Apophenia

Aus Das unsichtbare Imperium

Apophänie (/æpˈfniə/) ist die Neigung, sinnvolle Zusammenhänge zwischen unverbundenen Dingen wahrzunehmen.

Der Begriff (deutsch: Apophänie vom griechischen Verb ἀποφαίνειν (apophaínein)) wurde vom Psychiater Klaus Conrad in seiner 1958 erschienenen Veröffentlichung über die Anfangsstadien der Schizophrenie geprägt.

Er definierte sie als "unmotiviertes Sehen von Zusammenhängen [begleitet] von einem spezifischen Gefühl abnormer Sinnhaftigkeit".

Er beschrieb die frühen Stadien wahnhaften Denkens als selbstreferentielle Überinterpretationen tatsächlicher Sinneswahrnehmungen, im Gegensatz zu Halluzinationen.

Apophänie bezeichnet auch die menschliche Neigung, unvernünftigerweise nach bestimmten Mustern in zufälligen Informationen zu suchen, wie es beispielsweise beim Glücksspiel der Fall sein kann.

Einführung

Apophänie kann als gewöhnlicher Effekt der Hirnfunktion betrachtet werden. Im Extremfall kann sie jedoch ein Symptom psychiatrischer Funktionsstörungen sein, z. B. als Symptom bei Schizophrenie, bei der ein Patient in gewöhnlichen Handlungen feindliche Muster (z. B. eine Verschwörung zu seiner Verfolgung) sieht.

Apophänie ist auch typisch für Verschwörungstheorien, bei denen Zufälle zu einem scheinbaren Komplott verwoben werden können.

Beispiele

Pareidolie

"The Organ Player": an example of pareidolia in Neptune's Grotto, Sardinia

Pareidolie ist eine Form der Apophänie, bei der die Wahrnehmung von Bildern oder Tönen in zufälligen Reizen auftritt.

Ein häufiges Beispiel ist die Wahrnehmung eines Gesichts in einem unbelebten Objekt - die Scheinwerfer und der Kühlergrill eines Autos scheinen zu "grinsen". Menschen auf der ganzen Welt sehen den "Mann im Mond". Manchmal sehen Menschen das Gesicht einer religiösen Figur in einem Stück Toast oder in der Maserung eines Holzstücks. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass psychedelische Drogen Pareidolien auslösen oder verstärken können.

Pareidolie entsteht in der Regel dadurch, dass das fusiforme Gesichtsareal - der Teil des menschlichen Gehirns, der für das Sehen von Gesichtern zuständig ist - ein Objekt, eine Form oder eine Konfiguration mit "gesichtsähnlichen" Merkmalen fälschlicherweise als Gesicht interpretiert.

Glücksspiel

Glücksspieler können sich einbilden, dass sie Muster in den Zahlen sehen, die in Lotterien, Kartenspielen oder Roulette-Rädern erscheinen, obwohl es keine solchen Muster gibt. Ein gängiges Beispiel hierfür ist der Trugschluss des Glücksspielers.

Statistik

In der Statistik ist die Apophänie ein Beispiel für einen Fehler vom Typ I - die falsche Identifizierung von Mustern in Daten. Sie kann mit einem so genannten falsch positiven Ergebnis in anderen Testsituationen verglichen werden.

Verwandte Begriffe

Im Gegensatz zu einer Epiphanie bietet eine Apophanie (d. h. ein Fall von Apophänie) keine Einsicht in die Natur der Realität oder deren Zusammenhänge, sondern ist ein "Prozess des wiederholten und monotonen Erlebens abnormaler Bedeutungen im gesamten umgebenden Erfahrungsfeld". Solche Bedeutungen sind völlig selbstbezogen, solipsistisch und paranoid - "beobachtet zu werden, über die man spricht, das Objekt von Lauschangriffen zu sein, von Fremden verfolgt zu werden". Somit hat der englische Begriff "apophenia" eine etwas andere Bedeutung als die, die Conrad definierte, als er den Begriff "Apophänie" prägte.

Synchronizität

Synchronizität kann als Synonym für Korrelation betrachtet werden, ohne dass eine Aussage über die Richtigkeit verschiedener kausaler Schlussfolgerungen getroffen wird.

Musterhaftigkeit

Im Jahr 2008 prägte Michael Shermer den Begriff "Musterhaftigkeit" und definierte ihn als "die Tendenz, sinnvolle Muster im bedeutungslosen Rauschen zu finden".

Agentizität

In The Believing Brain (2011) schrieb Shermer, dass Menschen "die Tendenz haben, Mustern Bedeutung, Absicht und Handlungsfähigkeit zu verleihen", was er Agentizität nannte.

Clustering-Illusion

Eine Clustering Illusion ist eine Art kognitiver Verzerrung, bei der eine Person ein Muster in einer zufälligen Folge von Zahlen oder Ereignissen sieht. Viele Theorien wurden durch das Aufzeigen dieser Verzerrung widerlegt.

In einem Fall ging es Anfang der 2000er Jahre um das Auftreten von Brustkrebs bei Mitarbeitern der ABC Studios in Queensland. Eine Studie ergab, dass die Häufigkeit von Brustkrebs in den Studios sechsmal so hoch war wie im übrigen Queensland. Eine Untersuchung ergab keinen Zusammenhang zwischen der erhöhten Inzidenz und Faktoren, die mit dem Standort zusammenhängen, oder genetischen oder Lebensstilfaktoren der Angestellten.

Ursachen

Obwohl es keinen gesicherten Grund für das Auftreten von Apophänie gibt, gibt es einige anerkannte Theorien.

Modelle der Mustererkennung

Die Mustererkennung ist ein kognitiver Prozess, bei dem Informationen entweder aus dem Langzeit-, Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis abgerufen und mit Informationen aus Reizen abgeglichen werden. Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, wie dies geschehen und schief gehen kann, was zu Apophänie führt.

Schablonenabgleich

Der Reiz wird mit Schablonen verglichen, bei denen es sich um abstrahierte oder partielle Repräsentationen von zuvor gesehenen Reizen handelt. Diese Schablonen werden als Ergebnis früherer Lern- oder Bildungserfahrungen im Langzeitgedächtnis gespeichert. So werden beispielsweise D, d, D, d, D und d alle als derselbe Buchstabe erkannt.

Bei der Erkennung von Vorlagen, die auf komplexere Datensätze angewendet werden (z. B. ein Gemälde oder Datencluster), kann es vorkommen, dass eine falsche Vorlage erkannt wird. Eine falsch positive Erkennung führt zu Apophänie.

Prototypenabgleich

Dieses Verfahren ähnelt dem Template-Matching, mit dem Unterschied, dass Prototypen vollständige Darstellungen eines Stimulus sind. Der Prototyp muss nicht zwangsläufig etwas sein, das bereits zuvor gesehen wurde - er kann beispielsweise ein Durchschnitt oder ein Amalgam aus früheren Reizen sein. Entscheidend ist, dass es keine exakte Übereinstimmung geben muss.

Ein Beispiel für den Abgleich von Prototypen wäre die Betrachtung eines Tiers, z. B. eines Tigers, bei der man nicht erkennt, dass es Merkmale aufweist, die der Definition eines Tigers entsprechen (Abgleich von Schablonen), sondern erkennt, dass es einem bestimmten mentalen Bild ähnelt, das man von einem Tiger hat (Abgleich von Prototypen).

Diese Art der Mustererkennung kann zu Apophänie führen, da das Gehirn nicht nach genauen Übereinstimmungen sucht, sondern einige Merkmale einer Übereinstimmung aufgreift und annimmt, dass sie passt. Dies ist bei Pareidolie häufiger der Fall als bei der Datenerfassung.

Merkmalsanalyse

Der Stimulus wird zunächst in seine Merkmale zerlegt und dann verarbeitet. Dieses Modell der Mustererkennung besagt, dass die Verarbeitung vier Stufen durchläuft: Erkennung, Zerlegung des Musters, Vergleich der Merkmale im Gedächtnis und Wiedererkennung.

Evolution

Eine der Erklärungen der Evolutionspsychologen für Apophänie ist, dass es sich nicht um einen Fehler in der Kognition des menschlichen Gehirns handelt, sondern um etwas, das durch jahrelange Notwendigkeit entstanden ist. Die Untersuchung dieses Themas wird als Fehlermanagementtheorie bezeichnet.

Eine der bekanntesten Studien auf diesem Gebiet ist die Skinnersche Box. Bei diesem Experiment wurde eine hungrige Taube in eine Kiste gesetzt und zu zufälligen Zeitpunkten Futterpellets verteilt. Die Taube erhielt eine Futtertablette, während sie eine bestimmte Handlung ausführte. Anstatt die Ankunft der Tablette dem Zufall zuzuschreiben, wiederholte die Taube diese Handlung, und zwar so lange, bis eine weitere Tablette fiel. In dem Maße, wie die Taube die Handlung immer öfter ausführt, gewinnt sie den Eindruck, dass sie auch immer öfter mit einem Körnchen "belohnt" wird, obwohl die Freisetzung in Wirklichkeit völlig zufällig erfolgt.

Weiterführende Literatur

  • Endsley, Mica R. (2004). "Situation Awareness: Progress and Directions". In Banbury, Simon; Tremblay, Sébastien (eds.). A Cognitive Approach To Situation Awareness: Theory and Application. Aldershot: Ashgate. ISBN 978-0-7546-4198-8.
  • Gibson, William (2003). Pattern Recognition. New York: G. P. Putnam's Sons. ISBN 978-0-399-14986-3. OCLC 49894062.

Externe Links

  • The dictionary definition of apophenia at Wiktionary