Jean Peters (Aktionskünstler)

Jean Peters (* 1984, weitere Pseudonyme: Paul von Ribbeck, Gil Schneider, Sven Ansvar, Jessica Gräber, Conny Runner uvm.) ist ein deutscher Journalist, Autor und Aktionskünstler. Er wurde vor allem als Gründungsmitglied des Peng Kollektivs, und durch seine Recherchen bei Correctiv bekannt. Er leitete das Recherche- und Redaktionsteam bei Correctiv zu dem Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam 2023. Peters gewann höchste Preise sowohl für politisches Engagement, im Theaterbereich als auch im Journalismus, u. a. den Aachener Friedenspreis, den Carlo Schmidt Preis, den Dramatikerpreis und den Leuchtturm-Preis für investigativen Journalismus.
Leben und Wirken
Peters machte nach eigenen Angaben mehrere Masterabschlüsse der Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin, der School of Oriental and African Studies in London und der Humboldt-Viadrina School of Governance in Berlin. In der Öffentlichkeit ist seine wahre Identität nicht vollständig geklärt, da er immer wieder mit verschiedenen Namen auftritt und auch bei Interviews die Namen wechselt.
Ab 2009 bis 2013 schrieb er eine regelmäßige Kolumne bei der Tageszeitung taz mit dem Titel „Politik von unten“. Ab 2019 war er als Autor der Sendung Neo Magazin Royale bzw. ab 2020 ZDF Magazin Royale von Jan Böhmermann tätig. Seit 2022 arbeitet er bei Correctiv als investigativer Journalist. Neben dem Spiegel und der Süddeutschen Zeitung hatte er bereits 2018 als dritter Journalist Kontakt zum Produzenten des Ibiza-Videos, Julian Hessenthaler. Er vermittelte Hessenthaler im April 2019 an Jan Böhmermann, was vier Jahre später zu einer Diskussion um Quellenschutz führen sollte.
Er stellte u. a. auf der Berlin Biennale, Kampnagel, dem Museumsquartier Wien und dem Künstlerhaus Wien aus. In Österreich wurde wegen seiner Ausstellung durch den Verfassungsschutz gegen ihn ermittelt. Bei einer Ausstellung auf Kampnagel reagierten das deutsche Wirtschaftsministerium und der RWE-Chef Rolf Martin Schmitz. An der Volksbühne in Berlin arbeitete er mit der Gruppe Rimini Protokoll.
Er ist Dozent an der Universität Köln, der Angewandten in Wien, der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und bei den Berliner Festspielen.
Seine künstlerischen und politischen Aktionen fanden immer wieder ein breites Medienecho. Zusammen mit dem Peng-Kollektiv trat er mehrfach in der Presse unter falschem Namen als Pressesprecher von Konzernen auf. So hielt er auf der Re:publica 2014 eine Rede als Manager von Google vor etwa 3000 Besuchern und hielt eine Pressekonferenz im Hauptquartier von Vattenfall auf. Als Clown verkleidet warf er 2016 eine Torte auf die AfD-Politikerin Beatrix von Storch und rief in dem Zuge den „Tortalen Krieg“ aus. Wegen tätlicher Beleidigung wurde er für diesen Tortenwurf zu 50 Tagessätzen verurteilt.
Hinsichtlich der Zielstellung und Methodik seiner Projektarbeit im Bezug zu seiner Arbeit bei Peng formulierte Peters auf seiner Webseite: [Vor meiner journalistischen Tätigkeit] „habe ich Aktionen entwickelt, mit denen ich in das politische und ökonomische Geschehen intervenierte. Es ging darum Strategien zu entwickeln, um Aufmerksamkeit zu erregen und dadurch den gesellschaftlichen Diskurs anzuregen und so zum Wandel beizutragen.“
2018 war er Mitbegründer der Seebrücke, einer Bewegung zur Entkriminalisierung von Seenotrettung.
2019 schlich er sich bei einer Konferenz der Klimawandelleugnerszene ein und belegte zusammen mit dem Recherchezentrum Correctiv manipulative Methoden und Verbindungen zur fossilen Industrie.
2019 wurde bekannt, dass Peters auf rechtsradikalen „Todeslisten“ steht. Dem Bayerischen Rundfunk sagte er dazu „[I]ch bin nicht so gefährdet wie Menschen, die unter täglichem Rassismus in Deutschland zu kämpfen haben. [...] Und da brauchen wir einfach gut ausgebildete Einheiten, die das ernst nehmen.“ Netzpolitik sagte er „Die Polizei sollte rechtsextreme digitale Netzwerke ausleuchten und allen, die auf Todeslisten sind, das Signal geben, dass sie sich weiter meinungsstark öffentlich zeigen können und sollen, wenn sie möchten.“
Er ist im künstlerischen Leitungsteam der Kulturhauptstadt Hannover und Jurymitglied des Friedensfilmpreises der Berlinale. Er ist Fellow der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.
Peters ist einer der Autoren der Investigativrecherche zum Potsdamer Treffen von Vertretern der Neuen Rechten 2023/2024. Er wirkte auch an der szenischen Inszenierung des Treffens durch das Berliner Ensemble mit, wofür er gemeinsam mit seiner Kollegin Lolita Lax mit dem „Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis“ ausgezeichnet wurde.
Auszeichnungen
- 2018: Aachener Friedenspreis
- 2022: Platz 2 als „Sportjournalist des Jahres“ für die MeToo-Recherche im Profi-Fußball (gemeinsam mit Maike Backhaus, Gabriela Keller, Patrick Bauer, Lena Kampf, Jana Stegemann und Ralf Wiegand) des Medium Magazin
- 2024: Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis (gemeinsam mit Lolita Lax)
- 2024: Leuchtturm-Preis für besondere publizistische Leistungen gemeinsam mit Correctiv
- 2024: Carlo-Schmid-Preis für Demokratie gemeinsam mit Correctiv
Politische Positionen
2018 veröffentlichte Peters ein Papier, das er Critical Campaigning Manifesto nannte. Dort listete er elf Punkte auf, an denen man sich bei politischer Kommunikationsarbeit orientieren solle. Darunter waren insbesondere eine Sensibilität für Machtunterschiede der Positionen, künstlerische Kontextualisierung und die Priorisierung von Machtverteilung genannt.
Auf der Preisverleihung des George Tabori Preises 2018 sagte er, dass es geboten sei, politischen Aktivisten „Asyl“ in der Kunst- und Kulturproduktion zu bieten, wenn die politische Sphäre aufgrund von schrumpfenden Handlungsspielräumen für eine aktive Zivilgesellschaft („Shrinking Spaces“) Arbeit wie von Peng nicht mehr ermögliche.
Er veranstaltet regelmäßige links-politische Salons. Auf einem dieser Salons entstand die Idee für das Lied Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt (2021) von Danger Dan.
In einem Interview mit Nachtkritik sagte er über Fakten, sie seien „nicht nur im Kontext besser verständlich, sie sind im gemeinschaftlichen Erleben eigentlich erst zu verdauen. Dem steht die Medienwirklichkeit der meisten Menschen gegenüber: Man swipt alleine auf dem Smartphone durch die Timelines.“ Dem Journalismus sei „mit dem Untergang der Zeitungen auch das Medium für seine Kernaufgabe verloren gegangen: Aufklärung.“ Theater sei dabei „eine von vielen Antworten: Hier kann man in Ruhe eine Geschichte erzählen und am Schluss wissen wir: Es gibt Zeugen für das gemeinsame Erleben.“
Bücher
- Wenn die Hoffnung stirbt, geht's trotzdem weiter. Geschichten aus dem subversiven Widerstand, 2021, S. Fischer, Frankfurt, ISBN 978-3-10-397087-6.
- Der AfD Komplex, 2024, Correctiv, Essen, ISBN 978-3-948013-26-4 (gemeinsam mit Marcus Bensmann)
Weblinks
- Jean Peters auf der Website von Correctiv
- „Wichtig ist es, nach oben und nicht nach unten zu treten“, Interview mit Aktionskünstler Jean Peters auf Deutschlandfunk Kultur am 12. März 2021
- „Ein gepflegte Fuck off Richtung Kapitalismus“, Interview mit Jean Peters auf Deutschlandfunk Nova am 11. April 2021
- Literatur von und über Jean Peters im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek