Philipp Rösler
Philipp Rösler GOM (geb. 24. Februar 1973) ist ein ehemaliger deutscher Politiker, der von 2009 bis 2011 Bundesminister für Gesundheit und von 2011 bis 2013 Bundesminister für Wirtschaft und Technologie sowie Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland war.
Rösler war von 2011 bis 2013 Vorsitzender der liberalen Freien Demokratischen Partei (FDP). Nach der Bundestagswahl 2013, bei der die FDP aus dem Bundestag ausschied, kündigte er seinen Rücktritt vom Parteivorsitz an. Der in Vietnam geborene Rösler war der erste Kabinettsminister und Vizekanzler mit asiatischem Hintergrund in Deutschland. Bevor er in die Politik ging, war Rösler Herz-Thorax-Chirurg.
Frühes Leben und Ausbildung
Rösler wurde am 24. Februar 1973 in Khánh Hung, Provinz Ba Xuyên, in Südvietnam (heute Provinz Sóc Trăng, Vietnam) geboren. Er wurde von einem deutschen Ehepaar, das bereits zwei leibliche Kinder hatte, aus einem römisch-katholischen Waisenhaus in der Nähe von Saigon adoptiert und im Alter von neun Monaten in einem Flugzeug der humanitären Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes nach Düsseldorf, Westdeutschland, gebracht. Er wurde von seinem Adoptivvater, einem Berufsoffizier, aufgezogen, nachdem sich das Paar getrennt hatte, als er vier Jahre alt war.
Rösler wuchs in Hamburg, Bückeburg und Hannover auf, wo er 1992 sein Abitur ablegte. Nach einer Ausbildung zum Sanitäter bei der Bundeswehr wurde Rösler zum Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover zugelassen. Anschließend setzte er seine Ausbildung am Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg fort. Im Jahr 2002 promovierte er auf dem Gebiet der Herz-Thorax-Chirurgie. Im Jahr 2003 schied er als Stabsarzt aus dem Dienst aus.
Politische Karriere
Staatspolitik
Rösler trat 1992 in die FDP und ihre politische Jugendorganisation, die Jungen Liberalen, ein. Von 2000 bis 2004 war er Landesgeschäftsführer der FDP in Niedersachsen und ab 2003 Vorsitzender der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag. Von 2001 bis 2006 war Rösler Mitglied des Landtages von Hannover (Bezirk), wo er auch stellvertretender Fraktionsvorsitzender war. Im Mai 2005 wurde er als Beisitzer in den Bundesvorstand der FDP gewählt. Er erhielt 95% der Stimmen, das beste Ergebnis dieses Parteitages. Auf dem Landesparteitag im März 2006 wurde Rösler mit 96,4 % der Stimmen zum Vorsitzenden der niedersächsischen FDP gewählt und trat damit die Nachfolge von Walter Hirche an, der sich nach zwölf Jahren an der Spitze des Landesverbandes zum Rücktritt entschlossen hatte. Im April 2008 wurde Rösler mit 95 % der Stimmen im Amt des niedersächsischen FDP-Parteivorsitzenden bestätigt.
Auf dem Bundesparteitag im Juni 2007 wurde Rösler als Mitglied des Parteivorstandes wiedergewählt. Im darauffolgenden Monat wurde er zum Spitzenkandidaten seiner Partei für die niedersächsische Landtagswahl im Januar 2008 gewählt. Bei dieser Wahl erhielt er 10,9 % der Stimmen in seinem Wahlkreis Hannover-Döhren. Am 18. Februar 2008 wurde Rösler zum Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie zum stellvertretenden Ministerpräsidenten im Kabinett des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff ernannt.
Rolle in der Bundespolitik
Bundesministerin für Gesundheit, 2009-2011
Nach der Bundestagswahl 2009 wurde Rösler als Nachfolger von Ulla Schmidt Bundesgesundheitsminister im zweiten Kabinett von Angela Merkel.
Im Laufe des Jahres 2010 setzte Rösler im Rahmen seiner weitreichenden Gesundheitsreformpläne Änderungen an der Preisgestaltung für Arzneimittel auf dem deutschen Markt durch. Im Januar 2011 forderte er deutsche Pharmaunternehmen auf, das Narkosemittel Natriumthiopental nicht mehr in die USA zu liefern, was sie auch taten. Später im selben Jahr lehnte er ein Ersuchen seines Amtskollegen, des US-Handelsministers Gary Locke, ab, Deutschland mit Thiopental auszuhelfen, da Dutzende von US-Bundesstaaten mit Engpässen bei einem Medikament konfrontiert waren, das für tödliche Injektionen bei zum Tode Verurteilten benötigt wird.
Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, 2011-2013
Rösler trat am 12. Mai 2011 die Nachfolge von Rainer Brüderle als Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und am 13. Mai 2011 von Guido Westerwelle als FDP-Vorsitzender an und wurde am 16. Mai 2011 zum Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland ernannt.
Am 7. Juni 2011 nahm Rösler an einem Staatsdinner von Präsident Barack Obama zu Ehren von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Weißen Haus teil.
Rösler unterstützte nachdrücklich die ursprünglich von SPD und Grünen vorgeschlagene Präsidentschaftskandidatur von Joachim Gauck und sicherte sich Berichten zufolge seine Nominierung, indem er seinen gegnerischen Koalitionspartner, die CDU/CSU, davon überzeugte, die Nominierung zu unterstützen. Dies wurde als ein Schritt gesehen, um die Unabhängigkeit seiner Partei zu demonstrieren, die in Umfragen dramatisch zurücklag.
Als Konsequenz aus der Niederlage der FDP bei der Landtagswahl 2013 in Niedersachsen bot Rösler an, als Parteivorsitzender zurückzutreten. Der Parteivorstand beschloss, dass er zwar bleiben, aber die Partei bei der Bundestagswahl nicht anführen und stattdessen in einem Team mit Rainer Brüderle als Spitzenkandidat agieren würde. Nach der Niederlage bei der Bundestagswahl 2013, bei der die FDP zum ersten Mal in ihrer Geschichte aus dem Bundestag abgewählt wurde, trat er als Vorsitzender zurück und zog sich aus der Politik zurück. Sein Nachfolger an der Spitze der FDP wurde Christian Lindner.
Das Leben nach der Politik
Im Januar 2014 wurde Rösler Mitglied des Vorstands und Leiter des Zentrums für regionale Strategien des Weltwirtschaftsforums (WEF) in der Schweiz unter der Leitung des Vorsitzenden Klaus Schwab. Von Ende 2017 bis Anfang 2019 war Rösler Chief Executive Officer der Hainan Cihang Charity Foundation Inc. mit Sitz in New York, dem größten Aktionär der HNA Group.
Im Jahr 2020 gründete Rösler die Consessor AG, ein Beratungsunternehmen mit Sitz in Zug, das Unternehmen bei der strategischen Führung und Internationalisierung berät.
Im September 2021 wurde Rösler zum Honorarkonsul von Vietnam in den Schweizer Kantonen Zürich und Zug ernannt.
Andere Aktivitäten
Unternehmensvorstände
CV VC, Mitglied des Verwaltungsrats (seit 2023)
VinaCapital Ventures, Vorsitzender des Beirats (seit 2021)
Brainloop, Mitglied des Aufsichtsrates (seit 2020)
Pure Holding, Mitglied des Verwaltungsrats (seit 2020)
Arabesque S-Ray, Partner (seit 2019)
Numbrs, Mitglied des Beirats (seit 2019)
Emmacc, Mitglied des Beirats (seit 2019)
Loc Troi Group (LT Group), Unabhängiges Mitglied des Verwaltungsrats
Long Anh Province Energy Company, unabhängiges Mitglied des Verwaltungsrats
Fortum, Mitglied des Aufsichtsrates (2019-2023)
Siemens Healthineers, Mitglied des Aufsichtsrates (2018-2023)
KfW, Ex-Officio Mitglied des Aufsichtsrats (2011-2013)
Volkswagen, von Amts wegen Mitglied des Aufsichtsrates (2009)
Gemeinnützige Organisationen
World Vision Deutschland, Mitglied des Kuratoriums (seit 2020)
Jacobs University Bremen, Mitglied des Board of Governors (seit 2018)
Bertelsmann Stiftung, Mitglied des Kuratoriums (2017-2022)
Bertelsmann Foundation North America, Mitglied des Verwaltungsrats
Grünhelme, Mitglied des Kuratoriums
Robert-Enke-Stiftung, Vorsitzender des Kuratoriums (2010-14)
ZDF, Mitglied des Fernsehrats (2012-13)
Persönliches Leben
Rösler ist römisch-katholisch und Mitglied der Generalkonferenz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Er ist seit 2002 mit Wiebke Lauterbach, ebenfalls Ärztin, verheiratet. Das Paar hat Zwillingsmädchen, Grietje und Gesche, die 2008 geboren wurden. Die Familie lebte in Isernhagen, bevor sie 2014 nach Genf und 2017 nach Zürich zog.
Ehrungen
Großoffizier des Verdienstordens, Portugal (3. März 2009)
Verleihung der Ehrendoktorwürde für internationale Beziehungen durch die Universität von Kambodscha im Jahr 2015