines Zusammentreffens 1775 mit [[George Washington]] in dessen Hauptquartier in Cambridge (Massachusetts), belagerte der General gerade erfolgreich die in Boston zusammengezogenen Briten. Doch die finanziellen Probleme des anhaltenden Krieges, fehlende Rekruten und ausbleibender Nachschub bereiteten Washington große Sorgen. Daher arbeitete Franklin einen detaillierten Plan zur Versorgung und Ausbildung der Soldaten aus&nbsp;– ganz so, wie er es auch schon vorher bei der Bürgermiliz von Pennsylvania getan hatte. Während diese Reise nach Cambridge im Herbst noch leicht zu bewältigen war, brachte seine Entsendung nach Kanada im März 1776 den inzwischen siebzigjährigen Franklin jedoch an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Das ging so weit, dass er noch während der Reise Abschiedsbriefe an seine Freunde schickte, weil er annahm, die Strapazen nicht zu überstehen.


Franklin diente auch als amerikanischer Minister in Schweden, obwohl er dieses Land nie besuchte. Er handelte einen Vertrag aus, der im April 1783 unterzeichnet wurde. Am 27. August 1783 wurde er in Paris Zeuge des ersten Wasserstoffballonfluges der Welt. ''Le Globe'', der von Professor Jacques Charles und Les Frères Robert entwickelt wurde, wurde von einer großen Menschenmenge beobachtet, als er vom Champ de Mars (dem heutigen Standort des Eiffelturms) aufstieg. Franklin war so begeistert, dass er das nächste Projekt, den Bau eines bemannten Wasserstoffballons, finanziell unterstützte. Am 1. Dezember 1783, Franklin saß in einem speziellen Raum für Ehrengäste, hob der Ballon, gesteuert von Charles und Nicolas-Louis Robert, vom Jardin des Tuileries ab.
Bei seiner Rückkehr nach Philadelphia wurde Franklin in ein Komitee zur Ausarbeitung der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung gewählt. Noch immer gesundheitlich angegriffen, beschränkte sich seine Rolle anfangs darauf, die Entwürfe [[Thomas Jefferson]]s durchzugehen und Verbesserungen vorzuschlagen. Seine Änderungen sind in dem Dokument überliefert, das Jefferson als „Rohentwurf“ (engl. ''rough draft'') bezeichnete und das heute in der Library of Congress aufbewahrt wird. Die wohl wichtigste seiner Änderungen war ebenso klein wie bedeutsam: In Jeffersons Formulierung „Wir halten diese Wahrheiten für heilig und unbestreitbar“ (engl. ''We hold these truths to be sacred and undeniable'') strich Franklin die Worte „heilig und unbestreitbar“ und ersetzte sie durch „selbstverständlich“ (engl. ''self-evident'').


=== Rückkehr nach Amerika ===
Nachdem die Loslösung von Großbritannien vollzogen war, machten sich die einzelnen Staaten an die Ausarbeitung von Verfassungen. Für Pennsylvania wurde Franklin einstimmig zum Präsidenten des Gremiums gewählt, das die neue Verfassung gestalten sollte. In einer Zeit, als die englische Mischverfassung mit ihrer Balance zwischen Krone, Oberhaus und Unterhaus als das Ideal galt, sah die ''Pennsylvania Constitution'' lediglich ein Einkammersystem vor. Damit gilt sie heute als der demokratischste aller Verfassungsentwürfe jener Zeit. Insbesondere in Frankreich wurde die Idee mit großem Beifall aufgenommen und Jahre später in der Französischen Revolution umgesetzt.


Als er 1785 nach Hause zurückkehrte, war Franklin nach George Washington der zweitwichtigste Verfechter der amerikanischen Unabhängigkeit. Als er aus Frankreich zurückkehrte, fehlten ihm auf unerklärliche Weise 100.000 Pfund aus den Mitteln des Kongresses. Auf die Frage eines Kongressmitglieds nach diesem Mangel antwortete Franklin mit einem Bibelzitat: &quot;Gebt dem Ochsen, der das Korn seines Herrn zertritt, keinen Maulkorb.&quot; Die fehlenden Mittel wurden im Kongress nie wieder erwähnt. Le Ray ehrte ihn mit einem von Joseph Duplessis in Auftrag gegebenen Porträt, das heute in der National Portrait Gallery der Smithsonian Institution in Washington, D.C. hängt. Nach seiner Rückkehr wurde Franklin zum Abolitionisten und befreite seine beiden Sklaven. Schließlich wurde er Präsident der Pennsylvania Abolition Society.
=== Diplomat: Paris 1776–1785 ===
==== Personifikation Amerikas: Franklin-Begeisterung in Paris ====
[[Datei:Franklin in his fur cap.png|mini|Benjamin Franklin mit Brille und brauner Nerzkappe während seiner Zeit in Paris. Beide Accessoires unterstreichen das Bild des weisen Hinterwäldlers.]]
[[Datei:Nini - Benjamin Franklin médaillon.jpg|mini|Eines der zahlreichen Medaillons mit Franklins Abbild. Der französische König wurde des Anblicks von Franklin-Porträts so überdrüssig, dass er einer von Franklins Bewunderinnen einen Nachttopf schenkte, von dessen Boden ihr das Gesicht des Amerikaners entgegenblickte.]]
Angesichts ihrer angespannten militärischen Lage war es für die Amerikaner entscheidend, bei anderen europäischen Mächten um Unterstützung zu werben. Deshalb beschloss der Kontinentalkongress 1776, eine Delegation nach Paris zu entsenden. Frankreich mit seiner jahrhundertelangen Geschichte von Kriegen gegen England bot sich als Partner umso mehr an, als die Franzosen zuletzt im Siebenjährigen Krieg weite Teile ihrer überseeischen Besitzungen an Großbritannien verloren hatten. Die Delegation bestand aus Benjamin Franklin, dem Kaufmann Silas Deane sowie dem aus Virginia stammenden Arthur Lee (1740–1792). Ihr Ziel bestand darin, Waffen und Munition für die Kontinentalarmee zu beschaffen und ein Bündnis mit Frankreich zu schließen.


==== Präsident von Pennsylvania und Delegierter für den Verfassungskonvent ====
Bei seiner Ankunft in Paris wurde Franklin begeistert empfangen. Diese Begeisterung kam nicht von ungefähr: 1751 hatte der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon Franklins Schrift ''Experiments and Observations on Electricity'' gelesen und eine französische Übersetzung angeregt. Als diese ein Jahr später in Druck ging, erhielt Franklin ein persönliches Glückwunschschreiben des französischen Königs Ludwig XVI. In den folgenden Jahren erhielt er auch eine wachsende Zahl von Briefen seiner französischen Bewunderer. Unter ihnen war der Mediziner und Botaniker Jacques Barbeu-Dubourg (1709–1799), der viele von Franklins Essays und Werken ins Französische übersetzte, darunter auch das Protokoll jener Unterhaussitzung, in der sich Franklin zum Stempelgesetz geäußert hatte. Allein diese Schrift wurde in fünf unterschiedlichen Auflagen gedruckt und verbreitet. Nur wenige Wochen nach seiner Ankunft wurde Franklins Werk ''The Way to Wealth'' unter dem Titel ''La Science du Bonhomme Richard'' veröffentlicht und erlebte innerhalb kürzester Zeit vier Neuauflagen. Sein Ruhm in Frankreich war so groß, dass die Straßen von Paris mit Menschen gesäumt waren, als Franklin im Dezember 1776 dort ankam.


In einer Sonderabstimmung am 18. Oktober 1785 wurde er einstimmig zum sechsten Präsidenten des Obersten Exekutivrates von Pennsylvania gewählt und löste damit John Dickinson ab. Das Amt war praktisch das des Gouverneurs. Er bekleidete dieses Amt etwas mehr als drei Jahre lang, länger als jeder andere, und erfüllte die verfassungsmäßige Höchstdauer von drei vollen Amtszeiten. Kurz nach seiner ersten Wahl wurde er am 29. Oktober 1785 und erneut im Herbst 1786 sowie am 31. Oktober 1787 für eine volle Amtszeit wiedergewählt. In dieser Eigenschaft fungierte er als Gastgeber des Verfassungskonvents von 1787 in Philadelphia.
„[Franklin] ist sehr gefragt“, notierte ein Tagebuchschreiber, „und dies nicht nur bei seinen gelehrten Kollegen, sondern bei jedermann, der Zugang zu ihm erlangen kann“. Wohin auch immer er in seiner Kutsche reiste, bildeten sich Menschengruppen, die ihn hochleben ließen und einen Blick auf ihn werfen wollten. Einige Franzosen versuchten sogar, Franklin als einen der ihren zu vereinnahmen, indem sie darauf hinwiesen, dass der Familienname „Franquelin“ in der Picardie geläufig sei. Gleichzeitig entstand eine Reihe von Porträts, Büsten und Medaillons mit seinem Abbild. Jean-Antoine Houdon und Jean-Jacques Caffieri gestalteten Büsten, Jean-Baptiste Greuze und J. F. de L’Hospital porträtierten ihn und Joseph Siffred Duplessis (1725–1802) schuf gleich ein Dutzend Ölgemälde, die in einer Vielzahl von Drucken Verbreitung fanden.


Er diente auch als Delegierter im Konvent. Dies war in erster Linie ein Ehrenamt, und er beteiligte sich nur selten an Debatten.
1784 waren u.&nbsp;a. Antoine Laurent de Lavoisier und Franklin Mitglied einer von der Académie française eingesetzten Kommission zur Überprüfung des sogenannten tierischen Magnetismus (Mesmerismus). Sie erklärte den Mesmerismus für unwirksam. Mit der Familie Lavoisier verband ihn eine Freundschaft; von Marie Lavoisier soll auch ein Porträt Franklins aus den Jahren 1787/88 stammen; es wurde von ihr nach einer Vorlage von Joseph-Siffred Duplessis (1725–1802) erstellt.
Er war Mitglied der 1776 gegründeten Freimaurerloge Les Neuf Sœurs.


== Tod ==
Aus Sicht der französischen Philosophen, so Gordon S. Wood, besaß Amerika genau jene Qualitäten, an denen es Frankreich mangelte: natürliche Einfachheit, soziale Gleichheit, religiöse Freiheit und eine ländliche [[Aufklärung|Aufgeklärtheit]]. So schufen die Aufklärer ein Idealbild Amerikas, das sie als Waffe gegen die aristokratische Korrumpiertheit und den materiellen Luxus des Ancien Régime einsetzten. Franklin, mit seinem schlichten Auftreten und der hinterwäldlerisch anmutenden Nerzkappe auf seinem Kopf, wurde zum Symbol dieses Idealbildes.


Franklin litt während seines mittleren und höheren Lebensalters an Fettleibigkeit, was zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen führte, insbesondere zu Gicht, die sich im Alter verschlimmerte. Bei der Unterzeichnung der US-Verfassung im Jahr 1787 befand er sich in einem schlechten Gesundheitszustand und wurde von da an bis zu seinem Tod nur noch selten in der Öffentlichkeit gesehen.
==== Allianz mit Frankreich ====
[[Datei:Surrender of General Burgoyne.jpg|mini|Der britische General Burgoyne kapituliert mit seinen Truppen nach der Schlacht von Saratoga. Die Schlacht stellte einen Wendepunkt im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg dar und führte zur Allianz mit Frankreich. Gemälde von John Trumbull aus dem Jahr 1822.]]
Nur wenige Tage nach Franklins Ankunft in Paris fand das erste Treffen der amerikanischen Gesandten mit dem französischen Außenminister Charles Gravier, Comte de Vergennes statt. Ziel der Amerikaner war es, schnellstmöglich eine Allianz mit Frankreich einzugehen. Doch Vergennes reagierte abwartend. Seit Beginn des Krieges war die Kontinentalarmee den regulären britischen Truppen unterlegen gewesen. Abgesehen vom schlechten Ausbildungsstand, mangelte es den Soldaten nicht nur an Kleidung und Nahrung, sondern vor allem an Waffen und Munition. Aus französischer Sicht war deshalb keinesfalls abzusehen, wohin das Abenteuer eines Kriegseintrittes führen würde. Als Vergennes zu den Ausführungen der drei Gesandten nur unverbindlich nickte, versprach Franklin, ihm ein Memorandum zu schicken.


Franklin starb am 17. April 1790 in seinem Haus in Philadelphia an einem Brustfellentzündungsanfall. Er war zum Zeitpunkt seines Todes 84 Jahre alt. Seine letzten Worte waren Berichten zufolge: &quot;Ein Sterbender kann nichts Einfaches tun&quot;, nachdem sie seiner Tochter vorgeschlagen hatte, seine Position im Bett zu ändern und sich auf die Seite zu legen, damit er leichter atmen konnte. Franklins Tod wird in dem Buch ''The Life of Benjamin Franklin'' beschrieben, wobei aus dem Bericht von John Paul Jones zitiert wird:
In diesem Memorandum stellte er eine feine Balance zwischen Versprechen und Drohungen her. Gemeinsam, so Franklin, seien Frankreich, Spanien (das durch den Bourbonischen Hausvertrag an Frankreich gebunden war) und Amerika so stark, dass die Briten in einem Krieg ihre wertvollen Besitzungen in Westindien einbüßen würden. Ihr wirtschaftlicher –&nbsp;und damit auch politischer&nbsp;– Niedergang sei für die Briten in einer solchen Situation unabwendbar. Sollte die französische Hilfe allerdings ausbleiben, dann könnte dies für die Amerikaner letztendlich bedeuten, in einen Frieden mit Großbritannien gezwungen zu werden. Franklin drängte, der Moment für eine Entscheidung sei gekommen. Jede weitere Verzögerung könne in einer Katastrophe enden.


<blockquote>... als die Schmerzen und die Schwierigkeit zu atmen ihn völlig verließen und seine Familie sich mit der Hoffnung auf seine Genesung schmeichelte, als ein Imposthume, das sich in seiner Lunge gebildet hatte, plötzlich platzte und eine Menge Materie ausstieß, die er weiterhin auswarf, solange er Kraft hatte; Als diese jedoch versagte, wurden die Atmungsorgane allmählich unterdrückt; es folgte ein ruhiger, lethargischer Zustand, und am 17. April 1790, gegen elf Uhr nachts, verstarb er ruhig und beendete ein langes und nützliches Leben von vierundachtzig Jahren und drei Monaten.
Doch Vergennes blieb unbeeindruckt. Er lehnte den amerikanischen Wunsch nach einer Allianz zu diesem Zeitpunkt ab, ebenso die Entsendung französischer Linienschiffe. Für die nächsten Monate hielt er Franklin auf Distanz und wartete ab, wie sich der Krieg weiter entwickelte. Gleichzeitig gewährten die Franzosen den Amerikanern aber ein geheimes Darlehen und öffneten ihre Häfen für amerikanische Handelsschiffe.


</blockquote>
Die Wende kam ein Jahr später. Am späten Morgen des 4. Dezember 1777 ritt ein Bote in den Hof von Franklins französischem Gastgeber in Passy bei Paris. Er überbrachte ihm die Botschaft, dass der britische General Burgoyne nach der Schlacht von Saratoga mit seinen gesamten Truppen kapitulieren musste und die Amerikaner einen entscheidenden Sieg davongetragen hatten. Dies veränderte die Situation grundlegend. Noch im Dezember erkannte Frankreich die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten formell an, und am 28. Januar sicherte die französische Regierung den Amerikanern eine finanzielle Unterstützung von jährlich 6 Millionen Livres zu. Zur Unterzeichnung des förmlichen Freundschafts- und Handelsvertrages zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten am 6. Februar 1778 trug Franklin demonstrativ jenen braunen Samtanzug, den er bei seiner Demütigung vor dem britischen Privy Council im Januar 1774 getragen hatte. Und am 20. März empfing König Ludwig XVI. Deane, Lee und Franklin als erste offizielle Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika im Schloss Versailles.


Etwa 20 000 Menschen nahmen an Franklins Beerdigung teil, nach der er auf dem Christ Church Burial Ground in Philadelphia beigesetzt wurde. Als die verfassungsgebende Versammlung im revolutionären Frankreich von seinem Tod erfuhr, trat sie für drei Tage in Trauer, und im ganzen Land wurden Gedenkfeiern zu Ehren Franklins abgehalten.
==== Bonvivant ====
[[Datei:Franklin and the ladies of Paris.png|mini|Franklin wird von Damen der Pariser Gesellschaft mit Lorbeer bekränzt. Gemälde des belgischen Malers W. O. Geller, um 1830.]]
Im April 1778 kam [[John Adams]] nach Paris, um Silas Deane als diplomatischen Vertreter der Vereinigten Staaten zu ersetzen. Adams und Franklin kannten sich schon aus früheren Tagen, waren aber in Lebensstil und Charakter sehr unterschiedlich. Adams war 42 Jahre alt, als er in Paris ankam, und damit dreißig Jahre jünger als Franklin. Eher steif in seinem Verhalten und in seinen persönlichen Moralvorstellungen, blickte er mit einem gewissen Neid auf Franklin, der sich ganz an das Leben in der Pariser Gesellschaft angepasst zu haben schien. Franklin genieße, so beklagte sich Adams in einem Schreiben an einen Freund, „ein Reputationsmonopol“ in Frankreich. Franklins Leben in Paris, so Adams in einer Tagebuchnotiz, sei von fortdauernder Genusssucht geprägt. Er stehe erst spät am Morgen auf, treffe sich dann mit Freunden, amüsiere sich am Nachmittag und sei jeden Tag zu Abendessen eingeladen, von denen er erst zwischen neun Uhr abends und Mitternacht zurückkomme.


Im Jahr 1728, im Alter von 22 Jahren, schrieb Franklin, was er hoffte, sein eigenes Epitaph zu sein:
Besonders schockiert zeigte sich Adams von Franklins Umgang mit Frauen der Pariser Gesellschaft. Franklin flirtete zunächst mit Anne-Louise de Harancourt Brillon de Jouy, der Frau eines französischen Adligen, die auf einem Gut unweit von Franklins Gastgeber in Passy lebte, und später mit Anne-Catherine de Ligniville Helvétius, einer Salonnière bekannt unter dem Namen „Madame Helvétius“. Franklin, so bemerkte John Adams, habe als über Siebzigjähriger „weder seine Liebe zur Schönheit noch seinen Geschmack daran verloren“. Insbesondere Kommentatoren des 19. Jahrhunderts haben Franklins romantisch-kokette Beziehungen zu Frauen negativ ausgelegt und ihn als einen unmoralischen Schürzenjäger dargestellt. Die jüngere Forschung stellt dagegen heraus, dass Franklins Beziehungen zu Frauen keine „Affairen“ waren, sondern vielmehr platonische Verhältnisse, in denen Franklin zumeist die Rolle des älteren und damit lebenserfahreneren Mentors spielte. Auf diese Weise baute sich Franklin, der viele Jahre fernab seiner eigenen Familie verbrachte, jedes Mal eine neue und perfektere Ersatzfamilie auf, was sich unter anderem darin widerspiegelte, dass ihn viele seiner –&nbsp;zumeist jüngeren&nbsp;– Briefpartnerinnen als „mon cher papa“ oder „father“ titulierten.


<blockquote>Der Leichnam des Druckers B. Franklin, wie der Einband eines alten Buches, dessen Inhalt herausgerissen, und der Beschriftung und Vergoldung beraubt, liegt hier, Nahrung für Würmer. Doch das Werk soll nicht gänzlich verloren sein: Denn es wird, wie er glaubte, noch einmal erscheinen, in einer neuen und vollkommeneren Ausgabe, korrigiert und ergänzt durch den Autor.
==== Der Frieden von Paris ====
Mit dem Eingreifen der Franzosen wandte sich das Blatt im Unabhängigkeitskrieg. Nach der britischen Niederlage in der Schlacht bei Yorktown erkannte General Cornwallis die Aussichtslosigkeit der Lage und willigte im Oktober 1781 in die vollständige Kapitulation seiner Truppen ein. Daraufhin votierte das britische Unterhaus am 27. Februar 1782 für eine Einstellung der Kampfhandlungen. Damit stand der Friedensschluss in greifbarer Nähe.


</blockquote>
Am 15. April nahm der britische Unterhändler Richard Oswald (1705–1784) mit Franklin Kontakt auf und schlug ihm einen Separatfrieden zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten vor. Doch zunächst zögerte Franklin. Er schrieb „Ich ließ ihn wissen, dass Amerika nur im Verbund mit Frankreich verhandeln werde“. Da Franklin jedoch unter allen Umständen vermeiden wollte, dass Großbritannien und Frankreich ohne Beteiligung der Amerikaner zu einem Ausgleich kommen würden, ließ er sich schließlich auf das Angebot Oswalds ein und begann geheime Friedensverhandlungen mit den Briten. Am 10. Juli 1782 übergab er Oswald ein Schreiben, in dem er die Friedensbedingungen festlegte. Großbritannien sollte die Vereinigten Staaten als unabhängige Nation anerkennen und alle seine Truppen aus Amerika abziehen. Gleichzeitig sollten die Briten Reparationszahlungen für die Zerstörungen in Amerika leisten, ein Freihandelsabkommen unterzeichnen und Kanada an die Vereinigten Staaten abtreten. In sein Handeln weihte Franklin weder den amerikanischen Kontinentalkongress noch den französischen Außenminister Vergennes ein.


Auf Franklins eigentlichem Grab steht jedoch, wie er in seinem letzten Willen festgelegt hat, einfach Benjamin und Deborah Franklin&quot;.
Im Oktober 1782 hielt Franklin die schriftliche Antwort Großbritanniens auf seinen Friedensvorschlag in Händen. Kanada, so die Antwort der Briten, sollte im Britischen Empire verbleiben, auf Franklins Bedingung einer Anerkennung der Vereinigten Staaten dagegen gingen die Briten ein. Am Morgen des 30. November 1782 schließlich trafen sich die amerikanischen Unterhändler, zu denen neben Franklin auch John Jay, [[John Adams]] und Henry Laurens gehörten, zur Unterzeichnung des Vertrages mit dem britischen Unterhändler im Pariser Grand Hotel Muscovite. Der Vertrag enthielt eine Klausel, nach der er erst Rechtskraft erlangte, wenn auch Frankreich zugestimmt hatte. Dies änderte aber nichts daran, dass Franklin hinter dem Rücken der Franzosen mit den Briten verhandelt hatte. Am 17. Dezember schickte Franklin dem französischen Außenminister Vergennes den Vertragstext und ein Entschuldigungsschreiben. Eine Woche später trafen sich die beiden zu einem persönlichen Gespräch in Versailles. Kühl und zugleich freundlich stellte Vergennes fest, der französische König sei über das plötzliche Zustandekommen des Vertrages nicht erfreut, und das Handeln der Amerikaner sei nicht „sonderlich höflich“ gewesen. Gleichzeitig sicherte er Franklin aber zu, die Franzosen blieben den Amerikanern auch weiterhin freundschaftlich verbunden. Mit diesem Erfolg beim Zustandekommen des Friedens von Paris, so der amerikanische Historiker Gordon S. Wood, war Franklin an der Entstehung aller drei großen Dokumente des Krieges beteiligt: der Unabhängigkeitserklärung, dem Freundschaftsvertrag mit Frankreich und schließlich auch dem Friedensvertrag mit Großbritannien.


== Erfindungen und wissenschaftliche Untersuchungen ==
=== Letzte Jahre: Philadelphia 1785–1790 ===
==== Zurück in der Heimat ====
[[Datei:Sarah Franklin Bache1793.jpg|mini|Tochter Sarah „Sally“ Franklin Bache, Gemälde von John Hoppner aus dem Jahr 1793]]
Nachdem Franklin im Frühjahr 1785 als diplomatischer Vertreter der Vereinigten Staaten in Frankreich von [[Thomas Jefferson]] abgelöst worden war, kehrte er nach Philadelphia zurück und wurde dort mit Salutschüssen und Kirchengeläut empfangen. Sein Ansehen hatte durch die Berichte von John Adams und Arthur Lee nicht gelitten. Durch schwere, schmerzhafte Krankheiten geplagt, verbrachte er seine Zeit mit der Familie und pflegte Kontakte zu alten Freunden. So traf er sich mit den vier überlebenden Mitgliedern seiner Freiwilligen Feuerwehr aus dem Jahr 1736 und stellte der ''American Philosophical Society'' für einige ihrer Treffen sein Haus zur Verfügung. Sein Haus ließ er vergrößern, so dass seine umfangreiche Privatbibliothek Platz fand. Als sich bei den Bauarbeiten herausstellte, dass ein von ihm installierter Blitzableiter sein Haus während seiner Abwesenheit in Frankreich vor einer Katastrophe bewahrt hatte, schrieb Franklin voller Stolz: „So ist schließlich die Erfindung für den Erfinder von Nutzen gewesen.“


Franklin war ein begnadeter Erfinder. Zu seinen zahlreichen Erfindungen gehörten der Blitzableiter, der Franklin-Ofen, die bifokale Brille und der flexible Urin-Katheter. Er ließ seine Erfindungen nie patentieren; in seiner Autobiografie schrieb er: &quot;... da wir große Vorteile aus den Erfindungen anderer ziehen, sollten wir froh sein, wenn wir Gelegenheit haben, anderen mit einer unserer Erfindungen zu dienen; und das sollten wir frei und großzügig tun.&quot;
==== Präsident von Pennsylvania ====
Die Revolution hatte viele Probleme Pennsylvanias, in die Franklin zu Beginn seiner politischen Karriere so eng verstrickt gewesen war, mit einem Streich erledigt. Noch im Jahr 1776 waren der Eigentümerfamilie Penn alle Privilegien aberkannt worden. Gleichzeitig erhielten alle steuerpflichtigen Einwohner Pennsylvanias das Wahlrecht. Die Mitglieder des von Franklin favorisierten Einkammerparlaments hatten nach ihrer Wahl einen Eid zu leisten, in dem sie sich verpflichteten, die Interessen des Volkes zu vertreten. Die politische Landschaft Pennsylvanias blieb indessen gespalten. Vertreter der Handwerker und Bauern (genannt „Konstitutionalisten“) standen den Vertretern der wohlhabenden Bürger (genannt „Republikaner“) gegenüber.


=== Elektrizität ===
Bei Franklins Rückkehr befanden sich beide Gruppen im Wahlkampf. Beide Seiten hofften, dass Franklin eine versöhnende Rolle einnehmen werde, und so nominierten sie ihn für den ''Executive Council''. Dieser bestand aus zwölf Vertretern und übte die Regierungsgewalt anstelle eines Gouverneurs aus. Nach seiner Wahl in den ''Executive Council'' bestimmte das Abgeordnetenhaus Franklin zum Präsidenten Pennsylvanias.


Franklin begann in den 1740er Jahren mit der Erforschung des Phänomens der Elektrizität, nachdem er den Wanderprediger Archibald Spencer kennengelernt hatte, der bei seinen Demonstrationen statische Elektrizität verwendete. Er schlug vor, dass &quot;glasartige&quot; und &quot;harzartige&quot; Elektrizität keine verschiedenen Arten von &quot;elektrischer Flüssigkeit&quot; (wie Elektrizität damals genannt wurde) sind, sondern dieselbe &quot;Flüssigkeit&quot; unter unterschiedlichem Druck. (Derselbe Vorschlag wurde im selben Jahr unabhängig davon von William Watson gemacht.) Er war der erste, der sie als positiv bzw. negativ bezeichnete, und er war der erste, der den Grundsatz der Ladungserhaltung entdeckte. 1748 konstruierte er einen Mehrfachplattenkondensator, den er eine &quot;elektrische Batterie&quot; nannte (keine echte Batterie wie Voltas Stapel), indem er elf Glasscheiben zwischen Bleiplatten einfügte, die mit Seidenschnüren aufgehängt und durch Drähte verbunden waren.
Franklin übte dieses Amt in den Jahren 1786 und 1787 noch zwei weitere Male aus. Seiner Schwester gegenüber gab er zu: „Dieses allgemeine und unbegrenzte Vertrauen des gesamten Volkes schmeichelt meiner Eitelkeit viel mehr als ein Adelstitel.


Auf der Suche nach pragmatischeren Verwendungsmöglichkeiten für die Elektrizität bemerkte er im Frühjahr 1749, dass er &quot;ein wenig betrübt&quot; darüber sei, dass seine Experimente bisher &quot;nichts Nützliches für die Menschheit&quot; ergeben hätten, und plante eine praktische Demonstration. Er schlug eine Dinnerparty vor, bei der ein Truthahn durch einen elektrischen Schlag getötet und auf einem elektrischen Spieß gebraten werden sollte. Nachdem er mehrere Truthähne auf diese Weise zubereitet hatte, stellte er fest, dass &quot;die auf diese Weise getöteten Vögel ungewöhnlich zart schmecken&quot;. Franklin erzählte, dass er bei einem dieser Experimente von zwei Leydener Gläsern einen Stromschlag bekam, der zu einem Taubheitsgefühl in seinen Armen führte, das einen Abend lang anhielt, und bemerkte: &quot;Ich schäme mich, eines so berüchtigten Fehlers schuldig gewesen zu sein.&quot;
==== Der Verfassungskonvent von 1787 ====
[[Datei:Peale - Benjamin Franklin.jpg|mini|Franklin-Porträt von Charles Willson Peale, 1785]]
Mit der Ratifizierung der Konföderationsartikel im Jahr 1781 hatten sich die dreizehn Gründerstaaten als ein loser Bund souveräner Einzelstaaten konstituiert. Durch die widerstreitenden Interessen der Einzelstaaten war diese Konföderation immer wieder handlungsunfähig. So war der Kontinentalkongress ein ums andere Mal nicht in der Lage, ausstehende Zahlungen zu begleichen und ein notwendiges Quorum von 9 aus 13 Stimmen behinderte die Entscheidungsfindung bei Abstimmungen. Darüber hinaus wurde die wirtschaftliche Entwicklung durch Schutzzölle der Einzelstaaten behindert. Um diese Missstände zu beseitigen, wurde für Mai 1787 ein Verfassungskonvent in Philadelphia einberufen. Dieser sollte die politische Organisation der Vereinigten Staaten überprüfen und bei Bedarf neu aushandeln.


Franklin beschäftigte sich kurz mit der Elektrotherapie, unter anderem mit der Verwendung des elektrischen Bades. Diese Arbeit führte dazu, dass das Gebiet weithin bekannt wurde. In Anerkennung seiner Arbeit mit Elektrizität erhielt er 1753 die Copley-Medaille der Royal Society, und 1756 wurde er als einer der wenigen Amerikaner des 18. Die CGS-Einheit der elektrischen Ladung wurde nach ihm benannt: ein ''Franklin'' (Fr) entspricht einem Statcoulomb.
Die Philadelphia Convention tagte vom 25. Mai bis zum 17. September 1787. Mit seinen 81 Jahren war Franklin, der zu den Delegierten Pennsylvanias gehörte, das älteste Konventsmitglied. Zu den Treffen wurde er&nbsp;– um seine Schmerzen zu lindern&nbsp;– in einer Sänfte getragen. Da ihm das Stehen schwerfiel, schrieb er seine Reden auf und ließ sie von einem anderen Delegierten in der Versammlung vorlesen. In Beratungspausen empfing er kleinere Gruppen von Delegierten in seinem Haus in der Market Street.


Franklin beriet die Harvard-Universität bei der Anschaffung neuer elektrischer Laborgeräte, nachdem die ursprüngliche Sammlung bei einem Brand in der Harvard Hall im Jahr 1764 vollständig zerstört worden war. Die von ihm zusammengestellte Sammlung wurde später Teil der Harvard Collection of Historical Scientific Instruments, die heute im Science Center der Universität ausgestellt ist.
Was seine politischen Vorschläge anging, so wurden diese mit viel Respekt zur Kenntnis genommen, aber zumeist in aller Stille zu den Akten gelegt. Dies galt für seine Idee eines Einkammersystems genauso wie für seine Vorstellung, dass Amtsinhaber kein Gehalt für ihre Arbeit erhalten sollten. Abgelehnt wurde auch sein Vorschlag, einen mehrköpfigen Regierungsrat anstelle eines Präsidenten einzusetzen sowie seine Anregung, einen Priester dafür zu bezahlen, die Sitzungen des Verfassungskonventes mit einem gemeinsamen Gebet einzuleiten.


==== Drachenexperiment und Blitzableiter ====
In einer zentralen Frage allerdings hatte Franklins Einfluss entscheidende Wirkung. Die Delegierten standen vor der Frage, ob der zukünftige Kongress im Verhältnis zur Einwohnerzahl der einzelnen Mitgliedsstaaten besetzt werden, oder ob die Mitgliedsstaaten eine gleiche Zahl von Delegierten entsenden sollten. Während das erste Modell die einwohnerreichen Staaten begünstigte, waren es im zweiten Modell die kleineren Staaten. Als die Kongressteilnehmer sich wegen dieser Frage mehr und mehr zerstritten, arbeitete Franklin –&nbsp;einem Kompromissvorschlag Roger Shermans aus Connecticut folgend&nbsp;– eine Lösung aus, die schließlich in die Verfassung aufgenommen wurde. Im Repräsentantenhaus würde jeder Bundesstaat im Verhältnis zu seiner Bevölkerung vertreten sein, in den Senat sollte jeder Staat zwei Abgeordnete entsenden. Franklin war zwar nicht der Urheber der Idee, letztendlich sorgte aber sein Prestige dafür, dass in dieser entscheidenden Frage Einigkeit hergestellt werden konnte.


Franklin veröffentlichte einen Vorschlag für ein Experiment, mit dem er beweisen wollte, dass Blitze aus Elektrizität bestehen, indem er in einem Sturm einen Drachen steigen ließ. Am 10. Mai 1752 führte Thomas-François Dalibard aus Frankreich Franklins Experiment mit einer 12 m hohen Eisenstange anstelle eines Drachens durch und entlockte einer Wolke elektrische Funken. Möglicherweise führte Franklin am 15. Juni 1752 in Philadelphia sein bekanntes Drachenexperiment durch, bei dem er erfolgreich Funken aus einer Wolke zog. Er beschrieb das Experiment in seiner Zeitung, ''der Pennsylvania Gazette'', am 19. Oktober 1752, ohne zu erwähnen, dass er es selbst durchgeführt hatte. Dieser Bericht wurde am 21. Dezember vor der Royal Society verlesen und in den ''Philosophical Transactions'' abgedruckt. Joseph Priestley veröffentlichte 1767 in seinem Werk ''History and Present Status of Electricity'' einen Bericht mit zusätzlichen Details. Franklin achtete darauf, auf einem Isolator zu stehen und sich unter einem Dach trocken zu halten, um die Gefahr eines Stromschlags zu vermeiden. Andere, wie z. B. Georg Wilhelm Richmann in Russland, erlitten in den Monaten unmittelbar nach seinem Experiment bei Blitzversuchen tatsächlich einen Stromschlag.
Zum Abschluss des Verfassungskonventes wandte Franklin sich noch einmal an die Delegierten. Er hob hervor, dass er im Verlauf seines langen Lebens schon manche Meinung habe revidieren müssen und niemand die reine Wahrheit kenne. Auch wenn die vorliegende Verfassung Fehler habe, so sei solches doch nie zu vermeiden. Er sei erstaunt, wie nahe das Schlussdokument an der Vollkommenheit sei. „Deshalb“, so fuhr er fort, „stimme ich [der Verabschiedung] dieser Verfassung zu. Weil ich nichts besseres erwarte und weil ich nicht sicher bin, dass es nicht das Beste ist.


In seinen Schriften weist Franklin darauf hin, dass er sich der Gefahren bewusst war und alternative Möglichkeiten anbot, um zu zeigen, dass Blitze elektrisch sind, wie seine Verwendung des Konzepts der elektrischen Erde zeigt. Er führte dieses Experiment nicht so durch, wie es in der Populärliteratur oft dargestellt wird, indem er den Drachen steigen ließ und darauf wartete, vom Blitz getroffen zu werden, da dies gefährlich gewesen wäre. Stattdessen benutzte er den Drachen, um elektrische Ladung aus einer Gewitterwolke aufzufangen und so zu zeigen, dass Blitze elektrisch sind. Am 19. Oktober 1752 schrieb er in einem Brief nach England, in dem er Anweisungen zur Wiederholung des Experiments gab:
==== Kampf gegen die Sklaverei ====
[[Datei:Am I not a man.jpg|mini|''Am I not a man and a brother'' (dt. ''Bin ich nicht ein Mensch und ein Bruder''). Emblem der britischen Society for Effecting the Abolition of Slavery aus dem Jahr 1787. Josiah Wedgwood produzierte Steinzeugmedaillons mit diesem beliebten Motiv der Abolitionismus<nowiki />-Bewegung und schickte einige davon an Franklin.]]
In seinem letzten Lebensjahr engagierte sich Franklin öffentlichkeitswirksam für die Abschaffung der Sklaverei. Seine Einstellung zur Sklavenhaltung hatte er bis dahin grundlegend verändert. Während seiner Zeit als Verleger in Philadelphia ließ er noch Anzeigen für den Verkauf von Sklaven oder für die Suche nach entlaufenen Sklaven drucken und besaß in seinem Haushalt zudem eigene Sklaven. Doch schon 1729 hatte er eine der ersten Veröffentlichungen gegen die Sklaverei in den Kolonien gedruckt, und seine Frau Deborah meldete ihre Haussklaven in einer Schule für Schwarze in Philadelphia an. Seine 1751 veröffentlichte Schrift ''Observations Concerning the Increase of Mankind'' zeigt, dass Franklin damals die Sklavenhaltung noch größtenteils aus wirtschaftlichen Überlegungen verurteilte. In den 1770er Jahren sympathisierte er mit dem Sklavereigegner Anthony Benezet, räumte jedoch ein, ein sofortiger Einfuhrstopp für Sklaven käme erst „mit der Zeit“.


<blockquote>Wenn der Regen die Drachenschnur nass gemacht hat, so dass sie das elektrische Feuer frei leiten kann, wirst du finden, dass es reichlich aus dem Schlüssel in der Nähe deines Knöchels strömt, und mit diesem Schlüssel kann eine Phiole oder ein Leydener Glas aufgeladen werden: und aus dem so erhaltenen elektrischen Feuer können Geister angezündet werden, und alle anderen elektrischen Experimente [können] durchgeführt werden, die normalerweise mit Hilfe eines Gummiglaskugels oder einer Röhre gemacht werden; und somit ist die Gleichheit der elektrischen Materie mit der des Blitzes [''sic''] vollständig demonstriert.
Franklins Engagement gegen die Sklaverei kulminierte in seiner Berufung zum Präsidenten der 1787 gegründeten ''Pennsylvania Abolition Society''. In für ihn typischer Manier gab er der Gesellschaft eine detaillierte Satzung „für die Verbesserung der Lebensumstände freier Schwarzer“. Im Namen der Gesellschaft schickte er schließlich eine Petition an den Kongress, in der er dazu aufrief, die Freiheit der Bürger der Vereinigten Staaten ungeachtet ihrer Hautfarbe zu garantieren. Doch seine Bemühungen waren erfolglos. Angeführt von dem Abgeordneten James Jackson aus Georgia, verwarf der Kongress die Petition mit dem Hinweis, dass die Sklaverei durch die Bibel legitimiert und ohne die Sklaven die harte Arbeit auf den Plantagen nicht zu bewältigen sei.


</blockquote>
Als Antwort auf Jacksons Rede vor dem Kongress verfasste Franklin die fiktive Rede eines gewissen Sidi Mehemet Ibrahim, Mitglied des Dīwān von Algier, die er unter dem Pseudonym „Historicus“ an die Zeitung ''Federal Gazette'' schickte. In diesem Text, der in seiner Aufmachung an Franklins ''Edict from the King of Prussia'' anknüpfte, attackierte ein osmanischer Schreiber eine Petition, die das Ende der Versklavung europäischer Christen einforderte. „Wer wird in diesem heißen Klima unser Land bearbeiten, wenn wir es verbieten, ihr Volk [die Christen] zu versklaven?“ ließ Franklin den Schreiber fragen. Franklins Satire endet mit dem Kommentar, dass der Diwan –&nbsp;analog zum amerikanischen Kongress&nbsp;– die Petition mit der Bemerkung verwarf, es sei im Interesse des Staates, die Praxis der Sklaverei aufrechtzuerhalten.


Franklins elektrische Experimente führten zu seiner Erfindung des Blitzableiters. Er stellte fest, dass Leiter mit einer scharfen statt einer glatten Spitze sich geräuschlos und über eine weitaus größere Entfernung entladen können. Er vermutete, dass dies dazu beitragen könnte, Gebäude vor Blitzschlag zu schützen, indem man &quot;aufrechte Stangen aus Eisen anbringt, die scharf wie eine Nadel und vergoldet sind, um Rost zu verhindern, und vom Fuß dieser Stangen einen Draht an der Außenseite des Gebäudes hinunter in den Boden führt; ... Würden diese spitzen Stäbe nicht wahrscheinlich das elektrische Feuer lautlos aus einer Wolke herausziehen, bevor es nahe genug herankommt, um zuzuschlagen, und uns dadurch vor diesem plötzlichen und schrecklichen Unheil bewahren!&quot; Nach einer Reihe von Experimenten an Franklins eigenem Haus wurden 1752 Blitzableiter an der Akademie von Philadelphia (der späteren Universität von Pennsylvania) und dem Pennsylvania State House (der späteren Independence Hall) installiert.
==== Krankheit und Tod ====
[[Datei:Grabstätte Franklin.jpg|mini|Franklins Grab in Philadelphia]]
Im April 1790 verschlechterte sich Franklins Gesundheitszustand. Er litt unter einer Brustfellentzündung, hohem Fieber und heftigen Schmerzen in der Lunge. Als seine Tochter Sally ihm wünschte, er möge doch bald genesen und noch viele Jahre leben, entgegnete Franklin schwach: „Ich hoffe nicht.


=== Populationsstudien ===
Am Abend des 17. April 1790, drei Monate nach seinem 84. Geburtstag, starb Franklin im Kreise seiner Familie. Vier Tage später wurde er neben seiner Frau Deborah unter großer Anteilnahme der Bevölkerung von Philadelphia beigesetzt. Gemäß seinem letzten Willen bedeckt eine schlichte Marmorplatte mit den Worten „Benjamin und Deborah Franklin 1790“ das Grab.


Franklin hatte einen großen Einfluss auf die aufkommende Wissenschaft der Demografie oder Bevölkerungsstudien. In den 1730er und 1740er Jahren begann er, Aufzeichnungen über das Bevölkerungswachstum zu machen und stellte fest, dass die amerikanische Bevölkerung die schnellste Wachstumsrate der Welt hatte. Er betonte, dass das Bevölkerungswachstum von der Versorgung mit Nahrungsmitteln abhing, und verwies auf den Überfluss an Nahrungsmitteln und verfügbarem Ackerland in Amerika. Er berechnete, dass sich die Bevölkerung Amerikas alle 20 Jahre verdoppelte und in einem Jahrhundert die von England übertreffen würde. Im Jahr 1751 verfasste er die Beobachtungen über die Zunahme der Menschheit, die Bevölkkerung der Länder usw. Vier Jahre später wurde es anonym in Boston gedruckt und schnell in Großbritannien vervielfältigt, wo es den Ökonomen Adam Smith und später den Demografen Thomas Malthus beeinflusste, der Franklin die Entdeckung einer Regel für das Bevölkerungswachstum zuschrieb. Franklins Vorhersagen, dass der britische Merkantilismus nicht nachhaltig sei, beunruhigten die britische Führung, die nicht von den Kolonien überflügelt werden wollte und daher eher bereit war, der kolonialen Wirtschaft Beschränkungen aufzuerlegen.
1728, mit zweiundzwanzig Jahren, hatte Franklin die folgende Grabinschrift verfasst, die zunächst nur in verschiedenen Handschriften in Umlauf war, bis sie 1770 in ''An Astronomical Diary; Or Almanack, for the Year of Our Lord Christ 1771, Calculated for the Meridian of Boston, New England'' gedruckt herauskam:
: „Der Leib Benjamin Franklins, Druckers,
: Gleich dem Einband eines alten Buches,
: Sein Inhalt herausgerissen und des Titels wie der Vergoldung beraubt,
: Liegt hier, Speise für Würmer;
: Doch soll das Werk nicht verloren sein,
: Sondern es wird, wie er glaubte, noch einmal
: In einer neuen, schöneren Ausgabe erscheinen,
: Berichtigt und ergänzt von seinem Schöpfer.
: Er wurde geboren am 6. Januar 1706 und starb _ 17__.


Kammen (1990) und Drake (2011) bezeichnen Franklins ''Observations concerning the Increase of Mankind'' (1755) neben Ezra Stiles' &quot;Discourse on Christian Union&quot; (1760) als das führende Werk der angloamerikanischen Demografie des 18. Jahrhunderts; Drake führt Franklins &quot;breite Leserschaft und prophetische Einsicht&quot; an. Franklin war auch ein Pionier in der Erforschung der Demografie von Sklaven, wie sein Aufsatz von 1755 zeigt. In seiner Eigenschaft als Landwirt schrieb er mindestens eine Kritik über die negativen Folgen von Preiskontrollen, Handelsbeschränkungen und Subventionen für die Armen. Dies ist in seinem am 29. November 1766 veröffentlichten Brief an den ''London Chronicle'' mit dem Titel &quot;On the Price of Corn, and Management of the poor&quot; (Über den Maispreis und die Verwaltung der Armen) kurz und bündig festgehalten.
=== Franklin und das Schachspiel ===
[[Datei:Lady Howe and Franklin, 1774 (NYPL b12349156-ps prn cd3 43) (Ausschnitt).jpg|mini|Lady Howe und Benjamin Franklin beim Schachspiel (1774)]]
Franklin hatte großen Anteil an der Popularisierung des Schachspiels in den Vereinigten Staaten. Sein Essay ''The morals of chess'' von 1786, der auch im ersten in den USA gedruckten Schachbuch ''Chess made easy'' von 1802 nachgedruckt wurde, gilt als erster amerikanischer Beitrag zur Schachliteratur. 1999 wurde Franklin in die US Chess Hall of Fame aufgenommen.


=== Meereskunde ===
Wann genau er das Spiel erlernte, ist nicht bekannt. In seiner Autobiographie erwähnt er, dass er 1733 öfter mit einem Bekannten Schach gespielt habe. Um dadurch nicht allzu sehr von seinen sonstigen Studien abgelenkt zu werden, vereinbarte er mit seinem Gegner, dass der Gewinner einer Partie dem Verlierer eine Lernaufgabe stellen durfte und sich dadurch die Bildung beider Spieler verbessert habe. Franklin besaß nachweislich mehrere Schachbücher und war mit dem Werk von François-André Danican Philidor vertraut. Vor seiner Abreise nach England 1757 bat er seine Frau in einem Brief, ihm einige dieser Bücher nachzuschicken. Während seines Aufenthalts in London galt er dort als guter Spieler, was ihm 1774 zum Vorteil gereichte, indem er Einladungen zu einer Schachpartie mit der Schwester von Lord Howe zu informellen Verhandlungen mit diesem nutzen konnte. In Paris verkehrte Franklin oft im Café de la Régence und traf sehr wahrscheinlich auch Philidor. 1780 lernte er dort den als begeisterten Schachspieler bekannten William Jones kennen. Außerdem spielte Franklin – mit unbekanntem Resultat – gegen den Schachtürken und gab dessen Erfinder Wolfgang von Kempelen ein Empfehlungsschreiben für Hans Moritz von Brühl. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten endeten die Schachaktivitäten Franklins. Er fand anscheinend keine adäquaten Spielpartner mehr und wandte sich dem Kartenspiel zu. Da keine Partien von ihm erhalten sind, kann über seine Spielstärke nur spekuliert werden.


Als stellvertretender Postmeister interessierte sich Franklin für die Zirkulationsmuster des Nordatlantiks. Als er 1768 in England weilte, hörte er eine Beschwerde von der kolonialen Zollbehörde. Britische Paketschiffe, die Post transportierten, brauchten mehrere Wochen länger, um New York zu erreichen, als ein durchschnittliches Handelsschiff, um Newport, Rhode Island, zu erreichen. Die Handelsschiffe hatten eine längere und kompliziertere Reise, da sie von London aus starteten, während die Paketschiffe von Falmouth in Cornwall aus aufbrachen. Franklin wandte sich mit dieser Frage an seinen Cousin Timothy Folger, einen Walfänger-Kapitän aus Nantucket, der ihm sagte, dass Handelsschiffe routinemäßig einer starken ostwärts gerichteten mittelozeanischen Strömung ausweichen. Die Kapitäne der Postschiffe segelten genau in diese Strömung hinein und kämpften so gegen eine Gegenströmung von 3 Meilen pro Stunde (5 km/h). Franklin arbeitete mit Folger und anderen erfahrenen Schiffskapitänen zusammen und lernte genug, um die Strömung zu kartieren und ihr den Namen Golfstrom zu geben, unter dem sie heute noch bekannt ist.
== Rezeption ==
[[Datei:West - Benjamin Franklin Drawing Electricity from the Sky (ca 1816).jpg|mini|Benjamin Wests Gemälde ''Benjamin Franklin Drawing Electricity from the Sky'' (um 1816). Die allegorische Darstellung ist ein Beispiel für die bisweilen überhöhte Darstellung Franklins in der bildenden Kunst.]]
In den ersten Jahrzehnten nach Franklins Tod äußerten sich vormalige Franklin-Kritiker milde zu dessen Person. In einer Lobrede während des Begräbnisses hob William Smith (1727–1803), erster Kanzler der Universität von Pennsylvania, die [[Philanthropie|philanthropischen]] und wissenschaftlichen Leistungen Franklins hervor. Und auch [[John Adams]], der Franklin zu Lebzeiten scharf kritisiert hatte, kam in der Rückschau zu einem deutlich ausgewogeneren Urteil. Adams stellte die großen Errungenschaften Franklins auf wissenschaftlichem und schriftstellerischem Gebiet heraus und rechtfertigte seine frühere Kritik mit dem Hinweis, Franklins Größe habe geradezu dazu herausgefordert, auch seine negativen Eigenschaften darzustellen.


Franklin veröffentlichte seine Golfstromkarte 1770 in England, wo sie ignoriert wurde. Spätere Versionen wurden 1778 in Frankreich und 1786 in den USA gedruckt. Die britische Originalausgabe der Karte war so gründlich ignoriert worden, dass alle davon ausgingen, sie sei für immer verloren, bis Phil Richardson, ein Ozeanograph aus Woods Hole und Golfstromexperte, sie 1980 in der Bibliothèque Nationale in Paris entdeckte. Die ''New York'' Times berichtete über diesen Fund auf den Titelseiten. Es dauerte viele Jahre, bis die britischen Kapitäne Franklins Ratschläge zur Navigation im Golfstrom befolgten; als sie es taten, konnten sie ihre Fahrzeit um zwei Wochen verkürzen. Im Jahr 1853 stellte der Ozeanograph und Kartograph Matthew Fontaine Maury fest, dass Franklin den Golfstrom zwar kartographiert und kodifiziert, aber nicht entdeckt hatte:
Franklins Reputation stieg noch weiter, nachdem sein Enkel William Temple Franklin (1760–1823) 1817 eine Ausgabe seiner Schriften veröffentlicht hatte. Der Literaturkritiker Lord Jeffrey (1773–1850) lobte Franklin für seinen „einfachen Witz“ und pries ihn als einen der großen Vertreter des Rationalismus.


<blockquote>Obwohl es Dr. Franklin und Kapitän Tim Folger waren, die den Golfstrom erstmals für die Nautik nutzbar machten, kann die Entdeckung, dass es einen Golfstrom gibt, keinem von ihnen zugeschrieben werden, denn seine Existenz war bereits Peter Martyr d'Anghiera und Sir Humphrey Gilbert im 16.
Anhänger der Romantik wie John Keats kamen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts naturgemäß zu einem anderen Urteil. So schrieb Keats in einem Brief an seinen Bruder, Franklin sei „voller erbärmlicher und auf Sparsamkeit ausgerichteter Lebensregeln“ und „kein großartiger Mann“ gewesen.


</blockquote>
[[Datei:Benjamin Franklin Santa Barbara.jpg|mini|Statue zur Erinnerung an Benjamin Franklin im Zentrum von Santa Barbara]]
Mit dem Anbruch des Gilded Age, einer Blütezeit der Wirtschaft nach dem [[Sezessionskrieg]], wurde Franklin als Musterbeispiel eines sozialen Aufsteigers wieder in weitaus positiverem Licht gesehen. Thomas Mellon (1813–1908), Gründer der Bank of New York Mellon, ließ eine Franklin-Statue vor der Hauptgeschäftsstelle seiner Bank errichten und erklärte, Franklins Beispiel habe ihn dazu inspiriert, die Farm seiner Eltern nahe Pittsburgh zu verlassen und eine Karriere als Geschäftsmann zu beginnen. Der Historiker Frederick Jackson Turner schrieb 1887, Franklins Leben sei die Geschichte des amerikanischen ''Common Sense'' in seiner Reinform.


Der alternde Franklin fasste seine ozeanografischen Erkenntnisse in den ''Maritime Observations'' zusammen, die 1786 in den ''Transactions'' der Philosophical Society veröffentlicht wurden. Es enthielt Ideen für Seeanker, Katamaran-Rümpfe, wasserdichte Abteilungen, Blitzableiter an Bord und eine Suppenschüssel, die bei stürmischem Wetter stabil bleiben sollte.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schlug die Stimmung erneut um. Der Soziologe Max Weber zog Franklin in seinem Werk ''Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus'' ein ums andere Mal als Negativbeispiel für eine Gesinnung heran, die allein auf die Steigerung des eigenen finanziellen Wohlstandes gerichtet ist. Der englische Schriftsteller D. H. Lawrence lehnte Franklin wegen seiner unromantischen und bourgeoisen Haltung ab und stellte in seinen ''Studies in Classic American Literature'' 1923 schlichtweg fest: „Ich mag ihn nicht“. In seiner Kritik setzte er Franklin mit seiner Figur ''Poor Richard'' gleich, mit dessen Sinnsprüchen er schlechte Kindheitserinnerungen verband. Franklins eigene Lebensmaximen wandelte Lawrence nach eigenem Geschmack um. Aus „Be always employed in something useful“, machte er: „Serve the Holy Ghost; never serve mankind“ und „Wrong none by doing injuries“ verwandelte Lawrence in „The only justice is to follow the sincere intuition of the soul, angry or gentle.


=== Theorien und Experimente ===
[[Datei:2012-07 ncc 04.JPG|mini|Benjamin Franklins Statue (sitzend vorne) im National Constitution Center, Philadelphia]]
In der Great Depression stieg Franklins Ansehen erneut stark an – Werte wie Sparsamkeit und Gemeinsinn standen wieder hoch im Kurs. Der Philosoph Herbert Schneider (1892–1984) wies in seinem Buch ''The Puritan Mind'' auf den Umstand hin, dass bisherige Angriffe sich vor allem auf den ''Poor Richard'' richteten und nicht so sehr auf Franklin selbst, der sein Leben nicht auf den eigenen Reichtum hin ausgerichtet hatte. Carl Van Doren (1885–1950), Schneiders Kollege an der Columbia University, veröffentlichte 1938 eine vielbeachtete Franklin-Biographie, für die er ein Jahr später den Pulitzer-Preis für Biographie oder Autobiographie erhielt und die noch heute zu den Standardwerken zu Franklin gehört. Und der Wissenschaftshistoriker I. Bernard Cohen begann seine Universitätskarriere mit einer Untersuchung, in der er Franklin in Bezug auf seine wissenschaftlichen Leistungen auf eine Stufe mit [[Isaac Newton]] stellte.


Franklin war neben seinem Zeitgenossen Leonhard Euler der einzige bedeutende Wissenschaftler, der Christiaan Huygens' Wellentheorie des Lichts unterstützte, die vom Rest der wissenschaftlichen Gemeinschaft im Grunde ignoriert wurde. Im 18. Jahrhundert hielt man Isaac Newtons Korpuskular-Theorie für wahr; erst Thomas Youngs bekanntes Spalt-Experiment im Jahr 1803 überzeugte die meisten Wissenschaftler von Huygens' Theorie.
Die amerikanische Selbsthilfe-Literatur bezog sich auf Franklin und spannte ihn gleichzeitig vor ihren Karren. Dale Carnegie las Franklins Autobiographie, als er an seinem 1937 erschienenen Bestseller ''How to Win Friends and Influence People'' arbeitete. Und auch Stephen Covey nahm in seinem 1989 erstmals erschienenen Bestseller ''The Seven Habits of Highly Effective People'' auf Franklin Bezug. Heute füllt eine lange Reihe von Werken mit Benjamin Franklins Namen im Titel die amerikanischen Buchregale, darunter ''Ben’s Book of Virtues: Ben Franklin’s Simple Weekly Plan for Success and Happiness'', ''Ben Franklin’s 12 Rules of Management: The Founding Father of American Business Solves Your Toughest Problems'' oder ''The Ben Franklin Factor: Selling One to One''.


Am 21. Oktober 1743, so der populäre Mythos, verwehrte ein von Südwesten heranziehender Sturm Franklin die Gelegenheit, eine Mondfinsternis zu beobachten. Er soll festgestellt haben, dass die vorherrschenden Winde entgegen seiner Erwartung aus Nordosten kamen. In der Korrespondenz mit seinem Bruder erfuhr er, dass derselbe Sturm Boston erst nach der Finsternis erreicht hatte, obwohl Boston nordöstlich von Philadelphia liegt. Daraus schloss er, dass Stürme nicht immer in die Richtung des vorherrschenden Windes ziehen, ein Konzept, das die Meteorologie stark beeinflusst hat. Nach dem isländischen Vulkanausbruch des Laki im Jahr 1783 und dem darauf folgenden strengen europäischen Winter von 1784 machte Franklin Beobachtungen über die kausale Natur dieser beiden scheinbar getrennten Ereignisse. Er schrieb darüber in einer Vorlesungsreihe.
Im akademischen Bereich erlebte die Beschäftigung mit Franklin vor allem in den Jahren um den dreihundertsten Jahrestag seines Geburtstages einen Aufschwung. In ''The First American'', erschienen 2000, beschreibt H. W. Brands Franklins Entwicklung in einer „soliden und ausgewogenen erzählerischen Biographie“ (Isaacson). Im Jahr 2002 folgte mit Edmund S. Morgans Biographie ein Werk, das auf einer gründlichen Studie der ''Papers of Benjamin Franklin'' basiert. Ein Jahr später legte der ehemalige Journalist Walter Isaacson eine Studie zu Franklins Leben und Werk vor, die es bis auf die Bestseller-Liste der [[The New York Times|New York Times]] schaffte. 2004 erschien Gordon S. Woods Werk ''The Americanization of Benjamin Franklin'', in der der emeritierte Historiker die persönliche Entwicklung Benjamin Franklins nachzeichnet und diese mit der populären Sichtweise auf Franklin abgleicht.


Obwohl Franklin durch seine Blitzexperimente mit Drachen in Verbindung gebracht wird, ist er auch dafür bekannt, dass er Drachen benutzte, um Menschen und Schiffe über Wasserstraßen zu ziehen. George Pocock schrieb in seinem Buch ''A Treatise on The Aeropleustic Art, or Navigation in the Air, by means of Kites, or Buoyant Sails, dass'' er von Benjamin Franklins Zugkraft seines Körpers durch Drachenkraft über eine Wasserstraße inspiriert wurde.
Im Jahr 2005 veröffentlichte Stacy Schiff die 2005 Biografie „''A Great Improvisation: Franklin, France, and the Birth of America“.'' Basierend darauf wurde die Miniserie Franklin produziert.


Franklin entdeckte ein Prinzip der Kühlung, indem er beobachtete, dass er an einem sehr heißen Tag in einem nassen Hemd in einer Brise kühler blieb als in einem trockenen Hemd. Um dieses Phänomen besser zu verstehen, führte er Experimente durch. Im Jahr 1758, an einem warmen Tag in Cambridge, England, experimentierten er und sein Kollege John Hadley, indem sie die Kugel eines Quecksilberthermometers immer wieder mit Äther benetzten und den Äther mit einem Blasebalg verdampften. Mit jeder weiteren Verdampfung zeigte das Thermometer eine niedrigere Temperatur an, die schließlich bei -14 °C (7 °F) lag. Ein anderes Thermometer zeigte an, dass die Raumtemperatur konstant bei 18 °C (65 °F) lag. In seinem Brief ''Cooling by Evaporation (Kühlung durch Verdunstung)'' bemerkte Franklin, dass &quot;man die Möglichkeit sehen kann, einen Menschen an einem warmen Sommertag zu erfrieren&quot;.
== Ehrungen ==


Michael Faraday zufolge sind Franklins Experimente über die Nichtleitung von Eis erwähnenswert, obwohl das Gesetz über die allgemeine Wirkung der Verflüssigung von Elektrolyten nicht auf Franklin zurückgeführt wird. Wie jedoch 1836 von Franklins Urenkel Alexander Dallas Bache von der University of Pennsylvania berichtet wurde, könnte das Gesetz über die Wirkung von Wärme auf die Leitung von Körpern, die ansonsten nicht leitend sind, z. B. Glas, Franklin zugeschrieben werden. Franklin schrieb: &quot;... Eine gewisse Wärmemenge macht einige Körper zu guten Leitern, die sonst nicht leiten ...&quot; und weiter: &quot;... Und Wasser, obwohl von Natur aus ein guter Leiter, leitet nicht gut, wenn es zu Eis gefriert.&quot;
* Benennung unter anderem des Asteroiden (5102) Benfranklin, des Forschungs-Mesoskaphen Ben Franklin (PX-15), der Schriftart Franklin Gothic, des Flugzeugträgers USS Franklin (CV-13) und der Teebaumgewächsart Franklinie
* Benennung von Auszeichnungen (z.&nbsp;B. Benjamin Franklin Medal) und Orten (z.&nbsp;B. Franklin, Franklin County, Franklin Park und Franklinton)


Auf einer Schiffsreise hatte Franklin beobachtet, dass sich das Kielwasser eines Schiffes verringerte, wenn die Köche ihr fettiges Wasser versenkten. Er untersuchte die Auswirkungen an einem großen Teich in Clapham Common, London. &quot;Ich holte eine Schale mit Öl heraus und ließ ein wenig davon auf das Wasser tropfen ... obwohl es nicht mehr als ein Teelöffel voll war, bewirkte es eine sofortige Beruhigung auf einer Fläche von mehreren Yards im Quadrat.&quot; Später wandte er den Trick an, um &quot;das Wasser zu beruhigen&quot;, indem er &quot;ein wenig Öl im hohlen Gelenk meines Stocks trug&quot;.
== Siehe auch ==
* Liste von Schriften Benjamin Franklins


=== Entscheidungsfindung ===
== Literatur ==
'''Hilfsmittel'''
* C. William Miller: ''Benjamin Franklin’s Philadelphia Printing, 1728–1766. A Descriptive Bibliography'', Philadelphia 1974 (Kommentierte Bibliographie aller bekannten von Franklin in Philadelphia gedruckten Werke).


In einem Brief an Joseph Priestley aus dem Jahr 1772 legte Franklin die früheste bekannte Beschreibung der Pro- und Contra-Liste vor, einer gängigen Entscheidungstechnik, die heute manchmal als Entscheidungsbilanz bezeichnet wird:
'''Quellen'''
* Leonard W. Labaree, William B. Willcox, Claude A. Lopez, Barbara B. Oberg, Ellen R. Cohn [u.&nbsp;a.] (Hrsg.): ''The Papers of Benjamin Franklin'', New Haven & London 1959– (Die heute maßgebliche Ausgabe der Schriften; im Gegensatz zur älteren zehnbändigen Ausgabe von Albert Henry Smyth enthält sie neben den von Franklin verfassten Briefen auch eine größere Menge an Franklin adressierter Briefe. Der zuletzt erschienene 39. Band der auf insgesamt 46 Bände angelegten Ausgabe deckt den Zeitraum bis Mai 1783 ab. Ein vorläufiger Gesamtindex der Bände 1 bis 36 ist als [http://www.yale.edu/franklinpapers/other/cumulative_index_comp.PDF PDF]-Dokument (9,5&nbsp;MB) verfügbar).
* J. A. Leo Lemay, P. M. Zall (Hrsg.): ''The Autobiography of Benjamin Franklin: A Genetic Text'', Knoxville 1981 (Historisch-kritische Ausgabe der Autobiographie).
* Leonard W. Labaree, Ralph L. Ketcham, Helen C. Boatfield (Hrsg.): ''The Autobiography of Benjamin Franklin'', Second Edition, with a new foreword by Edmund S. Morgan, New Haven & London 2003, ISBN 0-300-09858-8 (Handliche Taschenbuchausgabe).
* ''Benjamin Franklin’s Experiments: A New Edition of Franklin’s Experiments and Observations on Electricity'', ed., with a critical and historical introduction, by I. Bernard Cohen, Cambridge, Mass., 1941 (Nachdruck der 5. Ausgabe von 1774).


<blockquote>... meine Methode ist, ein halbes Blatt Papier durch eine Linie in zwei Spalten zu teilen und über das eine ''Pro'' und über das andere ''Contra zu'' schreiben. Dann schreibe ich während drei oder vier Tagen Überlegung unter den verschiedenen Köpfen kurze Hinweise auf die verschiedenen Motive auf, die mir zu verschiedenen Zeiten für oder gegen die Maßnahme einfallen. Wenn ich sie so alle auf einen Blick beisammen habe, bemühe ich mich, ihr jeweiliges Gewicht abzuschätzen; und wo ich zwei finde, einen auf jeder Seite, die gleich zu sein scheinen, streiche ich sie beide durch: Finde ich einen Grund ''pro'' gleich zwei Gründen ''con'', so streiche ich die drei. Finde ich zwei Gründe ''con'' gleich drei Gründen ''pro, so streiche ich'' die fünf; und auf diese Weise finde ich schließlich heraus, wo das Gleichgewicht liegt; und wenn nach ein oder zwei Tagen weiterer Überlegungen auf beiden Seiten nichts Neues von Bedeutung auftaucht, komme ich zu einer entsprechenden Entscheidung.
'''Biographien'''
* Julius Kell: ''Lebensbeschreibung Benjamin Franklin’s, des thatkräftigen Mannes und freisinnigen Volksfreundes'', Leipzig 1845
* Alan Craig Houston: ''Benjamin Franklin and the politics of improvement''. Yale University Press, New Haven, Conn. u.&nbsp;a. 2008, ISBN 978-0-300-12447-7.
* Joseph A. Leo Lemay: ''The Life of Benjamin Franklin'', 3 Bände, Philadelphia 2006– (Durch den Tod Lemays im Jahr 2008 unvollendete Biographie).
** Band 1: ''Journalist: 1706–1730'', Philadelphia 2006, ISBN 0-8122-3854-0.
** Band 2: ''Printer and Publisher: 1730–1747'', Philadelphia 2006, ISBN 0-8122-3855-9.
** Band 3: ''Soldier, Scientist, and Politician, 1748–1757'', Philadelphia 2008, ISBN 978-0-8122-4121-1.
* Walter Isaacson: ''Benjamin Franklin. An American Life'', New York [u.&nbsp;a.] 2003, ISBN 0-684-80761-0.
* Edmund S. Morgan: ''Benjamin Franklin'', New Haven & London 2003, ISBN 0-300-10162-7 (dt. Ausgabe: ''Benjamin Franklin. Eine Biographie'', München 2005, ISBN 3-406-53508-9, dazu die [https://www.sehepunkte.de/2007/02/10348.html Rezension] von Jürgen Martschukat in sehepunkte 7, 2 (2007)).
* Gordon S. Wood: ''The Americanization of Benjamin Franklin'', New York 2004, ISBN 1-59420-019-X.
* H. W. Brands: ''The First American. The Life and Times of Benjamin Franklin'', New York [u.&nbsp;a.] 2000, ISBN 0-385-49328-2.
* Carl Van Doren: ''Benjamin Franklin'', Nachdruck der Ausgabe von 1938, New York 1991, ISBN 0-14-015260-1 (Nach wie vor eines der Standardwerke zum Thema).
* Jürgen Overhoff: ''Benjamin Franklin. Erfinder, Freigeist, Staatenlenker'', Stuttgart, 2006, ISBN 3-608-94134-7 (rezensiert von P. Fuchs in Historische Zeitschrift 284, 1 (2007)).


</blockquote>
'''Darstellungen zu Einzelaspekten'''
* Larry E. Tise (Hrsg.): ''Benjamin Franklin and Women'', University Park, Pa. 2000, ISBN 0-271-02034-2.
* Robert Middlekauff: ''Benjamin Franklin and His Enemies'', Berkeley [u.&nbsp;a.] 1996, ISBN 0-520-20268-6.
* Sheila L. Skemp: ''Benjamin and William Franklin: Father and Son, Patriot and Loyalist'', Boston, Mass. [u.&nbsp;a.] 1994, ISBN 0-312-08617-2.
* I. Bernard Cohen: ''Benjamin Franklin’s Science'', Cambridge, Mass. [u.&nbsp;a.] 1990, ISBN 0-674-06658-8.
* Claude-Anne Lopez / Eugenia W. Herbert: ''The Private Franklin: The Man and His Family'', New York 1975, ISBN 0-393-07496-X.


== Ansichten zu Religion und Moral ==
== Weblinks ==
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Wie die anderen Verfechter des Republikanismus betonte auch Franklin, dass die neue Republik nur überleben könne, wenn die Menschen tugendhaft seien. Sein ganzes Leben lang beschäftigte er sich mit der Rolle der bürgerlichen und persönlichen Tugend, wie sie in den Aphorismen ''von Poor Richard zum'' Ausdruck kommt. Er war der Meinung, dass eine organisierte Religion notwendig sei, damit die Menschen gut zu ihren Mitmenschen sind, besuchte aber selbst nur selten Gottesdienste. Als er Voltaire in Paris traf und seinen Mitstreiter aus der Avantgarde der Aufklärung bat, seinen Enkel zu segnen, sagte Voltaire auf Englisch: &quot;God and Liberty&quot; und fügte hinzu: &quot;Dies ist der einzige angemessene Segen für den Enkel von Monsieur Franklin.&quot;
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* [http://www.franklinpapers.org/ The Papers of Benjamin Franklin, Digital Edition] (Die Webausgabe der ''Papers of Benjamin Franklin'' ersetzt die früher verfügbare CD-ROM-Ausgabe und kann kostenfrei genutzt werden. Die Seite verfügt über eine Volltextsuche und ist nach dem jeweiligen Band der Druckausgabe, nach Namen und nach Datum indexiert. Im Gegensatz zur Druckausgabe enthält die Webausgabe keine einleitenden Anmerkungen der Herausgeber und auch keine Fußnoten. Die Korrespondenten Franklins werden in Kurzbiographien vorgestellt.)
* [https://www.nga.org/governor/benjamin-franklin/ Benjamin Franklin] in der Datenbank der National Governors Association (englisch)
* Almut Finck: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/franklin108.html ''17.04.1790 - Todestag von Benjamin Franklin.''] WDR ''ZeitZeichen'' vom 17. April 2015 (Podcast, 14:47 min).


Franklins Eltern waren beide fromme Puritaner. Die Familie besuchte die Old South Church, die liberalste puritanische Gemeinde in Boston, wo Benjamin Franklin 1706 getauft wurde. Franklins Vater, ein armer Krämer, besaß ein Exemplar des Buches ''Bonifacius: Essays to Do Good&quot;'' des puritanischen Predigers und Familienfreundes Cotton Mather, das Franklin oft als einen wichtigen Einfluss auf sein Leben bezeichnete. &quot;Wenn ich&quot;, so schrieb Franklin siebzig Jahre später an den Sohn von Cotton Mather, &quot;ein nützlicher Bürger gewesen bin, so verdankt die Öffentlichkeit den Vorteil davon diesem Buch&quot;. Sein erstes Pseudonym, Silence Dogood, war sowohl eine Hommage an das Buch als auch an eine weithin bekannte Predigt von Mather. Das Buch predigte die Bedeutung der Bildung freiwilliger Vereinigungen zum Nutzen der Gesellschaft. Franklin lernte von Mather, wie man Wohltätigkeitsvereine gründet, aber sein Organisationstalent machte ihn zur einflussreichsten Kraft, die den Voluntarismus zu einem dauerhaften Bestandteil des amerikanischen Ethos machte.
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Franklin formulierte eine Darstellung seiner Überzeugungen und veröffentlichte sie 1728. Er akzeptierte nicht mehr die puritanischen Schlüsselideen in Bezug auf die Erlösung, die Göttlichkeit Jesu und auch nicht viele religiöse Dogmen. In seiner Autobiografie von 1771 bezeichnete er sich als Deist, obwohl er sich immer noch als Christ betrachtete. Er glaubte weiterhin fest an einen Gott als Quelle der Moral und des Guten im Menschen und als Akteur der Vorsehung in der Geschichte, der für die amerikanische Unabhängigkeit verantwortlich war.
 
Als der Verfassungskonvent im Juni 1787 in eine kritische Situation geriet, versuchte er mit diesen Worten, die Praxis des täglichen gemeinsamen Gebets einzuführen:
 
<blockquote>... Zu Beginn der Auseinandersetzung mit Großbritannien, als wir uns der Gefahr bewusst waren, haben wir täglich in diesem Raum um den göttlichen Schutz gebetet. Unsere Gebete, Herr, wurden erhört, und sie wurden gnädig erhört. Alle von uns, die in den Kampf verwickelt waren, müssen häufige Beispiele einer übergeordneten Vorsehung zu unseren Gunsten beobachtet haben. ... Und haben wir nun diesen mächtigen Freund vergessen? oder glauben wir, dass wir seinen Beistand nicht mehr brauchen. Ich lebe schon lange, Herr, und je länger ich lebe, desto überzeugendere Beweise sehe ich für diese Wahrheit, dass Gott in den Angelegenheiten der Menschen regiert. .... Ich bitte daher um die Erlaubnis, zu beantragen, dass von nun an in dieser Versammlung jeden Morgen, bevor wir zur Tagesordnung übergehen, Gebete gesprochen werden, die den Beistand des Himmels und seinen Segen für unsere Beratungen erflehen, und dass ein oder mehrere Geistliche dieser Stadt gebeten werden, diesen Gottesdienst zu halten.
 
</blockquote>
 
Der Antrag fand fast keine Unterstützung und wurde nie zur Abstimmung gebracht.
 
Franklin war ein begeisterter Bewunderer des evangelikalen Pfarrers George Whitefield während des Ersten Großen Erwachens. Er selbst war kein Anhänger von Whitefields Theologie, aber er bewunderte Whitefield dafür, dass er die Menschen dazu aufforderte, Gott durch gute Werke zu verehren. Er veröffentlichte alle Predigten und Tagebücher Whitefields und verdiente damit eine Menge Geld und förderte das Große Erwachen.
 
Als er nicht mehr in die Kirche ging, schrieb Franklin in seiner Autobiografie:
 
<blockquote>... Da der Sonntag mein Studientag war, war ich nie ohne einige religiöse Grundsätze. Ich habe zum Beispiel nie an der Existenz der Gottheit gezweifelt; dass er die Welt erschaffen hat und sie durch seine Vorsehung regiert; dass der annehmbarste Dienst Gottes darin besteht, den Menschen Gutes zu tun; dass unsere Seelen unsterblich sind und dass alle Verbrechen bestraft und alle Tugenden belohnt werden, entweder hier oder im Jenseits.
 
</blockquote>
 
Franklin blieb ein Leben lang den nicht-religiösen puritanischen Tugenden und politischen Werten verpflichtet, mit denen er aufgewachsen war, und durch seine bürgerliche Arbeit und seine Veröffentlichungen gelang es ihm, diese Werte dauerhaft in die amerikanische Kultur zu übertragen. Er hatte eine &quot;Leidenschaft für Tugend&quot;. Zu diesen puritanischen Werten gehörte sein Engagement für Gleichberechtigung, Bildung, Fleiß, Sparsamkeit, Ehrlichkeit, Mäßigung, Wohltätigkeit und Gemeinschaftssinn. Thomas Kidd erklärt: &quot;Als Erwachsener warb Franklin für ethische Verantwortung, Fleiß und Wohltätigkeit, auch wenn er die christliche Orthodoxie über Bord warf.&quot;
 
Die klassischen Autoren, die in der Zeit der Aufklärung gelesen wurden, lehrten ein abstraktes Ideal einer republikanischen Regierung, die auf einer hierarchischen Gesellschaftsordnung aus König, Aristokratie und Bürgerlichen beruhte. Man glaubte weithin, dass die englischen Freiheiten auf dem Gleichgewicht der Macht, aber auch auf der hierarchischen Ehrerbietung gegenüber der privilegierten Klasse beruhten. &quot;Der Puritanismus ... und die epidemische Evangelisation in der Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die traditionellen Vorstellungen von sozialer Schichtung in Frage gestellt&quot;, indem sie predigten, dass die Bibel lehre, dass alle Menschen gleich seien, dass der wahre Wert eines Menschen in seinem moralischen Verhalten liege und nicht in seiner Klasse, und dass alle Menschen gerettet werden könnten. Franklin, der vom Puritanismus durchdrungen und ein begeisterter Anhänger der evangelikalen Bewegung war, lehnte das Heilsdogma ab, machte sich aber die radikale Idee der egalitären Demokratie zu eigen.
 
Franklins Verpflichtung, diese Werte zu lehren, stammte aus seiner puritanischen Erziehung, bei der er Wert darauf legte, &quot;sich selbst und seinen Mitmenschen Tugend und Charakter einzuprägen&quot;. Diese puritanischen Werte und der Wunsch, sie weiterzugeben, waren eine seiner typisch amerikanischen Eigenschaften und trugen dazu bei, den Charakter der Nation zu formen. Max Weber sah in Franklins ethischen Schriften einen Höhepunkt der protestantischen Ethik, die die sozialen Bedingungen für die Entstehung des Kapitalismus schuf.
 
Eine seiner bemerkenswerten Eigenschaften war seine Achtung, Toleranz und Förderung aller Kirchen. Über seine Erfahrungen in Philadelphia schrieb er in seiner Autobiographie: &quot;Neue Gotteshäuser wurden ständig gesucht und im Allgemeinen durch freiwillige Beiträge errichtet, und mein Beitrag zu diesem Zweck wurde nie verweigert, ganz gleich, um welche Sekte es sich handelte.&quot; &quot;Er trug dazu bei, einen neuen Typus von Nation zu schaffen, der aus seinem religiösen Pluralismus Kraft schöpfen würde.&quot; Die evangelikalen Erwecker, die Mitte des Jahrhunderts aktiv waren, wie Whitefield, waren die größten Verfechter der Religionsfreiheit, &quot;die die Gewissensfreiheit als 'unveräußerliches Recht eines jeden vernünftigen Wesens' bezeichneten.&quot; Whitefields Unterstützer in Philadelphia, darunter Franklin, errichteten &quot;eine große, neue Halle, die ... jedem beliebigen Glauben eine Kanzel bieten konnte&quot;. Franklins Ablehnung von Dogmen und Doktrinen und seine Betonung des Gottes der Ethik und Moral und der bürgerlichen Tugend machten ihn zum &quot;Propheten der Toleranz&quot;. Er verfasste &quot;A Parable Against Persecution&quot;, ein apokryphes 51. Kapitel der Genesis, in dem Gott Abraham die Pflicht zur Toleranz lehrt. Als er 1774 in London lebte, war er bei der Geburtsstunde des britischen Unitarismus anwesend und nahm an der Eröffnungssitzung der Essex Street Chapel teil, in der Theophilus Lindsey die erste bekennende Unitariergemeinde Englands gründete; dies war politisch etwas riskant und brachte die religiöse Toleranz an neue Grenzen, da die Leugnung der Trinitätslehre bis zum Gesetz von 1813 illegal war.
 
Obwohl seine Eltern für ihn eine kirchliche Laufbahn vorgesehen hatten, übernahm Franklin als junger Mann den religiösen Glauben der Aufklärung an den Deismus, der besagt, dass Gottes Wahrheiten ausschließlich durch die Natur und die Vernunft gefunden werden können, und erklärte: &quot;Ich wurde bald ein gründlicher Deist&quot;. In einem Pamphlet von 1725, ''A Dissertation on Liberty and Necessity, Pleasure and Pain,'' lehnte er das christliche Dogma ab, was er später als peinlich empfand, während er gleichzeitig behauptete, dass Gott &quot;all weise, all gut, all mächtig&quot; sei. Er verteidigte seine Ablehnung religiöser Dogmen mit diesen Worten: &quot;Ich denke, Meinungen sollten nach ihren Einflüssen und Wirkungen beurteilt werden; und wenn ein Mensch keine hat, die ihn weniger tugendhaft oder mehr lasterhaft machen, kann man daraus schließen, dass er keine hat, die gefährlich sind, was hoffentlich bei mir der Fall ist.&quot; Nach der desillusionierenden Erfahrung des Verfalls seiner eigenen moralischen Standards und der zweier Freunde in London, die er zum Deismus bekehrt hatte, entschied Franklin, dass der Deismus zwar wahr sei, aber nicht so nützlich für die Förderung der persönlichen Moral wie die von der organisierten Religion auferlegten Kontrollen. Ralph Frasca behauptet, dass er in seinem späteren Leben als konfessionsloser Christ betrachtet werden kann, obwohl er nicht glaubte, dass Christus göttlich war.
 
In einer großen wissenschaftlichen Studie über seine Religion argumentiert Thomas Kidd, dass Franklin der Meinung war, dass wahre Religiosität eine Frage der persönlichen Moral und der bürgerlichen Tugend sei. Kidd sagt, Franklin habe sich sein Leben lang gegen das orthodoxe Christentum gewehrt und sei schließlich zu einem &quot;lehrfreien, moralisierten Christentum&quot; gelangt. David Morgan zufolge war Franklin ein Verfechter der &quot;allgemeinen Religion&quot;. Er betete zu einer &quot;mächtigen Güte&quot; und bezeichnete Gott als &quot;den Unendlichen&quot;. John Adams bemerkte, dass er ein Spiegel war, in dem die Menschen ihre eigene Religion sahen: &quot;Die Katholiken hielten ihn fast für einen Katholiken. Die Kirche von England betrachtete ihn als einen der ihren. Die Presbyterianer hielten ihn für einen halben Presbyterianer, und die Freunde hielten ihn für einen nassen Quäker.&quot; Adams selbst entschied, dass Franklin am besten zu den &quot;Atheisten, Deisten und Libertinern&quot; passte. Was auch immer Franklin sonst noch war, schlussfolgert Morgan, &quot;er war ein wahrer Verfechter der allgemeinen Religion&quot;. In einem Brief an Richard Price erklärt Franklin, dass er der Meinung ist, dass die Religion sich ohne Hilfe der Regierung selbst tragen sollte, und behauptet: &quot;Wenn eine Religion gut ist, denke ich, dass sie sich selbst tragen wird; und wenn sie sich nicht selbst tragen kann und Gott nicht dafür sorgt, sie zu unterstützen, so dass ihre Professoren gezwungen sind, die Hilfe der Zivilmacht in Anspruch zu nehmen, ist das meiner Meinung nach ein Zeichen, dass sie schlecht ist.&quot;
 
1790, nur etwa einen Monat vor seinem Tod, schrieb Franklin einen Brief an Ezra Stiles, den Präsidenten der Yale University, der ihn nach seinen Ansichten zur Religion gefragt hatte:
 
<blockquote>Was Jesus von Nazareth betrifft, dessen Meinung Sie besonders wünschen, so halte ich das System der Moral und seine Religion, so wie er sie uns hinterlassen hat, für das Beste, was die Welt je gesehen hat oder wahrscheinlich sehen wird; aber ich fürchte, es hat verschiedene verderbliche Veränderungen erfahren, und ich habe, wie die meisten der heutigen Dissidenten in England, einige Zweifel an seiner Göttlichkeit; Obwohl ich in dieser Frage nicht dogmatisch bin, da ich sie nie studiert habe, halte ich es für unnötig, mich jetzt damit zu beschäftigen, wo ich doch bald eine Gelegenheit erwarte, die Wahrheit mit weniger Mühe zu erfahren. Ich sehe jedoch keinen Nachteil darin, dass sie geglaubt wird, wenn dieser Glaube die gute Folge hat, wie es wahrscheinlich der Fall ist, dass seine Lehren mehr geachtet und besser befolgt werden; zumal ich nicht wahrnehme, dass der Höchste es übel nimmt, wenn er die Ungläubigen in seiner Regierung der Welt mit besonderen Zeichen seines Missfallens kennzeichnet.
 
</blockquote>
 
Am 4. Juli 1776 beauftragte der Kongress einen dreiköpfigen Ausschuss, bestehend aus Franklin, Jefferson und Adams, mit dem Entwurf des Großen Siegels der Vereinigten Staaten. Franklins Vorschlag (der nicht angenommen wurde) enthielt das Motto: &quot;Rebellion gegenüber Tyrannen ist Gehorsam gegenüber Gott&quot; und eine Szene aus dem Buch Exodus, die er dem Titelbild der Genfer Bibel entnahm, mit Moses, den Israeliten, der Feuersäule und Georg III. als Pharao.
 
Der Entwurf wurde vom Kongress nicht angenommen, und der Entwurf des Großen Siegels wurde erst von einem dritten Ausschuss im Jahr 1782 fertig gestellt.
 
Franklin setzte sich nachdrücklich für das Recht auf freie Meinungsäußerung ein:
 
<blockquote>In jenen unglücklichen Ländern, in denen ein Mensch seine Zunge nicht sein eigen nennen kann, kann er kaum etwas sein eigen nennen. Wer die Freiheit einer Nation umstürzen will, muss damit beginnen, die Freiheit der Rede zu unterdrücken ... Ohne Gedankenfreiheit kann es keine Weisheit geben, und ohne Redefreiheit, die das Recht eines jeden Menschen ist, kann es keine öffentliche Freiheit geben ...
 
- Stille Dogood Nr. 8, 1722
 
</blockquote>
 
=== Dreizehn Tugenden ===
 
Franklin versuchte, seinen Charakter anhand eines Plans von 13 Tugenden zu kultivieren, den er im Alter von 20 Jahren (1726) entwickelte und den er in irgendeiner Form für den Rest seines Lebens praktizierte. In seiner Autobiografie werden seine 13 Tugenden wie folgt aufgeführt:
 
Mäßigung. Esst nicht bis zum Überdruss, trinkt nicht bis zum Übermut.&quot;
 
Schweigen. Sprich nur das, was anderen oder dir selbst nützt; vermeide belangloses Gerede.&quot;
 
Ordnung. Alle deine Dinge sollen ihren Platz haben; jeder Teil deines Geschäfts soll seine Zeit haben.
 
Entschluss. Nimm dir vor, das zu tun, was du tun sollst; führe unbedingt aus, was du dir vorgenommen hast.
 
Genügsamkeit. Mache keine Ausgaben, außer um anderen oder dir selbst Gutes zu tun, d.h. verschwende nichts.
 
Industrie. Verliere keine Zeit; sei immer mit etwas Nützlichem beschäftigt; unterlasse alle unnötigen Tätigkeiten.
 
Aufrichtigkeit. Verwende keine verletzende Täuschung; denke unschuldig und gerecht, und wenn du sprichst, sprich entsprechend.
 
Gerechtigkeit. Tut niemandem Unrecht, indem ihr ihm Schaden zufügt oder die Leistungen unterlasst, die eure Pflicht sind.
 
Mäßigung. Vermeiden Sie Extreme; verzichten Sie darauf, Verletzungen so sehr zu verübeln, wie Sie meinen, dass sie es verdienen.
 
Sauberkeit. Dulde keine Unreinheit am Körper, in der Kleidung oder in den Wohnräumen.
 
Gelassenheit. Lasst euch nicht durch Kleinigkeiten oder durch gewöhnliche oder unvermeidliche Unfälle beunruhigen.
 
Keuschheit. Selten sollst du käuflich sein, außer für die Gesundheit oder die Nachkommenschaft, niemals für Dummheit, Schwäche oder die Schädigung deines eigenen oder fremden Friedens oder Rufes.
 
Demut. Ahmen Sie Jesus und Sokrates nach.
 
Franklin versuchte nicht, sie alle auf einmal zu bearbeiten. Stattdessen arbeitete er jede Woche an einer und nur an einer, &quot;und überließ alle anderen dem gewöhnlichen Zufall&quot;. Obwohl er sich nicht vollständig an die aufgezählten Tugenden hielt und sie nach eigenem Eingeständnis oft verfehlte, glaubte er, dass der Versuch ihn zu einem besseren Menschen machte und wesentlich zu seinem Erfolg und Glück beitrug, weshalb er in seiner Autobiografie diesem Plan mehr Seiten widmete als jedem anderen Punkt und schrieb: &quot;Ich hoffe daher, dass einige meiner Nachkommen dem Beispiel folgen und den Nutzen ernten mögen.&quot;
 
=== Sklaverei ===
 
Franklin besaß bis zu sieben Sklaven, darunter zwei Männer, die in seinem Haushalt und in seinem Geschäft arbeiteten. Er gab bezahlte Anzeigen für den Verkauf von Sklaven und für die Gefangennahme von entlaufenen Sklaven auf und erlaubte den Verkauf von Sklaven in seinem Gemischtwarenladen. Später wurde er jedoch zu einem ausgesprochenen Kritiker der Sklaverei. Im Jahr 1758 setzte er sich für die Eröffnung einer Schule für die Ausbildung schwarzer Sklaven in Philadelphia ein. Er nahm zwei Sklaven, Peter und King, mit nach England. King entkam mit einer Frau und lebte in den Außenbezirken von London. 1758 arbeitete er in einem Haushalt in Suffolk. Nach seiner Rückkehr aus England im Jahr 1762 wurde Franklin deutlich abolitionistischer und attackierte die amerikanische Sklaverei. Im Zuge des Urteils ''Somerset gegen Stewart'' äußerte er seine Frustration über die britischen Abolitionisten:
 
<blockquote>O pharisäerhaftes Britannien, das sich rühmt, einen einzigen Sklaven freizulassen, der zufällig an deinen Küsten landet, während deine Kaufleute in allen deinen Häfen durch deine Gesetze ermutigt werden, einen Handel fortzusetzen, durch den so viele Hunderttausende in eine Sklaverei hineingezogen werden, von der man kaum sagen kann, dass sie mit ihrem Leben endet, da sie ihren Nachkommen aufgebürdet wird!
 
</blockquote>
 
Franklin weigerte sich jedoch, die Frage der Sklaverei auf dem Verfassungskonvent von 1787 öffentlich zu diskutieren.
 
Zur Zeit der Gründung der USA gab es etwa eine halbe Million Sklaven in den Vereinigten Staaten, vor allem in den fünf südlichsten Bundesstaaten, wo sie 40 % der Bevölkerung ausmachten. Viele der führenden Gründerväter Amerikas - vor allem Thomas Jefferson, George Washington und James Madison - besaßen Sklaven, viele andere jedoch nicht. Benjamin Franklin war der Meinung, dass die Sklaverei &quot;eine abscheuliche Entwürdigung der menschlichen Natur&quot; und &quot;eine Quelle ernster Übel&quot; sei. Er und Benjamin Rush gründeten 1774 die Pennsylvania Society for Promoting the Abolition of Slavery. Im Jahr 1790 reichten Quäker aus New York und Pennsylvania ihre Petition zur Abschaffung der Sklaverei beim Kongress ein. Ihre Argumente gegen die Sklaverei wurden von der Pennsylvania Abolitionist Society unterstützt.
 
In seinen späteren Jahren, als der Kongress gezwungen war, sich mit der Frage der Sklaverei zu befassen, schrieb Franklin mehrere Aufsätze, in denen er die Bedeutung der Abschaffung der Sklaverei und der Integration der Afroamerikaner in die amerikanische Gesellschaft betonte. Zu diesen Schriften gehören:
 
''Eine Ansprache an die Öffentlichkeit'' (1789)
 
''Ein Plan zur Verbesserung der Lage der freien Schwarzen'' (1789)
 
''Sidi Mehemet Ibrahim über den Sklavenhandel'' (1790)
 
=== Vegetarismus ===
 
Franklin wurde Vegetarier, als er als Teenager in einer Druckerei in die Lehre ging, nachdem er ein Buch des frühen Vegetarierbefürworters Thomas Tryon entdeckt hatte. Außerdem dürfte er mit den moralischen Argumenten prominenter vegetarischer Quäker in der Kolonialprovinz Pennsylvania, darunter Benjamin Lay und John Woolman, vertraut gewesen sein. Seine Gründe für den Vegetarismus waren gesundheitlicher, ethischer und wirtschaftlicher Natur:
 
<blockquote>Als ich etwa 16 Jahre alt war, stieß ich zufällig auf ein Buch eines gewissen Tryon, der eine pflanzliche Ernährung empfahl. Ich beschloss, mich darauf einzulassen ... [Indem ich kein Fleisch aß] konnte ich bald die Hälfte dessen sparen, was [mein Bruder] mir zahlte. Das war ein zusätzlicher Fonds für den Kauf von Büchern: aber ich hatte noch einen anderen Vorteil ... Ich machte die größten Fortschritte durch die größere Klarheit des Kopfes und die schnellere Auffassungsgabe, die gewöhnlich mit Mäßigung beim Essen und Trinken einhergehen.
 
</blockquote>
 
Franklin erklärte auch den Verzehr von Fleisch als &quot;grundlosen Mord&quot;. Trotz seiner Überzeugungen begann er, Fisch zu essen, nachdem er auf einem Schiff von Boston aus von gebratenem Kabeljau in Versuchung geführt worden war, wobei er den Verzehr von Tieren damit rechtfertigte, dass der Magen des Fisches andere Fische enthielt. Er erkannte jedoch, dass dieses Argument ethisch nicht stichhaltig war, und blieb zeitweise Vegetarier. Er war &quot;begeistert&quot; von Tofu, das er aus den Schriften eines spanischen Missionars in Südostasien, Domingo Fernández Navarrete, kannte. Franklin schickte eine Probe von Sojabohnen an den bekannten amerikanischen Botaniker John Bartram und hatte sich zuvor in einem Brief an den britischen Diplomaten und Experten für den chinesischen Handel James Flint erkundigt, wie Tofu hergestellt wurde; dieser Briefwechsel gilt als die erste dokumentierte Verwendung des Wortes &quot;Tofu&quot; in der englischen Sprache.
 
Franklins &quot;Zweite Antwort auf den ''Vindex Patriae''&quot;, ein Brief aus dem Jahr 1766, in dem er für Selbstversorgung und geringere Abhängigkeit von England plädiert, führt verschiedene Beispiele für den Reichtum amerikanischer Agrarprodukte auf, erwähnt aber kein Fleisch. In Bezug auf die neuen amerikanischen Bräuche schrieb er, dass &quot;sie im letzten Frühjahr beschlossen haben, kein Lamm mehr zu essen, und seitdem hat man auf keinem ihrer Tische mehr ein Stück Lamm gesehen ... die süßen kleinen Kreaturen sind alle noch am Leben, mit den schönsten Fellen auf ihrem Rücken, die man sich vorstellen kann.&quot;
 
=== Ansicht zur Impfung ===
 
Das Konzept der Pockenprävention durch Variolation wurde im frühen 18. Jahrhundert von einem afrikanischen Sklaven namens Onesimus über seinen Besitzer Cotton Mather in das koloniale Amerika eingeführt, aber das Verfahren wurde nicht sofort akzeptiert. In der Zeitung von James Franklin erschienen 1721 Artikel, die das Konzept energisch anprangerten.
 
Im Jahr 1736 war Benjamin Franklin, damals ein prominenter Bostoner Bürger, jedoch als Befürworter des Verfahrens bekannt. Als der vierjährige &quot;Franky&quot; an den Pocken starb, verbreiteten die Gegner des Verfahrens das Gerücht, das Kind sei geimpft worden und dies sei die Ursache für seinen späteren Tod. Als Franklin von diesen Gerüchten erfuhr, gab er eine Anzeige in der ''Pennsylvania Gazette auf'', in der es hieß: &quot;Ich erkläre hiermit aufrichtig, dass er nicht geimpft wurde, sondern die Staupe auf die übliche Art der Ansteckung erhalten hat ... Ich hatte die Absicht, mein Kind impfen zu lassen.&quot;. Das Kind hatte einen schweren Fall von Flußdiarrhöe, und seine Eltern hatten gewartet, bis es gesund war, bevor sie es impfen ließen. Franklin schrieb in seiner ''Autobiographie'': &quot;Im Jahr 1736 verlor ich einen meiner Söhne, einen feinen Jungen von vier Jahren, durch die Pocken, die auf die übliche Weise übertragen wurden. Ich habe es lange bitter bereut und bereue es immer noch, dass ich ihn nicht geimpft habe. Dies erwähne ich um der Eltern willen, die diese Operation unterlassen, in der Annahme, dass sie es sich nie verzeihen würden, wenn ein Kind daran sterben würde; mein Beispiel zeigt, dass das Bedauern in beiden Fällen dasselbe sein kann, und dass deshalb die sicherere Methode gewählt werden sollte.&quot;
 
== Interessen und Aktivitäten ==
 
=== Musikalische Unternehmungen ===
 
Franklin war als Geiger, Harfen- und Gitarrenspieler bekannt. Er komponierte auch Musik, vor allem ein Streichquartett im frühklassischen Stil. Während seines Aufenthalts in London entwickelte er eine stark verbesserte Version der Glasharmonika, bei der sich die Gläser auf einer Welle drehen, während die Finger des Spielers ruhig gehalten werden, und nicht umgekehrt. Er arbeitete dabei mit dem Londoner Glasbläser Charles James zusammen, und Instrumente, die auf seiner mechanischen Version basierten, fanden bald ihren Weg in andere Teile Europas. Joseph Haydn, ein Fan von Franklins aufgeklärten Ideen, hatte eine Glasharmonika in seiner Instrumentensammlung. Mozart komponierte für Franklins Glasharmonika, ebenso wie Beethoven. Gaetano Donizetti verwendete das Instrument in der Begleitung von Amelias Arie &quot;Par che mi dica ancora&quot; in der tragischen Oper ''Il castello di Kenilworth'' (1821), ebenso wie Camille Saint-Saëns in seinem ''&quot;Karneval der Tiere&quot;'' von 1886. Richard Strauss setzt die Glasharmonika in seiner Oper ''Die Frau ohne Schatten'' (1917) ein, und auch zahlreiche andere Komponisten verwendeten Franklins Instrument.
 
=== Schach ===
 
Franklin war ein begeisterter Schachspieler. Er spielte bereits um 1733 Schach und war damit der erste namentlich bekannte Schachspieler in den amerikanischen Kolonien. Sein Essay über &quot;The Morals of Chess&quot; im ''Columbian Magazine'' im Dezember 1786 ist die zweite bekannte Schrift über Schach in Amerika. Dieser Aufsatz, der das Schachspiel lobt und einen Verhaltenskodex für das Spiel vorschreibt, wurde vielfach nachgedruckt und übersetzt. Er und ein Freund benutzten das Schachspiel als Mittel zum Erlernen der italienischen Sprache, die beide studierten; der Gewinner jeder Partie zwischen ihnen hatte das Recht, dem Verlierer vor dem nächsten Treffen eine Aufgabe zu stellen, z. B. Teile der italienischen Grammatik auswendig zu lernen, die dieser zu erfüllen hatte.
 
Franklin konnte während seiner langjährigen Tätigkeit als Beamter und Diplomat in England, wo das Spiel weitaus besser etabliert war als in Amerika, häufiger gegen stärkere Gegner Schach spielen. In dieser Zeit konnte er sein Spielniveau verbessern, indem er gegen erfahrenere Spieler antrat. Er besuchte regelmäßig das Old Slaughter's Coffee House in London, um Schach zu spielen und Kontakte zu knüpfen, und knüpfte viele wichtige persönliche Kontakte. Während seines Aufenthalts in Paris, sowohl als Besucher als auch später als Botschafter, besuchte er das berühmte Café de la Régence, in dem sich die stärksten Spieler Frankreichs regelmäßig trafen. Es sind keine Aufzeichnungen über seine Partien erhalten geblieben, so dass es nicht möglich ist, seine Spielstärke aus heutiger Sicht zu bestimmen.
 
Franklin wurde 1999 in die U.S. Chess Hall of Fame aufgenommen. Der Franklin Mercantile Chess Club in Philadelphia, der zweitälteste Schachklub in den USA, ist nach ihm benannt.
 
== Erbe ==
 
Weitere Informationen: Liste der nach Benjamin Franklin benannten Orte und Benjamin Franklin in der Populärkultur
 
=== Vermächtnis ===
 
Franklin vermachte den Städten Boston und Philadelphia jeweils 1.000 Pfund (damals etwa 4.400 Dollar, also etwa 125.000 Dollar im Jahr 2021), die treuhänderisch 200 Jahre lang verzinst werden sollten. Die Stiftung entstand 1785, als der französische Mathematiker Charles-Joseph Mathon de la Cour, der Franklin sehr bewunderte, eine freundliche Parodie von Franklins ''Poor Richard's Almanack'' mit dem Titel ''Fortunate Richard'' schrieb. Die Hauptfigur hinterlässt in seinem Testament einen kleinen Geldbetrag, fünf Lose zu je 100 ''Livres'', die über ein, zwei, drei, vier oder fünf volle Jahrhunderte verzinst werden sollen, wobei die daraus resultierenden astronomischen Summen für unmöglich ausgeklügelte utopische Projekte ausgegeben werden sollen. Franklin, der zu diesem Zeitpunkt 79 Jahre alt war, dankte ihm in einem Schreiben für seine großartige Idee und teilte ihm mit, dass er beschlossen hatte, seiner Heimatstadt Boston und seiner Wahlheimat Philadelphia jeweils 1.000 Pfund zu vermachen.
 
Bis 1990 hatten sich mehr als 2.000.000 Dollar (~ 3,98 Millionen Dollar im Jahr 2022) in Franklins Philadelphia-Trust angesammelt, der das Geld an die Einwohner der Stadt verliehen hatte. Von 1940 bis 1990 wurde das Geld hauptsächlich für Hypothekendarlehen verwendet. Als der Treuhandfonds fällig wurde, beschloss Philadelphia, das Geld für Stipendien für örtliche High-School-Schüler zu verwenden. Franklins Bostoner Treuhandfonds sammelte im gleichen Zeitraum fast 5.000.000 Dollar an; am Ende der ersten 100 Jahre wurde ein Teil davon für die Gründung einer Berufsschule verwendet, aus der später das Franklin Institute of Boston hervorging, und der gesamte Fonds wurde später zur Unterstützung dieses Instituts eingesetzt.
 
1787 schlug eine Gruppe prominenter Geistlicher in Lancaster, Pennsylvania, die Gründung eines neuen Colleges vor, das zu Franklins Ehren benannt wurde. Franklin spendete 200 Pfund für den Aufbau des Franklin College (das heute Franklin &amp; Marshall College heißt).
 
=== Erscheinungsbild und Image ===
 
Als einziger Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung von 1776, des Bündnisvertrags mit Frankreich von 1778, des Pariser Vertrags von 1783 und der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika von 1787 gilt Franklin als einer der führenden Gründerväter der Vereinigten Staaten. Sein weitreichender Einfluss auf die frühe Geschichte der Nation hat dazu geführt, dass er scherzhaft als &quot;der einzige Präsident der Vereinigten Staaten, der nie Präsident der Vereinigten Staaten war&quot; bezeichnet wird.
 
Franklins Konterfei ist allgegenwärtig. Seit 1928 ziert es die amerikanischen 100-Dollar-Scheine. Von 1948 bis 1963 war Franklins Porträt auf dem Halbdollar zu sehen. Er erschien auf einem 50-Dollar-Schein und auf mehreren Varianten des 100-Dollar-Scheins von 1914 und 1918. Franklin erscheint auch auf dem 1.000-Dollar-Sparbrief der Serie EE.
 
Am 12. April 1976 weihte der Kongress im Rahmen der Zweihundertjahrfeier eine 6 m (20 Fuß) hohe Marmorstatue im Franklin-Institut in Philadelphia als Benjamin-Franklin-Nationaldenkmal ein. Vizepräsident Nelson Rockefeller führte den Vorsitz bei der Einweihungszeremonie. Viele von Franklins persönlichen Gegenständen sind im Institut ausgestellt. In London wurde sein Haus in der Craven Street 36, das einzige noch erhaltene ehemalige Wohnhaus Franklins, mit einer blauen Plakette versehen und ist seitdem als Benjamin Franklin House der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Im Jahr 1998 gruben Arbeiter, die das Gebäude restaurierten, die Überreste von sechs Kindern und vier Erwachsenen aus, die unter dem Haus versteckt waren. Insgesamt wurden 15 Leichen geborgen. Die Friends of Benjamin Franklin House (die für die Restaurierung verantwortliche Organisation) stellen fest, dass die Knochen wahrscheinlich von William Hewson dort platziert wurden, der zwei Jahre lang in dem Haus lebte und eine kleine Anatomieschule an der Rückseite des Hauses gebaut hatte. Sie merken an, dass Franklin zwar wahrscheinlich wusste, was Hewson tat, sich aber wahrscheinlich nicht an den Sektionen beteiligte, da er eher ein Physiker als ein Mediziner war.
 
Er wurde bereits mehrfach auf US-Briefmarken geehrt. Das Bild Franklins, des ersten Postministers der Vereinigten Staaten, erscheint auf der Vorderseite von US-Postwertzeichen häufiger als das jedes anderen bedeutenden Amerikaners mit Ausnahme von George Washington. Er erschien auf der ersten US-Briefmarke aus dem Jahr 1847. Von 1908 bis 1923 gab das US-Postamt eine Serie von Briefmarken heraus, die gemeinhin als Washington-Franklin-Ausgaben bezeichnet werden und auf denen Washington und Franklin über einen Zeitraum von 14 Jahren mehrmals abgebildet waren - die längste Serie in der amerikanischen Postgeschichte. Allerdings erscheint er nur auf einigen wenigen Gedenkbriefmarken. Einige der schönsten Darstellungen Franklins finden sich auf den Gravuren, die auf der Vorderseite von US-Postwertzeichen eingraviert sind.
 
Franklin ist seit 1914 auf der 100-Dollar-Note der Vereinigten Staaten abgebildet.

Aktuelle Version vom 21. August 2024, 13:40 Uhr

Franklin-Porträt von Joseph Siffred Duplessis (Ölgemälde, um 1785). Das Bild diente 1995 als Vorlage zur Darstellung Franklins auf der neugestalteten 100-US-Dollar-Banknote

Benjamin Franklin (* 6. Januarjul. / 17. Januar 1706greg. in Boston, Province of Massachusetts Bay; † 17. April 1790 in Philadelphia, Pennsylvania) war ein amerikanischer Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann.

Als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten beteiligte er sich am Entwurf der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und war einer ihrer Unterzeichner. Während der Amerikanischen Revolution vertrat er die Vereinigten Staaten als Diplomat im Königreich Frankreich und handelte sowohl den Allianzvertrag mit den Franzosen als auch den Frieden von Paris aus, der den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg beendete. Als Delegierter der Philadelphia Convention beteiligte er sich an der Ausarbeitung der amerikanischen Verfassung.

Franklins Leben war in hohem Maße von dem Willen geprägt, das Gemeinwesen zu fördern. Er gründete die ersten Freiwilligen Feuerwehren in Philadelphia sowie die erste Leihbibliothek Amerikas und konstruierte einen besonders effektiven und raucharmen Holzofen. Auch machte er wissenschaftliche Entdeckungen, er erfand unter anderem den Blitzableiter.

Er war Sohn eines Seifen- und Kerzenmachers und machte zunächst eine Karriere als Drucker, bevor er sich im Alter von 42 Jahren aus dem Geschäftsleben zurückzog und in die Politik ging. Sein sozialer Aufstieg galt – befördert durch seine in zahlreichen Auflagen gedruckte Autobiographie – über lange Zeit hinweg als ein Musterbeispiel dafür, wie man sich aus eigener Kraft und mit Disziplin emporarbeiten kann.

Leben und Werk

Frühe Jahre: Boston, 1706–1723

Benjamin Franklin wurde am 17. Januar 1706 (6. Januar des Julianischen Kalenders) als 15. Kind des Seifen- und Kerzenmachers Josiah Franklin (1657–1745) in Boston, Massachusetts, geboren. Dessen Vorfahren stammten aus dem Dorf Ecton in der zentralenglischen Grafschaft Northamptonshire. In seiner Autobiographie gab Benjamin Franklin später an, sein Vater sei nach Amerika ausgewandert, weil er dort als Puritaner seinen Glauben frei ausüben konnte. Tatsächlich war es aber wohl auch wirtschaftlicher Druck, der Josiah veranlasste, 1683 mitsamt seiner ersten Frau Anne Franklin geb. Child (1655–1689) und ihren drei Kindern ein Schiff in Richtung Boston zu besteigen. Die Löhne in der Neuen Welt waren um ein Dreifaches höher als in England, zugleich waren die Lebenshaltungskosten niedriger.

Im Jahr 1689 starb Josiahs erste Frau Anne, und nur wenige Monate später heiratete er Abiah Folger (1667–1752). Sie entstammte einer Familie, die mit der ersten Welle puritanischer Einwanderer nach Boston gekommen war. Gemeinsam hatten sie acht Kinder, von denen Benjamin das zweitjüngste war.

Um ihn für ein Studium in Harvard und eine spätere Laufbahn als Pastor vorzubereiten, schickte Josiah seinen Sohn Benjamin im Alter von acht Jahren auf die Bostoner Lateinschule. Dort zeigte sich schon früh seine hohe Begabung. Er gehörte zu den besten Schülern und übersprang eine Klasse. Trotz dieser Erfolge schrieb ihn sein Vater aber für ein Jahr in einer anderen Schule ein, wo er Schreiben und Arithmetik lernen sollte. Während Benjamin Franklin in seiner Autobiographie behauptete, dies sei allein dem geringen Einkommen seines Vaters geschuldet gewesen, gehen Biographen wie Walter Isaacson davon aus, dass Josiah Franklin schon früh die rebellische Natur seines Sohnes erkannte und deshalb entschied, er sei für eine geistliche Laufbahn ungeeignet.

New England Courant, Detail aus dem dritten Silence Dogood-Essay. Persönliches Exemplar Benjamin Franklins mit Initialen „B.F.“ von seiner Hand (heute in der British Library).

Im Alter von zehn Jahren und nach nur zweijähriger Schulausbildung begann Benjamin im Laden seines Vaters zu arbeiten. Zwei Jahre später gab Josiah ihn schließlich zu seinem älteren Sohn James (1697–1735), einem Drucker, in die Lehre. Dieser gründete 1721 eine eigene Zeitung, den New England Courant. Darin veröffentlichte Benjamin Franklin seinen ersten Beitrag. Als Druckerlehrling hatte er leichteren Zugang zu Büchern, und als eifriger Leser begann er, sich auch für das Schreiben zu interessieren. Unter dem Pseudonym „Mrs. Silence Dogood“ schrieb er humoristisch-kritische Essays zu gesellschaftlichen Themen, die er nachts unter der Tür der Druckerei seines Bruders hindurchschob. Besonders beißend waren seine Attacken auf die Nähe von Kirche und Staat und damit auf eine der Säulen, auf denen das Leben in den puritanischen Kolonien Neuenglands beruhte. Ein in die gleiche Stoßrichtung gehender Kommentar von James Franklin („Von allen Schurken ist der fromme Schurke der schlimmste.“) veranlasste die Behörden, James Franklin nicht weiter als Herausgeber des Courant fungieren zu lassen. Im Februar 1723 erschien die Zeitung deshalb für kurze Zeit unter dem Namen Benjamin Franklins. Doch im Stillen übernahm James Franklin schon bald wieder die Leitung. Als Benjamin ihm schließlich eröffnete, dass er selbst hinter dem Pseudonym Silence Dogood stecke, fühlte sich James hintergangen. Bisher hatte er den Schreiber hinter dem Pseudonym in höchsten Tönen gelobt, doch nun war James enttäuscht und eifersüchtig – und ließ sich sogar dazu hinreißen, seinen Bruder zu drangsalieren und zu schlagen. Dies führte zum Bruch zwischen den beiden. Zunächst versuchte Benjamin, bei einem anderen Drucker in Boston eine Lehrstelle zu bekommen. Als dies nicht gelang, lief der Siebzehnjährige von zu Hause weg und schiffte sich heimlich nach New York ein.

Drucker: Philadelphia und London, 1723–1732

Anstellung als Drucker in Philadelphia

Auf der Überfahrt nach New York lernte Franklin den Drucker William Bradford kennen. Von diesem erfuhr er, dass New York keine eigene Zeitung besaß und Bradford dort der einzige seiner Zunft war. Daher hatte der Drucker keine Verwendung für Franklin, empfahl ihn aber an seinen Sohn Andrew (1686–1742) in Philadelphia weiter. Doch auch bei dem jungen Bradford war keine Arbeit zu bekommen, so dass erst eine erneute Vermittlung von William Bradford den Erfolg brachte. Franklin erhielt eine Anstellung bei Samuel Keimer (1689–1742), der gerade eine eigene Druckerei in Philadelphia gegründet hatte.

Als Franklins Schwager Robert Holmes herausfand, wo sich Franklin aufhielt, schrieb er ihm mit der Bitte, seiner Familie zuliebe nach Boston zurückzukehren. In seinem Antwortschreiben zählte Franklin die Gründe auf, warum er ein Leben in Philadelphia als lebenswerter erachtete. Dieser Brief gelangte in die Hände des Vizegouverneurs von Pennsylvania, William Keith (1669–1749). Keith war beeindruckt von Franklins Schreibfertigkeit und nahm unverzüglich mit ihm Kontakt auf. Er versprach, ihn bei der Eröffnung einer eigenen Druckerei in Philadelphia zu unterstützen, und schickte ihn mit einem Empfehlungsschreiben versehen zunächst zurück zu seinem Vater.

Im April 1724 segelte Franklin nach Boston. Trotz des Stolzes auf die Leistungen seines Sohnes verweigerte Josiah Franklin ihm die Unterstützung für seine Pläne. Daraufhin kehrte Franklin unverrichteter Dinge nach Philadelphia zurück.

Gestrandet in London

Druckerei im 18. Jahrhundert, zeitgenössischer Holzschnitt

Wieder auf Anraten William Keiths reiste Franklin im November 1724 nach London. Dort sollte er sich mit finanzieller Hilfe des Vizegouverneurs die Ausstattung für seine eigene Druckerei kaufen und zu den in London ansässigen Druckern und Papierherstellern Kontakte knüpfen.

Bei seiner Ankunft musste Franklin feststellen, dass Keith seine Versprechen finanzieller Unterstützung nicht eingehalten hatte. Mittellos und fernab der Heimat, versuchte er, das Beste aus der Situation zu machen, und arbeitete für verschiedene Druckereien. Die Herstellung einer Ausgabe von William Wollastons The Religion of Nature Delineated inspirierte ihn zu einer eigenen Schrift mit dem Titel A Dissertation on Liberty and Necessity, Pleasure and Pain, die er noch während des ersten halben Jahres seines Aufenthaltes in London auf eigene Kosten drucken ließ. Zugleich knüpfte er Kontakte zu Hans Sloane, dem späteren Präsidenten der Royal Society.

Auf seiner Überfahrt nach Europa hatte Franklin den Kaufmann Thomas Denham aus Philadelphia kennengelernt. Beeindruckt von der moralischen Integrität des Quäkers, machte er sich einen „Plan für zukünftiges Verhalten“ (Plan for Future Conduct), in dem er sich den Lebensmaximen der Sparsamkeit, Aufrichtigkeit und Strebsamkeit verschrieb. Als Denham ihm eine Partnerschaft anbot, kehrten beide im Juli 1726 nach Philadelphia zurück.

Selbstständiger Drucker

Ab 1729 gab Franklin die Tageszeitung Pennsylvania Gazette heraus. Die Zeitung erschien von Oktober 1729 bis September 1777. Hier das Titelblatt vom 9. Mai 1754.

Franklins Partnerschaft mit Denham endete schon nach wenigen Monaten, als dieser unerwartet starb. Daraufhin kehrte Franklin in die Druckerei von Samuel Keimer zurück, diesmal als Geschäftsführer. In dieser Funktion entwickelte er einen Schriftschnitt, der als der erste auf dem nordamerikanischen Kontinent gilt. Zur Erinnerung an diese Leistung erarbeitete der bekannte Typograf Morris Fuller Benton bis 1902 eine Schriftfamilie, die den Namen Franklin Gothic trägt. Franklin selbst verwendete hauptsächlich eine Caslon.

Zusammen mit einem von Keimers Angestellten, dem Gesellen Hugh Meredith (um 1697–um 1749), machte sich Franklin schließlich selbstständig. Anfang 1728 kam die in London für ihre eigene Druckerei bestellte Ausrüstung an. Die Druckerei florierte – nicht zuletzt durch Franklins Eifer und Strebsamkeit. Die Partnerschaft mit Meredith war allerdings nicht von langer Dauer. Als dieser dem Alkohol verfiel, beendete Franklin die Zusammenarbeit und war – mit finanzieller Hilfe von zwei Freunden – schließlich sein eigener Herr.

Im Oktober 1729 übernahm Franklin von Keimer die Pennsylvania Gazette und wurde damit zum Zeitungsverleger. Wie viele andere Tageszeitungen, enthielt die Pennsylvania Gazette nicht nur Kurznachrichten, Ankündigungen und Berichte von Veranstaltungen öffentlichen Interesses, sondern auch amüsante Essays und Leserbriefe, von denen Franklin selbst etliche unter Pseudonym verfasst hatte. Das Konzept seiner Zeitung war erfolgreich. Seit den frühen 1730er Jahren ging er mit einigen seiner ehemaligen Lehrlinge Partnerschaften ein. Diese gründeten ihre eigenen Druckereien in Städten entlang der Ostküste und wurden von Franklin mit Druckerpressen und Zeitungsartikeln versorgt. Im Gegenzug führten sie einen Teil ihrer Einnahmen an ihn ab.

Franklin war stolz auf seinen erlernten Beruf. Bis zum Ende seines Lebens bezeichnete er sich selbst als Drucker. Noch sein Testament beginnt mit den Worten „Ich, Benjamin Franklin aus Philadelphia, Drucker“.

Der Junto-Selbsterziehungsclub

Im Herbst 1727 gründete Franklin einen Selbsterziehungsclub, den Junto. Dessen Mitglieder waren Unternehmer und Künstler und damit nicht Angehörige der sozialen Elite, aus der sich die traditionellen Gentlemen’s Clubs rekrutierten. Bei ihrer Aufnahme hatten Bewerber vier Fragen zu beantworten: Ob sie eines der Klubmitglieder missachteten, ob sie andere Personen – gleich welcher Religion oder welchen Berufes – achteten, ob ein Mensch aufgrund seiner Ansichten oder Religionszugehörigkeit verfolgt werden dürfe und ob der Bewerber die Wahrheit um ihrer selbst willen liebte. Die während der Zusammenkünfte des Junto diskutierten Themen erstreckten sich von der Frage, warum sich über einem kalten Krug Kondensation bildete, bis hin zu Fragen wie „Was macht Freude aus?“ oder „Wenn eine Regierung einem Bürger seine Rechte versagt, hat er dann ein Recht auf Widerstand?“

Von den ersten Zusammenkünften an nutzte Franklin den Junto auch für die Diskussion praktischer Vorschläge zur Verbesserung des alltäglichen Lebens in der Kolonie. So diskutierten die Mitglieder etwa darüber, ob Pennsylvania die Menge des umlaufenden Papiergeldes erhöhen solle – ein Vorschlag, den Franklin nicht zuletzt aus eigenen Geschäftsinteressen favorisierte. Als der Club schließlich eigene Räume bezog, wurden diese mit Büchern aus dem Besitz der Mitglieder eingerichtet. Auf diese Weise entstand die Grundlage der ersten Leihbibliothek in Amerika.

Ehe

Deborah Read Franklin (1708(?)–1774), Ölgemälde, Benjamin Wilson zugeschrieben. Das Porträt hing neben einem Porträt des Ehepaars in der Market Street in Philadelphia. Es ist die einzige heute bekannte Darstellung der Ehefrau Franklins.

„Die nur schwer zu zügelnden Leidenschaften der Jugend hatten mich häufig in Liebschaften mit sozial niederen Frauen gestürzt, die mir über den Weg liefen“  – so beschreibt Franklin die Zeit vor seinem Zusammenleben mit Deborah Read (um 1708–1774). Als aufstrebender Geschäftsmann, zumal mit hohen moralischen Ansprüchen an sich selbst, konnte er sich solches Verhalten nicht mehr leisten. Also ging er im Sommer 1730 eine eheliche Gemeinschaft mit Deborah Read ein.

Franklin hatte Deborah bereits 1724 kennengelernt und schon damals um ihre Hand angehalten. Ihre Mutter bestand allerdings darauf, dass die Hochzeit erst nach seiner Rückkehr aus London stattfinden solle. Franklin verfolgte die Angelegenheit nicht weiter, und so verloren die beiden sich für einige Jahre aus den Augen. Deborah heiratete in der Zwischenzeit einen gewissen John Rogers, der sich jedoch nach Westindien absetzte und seine Ehefrau mit Schulden zurückließ. Obwohl es Gerüchte gab, dass Rogers in einer Schlägerei ums Leben gekommen sei, kam für Deborah und Benjamin Franklin schließlich nur eine „Common-Law“-Ehe in Frage. Bei dieser informellen Art der Ehegemeinschaft lebten die Partner zusammen, ohne einen offiziellen Trauakt vollzogen zu haben. Für das Paar war dies die einzig praktikable Lösung, denn Bigamie wurde mit 39 Peitschenhieben und lebenslanger Haft bestraft.

Aber es gab noch eine weitere Komplikation für die junge Ehe. Franklin hatte etwa um dieselbe Zeit einen Sohn mit einer jener „sozial niederen Frauen“ gezeugt. William Franklin kam irgendwann zwischen April 1730 und April 1731 zur Welt und sollte 1762 Gouverneur von New Jersey werden. Deborah konnte dieses illegitime Kind zeitlebens nicht ausstehen und soll es einmal – nach dem Zeugnis einer Hausangestellten – „den größten Schuft auf diesem Erdboden“ genannt haben.

Gemeinsam hatten Benjamin und Deborah Franklin zwei weitere Kinder: Francis Folger Franklin (1732–1736), der noch im Kindesalter an den Pocken starb, und Sarah Franklin Bache (1743–1808), die 1767 den Kaufmann Richard Bache heiratete.

Populäre Jahrbücher: Poor Richard’s Almanack

Titelblatt des Poor Richard Almanack aus dem Jahr 1739.

Franklins bekanntestes Alter Ego wurde die fiktive Figur Richard Saunders (Poor Richard). Er erfand die Figur für seinen Poor Richard’s Almanack, ein Jahrbuch, das er von 1732 an druckte. Solche Jahrbücher waren zu jener Zeit äußerst beliebt und stellten damit eine willkommene Einnahmequelle für Drucker und Verleger dar. Allein in Philadelphia kamen sechs dieser jährlich erscheinenden Schriften auf den Markt. Der Name Poor Richard’s Almanack lehnte sich an den von Franklins Bruder verlegten Poor Robin’s Almanac an, und Richard Saunders war der Name eines Almanach-Schreibers im England des ausgehenden 17. Jahrhunderts.

Mit der Figur des Poor Richard half Franklin, wie sein Biograph Walter Isaacson es formulierte, „das zu definieren, was sich zu einer beherrschenden Tradition volkstümlichen Humors in Amerika entwickelte“: den naiven Typus eines bodenständigen Charakters, der zugleich scharfzüngig, weise und charmant unschuldig war.

Poor Richard steuerte zu den Jahrbüchern nicht nur die jeweiligen Vorworte bei, sondern eine Reihe von noch heute populären Lebensmaximen wie „Early to bed and early to rise, makes a man healthy, wealthy and wise“ (dt. etwa „Frühes Zubettgehen und frühes Aufstehen machen einen Mann gesund, wohlhabend und weise“). Dabei waren diese Maximen keineswegs eine Erfindung Franklins. Dessen Leistung bestand vielmehr darin, bestehende Sprüche umzuformulieren und damit besser auf den Punkt zu bringen.

Was zunächst nur als Füllmaterial für sein Jahrbuch konzipiert war, entwickelte sich als eigenständige Publikation zu einem Verkaufsschlager. Die Spruchsammlung The Way to Wealth gehörte zu den berühmtesten Büchern aus den amerikanischen Kolonien. Innerhalb von vierzig Jahren wurde sie in 145 Editionen nachgedruckt und ist bis heute in mehr als dreizehnhundert Auflagen verkauft worden.

Bürgerschaftliches Engagement: Philadelphia, 1731–1748

Die Library Company of Philadelphia

Im Jahr 1731 wurde auf Franklins Initiative hin die Library Company of Philadelphia als erste Leihbibliothek Amerikas gegründet. Den Grundstock an Büchern bildete die Sammlung des von Franklin ins Leben gerufenen Junto-Clubs. Jedes Mitglied der Library Company hatte einen festen Beitrag zu entrichten, von dem weitere Bücher angeschafft wurden. Ausgeliehen werden konnten die Bände nur von Mitgliedern, zum Lesen standen sie aber auch jedem anderen Bürger von Philadelphia zur Verfügung.

Franklin selbst verbrachte nach eigenen Angaben täglich ein bis zwei Stunden in der Bibliothek und konnte auf diese Weise den Mangel an formaler Bildung wettmachen, die sein Vater einst für ihn im Sinn gehabt hatte. Sein Engagement kam ihm aber auch in anderer Hinsicht zugute: während der Junto-Club vor allem aus Kaufleuten bestand, kam Franklin nun auch mit Mitgliedern höherer gesellschaftlicher Schichten in Kontakt. So entwickelte er etwa eine lebenslange Freundschaft zu dem englischen Botaniker und Mitglied der Royal Society Peter Collinson, der die erste Buchlieferung für die Library Company von London nach Philadelphia schickte.

Die Library Company of Philadelphia gehört heute zu den ältesten kulturellen Institutionen in den Vereinigten Staaten und verfügt über einen Bestand von mehr als 500.000 Büchern und über 160.000 Handschriften.

Gründung Freiwilliger Feuerwehren

Der Stadtplan von Philadelphia ist – wie für viele amerikanische Städte üblich – schachbrettartig angelegt; Ausschnitt aus dem Plan of the City and Environs of Philadelphia aus dem Jahr 1777.

Obwohl keine Stadt in den amerikanischen Kolonien eine Feuerkatastrophe vom Ausmaß des Großen Brandes von London erlebt hatte, war die Brandgefahr auch zu Franklins Zeiten eine ständige Sorge im kolonialen Lebensalltag. Die Erfahrungen aus jener Feuersbrunst des Jahres 1666 waren direkt in die Planungen für die Stadt Philadelphia eingeflossen. Die Straßen waren breiter angelegt, und die Häuser standen weiter auseinander als damals in London. Doch der ständige Zufluss von Einwanderern sorgte mit der Zeit dafür, dass die Räume eng wurden und die Feuergefahr wuchs.

„Eine Unze Vorbeugung ist soviel wert wie ein Pfund Heilung“ schrieb Franklin in einem anonymen Brief an die Leser seiner eigenen Philadelphia Gazette und regte die Einrichtung von Feuerwehrvereinen auf freiwilliger Basis an. Nach dem Vorbild Bostons sollten die Bürger sich zur Bekämpfung von Feuern in kleinen Gruppen zusammenschließen.

Im Dezember 1736 entstand mit der Union Fire Company der erste dieser Zusammenschlüsse. Die fünfundzwanzig Gründungsmitglieder rekrutierten sich aus Mitgliedern des Junto, der Library Company, Kaufleuten und einer Reihe anderer Bürger, denen der Schutz ihres Hab und Gutes am Herzen lag. Schon nach kurzer Zeit bildeten sich weitere Gruppen und nahmen Franklins Idee auf.

Die American Philosophical Society

Den Plan zur Gründung einer amerikanischen Gelehrtengesellschaft nach dem Vorbild der Londoner Royal Society hatte schon vor Franklin der Botaniker John Bartram vorgelegt. Als Drucker verfügte Franklin aber über die publizistischen Mittel, die Idee zu verbreiten und schließlich für ihre Umsetzung zu sorgen.

Im Mai 1743 veröffentlichte er die Schrift A Proposal for Promoting Useful Knowledge Among the British Plantations in America. Die von den Gelehrten zu diskutierenden Themen waren – wie vieles, was Franklin vorschlug – mehr an der Nützlichkeit als an der Theorie ausgerichtet. So sollten etwa Entdeckungen auf dem Gebiet der Nutzpflanzen, des Handels, der Geländevermessung, der Herstellung von Gütern, der Tierzucht und anderer praktischen Themen untereinander bekannt gemacht werden.

Vom Frühjahr 1744 an nahm die American Philosophical Society ihre regelmäßigen Treffen in Philadelphia auf. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben Franklin der Wissenschaftler John Bartram sowie der Arzt und spätere Gouverneur von New York, Cadwallader Colden. Später wurden auch einige der amerikanischen Gründerväter wie George Washington, John Adams und Thomas Jefferson in die Gesellschaft aufgenommen.

Während die Mitglieder der American Philosophical Society in den ersten Jahren noch keine sonderliche Aktivität entfalteten, – Franklin selbst sprach von ihnen als „very idle gentlemen“ (dt. „sehr untätige Herren“) – hat die Gesellschaft die Zeiten überdauert und besteht bis heute.

Gründung einer Bürgermiliz

Beginn der Schrift Plain Truth (1747). Die auf der linken Seite dargestellte Szene zeigt einen Farmer, der seinen Karren aus eigener Anstrengung aus dem Dreck zieht. Franklin hatte den Holzschnitt schon in einer früheren Publikation verwendet und ihn damals untertitelt „He that won’t help himself, shall have Help from no Body“ (dt. „Derjenige, der sich nicht selbst hilft, wird von Niemandem Hilfe erhalten“).

Seit 1689 fochten die französischen und englischen Kolonien in Nordamerika um die Kontrolle der westlichen Hinterlandterritorien. Dieser in den USA als Franzosen- und Indianerkriege bezeichnete Konflikt trat mit dem Beginn des King George’s War im Jahr 1744 in eine neue Phase. Dieser Krieg bedrohte die Sicherheit Philadelphias, als französische und spanische Kaperschiffe begannen, die Städte entlang des Delaware zu überfallen.

Als die von pazifistisch ausgerichteten Quäkern beherrschte Pennsylvania Provincial Assembly zauderte, geeignete Verteidigungsmaßnahmen in Kraft zu setzen, griff Benjamin Franklin in die Debatte ein. Im November 1747 veröffentlichte er eine Schrift mit dem Titel Plain Truth (dt. Die blanke Wahrheit), in der er die unentschlossene Haltung der Regierenden Pennsylvanias anprangerte und zur Bildung einer Bürgermiliz aufrief. Allein ein Bund der Mittelschicht, der Händler, Ladenbesitzer und Farmer, könne die Kolonie retten. Radikal war sein Vorschlag deshalb, weil die von Franklin vorgeschlagene Bürgermiliz ausdrücklich nicht nach Standeszugehörigkeit, sondern nach geographischen Gesichtspunkten gegliedert sein sollte. Geführt werden sollten die einzelnen Kompanien von selbstgewählten Offizieren und nicht etwa von solchen der Kolonialverwaltung.

Schon kurze Zeit nach der Veröffentlichung der Schrift schrieben sich einige zehntausend Freiwillige in die Register der von Franklin sorgsam geplanten Freiwilligenkompanien ein. Was der Miliz allerdings fehlte, waren Kanonen. Da die Pennsylvania Provincial Assembly es ablehnte, finanzielle Mittel zum Kauf von Waffen bereitzustellen, organisierte Franklin eine Lotterie, aus deren Erlös er selbst in Verhandlungen mit dem Gouverneur von New York Kanonen beschaffte.

Im Sommer 1748 war die Gefahr vorüber, ohne dass die Miliz jemals zum Einsatz gekommen wäre. Was nach der Auflösung der Pennsylvania Militia blieb, war die Einsicht Franklins, dass die Bewohner der Kolonie im Ernstfall aus eigener Kraft für ihr Wohlergehen sorgen mussten. Thomas Penn (1702–1775), Sohn von William Penn, dem Gründer Pennsylvanias, bezeichnete Franklin in einem Brief als „Volkstribun“ und klagte: „Er ist ein gefährlicher Mann, und ich wäre froh, wenn er in einem anderen Land lebte, denn ich glaube, dass er von überaus ruhelosem Geiste ist.“

Rückzug aus dem Geschäftsleben

Erstes bekanntes Porträt Franklins von Robert Feke (um 1746)

Im Jahr 1737 hatte Franklin von seinem Konkurrenten Andrew Bradford das Amt des Postmeisters von Philadelphia übernommen. Damit verfügte er nicht nur über eine eigene Druckerei und einen Verlag, sondern übte auch Einfluss auf das Verteilungssystem seiner Zeitungen und sonstigen Druckerzeugnisse aus. Darüber hinaus hatte er schrittweise ein Netzwerk aus profitablen Partnerschaften mit Druckern entlang der Ostküste aufgebaut.

Nun, im Alter von 42 Jahren – genau in der Mitte seines Lebens – zog er sich aus dem Geschäftsleben weitgehend zurück. Den Betrieb seiner Druckerei überließ er seinem Vorarbeiter David Hall (1714–1772). Der mit diesem geschlossene Geschäftskontrakt regelte, dass Franklin über die nächsten achtzehn Jahre die Hälfte der Druckereieinnahmen erhielt, die sich auf etwa 650 Pfund jährlich beliefen. In einer Zeit, in der ein einfacher Angestellter über ein Jahresgehalt von rund 25 Pfund verfügen konnte, reichte dies für ein komfortables Leben aus.

Sein neuer sozialer Status als „gentleman philosopher“ wurde in einem Ölgemälde festgehalten, das der Maler Robert Feke im Jahr 1748 von ihm anfertigte. Es ist zugleich das erste bekannte Porträt Franklins und stellt diesen – wie es der Kunsthistoriker Wayne Craven formuliert – als „Mitglied der kolonialen Kaufmannsschicht dar, der zwar erfolgreich, aber nicht wirklich reich war.“

Wissenschaftler und Erfinder: Philadelphia 1744–1751

Der „Pennsylvania Fireplace“

Funktionsprinzip des Pennsylvania Fireplace, Schemazeichnung Franklins aus dem Jahr 1744

Zeit seines Lebens hegte Franklin ein großes Interesse an wissenschaftlichen Entdeckungen. In den 1740er Jahren, insbesondere nach seinem Rückzug aus dem Geschäftsleben, erreichte seine Beschäftigung mit Naturphänomenen einen Höhepunkt. Wieder stand der praktische Nutzen im Mittelpunkt seiner Überlegungen.

Seit Anfang der 1740er Jahre dachte Franklin darüber nach, wie ein Holzofen konstruiert sein müsse, um die Wärmegewinnung zu maximieren und zugleich die Rauchbelastung im Haus zu verringern. Aufbauend auf seinen Kenntnissen der Konvektion und der Wärmeleitung entwarf er einen neuen Ofentypus, den er von einem der Junto-Mitglieder, einem Schmied, ab 1744 bauen ließ. Der Ofen war so konstruiert, dass die Hitze und der Rauch des Feuers eine Kochplatte erhitzten und dann über einen Kanal hinter der Wand in einen Kamin geleitet wurden.

Der von Franklin „Pennsylvania Fireplace“ genannte Ofen kostete fünf Pfund und wurde von seinem Erfinder in zahlreichen Zeitungsannoncen beworben. Als der Gouverneur von Pennsylvania Franklin ein lukratives Patent für seine Neuentwicklung anbot, antwortete dieser: „So wie wir von den Erfindungen anderer profitieren, sollten wir über jede Gelegenheit froh sein, anderen durch unsere Erfindungen zu dienen. Und dies sollten wir kostenlos und großherzig tun“.

Letztlich blieb dem von Franklin konstruierten Ofen jedoch der große Verkaufserfolg versagt. Die anfängliche Hitzeentwicklung war nicht stark genug, um den Rauch effektiv abzuleiten, und so wurden die meisten Pennsylvania Fireplaces von ihren Besitzern zu gewöhnlichen Öfen umgebaut.

Erste Forschungen zur Elektrizität

Versuchsaufbau für eines von Franklins Experimenten mit der Leidener Flasche

Bei einem Besuch in Boston im Jahr 1743 hatte Franklin einer Vorführung von Archibald Spencer (1698–1760) beigewohnt, bei der dieser das Publikum mit einer Darbietung zur Elektrizität unterhalten hatte. Franklin war von dem Phänomen der Elektrizität begeistert. Zu den Vorführungen Spencers schrieb er: „Sie überraschten mich und gefielen mir zugleich“. Solche Vorführungen erfreuten sich zur damaligen Zeit großer Beliebtheit. Der französische Gelehrte Abbé Nollet, Hofwissenschaftler von Ludwig XV., unterhielt den König und sein Gefolge mit einer Darbietung, bei der einer Menschenkette ein Schlag aus einer Leidener Flasche – einem frühen Kondensator – versetzt wurde, wodurch die Versuchspersonen in Zuckungen verfielen.

In seinen ersten eigenen Experimenten zur Elektrizität untersuchte Franklin die Natur elektrischer Ladung. Bei Versuchen mit einer durch Reibung elektrostatisch aufgeladenen Glasröhre stellte er fest, dass in jedem abgeschlossenen System die Summe der vorhandenen elektrischen Ladungen konstant bleibt (Prinzip der Ladungserhaltung). Franklin sprach dabei von „einer Ladungsart“, die nur ihren Aufenthaltsort verändert und somit positive oder negative Aufladung verursacht. Damit bestritt er die bis dahin geltende und vom Abbé Nollet vertretene „Zweiflüssigkeitstheorie“, wonach elektrisierte Körper von zwei Elektrizitätssorten, dem Effluvium und dem Affluvium, umgeben sind. Um seine neue Erkenntnis anschaulicher zu erklären, prägte Franklin die Begriffe „plus“ und „minus“.

Seine Forschungsergebnisse zur Elektrizität fasste Franklin zwischen 1747 und 1750 in fünf Briefen an den Fellow der Royal Society Peter Collinson in London zusammen, die Collinson der Royal Society vorlegte und 1751 separat als Experiments and Observations on Electricity, Made at Philadelphia in America veröffentlichte.

Erfindung des Blitzableiters

Franklins „Sentry-box experiment“, Ausschnittvergrößerung aus einer von Franklin autorisierten Abschrift aus dem Jahr 1750

Franklin stellte fest, dass elektrostatische Entladungen erstaunliche Ähnlichkeit mit Blitzen aufwiesen. Er fand heraus, dass elektrische Ladungen von Metallspitzen angezogen werden. Im April 1749 beschrieb er seine Beobachtungen über Gewitter in einem Brief an John Michell, Geograph und Mitglied der Royal Society in London: „Wenn elektrifizierte Wolken über ein Land, hohe Berge, große Bäume, hochaufragende Türme, Kirchtürme, Masten von Schiffen, Schornsteine usw. ziehen, dann ziehen diese das elektrische Feuer auf sich, und die gesamte Wolke entlädt sich dort.“

Um seine These von der elektrostatischen Aufladung von Gewitterwolken zu belegen, entwickelte Franklin sein sogenanntes „Sentry-box experiment“ (dt. Schilderhaus-Experiment). Dazu sollte auf einem Turm ein Schilderhaus platziert werden, das mit einer langen, in den Himmel ragenden Eisenstange versehen war. Über die Eisenstange sollte die Gewitterelektrizität auf einen im Schilderhaus stehenden Mann übertragen werden, der durch die Erzeugung von Funken den Nachweis der elektrostatischen Aufladung der Wolke erbrachte. Wenn seine Hypothese von der elektrostatischen Aufladung von Gewitterwolken sich belegen ließe, so schrieb Franklin an Peter Collinson im Jahr 1750, dann könne „das elektrische Feuer lautlos aus der Wolke abgeleitet werden“. Ein entsprechendes Experiment wurde am 10. Mai 1752 in Marly-la-Ville in Frankreich unter der Leitung des Naturforschers Thomas François Dalibard ausgeführt, der seine Anregung aus Franklins Abhandlung hatte, die dieser an Buffon gesandt hatte, der sie wiederum Dalibard zur Übersetzung übergab.

Er schlug auch ein Experiment vor, bei dem mit einem elektrischen Drachen in einer Gewitterwolke Elektrizität gesammelt werden sollte, um die elektrische Natur der Blitze zu beweisen. Ob und wie er das Experiment tatsächlich durchgeführt hat, ist umstritten. Franklin berichtete darüber in der Pennsylvania Gazette am 19. Oktober 1752 ohne explizit mitzuteilen, ob er das Experiment selbst durchgeführt hatte. Das behauptete aber Joseph Priestley in seinem Buch The History and Present State of Electricity von 1767, der die Information wahrscheinlich von Franklin selbst hatte (from the best authority). Nach Priestley führte Franklin das Experiment mit seinem Sohn im Juni 1752 aus, einen Monat nach Dalibards Experiment in Frankreich.

Franklins Ideen erregten in Europa großes Aufsehen. Seine Korrespondenz mit Peter Collinson wurde ausschnittweise im The Gentleman’s Magazine abgedruckt und im folgenden Jahr in Form einer sechsundachtzigseitigen Schrift publiziert. Der französische König gab die experimentelle Überprüfung der Franklin’schen Hypothese in Auftrag und äußerte sich in einem Brief an die Londoner Royal Society begeistert über das Ergebnis. Ohne dass er es wusste, war Franklin in Europa zu einer wissenschaftlichen Berühmtheit geworden. Enthusiastisch schrieb Peter Collinson in einem Brief, der französische König habe mit besonderem Nachdruck darum gebeten, „Herrn Franklin aus Philadelphia für seine nützlichen Entdeckungen auf dem Gebiet der Elektrizität und der Anwendung der spitzen Stangen zu beglückwünschen, mit denen die fürchterlichen Auswirkungen von Gewittern verhindert werden können.“ Die Erfindung stieß aber auch auf Widerstand; in Frankreich war zum Beispiel der bis dahin als führender französischer Experte für Elektrizität geltende Abbé Jean-Antoine Nollet, der sich durch Buffon und Dalibard übergangen fühlte, ein wissenschaftlicher Gegner der Ideen Franklins zum Blitzableiter. Hinzu kam, dass bei der Wiederholung der Experimente Menschen starben – besonderes Aufsehen erregte der Tod von Georg Wilhelm Richmann in Sankt Petersburg –, die deren Gefährlichkeit deutlich machten.

Andere Erfindungen

Franklin gilt auch als Erfinder der Glasharmonika, des flexiblen Harnkatheters, einer frühen Form der Schwimmflossen und der Bifokalbrille. 1784 berechnete er in einem Brief an das Journal de Paris, welche enormen wirtschaftlichen Vorteile eine Verschiebung des Tagesablaufs zwecks besserer Ausnutzung des Tageslichts hätte – ein Gedanke, der später in Form der Sommerzeit verwirklicht wurde.

Politiker: Philadelphia 1748–1756

Beginn der politischen Karriere und Rahmenbedingungen in Pennsylvania

Im Jahr 1748 wurde Benjamin Franklin in den Philadelphia Common Council, einen Vorläufer des heutigen Stadtrates von Philadelphia gewählt. Ein Jahr später wurde er zum Friedensrichter ernannt und 1751 zum Ratsherrn der Stadt Philadelphia. Das Amt als Friedensrichter gab er schon bald wieder auf, da seine Rechtskenntnisse hierzu offenbar nicht ausreichten. Im selben Jahr wurde er schließlich in die Pennsylvania Provincial Assembly, das Abgeordnetenhaus der Kolonie Pennsylvania gewählt. Er kommentierte diesen Schritt später mit den Worten „Mir wurde klar, dass meine Berufung [zum Abgeordneten] meine Möglichkeiten, Gutes zu tun, steigern würde. Ich kann allerdings auch nicht abstreiten, dass ich mich durch all diese Erhebungen [in öffentliche Ämter] geschmeichelt fühlte.“

Als Eigentümerkolonie unterstand Pennsylvania nicht direkt der britischen Krone, sondern der Familie Penn. Im Jahr 1681 hatte der englische König Karl II. dem Quäker William Penn einen Schutzbrief ausgestellt, der die Kolonie als sein Eigentum auswies. Zweite politische Kraft neben Penn und seinen Nachfolgern waren die alteingesessenen Familien der Kolonie. Als lokale Elite beherrschten sie die Pennsylvania Provincial Assembly und besetzten traditionell die wichtigsten öffentlichen Ämter. Zwischen diesen beiden Kräften und der weitaus zahlreicheren Gruppe der übrigen Bewohner von Pennsylvania gab es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer wieder Spannungen. Darüber hinaus stand Pennsylvania in den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts vor zwei großen Herausforderungen: der Verbesserung des Verhältnisses zu den Indianern und der Verteidigung der Kolonie gegen die Franzosen.

„Join, or Die“: der Albany-Kongress

Join, or Die. Benjamin Franklin zugeschriebener politischer Cartoon, der zur Einigkeit unter den nordamerikanischen Kolonien aufrief. The Pennsylvania Gazette, 9. Mai 1754.

Für die Franzosen nahm das westlich von Pennsylvania gelegene Ohio eine wichtige Brückenfunktion in ihrer Strategie gegen die Briten ein. Ohio verband ihre Besitzungen in Kanada mit Louisiana; durch die Einrichtung einer Kette von Forts entlang des Ohio River versuchten sie, den Einfluss der Briten auf den Osten Nordamerikas zu begrenzen und ihre weitere Expansion nach Westen zu unterbinden. Angesichts dieser Bedrohung berief das Londoner Board of Trade eine Konferenz in Albany, New York, ein. Ziel war es zum einen, mit den Abgesandten der Irokesen über deren Unterstützung zu verhandeln, und zum anderen, das gemeinsame Handeln der Dreizehn Kolonien abzustimmen.

Benjamin Franklin gehörte zu den vier aus Pennsylvania zum Albany-Kongress entsandten Vertretern. In seinem Gepäck befand sich ein Papier mit dem Titel Short Hints towards a Scheme for Uniting the Northern Colonies (dt. Kurze Hinweise zu einem Plan über die Vereinigung der nördlichen Kolonien). Er hoffte, dass dieser Plan auf der Konferenz verhandelt und dann dem britischen Parlament in London zur Abstimmung vorgelegt werden würde. Sein Plan nahm vorweg, was später zur Grundlage für das Verhältnis der einzelnen Bundesstaaten zur Bundesregierung der Vereinigten Staaten werden sollte: den amerikanischen Föderalismus. Ein Allgemeiner Rat (General Council) der Dreizehn Kolonien sollte für gemeinsame Angelegenheiten wie die Verteidigung und Verträge mit den Indianern zuständig sein. Dieser Rat sollte aus Delegierten aller Kolonien bestehen und von einem von der Krone ernannten Gouverneur General angeführt werden.

Der Albany-Kongress tagte zwischen dem 19. Juni und dem 11. Juli 1754. Das Bündnis mit den Irokesen kam schon nach einer Woche zustande. Am 10. Juli stimmten die Delegierten über den Plan Franklins ab. Es gab zwar einige Gegenstimmen, in der Summe aber bestand Einigkeit darüber, dass der Entwurf an die Abgeordnetenhäuser der einzelnen Kolonien und an das britische Parlament nach London zur Ratifizierung geschickt werden sollte.

Das Ergebnis war ernüchternd. Trotz einer von Franklin in Gang gesetzten öffentlichen Debatte wurde der Plan von allen Kolonien abgelehnt. Und auch das Londoner Board of Trade sprach sich gegen die Änderung aus. In der Rückschau schrieb Franklin später: „Die Abgeordnetenhäuser [der Kolonien] haben [den Vorschlag] abgelehnt, weil sie alle dachten, dass er zu viele [königliche] Prärogativen enthalte; und in England wurde er als zu demokratisch angesehen.“

Spannungen in Pennsylvania

Anschließend wuchsen die Spannungen zwischen den politischen Kräften in Pennsylvania unter dem militärischen Druck auf die Kolonie weiter. Während die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Indianer immer wieder in Pennsylvania einfielen und Siedler umbrachten, waren die Eigentümer der Kolonie und die Pennsylvania Provincial Assembly darüber zerstritten, wie die Kosten zur Verteidigung aufgebracht werden sollten. Die Penns auf der einen Seite weigerten sich, ihren umfangreichen Landbesitz besteuern zu lassen, und die Abgeordnetenversammlung auf der anderen Seite bestand darauf, dass alle Bewohner der Kolonie auch finanziell für deren Verteidigung aufkommen müssten.

Im November 1755 erhielt Vizegouverneur Robert Hunter Morris ein Schreiben aus London, in dem die Penns ankündigten, eine Summe von 5000 Pfund „als Geschenk“ für die Verteidigung der Kolonie zur Verfügung zu stellen. In der Zwischenzeit hatte die Abgeordnetenversammlung auf Antrag Franklins die Aufstellung einer Bürgermiliz nach dem Vorbild von 1747 beschlossen. Franklin wurde nicht nur mit der Aufstellung der Truppe beauftragt, sondern darüber hinaus auch an die Grenze geschickt, um die Verteidigungslinien zu organisieren. Bei seiner Rückkehr wurde er zum Oberst des Regiments von Philadelphia gewählt. Thomas Penn seinerseits ordnete von London aus die Bildung von Regimentern unter Morris’ Kommando an. Um eine mögliche Auseinandersetzung zwischen den rivalisierenden Einheiten zu verhindern, gab Franklin seinen Posten schließlich auf.

Im Januar 1757 beschloss die Abgeordnetenversammlung von Pennsylvania, die Haltung der Eigentümerfamilie in der Steuerfrage nicht weiter hinzunehmen und schickte Franklin als ihren Bevollmächtigten nach London.

Erstmals auf größerer Bühne: London 1757–1762

Franklin während seines Aufenthaltes in London, Porträt von Benjamin Wilson, um 1760. Neben seiner Tätigkeit als Maler beschäftigte Wilson sich auch mit der Elektrizität. Er verwarf Franklins Theorie der positiven und negativen Ladungen und war der Ansicht, ein Blitzableiter solle in einer Kugel auslaufen anstatt in einer Spitze.

Mit seiner Reise nach London begann für Franklin ein neuer Lebensabschnitt. Seine Experimente zur Elektrizität hatten ihm Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen Welt – vor allem in Europa – verschafft. Die Wirksamkeit seiner politischen Arbeit war dagegen bislang auf die Kolonien beschränkt. Er hatte auf lokaler Ebene in Philadelphia eine Reihe von Vorschlägen zur Verbesserung des öffentlichen Lebens umgesetzt und mit seinem Plan einer Union der Kolonien, wie sein Biograph H. W. Brands es formuliert, „die Phantasie von vielen seiner Mitmenschen in Amerika angeregt“. In London dagegen zählte Franklins Arbeit auf politischem Gebiet nur wenig. „Seine Popularität bedeutet hier nichts“, schrieb Thomas Penn. „Die Großen [dieses Landes] werden ihn sehr kühl behandeln“.

Mit dieser Einschätzung sollte Penn recht behalten. Gleich zu Beginn seiner Mission ersuchte Franklin um ein Treffen mit William Pitt, einem der einflussreichsten Männer in Großbritannien. Doch Pitt weigerte sich, Franklin zu empfangen. „Er war damals ein zu großer Mann“, so Franklins späterer Erklärungsversuch, „oder zu sehr mit wichtigeren Angelegenheiten beschäftigt.“

So begann Franklin im August 1757, direkt mit Thomas Penn und seinem Bruder Richard zu verhandeln. Gleich zum Auftakt der Gespräche baten die beiden Penns ihn um eine schriftliche Fassung seiner Positionen. Franklin übertitelte sein zwei Tage später eingereichtes Papier mit „Hauptbeschwerdepunkte“ und nannte die Weigerung der Eigentümer, ihren Landbesitz besteuern zu lassen „ungerecht und grausam“. Noch provokanter war der informelle Stil, in dem das Schreiben abgefasst war, und die Tatsache, dass Franklin die Penns nicht mit ihrem korrekten Titel als „True and Absolute Proprietaries“ anredete. Solchermaßen brüskiert, brachen die Penns die Gespräche ab und forderten ihn auf, zunächst nur über ihren Anwalt mit ihnen zu kommunizieren.

Die Lage verschärfte sich, als Franklin und Thomas Penn während eines Treffens im Januar 1758 über die Frage der Stellung des Abgeordnetenhauses aneinandergerieten. Während Franklin auf dem Standpunkt beharrte, die 1682 vom englischen König ausgestellte Charta verleihe dem Abgeordnetenhaus alle Rechte eines Parlamentes, entgegnete Penn, die Charta habe gar nicht die Kraft gehabt, solche Rechte zu gewähren. Daraufhin hielt Franklin Penn vor, sein Vater William Penn habe die Kolonisten „irregeführt, betrogen und verraten“. Woraufhin Thomas Penn lakonisch antwortete, die Kolonisten hätten sich die Charta eben genau durchlesen sollen, und wenn sie in die Irre geführt worden seien, dann sei dies ihre eigene Schuld.

Franklins Schluss aus der Angelegenheit war, dass die Umwandlung Pennsylvanias von einer Eigentümer- in eine Kronkolonie erstrebenswerter sei als die weitere Herrschaft der Penns. Dabei war Franklins Position nicht nur von der Abneigung gegenüber der Eigentümerfamilie bestimmt, sondern auch von einer tiefen Loyalität zum Königshaus und der Regierung in London. Franklins Biograph Gordon S. Wood erklärt diesen aus heutiger Sicht schwer verständlich scheinenden Punkt in Franklins politischem Leben damit, dass Franklin zu jener Zeit in unverrückbarer Treue an das britische Königshaus glaubte und die späteren Geschehnisse in keiner Weise vorausahnte.

Das Treffen mit Thomas Penn im Januar 1758 stellte einen Wendepunkt in Franklins Mission dar. Penn verweigerte sich jeglichem weiteren Treffen, und für eine Umwandlung Pennsylvanias in eine Kronkolonie war in London keine Mehrheit zu beschaffen.

Derweilen verbrachte Franklin seine Sommer mit Reisen. Er hatte seinen Sohn William nach Europa mitgebracht, und sie besuchten gemeinsam Schottland und den Kontinent. Er traf sich mit berühmten Gelehrten wie Adam Smith und David Hume und erhielt die Ehrendoktorwürde der University of St Andrews. Im Sommer 1762, fünf Jahre nach seiner Ankunft in London, beschloss Franklin, nach Pennsylvania zurückzukehren. Kurz zuvor war sein Sohn William zum Gouverneur von New Jersey berufen worden. Die Hochzeit Williams mit Elizabeth Downes, der Tochter eines reichen Plantagenbesitzers, wartete Franklin nicht mehr ab. Während er noch im Jahr zuvor eine Europareise vorzeitig abgebrochen hatte, um der Krönung Georgs III. in London beizuwohnen, befand er sich während der Hochzeit seines illegitimen Sohnes schon auf einem Schiff in Richtung Amerika.

Zwischenspiel in der Heimat: Philadelphia 1763–1764

Bereits 1753 war Franklin zusammen mit William Hunter († 1761) aus Virginia zum Deputy Postmaster für die britischen Kolonien in Nordamerika ernannt worden. Gemeinsam mit Hunter hatte er detaillierte Vorschriften erlassen, um das Postwesen in den Kolonien effizienter zu gestalten, und auf diese Weise die Laufzeit eines Briefes von New York nach Philadelphia um einen Tag verkürzt. Nach seiner Rückkehr in die Heimat unternahm er eine siebenmonatige Reise zur Inspektion des Postsystems. Mit John Foxcroft, der das Amt des inzwischen verstorbenen Hunter übernommen hatte, weitete Franklin das Postnetzwerk nach Kanada aus (Kanada war im Pariser Frieden 1763 an Großbritannien gefallen). Gleichzeitig richteten sie eine Paketschiff-Route nach Westindien ein und sorgten dafür, dass Postreiter auch nachts reisten. Auf einigen zentralen Routen, wie etwa derjenigen von New York nach Philadelphia, wurden auf diese Weise Brieflaufzeiten erreicht, die auch noch zwei Jahrhunderte später nicht unterboten wurden. So konnte etwa ein Briefschreiber in Philadelphia schon eine Woche nach dem Absenden seines Briefes eine Antwort aus New York erwarten.

Bei Franklins Rückkehr nach Philadelphia flammte der alte Konflikt mit der Eigentümerfamilie Pennsylvanias wieder auf. Dies führte so weit, dass Lord Hyde (1709–1786), als General Postmaster Vorgesetzter Franklins in London, diesen erinnerte, „alle Beamten der Krone“ seien verpflichtet, „die Staatsgewalt zu unterstützen.“ Ungeachtet solcher Warnungen, entwarf Franklin eine Petition, die die Amtsenthebung der Penns forderte. Nach einer auch in der Öffentlichkeit durch Flugschriften in aller Heftigkeit geführten Auseinandersetzung, setzten sich Franklins Anhänger in der Abgeordnetenversammlung schließlich durch und votierten mit 19 zu 11 Stimmen dafür, Franklin mit dieser Petition nach England zu schicken.

Interessenvertreter der Kolonien: London 1765–1775

Kontroverse um den Stamp Act

O! the fatal STAMP, Reaktion auf das Stempelgesetz im Pennsylvania Journal, Oktober 1765

Als die Nachricht von Franklins sicherer Ankunft in London publik wurde, läuteten in Philadelphia die Kirchenglocken. Doch die Begeisterung sollte sich schnell legen, als Franklin in die Kontroverse um das Stempelgesetz (engl. Stamp Act) hineingezogen wurde. Dieses bestimmte, dass alle offiziellen Schriftstücke und Dokumente, aber auch Zeitungen, Karten- und Würfelspiele in den nordamerikanischen Kolonien mit Stempelmarken versehen werden, beziehungsweise auf eigens in London hergestelltem Papier mit einer Stempelprägung ausgefertigt sein mussten. Auf diese Weise sollten die Kolonien finanziell an der Stationierung von britischen Truppen in Nordamerika beteiligt werden. Die britische Regierung nahm den Standpunkt ein, dass die Kolonisten als Nutznießer dieses militärischen Schutzes für einen Teil der entstehenden Kosten aufkommen sollten.

Anfang Februar 1765 trafen sich Franklin und eine Reihe anderer Bevollmächtigter aus den Kolonien mit dem britischen Premierminister und Schatzkanzler George Grenville. Grenville legte dar, dass die Bedrohung durch die Indianer die Erhebung einer Steuer zur Finanzierung des militärischen Schutzes notwendig mache. Auf die Frage, wie diese Finanzierung sicherzustellen sei, warf Franklin ein, die britische Regierung solle die Umsetzung der Besteuerung den Kolonien überlassen. Diese allein hätten das Recht, solche Steuern von ihren Einwohnern zu erheben. Auf die Frage, ob die Bevollmächtigten für die Einnahmen und die Aufteilung des Steueraufkommens unter den einzelnen Kolonien garantieren könnten, hatten Franklin und seine Kollegen allerdings keine befriedigende Antwort.

Als das Stempelgesetz im März 1765 verabschiedet wurde, vertrat Franklin einen pragmatischen Standpunkt. Er schlug seinen Freund John Hughes (1711–1772) für das Amt des Steuereintreibers vor und nahm fälschlicherweise an, dass sich die Aufregung über das Gesetz bald legen werde. In einem Brief an Hughes schrieb er: „In der Zwischenzeit wird eine standhafte Loyalität zur Krone und ein treues Festhalten an der Regierung dieser Nation […] der weiseste Kurs für dich und mich sein, was auch immer die Tollheit des gemeinen Volkes […] sein sollte.“

The Colonies Reduced, politischer Cartoon Franklins aus dem Jahr 1765. In Anspielung auf den früheren „Join, or Die“-Cartoon stellt Franklin das britische Weltreich mit abgetrennten Gliedmaßen dar, die mit den Namen der nordamerikanischen Kolonien versehen sind.

Franklin hatte den Widerstand des „gemeinen Volkes“ offenbar völlig unterschätzt. Was moderne Biographen wie Walter Isaacson als seine „schlimmste politische Fehleinschätzung“ bewerten, begann sich nun gegen Franklin zu wenden. Als seine Position in den Kolonien publik wurde, versuchte eine aufgebrachte Menge, Franklins Haus in Philadelphia zu stürmen. Allein dem Eingreifen einer Gruppe seiner Anhänger war es letztendlich zu verdanken, dass sich die Menge wieder auflöste.

Allmählich sah Franklin ein, dass er die Situation in den Kolonien aus der Ferne falsch eingeschätzt hatte. Er begann eine Verteidigungskampagne mit Briefen, die er an seinen Partner David Hall und andere Adressaten in Nordamerika richtete. In seinen Schreiben bestritt er, das Stempelgesetz jemals unterstützt zu haben. Er gestaltete einen politischen Cartoon mit dem Titel The Colonies Reduced und ließ diesen auf Karten drucken und vor dem Parlament in London verteilen. In einer Sitzung des Parlaments am 13. Februar 1766 erhielt er schließlich die Möglichkeit, seine gewandelte Einstellung zu präsentieren. Einen Nachmittag lang beantwortete er die Fragen der Parlamentarier und stellte durch sein Auftreten als prominenter Vertreter amerikanischer Interessen seine Reputation in den Kolonien wieder her. Als das Stempelgesetz im März 1766 wieder aufgehoben wurde, feuerte ein The Franklin getauftes Schiff im Hafen von Philadelphia Salutschüsse zu seinen Ehren ab. Franklins Freund Charles Thomson schrieb ihm: „Deine Feinde begannen sich schließlich für ihre gemeinen Unterstellungen zu schämen und anzuerkennen, dass die Kolonien dir zu Dank verpflichtet sind“.

Die Autobiografie

Seite aus Franklins Manuskript der Autobiography. Franklin beschrieb zunächst eine Hälfte des Papiers und nutzte die andere Hälfte später für Korrekturen und Ergänzungen.

Während eines Aufenthalts auf dem Landsitz seines Freundes Jonathan Shipley (1714–1788) im Jahr 1771 begann Franklin mit der Abfassung seiner Autobiografie. Er sollte diese Arbeit über einen Zeitraum von nahezu neunzehn Jahren in insgesamt vier Abschnitten fortführen – bei seinem Tod war das Werk allerdings unvollendet.

Am Anfang steht ein langer Brief an seinen Sohn William, den damaligen Gouverneur von New Jersey. Die Autobiographie war gleichwohl von Beginn an für ein breiteres Publikum bestimmt. Franklins Ziel war es, seinen eigenen Aufstieg aus einfachen Verhältnissen zu einer wohlhabenden und geachteten Persönlichkeit darzustellen. Damit verband er den Wunsch, dass andere seinem Vorbild nacheifern sollten. Sein Biograph Charles van Doren merkt hierzu an, dass Franklin „für eine Mittelklasse schrieb, die [zu jener Zeit] nur wenige Geschichtsschreiber hatte“.

Die Urteile über Franklins Autobiographie gehen auseinander. Der Literaturkritiker Charles Angoff bemängelt, ihr fehle alles, was ein wirklich großes Werk der Belles Lettres ausmache: Anmut des Ausdrucks, Zauber der Persönlichkeit und intellektuelle Höhe. Der Historiker Henry Steele Commager stellt dagegen die ungekünstelte Einfachheit, Klarheit, Schlichtheit im Stil, die Frische und den Humor heraus, die das Werk für jede neue Generation von Lesern empfehlenswert machten. Bis heute ist die Schrift in mehreren hundert Auflagen erschienen und gehört damit zu den populärsten Autobiographien der Geschichte.

Die Affäre um die Hutchinson-Briefe

Franklin-Porträt von David Martin aus dem Jahr 1767

Zu Beginn der 1770er Jahre glaubte Franklin immer noch, er könne den Streit zwischen den Kolonien und dem Mutterland schlichten. Diese Überzeugung führte 1773 zu der Affäre um die Hutchinson-Briefe, die Franklins Biograph Gordon S. Wood als das „außergewöhnlichste und aufschlussreichste Ereignis in Franklins politischem Leben“ bezeichnet. Die Affäre, so Wood, „zerstörte in wirksamer Weise seine Stellung in England und machte ihn schließlich zum Verfechter der Unabhängigkeit.“

In den späten 1760er Jahren hatte Thomas Hutchinson, der Vizegouverneur von Massachusetts, eine Reihe von Briefen an den britischen Außenminister Thomas Whately geschrieben. Darin hatte er sich für eine harte Haltung gegenüber den Kolonien ausgesprochen und insbesondere empfohlen, deren Freiheiten zu beschneiden. Nach Whatelys Tod im Jahr 1772 waren diese Briefe in Franklins Hände gelangt. Er sandte sie nach Massachusetts, um auf diese Weise zu belegen, dass das Verschulden für die Krise zwischen den Kolonien und dem Mutterland nicht etwa bei der britischen Regierung, sondern vielmehr bei Kolonialbeamten wie Hutchinson liege. Wenn nur der wahre Grund für die Krise offenbar werde, so glaubte Franklin, würde sich die Feindschaft gegenüber der britischen Regierung in den Kolonien legen.

Wie schon zuvor bei seiner Hoffnung, Pennsylvania in eine Kronkolonie umwandeln zu können, und seiner anfänglichen Haltung zum Stempelgesetz, schätzte Franklin auch diesmal die wirkliche Lage falsch ein. Er hatte gehofft, dass die Hutchinson-Briefe nur in einem kleinen Kreis in den Kolonien zirkulierten. Stattdessen wurden sie im Juni 1773 gedruckt und sorgten für einen Eklat. Nachdem die Briefe auch in England publik geworden waren, musste Franklin schließlich öffentlich eingestehen, dass er es gewesen sei, der sie nach Boston geschickt hatte.

Die Stimmung in London heizte sich weiter auf als Franklin im selben Jahr zwei anonyme Satiren für die englischen Zeitungen schrieb, in denen er sich über das Verhalten des Mutterlandes gegenüber den Kolonien lustig machte. Die erste Satire stand unter dem Titel Rules by Which a Great Empire May be Reduced to a Small One (dt. etwa Regeln durch die ein großes Reich in ein kleines verwandelt werden kann). Darin listete er zwanzig Vorschläge auf, wie sich Großbritannien gegenüber seinen Kolonien gebärden könne, um beide Seiten weiter voneinander zu entfernen. Es fanden sich darin Vorschläge wie „Gib besonders Acht darauf, dass die Kolonien […] nicht dieselben Rechte und dieselben Handelsprivilegien [wie das Mutterland] genießen und dass sie durch strengere Gesetze regiert werden“ oder „Quartiere Truppen bei ihnen ein, die durch ihre Frechheit Aufstände des Mobs provozieren können“. Die zweite Satire unter dem Titel An Edict by the King of Prussia war ein fiktives Edikt des preußischen Königs Friedrich II. In dieser fingierten Bekanntmachung ließ Franklin Friedrich den Großen argumentieren, dass die Deutschen vor langer Zeit Siedler nach England geschickt hätten und deshalb nun Einkünfte dieser preußischen Kolonien in Großbritannien an Preußen fließen sollten. Darüber hinaus gebe es die Möglichkeit, preußische Strafgefangene nach England zu schicken und die Kolonien auf der Insel auf diese Weise zu bevölkern. Für diejenigen Leser, die den Sinn der Satire noch nicht verstanden hatten, fügte Franklin hinzu, dass diese Maßnahmen nur gerecht seien, weil sie ein genaues Spiegelbild der Maßnahmen Großbritanniens gegenüber seinen Kolonien in Nordamerika darstellten.

Als im Januar 1774 die Nachricht von der Boston Tea Party in London eintraf, fokussierte sich der Zorn der britischen Regierung auf Franklins Person. Am 29. Januar wurde er vor den Privy Council zitiert und musste eine Schimpftirade des stellvertretenden Generalstaatsanwalts Alexander Wedderburn über sich ergehen lassen. Nur kurze Zeit später verlor er sein Amt als Deputy Postmaster.

Als sich die Stimmung gegen die Kolonien ein Jahr später immer weiter zuspitzte und in der Zwischenzeit seine Frau Deborah in Philadelphia gestorben war, bestieg Franklin Ende März 1775 schließlich ein Schiff und kehrte nach Amerika zurück.

Die ersten Schritte zur Unabhängigkeit: Philadelphia 1775–1776

Kongressabgeordneter

Als Franklin am 5. Mai 1775 in Philadelphia ankam, hatten die Kämpfe zwischen britischen Truppen und Kolonisten mit den Gefechten von Lexington und Concord schon begonnen. Franklin zeigte sich über die Lage der Dinge hocherfreut. Einem Reporter gab er zu Protokoll, nur ein mutiger Widerstand könne die Amerikaner vor der „zutiefst verachtenswerten Sklaverei und Zerstörung“ retten.

Am Tag nach seiner Ankunft wurde Franklin in den Zweiten Kontinentalkongress gewählt, der seine Arbeit am 10. Mai aufnehmen sollte. Mit einem Alter von nahezu 70 Jahren war er der bei weitem älteste Abgeordnete. Während der Debatten verhielt er sich auffällig ruhig. Kongressmitglieder wie John Adams beklagten gar, Franklin sitze über große Strecken des Tages auf seinem Stuhl und schlafe.

Gleichwohl waren die Delegierten davon beeindruckt, mit welcher Heftigkeit Franklin für die Sache der Unabhängigkeit Stellung nahm. John Adams schrieb an seine Ehefrau Abigail, „er [Franklin] zögert nicht, unseren wagemutigsten Maßnahmen zuzustimmen, sondern scheint uns im Gegenteil für zu unentschlossen und rückwärtsgewandt zu halten“. Historiker wie Gordon S. Wood halten diesen revolutionären Eifer Franklins für wohlkalkuliert. Noch immer gab es im Lager der Kolonisten Stimmen, die Franklin für alles andere als einen Mann der Unabhängigkeit hielten und ihn sogar als britischen Spion sahen. Franklin begegnete diesen Vorwürfen, indem er einen feindseligen Brief an seinen langjährigen Freund William Strahan (1715–1785) in London aufsetzte und diesen mit den Worten schloss: „Sie und ich waren lange Freunde. Nun sind Sie mein Feind, und ich bin der Ihre“. Dieses Schreiben schickte Franklin allerdings niemals ab, sondern zeigte es nur einigen seiner Freunde. Nur Tage später begann er wieder, Strahan im gewohnt warmherzigen Ton anzuschreiben.

Die persönliche Seite der Revolution: Bruch mit William

William Franklin, Gemälde von Mather Brown, um 1790 (Ausschnitt)

Selbst wenn Franklins revolutionärer Eifer in Teilen kalkuliert gewesen sein mag, so hatte die Revolution für ihn auch sehr persönliche Auswirkungen. 1762 war sein Sohn William (1730–1813) zum Gouverneur von New Jersey berufen worden. Zu jener Zeit hatten beide noch gemeinsam den Traum von einer Zukunft des Britischen Weltreiches. Als Benjamin Franklin dann aber sein Amt als Deputy Postmaster im Rahmen der Hutchinson-Affäre verlor, forderte er William vergeblich auf, sein Amt als königlicher Gouverneur niederzulegen. 1775 versuchte er seinen Sohn davon zu überzeugen, sich der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung anzuschließen. Als William sich weigerte, brach Franklin den Kontakt zu ihm ab. William wurde im Juni 1776 verhaftet und als Gefangener nach Connecticut gebracht. Doch sein Vater zeigte sich ungerührt und ließ sich auch nicht durch einen eindringlichen Appell von Williams Frau umstimmen. Selbst als William Jahre später versuchte, den Konflikt beizulegen, blieb Benjamin Franklin hart. Im Juli 1785 trafen sie noch einmal in der englischen Hafenstadt Southampton aufeinander. Das Gespräch – über das alle Beteiligten Stillschweigen bewahrten – endete unversöhnlich. Von jenem Tag an sollte Benjamin Franklin nicht mehr mit seinem Sohn kommunizieren.

Unabhängigkeitserklärung und Pennsylvania Constitution

Entwurf der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten mit Änderungen Franklins. Er ersetzte die Worte „sacred and undeniable“ durch „self-evident“ (Mitte der Abbildung).

Um das britische Postsystem in den Kolonien zu ersetzen, war Franklin im Juli 1775 zum Postmaster General ernannt worden. Für seine Dienste erhielt er eine Summe von 1000 Pfund im Jahr, die er jedoch für die Versorgung verwundeter Soldaten spendete. Am 23. August 1775 erschien die Proklamation König Georgs III., dass sich alle amerikanischen Kolonien an einer Rebellion beteiligten. Im Oktober desselben Jahres und erneut im März 1776 wurde Franklin vom Kongress zusammen mit anderen Delegierten beauftragt, sich auf zwei Inspektionsreisen ein Bild vom Zustand der Kontinentalarmee zu machen. Während seines Zusammentreffens 1775 mit George Washington in dessen Hauptquartier in Cambridge (Massachusetts), belagerte der General gerade erfolgreich die in Boston zusammengezogenen Briten. Doch die finanziellen Probleme des anhaltenden Krieges, fehlende Rekruten und ausbleibender Nachschub bereiteten Washington große Sorgen. Daher arbeitete Franklin einen detaillierten Plan zur Versorgung und Ausbildung der Soldaten aus – ganz so, wie er es auch schon vorher bei der Bürgermiliz von Pennsylvania getan hatte. Während diese Reise nach Cambridge im Herbst noch leicht zu bewältigen war, brachte seine Entsendung nach Kanada im März 1776 den inzwischen siebzigjährigen Franklin jedoch an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Das ging so weit, dass er noch während der Reise Abschiedsbriefe an seine Freunde schickte, weil er annahm, die Strapazen nicht zu überstehen.

Bei seiner Rückkehr nach Philadelphia wurde Franklin in ein Komitee zur Ausarbeitung der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung gewählt. Noch immer gesundheitlich angegriffen, beschränkte sich seine Rolle anfangs darauf, die Entwürfe Thomas Jeffersons durchzugehen und Verbesserungen vorzuschlagen. Seine Änderungen sind in dem Dokument überliefert, das Jefferson als „Rohentwurf“ (engl. rough draft) bezeichnete und das heute in der Library of Congress aufbewahrt wird. Die wohl wichtigste seiner Änderungen war ebenso klein wie bedeutsam: In Jeffersons Formulierung „Wir halten diese Wahrheiten für heilig und unbestreitbar“ (engl. We hold these truths to be sacred and undeniable) strich Franklin die Worte „heilig und unbestreitbar“ und ersetzte sie durch „selbstverständlich“ (engl. self-evident).

Nachdem die Loslösung von Großbritannien vollzogen war, machten sich die einzelnen Staaten an die Ausarbeitung von Verfassungen. Für Pennsylvania wurde Franklin einstimmig zum Präsidenten des Gremiums gewählt, das die neue Verfassung gestalten sollte. In einer Zeit, als die englische Mischverfassung mit ihrer Balance zwischen Krone, Oberhaus und Unterhaus als das Ideal galt, sah die Pennsylvania Constitution lediglich ein Einkammersystem vor. Damit gilt sie heute als der demokratischste aller Verfassungsentwürfe jener Zeit. Insbesondere in Frankreich wurde die Idee mit großem Beifall aufgenommen und Jahre später in der Französischen Revolution umgesetzt.

Diplomat: Paris 1776–1785

Personifikation Amerikas: Franklin-Begeisterung in Paris

Benjamin Franklin mit Brille und brauner Nerzkappe während seiner Zeit in Paris. Beide Accessoires unterstreichen das Bild des weisen Hinterwäldlers.
Eines der zahlreichen Medaillons mit Franklins Abbild. Der französische König wurde des Anblicks von Franklin-Porträts so überdrüssig, dass er einer von Franklins Bewunderinnen einen Nachttopf schenkte, von dessen Boden ihr das Gesicht des Amerikaners entgegenblickte.

Angesichts ihrer angespannten militärischen Lage war es für die Amerikaner entscheidend, bei anderen europäischen Mächten um Unterstützung zu werben. Deshalb beschloss der Kontinentalkongress 1776, eine Delegation nach Paris zu entsenden. Frankreich mit seiner jahrhundertelangen Geschichte von Kriegen gegen England bot sich als Partner umso mehr an, als die Franzosen zuletzt im Siebenjährigen Krieg weite Teile ihrer überseeischen Besitzungen an Großbritannien verloren hatten. Die Delegation bestand aus Benjamin Franklin, dem Kaufmann Silas Deane sowie dem aus Virginia stammenden Arthur Lee (1740–1792). Ihr Ziel bestand darin, Waffen und Munition für die Kontinentalarmee zu beschaffen und ein Bündnis mit Frankreich zu schließen.

Bei seiner Ankunft in Paris wurde Franklin begeistert empfangen. Diese Begeisterung kam nicht von ungefähr: 1751 hatte der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon Franklins Schrift Experiments and Observations on Electricity gelesen und eine französische Übersetzung angeregt. Als diese ein Jahr später in Druck ging, erhielt Franklin ein persönliches Glückwunschschreiben des französischen Königs Ludwig XVI. In den folgenden Jahren erhielt er auch eine wachsende Zahl von Briefen seiner französischen Bewunderer. Unter ihnen war der Mediziner und Botaniker Jacques Barbeu-Dubourg (1709–1799), der viele von Franklins Essays und Werken ins Französische übersetzte, darunter auch das Protokoll jener Unterhaussitzung, in der sich Franklin zum Stempelgesetz geäußert hatte. Allein diese Schrift wurde in fünf unterschiedlichen Auflagen gedruckt und verbreitet. Nur wenige Wochen nach seiner Ankunft wurde Franklins Werk The Way to Wealth unter dem Titel La Science du Bonhomme Richard veröffentlicht und erlebte innerhalb kürzester Zeit vier Neuauflagen. Sein Ruhm in Frankreich war so groß, dass die Straßen von Paris mit Menschen gesäumt waren, als Franklin im Dezember 1776 dort ankam.

„[Franklin] ist sehr gefragt“, notierte ein Tagebuchschreiber, „und dies nicht nur bei seinen gelehrten Kollegen, sondern bei jedermann, der Zugang zu ihm erlangen kann“. Wohin auch immer er in seiner Kutsche reiste, bildeten sich Menschengruppen, die ihn hochleben ließen und einen Blick auf ihn werfen wollten. Einige Franzosen versuchten sogar, Franklin als einen der ihren zu vereinnahmen, indem sie darauf hinwiesen, dass der Familienname „Franquelin“ in der Picardie geläufig sei. Gleichzeitig entstand eine Reihe von Porträts, Büsten und Medaillons mit seinem Abbild. Jean-Antoine Houdon und Jean-Jacques Caffieri gestalteten Büsten, Jean-Baptiste Greuze und J. F. de L’Hospital porträtierten ihn und Joseph Siffred Duplessis (1725–1802) schuf gleich ein Dutzend Ölgemälde, die in einer Vielzahl von Drucken Verbreitung fanden.

1784 waren u. a. Antoine Laurent de Lavoisier und Franklin Mitglied einer von der Académie française eingesetzten Kommission zur Überprüfung des sogenannten tierischen Magnetismus (Mesmerismus). Sie erklärte den Mesmerismus für unwirksam. Mit der Familie Lavoisier verband ihn eine Freundschaft; von Marie Lavoisier soll auch ein Porträt Franklins aus den Jahren 1787/88 stammen; es wurde von ihr nach einer Vorlage von Joseph-Siffred Duplessis (1725–1802) erstellt. Er war Mitglied der 1776 gegründeten Freimaurerloge Les Neuf Sœurs.

Aus Sicht der französischen Philosophen, so Gordon S. Wood, besaß Amerika genau jene Qualitäten, an denen es Frankreich mangelte: natürliche Einfachheit, soziale Gleichheit, religiöse Freiheit und eine ländliche Aufgeklärtheit. So schufen die Aufklärer ein Idealbild Amerikas, das sie als Waffe gegen die aristokratische Korrumpiertheit und den materiellen Luxus des Ancien Régime einsetzten. Franklin, mit seinem schlichten Auftreten und der hinterwäldlerisch anmutenden Nerzkappe auf seinem Kopf, wurde zum Symbol dieses Idealbildes.

Allianz mit Frankreich

Der britische General Burgoyne kapituliert mit seinen Truppen nach der Schlacht von Saratoga. Die Schlacht stellte einen Wendepunkt im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg dar und führte zur Allianz mit Frankreich. Gemälde von John Trumbull aus dem Jahr 1822.

Nur wenige Tage nach Franklins Ankunft in Paris fand das erste Treffen der amerikanischen Gesandten mit dem französischen Außenminister Charles Gravier, Comte de Vergennes statt. Ziel der Amerikaner war es, schnellstmöglich eine Allianz mit Frankreich einzugehen. Doch Vergennes reagierte abwartend. Seit Beginn des Krieges war die Kontinentalarmee den regulären britischen Truppen unterlegen gewesen. Abgesehen vom schlechten Ausbildungsstand, mangelte es den Soldaten nicht nur an Kleidung und Nahrung, sondern vor allem an Waffen und Munition. Aus französischer Sicht war deshalb keinesfalls abzusehen, wohin das Abenteuer eines Kriegseintrittes führen würde. Als Vergennes zu den Ausführungen der drei Gesandten nur unverbindlich nickte, versprach Franklin, ihm ein Memorandum zu schicken.

In diesem Memorandum stellte er eine feine Balance zwischen Versprechen und Drohungen her. Gemeinsam, so Franklin, seien Frankreich, Spanien (das durch den Bourbonischen Hausvertrag an Frankreich gebunden war) und Amerika so stark, dass die Briten in einem Krieg ihre wertvollen Besitzungen in Westindien einbüßen würden. Ihr wirtschaftlicher – und damit auch politischer – Niedergang sei für die Briten in einer solchen Situation unabwendbar. Sollte die französische Hilfe allerdings ausbleiben, dann könnte dies für die Amerikaner letztendlich bedeuten, in einen Frieden mit Großbritannien gezwungen zu werden. Franklin drängte, der Moment für eine Entscheidung sei gekommen. Jede weitere Verzögerung könne in einer Katastrophe enden.

Doch Vergennes blieb unbeeindruckt. Er lehnte den amerikanischen Wunsch nach einer Allianz zu diesem Zeitpunkt ab, ebenso die Entsendung französischer Linienschiffe. Für die nächsten Monate hielt er Franklin auf Distanz und wartete ab, wie sich der Krieg weiter entwickelte. Gleichzeitig gewährten die Franzosen den Amerikanern aber ein geheimes Darlehen und öffneten ihre Häfen für amerikanische Handelsschiffe.

Die Wende kam ein Jahr später. Am späten Morgen des 4. Dezember 1777 ritt ein Bote in den Hof von Franklins französischem Gastgeber in Passy bei Paris. Er überbrachte ihm die Botschaft, dass der britische General Burgoyne nach der Schlacht von Saratoga mit seinen gesamten Truppen kapitulieren musste und die Amerikaner einen entscheidenden Sieg davongetragen hatten. Dies veränderte die Situation grundlegend. Noch im Dezember erkannte Frankreich die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten formell an, und am 28. Januar sicherte die französische Regierung den Amerikanern eine finanzielle Unterstützung von jährlich 6 Millionen Livres zu. Zur Unterzeichnung des förmlichen Freundschafts- und Handelsvertrages zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten am 6. Februar 1778 trug Franklin demonstrativ jenen braunen Samtanzug, den er bei seiner Demütigung vor dem britischen Privy Council im Januar 1774 getragen hatte. Und am 20. März empfing König Ludwig XVI. Deane, Lee und Franklin als erste offizielle Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika im Schloss Versailles.

Bonvivant

Franklin wird von Damen der Pariser Gesellschaft mit Lorbeer bekränzt. Gemälde des belgischen Malers W. O. Geller, um 1830.

Im April 1778 kam John Adams nach Paris, um Silas Deane als diplomatischen Vertreter der Vereinigten Staaten zu ersetzen. Adams und Franklin kannten sich schon aus früheren Tagen, waren aber in Lebensstil und Charakter sehr unterschiedlich. Adams war 42 Jahre alt, als er in Paris ankam, und damit dreißig Jahre jünger als Franklin. Eher steif in seinem Verhalten und in seinen persönlichen Moralvorstellungen, blickte er mit einem gewissen Neid auf Franklin, der sich ganz an das Leben in der Pariser Gesellschaft angepasst zu haben schien. Franklin genieße, so beklagte sich Adams in einem Schreiben an einen Freund, „ein Reputationsmonopol“ in Frankreich. Franklins Leben in Paris, so Adams in einer Tagebuchnotiz, sei von fortdauernder Genusssucht geprägt. Er stehe erst spät am Morgen auf, treffe sich dann mit Freunden, amüsiere sich am Nachmittag und sei jeden Tag zu Abendessen eingeladen, von denen er erst zwischen neun Uhr abends und Mitternacht zurückkomme.

Besonders schockiert zeigte sich Adams von Franklins Umgang mit Frauen der Pariser Gesellschaft. Franklin flirtete zunächst mit Anne-Louise de Harancourt Brillon de Jouy, der Frau eines französischen Adligen, die auf einem Gut unweit von Franklins Gastgeber in Passy lebte, und später mit Anne-Catherine de Ligniville Helvétius, einer Salonnière bekannt unter dem Namen „Madame Helvétius“. Franklin, so bemerkte John Adams, habe als über Siebzigjähriger „weder seine Liebe zur Schönheit noch seinen Geschmack daran verloren“. Insbesondere Kommentatoren des 19. Jahrhunderts haben Franklins romantisch-kokette Beziehungen zu Frauen negativ ausgelegt und ihn als einen unmoralischen Schürzenjäger dargestellt. Die jüngere Forschung stellt dagegen heraus, dass Franklins Beziehungen zu Frauen keine „Affairen“ waren, sondern vielmehr platonische Verhältnisse, in denen Franklin zumeist die Rolle des älteren und damit lebenserfahreneren Mentors spielte. Auf diese Weise baute sich Franklin, der viele Jahre fernab seiner eigenen Familie verbrachte, jedes Mal eine neue und perfektere Ersatzfamilie auf, was sich unter anderem darin widerspiegelte, dass ihn viele seiner – zumeist jüngeren – Briefpartnerinnen als „mon cher papa“ oder „father“ titulierten.

Der Frieden von Paris

Mit dem Eingreifen der Franzosen wandte sich das Blatt im Unabhängigkeitskrieg. Nach der britischen Niederlage in der Schlacht bei Yorktown erkannte General Cornwallis die Aussichtslosigkeit der Lage und willigte im Oktober 1781 in die vollständige Kapitulation seiner Truppen ein. Daraufhin votierte das britische Unterhaus am 27. Februar 1782 für eine Einstellung der Kampfhandlungen. Damit stand der Friedensschluss in greifbarer Nähe.

Am 15. April nahm der britische Unterhändler Richard Oswald (1705–1784) mit Franklin Kontakt auf und schlug ihm einen Separatfrieden zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten vor. Doch zunächst zögerte Franklin. Er schrieb „Ich ließ ihn wissen, dass Amerika nur im Verbund mit Frankreich verhandeln werde“. Da Franklin jedoch unter allen Umständen vermeiden wollte, dass Großbritannien und Frankreich ohne Beteiligung der Amerikaner zu einem Ausgleich kommen würden, ließ er sich schließlich auf das Angebot Oswalds ein und begann geheime Friedensverhandlungen mit den Briten. Am 10. Juli 1782 übergab er Oswald ein Schreiben, in dem er die Friedensbedingungen festlegte. Großbritannien sollte die Vereinigten Staaten als unabhängige Nation anerkennen und alle seine Truppen aus Amerika abziehen. Gleichzeitig sollten die Briten Reparationszahlungen für die Zerstörungen in Amerika leisten, ein Freihandelsabkommen unterzeichnen und Kanada an die Vereinigten Staaten abtreten. In sein Handeln weihte Franklin weder den amerikanischen Kontinentalkongress noch den französischen Außenminister Vergennes ein.

Im Oktober 1782 hielt Franklin die schriftliche Antwort Großbritanniens auf seinen Friedensvorschlag in Händen. Kanada, so die Antwort der Briten, sollte im Britischen Empire verbleiben, auf Franklins Bedingung einer Anerkennung der Vereinigten Staaten dagegen gingen die Briten ein. Am Morgen des 30. November 1782 schließlich trafen sich die amerikanischen Unterhändler, zu denen neben Franklin auch John Jay, John Adams und Henry Laurens gehörten, zur Unterzeichnung des Vertrages mit dem britischen Unterhändler im Pariser Grand Hotel Muscovite. Der Vertrag enthielt eine Klausel, nach der er erst Rechtskraft erlangte, wenn auch Frankreich zugestimmt hatte. Dies änderte aber nichts daran, dass Franklin hinter dem Rücken der Franzosen mit den Briten verhandelt hatte. Am 17. Dezember schickte Franklin dem französischen Außenminister Vergennes den Vertragstext und ein Entschuldigungsschreiben. Eine Woche später trafen sich die beiden zu einem persönlichen Gespräch in Versailles. Kühl und zugleich freundlich stellte Vergennes fest, der französische König sei über das plötzliche Zustandekommen des Vertrages nicht erfreut, und das Handeln der Amerikaner sei nicht „sonderlich höflich“ gewesen. Gleichzeitig sicherte er Franklin aber zu, die Franzosen blieben den Amerikanern auch weiterhin freundschaftlich verbunden. Mit diesem Erfolg beim Zustandekommen des Friedens von Paris, so der amerikanische Historiker Gordon S. Wood, war Franklin an der Entstehung aller drei großen Dokumente des Krieges beteiligt: der Unabhängigkeitserklärung, dem Freundschaftsvertrag mit Frankreich und schließlich auch dem Friedensvertrag mit Großbritannien.

Letzte Jahre: Philadelphia 1785–1790

Zurück in der Heimat

Tochter Sarah „Sally“ Franklin Bache, Gemälde von John Hoppner aus dem Jahr 1793

Nachdem Franklin im Frühjahr 1785 als diplomatischer Vertreter der Vereinigten Staaten in Frankreich von Thomas Jefferson abgelöst worden war, kehrte er nach Philadelphia zurück und wurde dort mit Salutschüssen und Kirchengeläut empfangen. Sein Ansehen hatte durch die Berichte von John Adams und Arthur Lee nicht gelitten. Durch schwere, schmerzhafte Krankheiten geplagt, verbrachte er seine Zeit mit der Familie und pflegte Kontakte zu alten Freunden. So traf er sich mit den vier überlebenden Mitgliedern seiner Freiwilligen Feuerwehr aus dem Jahr 1736 und stellte der American Philosophical Society für einige ihrer Treffen sein Haus zur Verfügung. Sein Haus ließ er vergrößern, so dass seine umfangreiche Privatbibliothek Platz fand. Als sich bei den Bauarbeiten herausstellte, dass ein von ihm installierter Blitzableiter sein Haus während seiner Abwesenheit in Frankreich vor einer Katastrophe bewahrt hatte, schrieb Franklin voller Stolz: „So ist schließlich die Erfindung für den Erfinder von Nutzen gewesen.“

Präsident von Pennsylvania

Die Revolution hatte viele Probleme Pennsylvanias, in die Franklin zu Beginn seiner politischen Karriere so eng verstrickt gewesen war, mit einem Streich erledigt. Noch im Jahr 1776 waren der Eigentümerfamilie Penn alle Privilegien aberkannt worden. Gleichzeitig erhielten alle steuerpflichtigen Einwohner Pennsylvanias das Wahlrecht. Die Mitglieder des von Franklin favorisierten Einkammerparlaments hatten nach ihrer Wahl einen Eid zu leisten, in dem sie sich verpflichteten, die Interessen des Volkes zu vertreten. Die politische Landschaft Pennsylvanias blieb indessen gespalten. Vertreter der Handwerker und Bauern (genannt „Konstitutionalisten“) standen den Vertretern der wohlhabenden Bürger (genannt „Republikaner“) gegenüber.

Bei Franklins Rückkehr befanden sich beide Gruppen im Wahlkampf. Beide Seiten hofften, dass Franklin eine versöhnende Rolle einnehmen werde, und so nominierten sie ihn für den Executive Council. Dieser bestand aus zwölf Vertretern und übte die Regierungsgewalt anstelle eines Gouverneurs aus. Nach seiner Wahl in den Executive Council bestimmte das Abgeordnetenhaus Franklin zum Präsidenten Pennsylvanias.

Franklin übte dieses Amt in den Jahren 1786 und 1787 noch zwei weitere Male aus. Seiner Schwester gegenüber gab er zu: „Dieses allgemeine und unbegrenzte Vertrauen des gesamten Volkes schmeichelt meiner Eitelkeit viel mehr als ein Adelstitel.“

Der Verfassungskonvent von 1787

Franklin-Porträt von Charles Willson Peale, 1785

Mit der Ratifizierung der Konföderationsartikel im Jahr 1781 hatten sich die dreizehn Gründerstaaten als ein loser Bund souveräner Einzelstaaten konstituiert. Durch die widerstreitenden Interessen der Einzelstaaten war diese Konföderation immer wieder handlungsunfähig. So war der Kontinentalkongress ein ums andere Mal nicht in der Lage, ausstehende Zahlungen zu begleichen und ein notwendiges Quorum von 9 aus 13 Stimmen behinderte die Entscheidungsfindung bei Abstimmungen. Darüber hinaus wurde die wirtschaftliche Entwicklung durch Schutzzölle der Einzelstaaten behindert. Um diese Missstände zu beseitigen, wurde für Mai 1787 ein Verfassungskonvent in Philadelphia einberufen. Dieser sollte die politische Organisation der Vereinigten Staaten überprüfen und bei Bedarf neu aushandeln.

Die Philadelphia Convention tagte vom 25. Mai bis zum 17. September 1787. Mit seinen 81 Jahren war Franklin, der zu den Delegierten Pennsylvanias gehörte, das älteste Konventsmitglied. Zu den Treffen wurde er – um seine Schmerzen zu lindern – in einer Sänfte getragen. Da ihm das Stehen schwerfiel, schrieb er seine Reden auf und ließ sie von einem anderen Delegierten in der Versammlung vorlesen. In Beratungspausen empfing er kleinere Gruppen von Delegierten in seinem Haus in der Market Street.

Was seine politischen Vorschläge anging, so wurden diese mit viel Respekt zur Kenntnis genommen, aber zumeist in aller Stille zu den Akten gelegt. Dies galt für seine Idee eines Einkammersystems genauso wie für seine Vorstellung, dass Amtsinhaber kein Gehalt für ihre Arbeit erhalten sollten. Abgelehnt wurde auch sein Vorschlag, einen mehrköpfigen Regierungsrat anstelle eines Präsidenten einzusetzen sowie seine Anregung, einen Priester dafür zu bezahlen, die Sitzungen des Verfassungskonventes mit einem gemeinsamen Gebet einzuleiten.

In einer zentralen Frage allerdings hatte Franklins Einfluss entscheidende Wirkung. Die Delegierten standen vor der Frage, ob der zukünftige Kongress im Verhältnis zur Einwohnerzahl der einzelnen Mitgliedsstaaten besetzt werden, oder ob die Mitgliedsstaaten eine gleiche Zahl von Delegierten entsenden sollten. Während das erste Modell die einwohnerreichen Staaten begünstigte, waren es im zweiten Modell die kleineren Staaten. Als die Kongressteilnehmer sich wegen dieser Frage mehr und mehr zerstritten, arbeitete Franklin – einem Kompromissvorschlag Roger Shermans aus Connecticut folgend – eine Lösung aus, die schließlich in die Verfassung aufgenommen wurde. Im Repräsentantenhaus würde jeder Bundesstaat im Verhältnis zu seiner Bevölkerung vertreten sein, in den Senat sollte jeder Staat zwei Abgeordnete entsenden. Franklin war zwar nicht der Urheber der Idee, letztendlich sorgte aber sein Prestige dafür, dass in dieser entscheidenden Frage Einigkeit hergestellt werden konnte.

Zum Abschluss des Verfassungskonventes wandte Franklin sich noch einmal an die Delegierten. Er hob hervor, dass er im Verlauf seines langen Lebens schon manche Meinung habe revidieren müssen und niemand die reine Wahrheit kenne. Auch wenn die vorliegende Verfassung Fehler habe, so sei solches doch nie zu vermeiden. Er sei erstaunt, wie nahe das Schlussdokument an der Vollkommenheit sei. „Deshalb“, so fuhr er fort, „stimme ich [der Verabschiedung] dieser Verfassung zu. Weil ich nichts besseres erwarte und weil ich nicht sicher bin, dass es nicht das Beste ist.“

Kampf gegen die Sklaverei

Am I not a man and a brother (dt. Bin ich nicht ein Mensch und ein Bruder). Emblem der britischen Society for Effecting the Abolition of Slavery aus dem Jahr 1787. Josiah Wedgwood produzierte Steinzeugmedaillons mit diesem beliebten Motiv der Abolitionismus-Bewegung und schickte einige davon an Franklin.

In seinem letzten Lebensjahr engagierte sich Franklin öffentlichkeitswirksam für die Abschaffung der Sklaverei. Seine Einstellung zur Sklavenhaltung hatte er bis dahin grundlegend verändert. Während seiner Zeit als Verleger in Philadelphia ließ er noch Anzeigen für den Verkauf von Sklaven oder für die Suche nach entlaufenen Sklaven drucken und besaß in seinem Haushalt zudem eigene Sklaven. Doch schon 1729 hatte er eine der ersten Veröffentlichungen gegen die Sklaverei in den Kolonien gedruckt, und seine Frau Deborah meldete ihre Haussklaven in einer Schule für Schwarze in Philadelphia an. Seine 1751 veröffentlichte Schrift Observations Concerning the Increase of Mankind zeigt, dass Franklin damals die Sklavenhaltung noch größtenteils aus wirtschaftlichen Überlegungen verurteilte. In den 1770er Jahren sympathisierte er mit dem Sklavereigegner Anthony Benezet, räumte jedoch ein, ein sofortiger Einfuhrstopp für Sklaven käme erst „mit der Zeit“.

Franklins Engagement gegen die Sklaverei kulminierte in seiner Berufung zum Präsidenten der 1787 gegründeten Pennsylvania Abolition Society. In für ihn typischer Manier gab er der Gesellschaft eine detaillierte Satzung „für die Verbesserung der Lebensumstände freier Schwarzer“. Im Namen der Gesellschaft schickte er schließlich eine Petition an den Kongress, in der er dazu aufrief, die Freiheit der Bürger der Vereinigten Staaten ungeachtet ihrer Hautfarbe zu garantieren. Doch seine Bemühungen waren erfolglos. Angeführt von dem Abgeordneten James Jackson aus Georgia, verwarf der Kongress die Petition mit dem Hinweis, dass die Sklaverei durch die Bibel legitimiert und ohne die Sklaven die harte Arbeit auf den Plantagen nicht zu bewältigen sei.

Als Antwort auf Jacksons Rede vor dem Kongress verfasste Franklin die fiktive Rede eines gewissen Sidi Mehemet Ibrahim, Mitglied des Dīwān von Algier, die er unter dem Pseudonym „Historicus“ an die Zeitung Federal Gazette schickte. In diesem Text, der in seiner Aufmachung an Franklins Edict from the King of Prussia anknüpfte, attackierte ein osmanischer Schreiber eine Petition, die das Ende der Versklavung europäischer Christen einforderte. „Wer wird in diesem heißen Klima unser Land bearbeiten, wenn wir es verbieten, ihr Volk [die Christen] zu versklaven?“ ließ Franklin den Schreiber fragen. Franklins Satire endet mit dem Kommentar, dass der Diwan – analog zum amerikanischen Kongress – die Petition mit der Bemerkung verwarf, es sei im Interesse des Staates, die Praxis der Sklaverei aufrechtzuerhalten.

Krankheit und Tod

Franklins Grab in Philadelphia

Im April 1790 verschlechterte sich Franklins Gesundheitszustand. Er litt unter einer Brustfellentzündung, hohem Fieber und heftigen Schmerzen in der Lunge. Als seine Tochter Sally ihm wünschte, er möge doch bald genesen und noch viele Jahre leben, entgegnete Franklin schwach: „Ich hoffe nicht.“

Am Abend des 17. April 1790, drei Monate nach seinem 84. Geburtstag, starb Franklin im Kreise seiner Familie. Vier Tage später wurde er neben seiner Frau Deborah unter großer Anteilnahme der Bevölkerung von Philadelphia beigesetzt. Gemäß seinem letzten Willen bedeckt eine schlichte Marmorplatte mit den Worten „Benjamin und Deborah Franklin 1790“ das Grab.

1728, mit zweiundzwanzig Jahren, hatte Franklin die folgende Grabinschrift verfasst, die zunächst nur in verschiedenen Handschriften in Umlauf war, bis sie 1770 in An Astronomical Diary; Or Almanack, for the Year of Our Lord Christ 1771, Calculated for the Meridian of Boston, New England gedruckt herauskam:

„Der Leib Benjamin Franklins, Druckers,
Gleich dem Einband eines alten Buches,
Sein Inhalt herausgerissen und des Titels wie der Vergoldung beraubt,
Liegt hier, Speise für Würmer;
Doch soll das Werk nicht verloren sein,
Sondern es wird, wie er glaubte, noch einmal
In einer neuen, schöneren Ausgabe erscheinen,
Berichtigt und ergänzt von seinem Schöpfer.
Er wurde geboren am 6. Januar 1706 und starb _ 17__.“

Franklin und das Schachspiel

Lady Howe und Benjamin Franklin beim Schachspiel (1774)

Franklin hatte großen Anteil an der Popularisierung des Schachspiels in den Vereinigten Staaten. Sein Essay The morals of chess von 1786, der auch im ersten in den USA gedruckten Schachbuch Chess made easy von 1802 nachgedruckt wurde, gilt als erster amerikanischer Beitrag zur Schachliteratur. 1999 wurde Franklin in die US Chess Hall of Fame aufgenommen.

Wann genau er das Spiel erlernte, ist nicht bekannt. In seiner Autobiographie erwähnt er, dass er 1733 öfter mit einem Bekannten Schach gespielt habe. Um dadurch nicht allzu sehr von seinen sonstigen Studien abgelenkt zu werden, vereinbarte er mit seinem Gegner, dass der Gewinner einer Partie dem Verlierer eine Lernaufgabe stellen durfte und sich dadurch die Bildung beider Spieler verbessert habe. Franklin besaß nachweislich mehrere Schachbücher und war mit dem Werk von François-André Danican Philidor vertraut. Vor seiner Abreise nach England 1757 bat er seine Frau in einem Brief, ihm einige dieser Bücher nachzuschicken. Während seines Aufenthalts in London galt er dort als guter Spieler, was ihm 1774 zum Vorteil gereichte, indem er Einladungen zu einer Schachpartie mit der Schwester von Lord Howe zu informellen Verhandlungen mit diesem nutzen konnte. In Paris verkehrte Franklin oft im Café de la Régence und traf sehr wahrscheinlich auch Philidor. 1780 lernte er dort den als begeisterten Schachspieler bekannten William Jones kennen. Außerdem spielte Franklin – mit unbekanntem Resultat – gegen den Schachtürken und gab dessen Erfinder Wolfgang von Kempelen ein Empfehlungsschreiben für Hans Moritz von Brühl. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten endeten die Schachaktivitäten Franklins. Er fand anscheinend keine adäquaten Spielpartner mehr und wandte sich dem Kartenspiel zu. Da keine Partien von ihm erhalten sind, kann über seine Spielstärke nur spekuliert werden.

Rezeption

Benjamin Wests Gemälde Benjamin Franklin Drawing Electricity from the Sky (um 1816). Die allegorische Darstellung ist ein Beispiel für die bisweilen überhöhte Darstellung Franklins in der bildenden Kunst.

In den ersten Jahrzehnten nach Franklins Tod äußerten sich vormalige Franklin-Kritiker milde zu dessen Person. In einer Lobrede während des Begräbnisses hob William Smith (1727–1803), erster Kanzler der Universität von Pennsylvania, die philanthropischen und wissenschaftlichen Leistungen Franklins hervor. Und auch John Adams, der Franklin zu Lebzeiten scharf kritisiert hatte, kam in der Rückschau zu einem deutlich ausgewogeneren Urteil. Adams stellte die großen Errungenschaften Franklins auf wissenschaftlichem und schriftstellerischem Gebiet heraus und rechtfertigte seine frühere Kritik mit dem Hinweis, Franklins Größe habe geradezu dazu herausgefordert, auch seine negativen Eigenschaften darzustellen.

Franklins Reputation stieg noch weiter, nachdem sein Enkel William Temple Franklin (1760–1823) 1817 eine Ausgabe seiner Schriften veröffentlicht hatte. Der Literaturkritiker Lord Jeffrey (1773–1850) lobte Franklin für seinen „einfachen Witz“ und pries ihn als einen der großen Vertreter des Rationalismus.

Anhänger der Romantik wie John Keats kamen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts naturgemäß zu einem anderen Urteil. So schrieb Keats in einem Brief an seinen Bruder, Franklin sei „voller erbärmlicher und auf Sparsamkeit ausgerichteter Lebensregeln“ und „kein großartiger Mann“ gewesen.

Datei:Benjamin Franklin Santa Barbara.jpg
Statue zur Erinnerung an Benjamin Franklin im Zentrum von Santa Barbara

Mit dem Anbruch des Gilded Age, einer Blütezeit der Wirtschaft nach dem Sezessionskrieg, wurde Franklin als Musterbeispiel eines sozialen Aufsteigers wieder in weitaus positiverem Licht gesehen. Thomas Mellon (1813–1908), Gründer der Bank of New York Mellon, ließ eine Franklin-Statue vor der Hauptgeschäftsstelle seiner Bank errichten und erklärte, Franklins Beispiel habe ihn dazu inspiriert, die Farm seiner Eltern nahe Pittsburgh zu verlassen und eine Karriere als Geschäftsmann zu beginnen. Der Historiker Frederick Jackson Turner schrieb 1887, Franklins Leben sei die Geschichte des amerikanischen Common Sense in seiner Reinform.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schlug die Stimmung erneut um. Der Soziologe Max Weber zog Franklin in seinem Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus ein ums andere Mal als Negativbeispiel für eine Gesinnung heran, die allein auf die Steigerung des eigenen finanziellen Wohlstandes gerichtet ist. Der englische Schriftsteller D. H. Lawrence lehnte Franklin wegen seiner unromantischen und bourgeoisen Haltung ab und stellte in seinen Studies in Classic American Literature 1923 schlichtweg fest: „Ich mag ihn nicht“. In seiner Kritik setzte er Franklin mit seiner Figur Poor Richard gleich, mit dessen Sinnsprüchen er schlechte Kindheitserinnerungen verband. Franklins eigene Lebensmaximen wandelte Lawrence nach eigenem Geschmack um. Aus „Be always employed in something useful“, machte er: „Serve the Holy Ghost; never serve mankind“ und „Wrong none by doing injuries“ verwandelte Lawrence in „The only justice is to follow the sincere intuition of the soul, angry or gentle.“

Benjamin Franklins Statue (sitzend vorne) im National Constitution Center, Philadelphia

In der Great Depression stieg Franklins Ansehen erneut stark an – Werte wie Sparsamkeit und Gemeinsinn standen wieder hoch im Kurs. Der Philosoph Herbert Schneider (1892–1984) wies in seinem Buch The Puritan Mind auf den Umstand hin, dass bisherige Angriffe sich vor allem auf den Poor Richard richteten und nicht so sehr auf Franklin selbst, der sein Leben nicht auf den eigenen Reichtum hin ausgerichtet hatte. Carl Van Doren (1885–1950), Schneiders Kollege an der Columbia University, veröffentlichte 1938 eine vielbeachtete Franklin-Biographie, für die er ein Jahr später den Pulitzer-Preis für Biographie oder Autobiographie erhielt und die noch heute zu den Standardwerken zu Franklin gehört. Und der Wissenschaftshistoriker I. Bernard Cohen begann seine Universitätskarriere mit einer Untersuchung, in der er Franklin in Bezug auf seine wissenschaftlichen Leistungen auf eine Stufe mit Isaac Newton stellte.

Die amerikanische Selbsthilfe-Literatur bezog sich auf Franklin und spannte ihn gleichzeitig vor ihren Karren. Dale Carnegie las Franklins Autobiographie, als er an seinem 1937 erschienenen Bestseller How to Win Friends and Influence People arbeitete. Und auch Stephen Covey nahm in seinem 1989 erstmals erschienenen Bestseller The Seven Habits of Highly Effective People auf Franklin Bezug. Heute füllt eine lange Reihe von Werken mit Benjamin Franklins Namen im Titel die amerikanischen Buchregale, darunter Ben’s Book of Virtues: Ben Franklin’s Simple Weekly Plan for Success and Happiness, Ben Franklin’s 12 Rules of Management: The Founding Father of American Business Solves Your Toughest Problems oder The Ben Franklin Factor: Selling One to One.

Im akademischen Bereich erlebte die Beschäftigung mit Franklin vor allem in den Jahren um den dreihundertsten Jahrestag seines Geburtstages einen Aufschwung. In The First American, erschienen 2000, beschreibt H. W. Brands Franklins Entwicklung in einer „soliden und ausgewogenen erzählerischen Biographie“ (Isaacson). Im Jahr 2002 folgte mit Edmund S. Morgans Biographie ein Werk, das auf einer gründlichen Studie der Papers of Benjamin Franklin basiert. Ein Jahr später legte der ehemalige Journalist Walter Isaacson eine Studie zu Franklins Leben und Werk vor, die es bis auf die Bestseller-Liste der New York Times schaffte. 2004 erschien Gordon S. Woods Werk The Americanization of Benjamin Franklin, in der der emeritierte Historiker die persönliche Entwicklung Benjamin Franklins nachzeichnet und diese mit der populären Sichtweise auf Franklin abgleicht.

Im Jahr 2005 veröffentlichte Stacy Schiff die 2005 Biografie „A Great Improvisation: Franklin, France, and the Birth of America“. Basierend darauf wurde die Miniserie Franklin produziert.

Ehrungen

  • Benennung unter anderem des Asteroiden (5102) Benfranklin, des Forschungs-Mesoskaphen Ben Franklin (PX-15), der Schriftart Franklin Gothic, des Flugzeugträgers USS Franklin (CV-13) und der Teebaumgewächsart Franklinie
  • Benennung von Auszeichnungen (z. B. Benjamin Franklin Medal) und Orten (z. B. Franklin, Franklin County, Franklin Park und Franklinton)

Siehe auch

  • Liste von Schriften Benjamin Franklins

Literatur

Hilfsmittel

  • C. William Miller: Benjamin Franklin’s Philadelphia Printing, 1728–1766. A Descriptive Bibliography, Philadelphia 1974 (Kommentierte Bibliographie aller bekannten von Franklin in Philadelphia gedruckten Werke).

Quellen

  • Leonard W. Labaree, William B. Willcox, Claude A. Lopez, Barbara B. Oberg, Ellen R. Cohn [u. a.] (Hrsg.): The Papers of Benjamin Franklin, New Haven & London 1959– (Die heute maßgebliche Ausgabe der Schriften; im Gegensatz zur älteren zehnbändigen Ausgabe von Albert Henry Smyth enthält sie neben den von Franklin verfassten Briefen auch eine größere Menge an Franklin adressierter Briefe. Der zuletzt erschienene 39. Band der auf insgesamt 46 Bände angelegten Ausgabe deckt den Zeitraum bis Mai 1783 ab. Ein vorläufiger Gesamtindex der Bände 1 bis 36 ist als PDF-Dokument (9,5 MB) verfügbar).
  • J. A. Leo Lemay, P. M. Zall (Hrsg.): The Autobiography of Benjamin Franklin: A Genetic Text, Knoxville 1981 (Historisch-kritische Ausgabe der Autobiographie).
  • Leonard W. Labaree, Ralph L. Ketcham, Helen C. Boatfield (Hrsg.): The Autobiography of Benjamin Franklin, Second Edition, with a new foreword by Edmund S. Morgan, New Haven & London 2003, ISBN 0-300-09858-8 (Handliche Taschenbuchausgabe).
  • Benjamin Franklin’s Experiments: A New Edition of Franklin’s Experiments and Observations on Electricity, ed., with a critical and historical introduction, by I. Bernard Cohen, Cambridge, Mass., 1941 (Nachdruck der 5. Ausgabe von 1774).

Biographien

  • Julius Kell: Lebensbeschreibung Benjamin Franklin’s, des thatkräftigen Mannes und freisinnigen Volksfreundes, Leipzig 1845
  • Alan Craig Houston: Benjamin Franklin and the politics of improvement. Yale University Press, New Haven, Conn. u. a. 2008, ISBN 978-0-300-12447-7.
  • Joseph A. Leo Lemay: The Life of Benjamin Franklin, 3 Bände, Philadelphia 2006– (Durch den Tod Lemays im Jahr 2008 unvollendete Biographie).
    • Band 1: Journalist: 1706–1730, Philadelphia 2006, ISBN 0-8122-3854-0.
    • Band 2: Printer and Publisher: 1730–1747, Philadelphia 2006, ISBN 0-8122-3855-9.
    • Band 3: Soldier, Scientist, and Politician, 1748–1757, Philadelphia 2008, ISBN 978-0-8122-4121-1.
  • Walter Isaacson: Benjamin Franklin. An American Life, New York [u. a.] 2003, ISBN 0-684-80761-0.
  • Edmund S. Morgan: Benjamin Franklin, New Haven & London 2003, ISBN 0-300-10162-7 (dt. Ausgabe: Benjamin Franklin. Eine Biographie, München 2005, ISBN 3-406-53508-9, dazu die Rezension von Jürgen Martschukat in sehepunkte 7, 2 (2007)).
  • Gordon S. Wood: The Americanization of Benjamin Franklin, New York 2004, ISBN 1-59420-019-X.
  • H. W. Brands: The First American. The Life and Times of Benjamin Franklin, New York [u. a.] 2000, ISBN 0-385-49328-2.
  • Carl Van Doren: Benjamin Franklin, Nachdruck der Ausgabe von 1938, New York 1991, ISBN 0-14-015260-1 (Nach wie vor eines der Standardwerke zum Thema).
  • Jürgen Overhoff: Benjamin Franklin. Erfinder, Freigeist, Staatenlenker, Stuttgart, 2006, ISBN 3-608-94134-7 (rezensiert von P. Fuchs in Historische Zeitschrift 284, 1 (2007)).

Darstellungen zu Einzelaspekten

  • Larry E. Tise (Hrsg.): Benjamin Franklin and Women, University Park, Pa. 2000, ISBN 0-271-02034-2.
  • Robert Middlekauff: Benjamin Franklin and His Enemies, Berkeley [u. a.] 1996, ISBN 0-520-20268-6.
  • Sheila L. Skemp: Benjamin and William Franklin: Father and Son, Patriot and Loyalist, Boston, Mass. [u. a.] 1994, ISBN 0-312-08617-2.
  • I. Bernard Cohen: Benjamin Franklin’s Science, Cambridge, Mass. [u. a.] 1990, ISBN 0-674-06658-8.
  • Claude-Anne Lopez / Eugenia W. Herbert: The Private Franklin: The Man and His Family, New York 1975, ISBN 0-393-07496-X.

Weblinks

Commons: Benjamin Franklin – Album mit Bildern