Liste von Erdbeben in Iran

Aus Das unsichtbare Imperium

Diese Liste von Erdbeben in Iran führt bedeutende Erdbeben an, die Auswirkungen auf dem Gebiet des heutigen Staates Iran hatten.

Überblick

Die wichtigsten Verwerfungen in Iran

In Iran befinden sich seismisch hoch aktive Regionen. Die im Land wirksamen tektonischen Kräfte sind Ausdruck der gegeneinander gerichtete Bewegung der Arabischen Platte im Süden und der Eurasischen Platte im Norden. Im Land äußert sich diese Konvergenz in komplexen Deformationsprozessen an den Gebirgszügen Zāgros, Elburs und Kopet-Dag sowie an langgestreckten Horizontalverschiebungen, die Gebiete geringerer Seismizität einfassen, wie Zentraliran, die Wüste Lut oder das südliche Kaspische Meer.

Im Osten des Landes beträgt die Konvergenzrate von Arabischer und Eurasischer Platte, also die Geschwindigkeit, mit der sich die beiden Lithosphärenplatten aufeinander zubewegen, etwa 25 Millimeter pro Jahr. Dabei bewegt sich die Arabische Platte fast genau in nördliche Richtung. Der zentraliranische Block bewegt sich in Relation zur Eurasischen Platte mit etwa 14 Millimeter pro Jahr nach Norden. Die im Zāgros wirkende Stauchung beträgt etwa 4 bis 9 Millimeter pro Jahr. Das nordwestliche Iran bewegt sich mit 12 Millimeter pro Jahr nach Norden, während die Niederung im Unterlauf der Kura mit 14 Millimetern pro Jahr nach Nordnordost strebt. Die Diskrepanz zwischen diesen beiden Bewegungen wird an der großen Täbris-Verwerfung ausgeglichen.

Das Elburs-Gebirge wird mit etwa 5 Millimetern pro Jahr gestaucht. Da es ein vergleichsweise schmales Gebirge ist, verformt es sich mehr als der Zāgros. Im Osten taucht die Arabischen Platte unter Makran mit einer Subduktionsrate von 15–18 Millimeter pro Jahr ab. Zwischen dem relativ starr mit der Eurasischen Platte verbundenen Block um das afghanische Helmand und dem zentraliranischen Block findet eine rechtssinnige Horizontalverschiebung von etwa 14 Millimetern pro Jahr statt. An der Übergangszone von Zāgros und Makran kommt es zu einer rechtssinnigen Transpression mit etwa 11 Millimetern pro Jahr.

In den beschriebenen Deformationszonen ereignen sich die meisten Erdbeben im Land. Dabei unterscheidet sich der Zāgros von den anderen Regionen dadurch, dass er eine sehr große Erdbebenaktivität zeigt, jedoch mit Beben geringer Magnituden, während im Norden weniger, aber stärkere Erdbeben auftreten.

Liste

Erläuterungen:

  • Tote: Anzahl ist insbesondere bei weit zurückliegenden Beben oft nicht gesichert.
  • Koordinaten: Sind bei Beben vor Beginn verlässlicher seismographischer Erfassung (ca. 1960) als Näherungswerte zu verstehen.
  • Intensität: Wenn nicht anders angegeben, ist die Intensität auf der Modifizierten Mercalliskala gemeint.
  • Magnituden:
    • MW: Momenten-Magnitude
    • MS: Oberflächenwellenmagnitude
    • ML: Lokalmagnitude = Richterskala
    • M: Art der Magnitude unbekannt
  • k. A. = keine Angaben möglich
Datum (Ortszeit) Ort Tote Anmerkung Koordinaten Magnitude Intensität Beleg
26. April 662 Qumis 40.000 k. A. k. A.
15. Juli 850 Schahr-e Rey 45.000 k. A. k. A.
22. Dezember 856 Qumis 40.000–200.000 Erdbeben von Qumis 856 7,9–8,1 MS IX–X
18. November 871 Ilam 20.000 6,8 MS
17. Juni 978 Siraf 2.000 Die meisten Häuser in Siraf wurden beschädigt 5,3 MS
 1008 Siraf 16.000 April oder Mai; Tsunami bei Siraf; überlieferter Ort und Opferzahl vermengen möglicherweise zwei Erdbebenereignisse 6,5 MS k. A.
21. August 1042 Täbris 40.000 Unsicher, möglicherweise war eines der Beben 1042 eine Verwechslung mit einem Beben bei Palmyra k. A. k. A.
4. November 1042 Täbris 50.000 Unsicher, möglicherweise war eines der Beben 1042 eine Verwechslung mit einem Beben bei Palmyra 7,0 M
 1101 Chorasan 60.000 Möglicherweise am 26. Oktober 6,5 M
21. Oktober 1336 Chaf, Chorasan 20.000 7,6 MW k. A.
30. Januar 1549 Qāen 3.000 k. A. k. A.
20. April 1608 Qazvin 3.000 Durch große Erdrutsche wurden fünf Dörfer verschüttet 7,6 MS
4. Mai 1639 Qazvin 12.000 k. A. k. A.
5. Februar 1641 Ost-Aserbaidschan 30.000 Azarschahr wurde völlig zerstört, schwere Schäden in Täbris und weiteren Orten k. A.
18. November 1667 Nord-Chorasan 12.000 k. A. k. A.
30. Juli 1673 Maschhad/Nischapur 5.600 Zwei Drittel der Stadt Maschhad wurden zerstört, schwere Schäden in Nischapur 6,6 MS
26. April 1721 Täbris 40.000 Drei Viertel der Häuser in Täbris wurden zerstört oder beschädigt 7,7 MS k. A.
18. November 1727 Täbris 77.000 k. A.
7. Juni 1755 Kaschan 40.000 k. A. k. A.
30. Januar 1778 Kaschan 30.000 k. A. k. A.
27. Dezember 1779 Täbris 10.000 6,5 M
8. Januar 1780 Täbris 50.000 Das von vorhergehenden Beben geschwächte Täbris wurde fast völlig zerstört 7,7 M
25. Juni 1824 Schiras einige Hundert Alle Häuser von Schiras wurden beschädigt, einige stürzten ein 6,4 MS
12. Mai 1844 Kaschan 1.500 6,4 MS k. A.
22. Februar 1852 Ghutschan 2.000 5,8 M
 1853 Schiras 13.000 Ende April oder Anfang Mai k. A.
23. Dezember 1871 Ghutschan 2.000 5,6 M
6. Januar 1872 Ghutschan 4.000 6,3 M
22. März 1879 Ost-Aserbaidschan 2.000 20 Dörfer zerstört, weitere 54 beschädigt 6,7 MS
17. November 1893 Ghutschan 18.000 6,6 MS
11. Januar 1897 Qeschm/Larak 1.600 6,1 MS
23. Januar 1909 Isfahan 5.500 7,7 MS k. A.
25. Mai 1923 Torbat-e Heidarije 2.200–5.000 5,7 MS k. A.
1. Mai 1929 Kopet-Dag 3.800–5.803 7,4 MS k. A.
6. Oktober 1948 Aşgabat 110.000 Erdbeben von Aşgabat 1948: Erdbeben in der TuSSR mit Auswirkungen auf Orte in Razavi-Chorasan 7,3 MS IX–X
12. Februar 1953 Torud, Semnan 800–970 Der Ort Torud wurde völlig zerstört 6,4 M
2. Juli 1957 Māzandarān 1.100 6,6 M
13. Dezember 1957 Kangavar 1.200 Schwere Schäden in zahlreichen Dörfern 6,5 MW
24. April 1960 Lar 420 6,0 M k. A.
1. September 1968 Ferdows 700–1.000 1500 Häuser wurden zerstört; schweres Nachbeben am 4. September 6,3 MW k. A.
1. September 1962 Qazvin 12.225 Erdbeben von Buinzahra 1962 7,0 MW
31. August 1968 Süd-Chorasan 10.488 Mehr als 100 Dörfer zerstört oder beschädigt; 70.000–100.000 Menschen wurden obdachlos 7,3 MS
10. April 1972 Fars 5.054–5.374 6,9 MS
16. September 1978 Tabas 15.000–26.000 Erdbeben bei Tabas 1978 7,4 MS IX–X
11. Juni 1981 Golbaf, Kerman 844–3.000 Erdbeben bei Golbaf 1981 6,7 MS
28. Juli 1981 Sirdsch, Kerman 846–3.000 Erdbeben bei Sirdsch 1981 7,1 MS
21. Juni 1990 Gilan 40.000 Manjil-Rudbar-Beben 1990 7,4 MW
28. Februar 1997 Ardabil 965–1.100 2.600 Verletzte, 12.000 Gebäude zerstört oder beschädigt, 160.000 Nutztiere verendeten 6,1 MW
10. Mai 1997 Süd-Chorasan 1.728 2.300 Verletzte, 50.000 wurden obdachlos 7,2 MW
5. März 2000 Hormozgan 5,3 MW k. A.
22. Juni 2002 Qazvin 261 6,5 MW
26. Dezember 2003 Bam 26.271 Erdbeben von Bam 2003 6,6 MW
22. Februar 2005 Kerman 612 Erdbeben von Sarand 2005 6,4 MW
11. August 2012 Täbris 306 Erdbeben von Täbris 2012 6,4 MW
12. November 2017 Kermānschāh 629 Erdbeben von Kermānschāh 2017 7,3 MW
23. Februar 2020 West-Aserbaidschan 10 Erdbeben im iranisch-türkischen Grenzgebiet 2020 5,8 MW
2. Juli 2022 Hormozgan 5 Erdbeben in Hormozgan 2022 6,0 MW

Literatur

  • Manuel Berberian: Earthquakes and Coseismic Surface Faulting on the Iranian Plateau (= Developments in Earth Surface Processes. Band 17). Elsevier, Amsterdam u. a. 2014, ISBN 978-0-444-63292-0.
  • N. N. Ambraseys, C. P. Melville: A History of Persian Earthquakes. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1982, ISBN 0-521-24112-X.