American espionage in Germany

Aus Das unsichtbare Imperium
The I.G. Farben building served as the headquarters of the CIA in Germany during the Cold War

Die amerikanische Spionage in Deutschland wurde während des Zweiten Weltkriegs und der anschließenden Besatzung Deutschlands erheblich intensiviert. Da der Eiserne Vorhang während des Kalten Krieges mitten durch Deutschland verlief, war das geteilte Deutschland ein wichtiges Zentrum der US-Spionageaktivitäten. Der US-Geheimdienst beobachtete die Politik der Bundesrepublik Deutschland und betrieb Spionage und Propaganda gegen den Ostblock. Die CIA und andere amerikanische Geheimdienste arbeiteten eng mit dem westdeutschen BND zusammen, der ein enger Verbündeter der Amerikaner war. Auch nach der deutschen Wiedervereinigung blieben die amerikanischen Geheimdienste in Deutschland in erheblichem Umfang präsent. Im Jahr 2013 enthüllte die globale Überwachungs- und Spionageaffäre, dass die amerikanische NSA fast alle deutschen Spitzenpolitiker, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, abgehört und ausspioniert hat. Die Enthüllungen brachten auch ans Licht, dass die CIA Informanten in der Politik und in den Sicherheitsdiensten Deutschlands hatte.

Nach Schätzungen aus dem Jahr 2010 waren rund 120 CIA-Agenten in Deutschland tätig, oft getarnt als Diplomaten. Sie waren vor allem in der amerikanischen Botschaft in Berlin und den Konsulaten in München und Frankfurt tätig. Das CIA-Hauptquartier in Frankfurt befand sich lange Zeit im Gebäude der I.G. Farben, das im Zweiten Weltkrieg von den USA besetzt wurde. Nach Enthüllungen von WikiLeaks im Jahr 2017 gibt es im US-Konsulat in Frankfurt eine geheime Hacker-Einheit namens Vault 7, die für Europa, den Nahen Osten und Afrika zuständig ist. In Wiesbaden befindet sich das 2015 errichtete Consolidated Intelligence Center der US-Armee, das auch von der NSA genutzt werden soll. Das Spionagezentrum befindet sich in der Nähe des verkehrsintensiven Internetknotens DE-CIX. Die US-Stützpunkte im Land sind extraterritorial und unterliegen daher dem US-Recht.

Die USA verfügen über eine Überwachungskapazität auf deutschem Boden, die weit über die der deutschen Sicherheitsdienste hinausgeht. Dies zeigt sich auch daran, dass zahlreiche terroristische Anschläge in Deutschland durch Informationen der US-Geheimdienste verhindert werden konnten. Es besteht also eine große Abhängigkeit von der deutschen Seite im Kampf gegen den Terrorismus.

Geschichte

Zweiter Weltkrieg

Kurz nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor erklärte Deutschland den USA am 11. Dezember 1941 den Krieg. Das Versagen der US-Geheimdienste in Pearl Harbor führte 1942 zur Gründung des Office of Strategic Services (OSS), das dem Kriegsministerium unterstellt war. Zahlreiche deutsche Emigranten arbeiteten für den Dienst und gaben Informationen an ihn weiter, darunter Herbert Marcuse, Jürgen Kuczynski, Carl Zuckmayer und Franz Neumann. Um Agenten auf den Einsatz in Deutschland vorzubereiten, errichteten die USA in Maryland sogar eine deutsche Scheinstadt. In Camp Ritchie wurden fast 20.000 Rekruten ausgebildet, von denen etwa 2.000 in Deutschland geboren waren. Viele von ihnen waren deutsche Juden, darunter der spätere US-Außenminister Henry Kissinger. Dank ihrer Kenntnisse der deutschen Sprache konnten diese Rekruten wichtige Dienste für die amerikanischen Kriegsanstrengungen leisten, indem sie deutsche Kriegsgefangene verhörten. In Zusammenarbeit mit den Briten waren die Amerikaner auch in der Lage, den deutschen Funkverkehr zu entschlüsseln (z. B. durch das gemeinsame Ultra-Programm) und waren somit stets über die Pläne der Wehrmacht informiert. Mit der Operation Bodyguard gelang es den Alliierten, die Deutschen durch die Verbreitung von Falschinformationen über Ort und Zeit der Landung in der Normandie zu täuschen, was zum Erfolg der Operation Overlord beitrug.

Nachkriegszeit

Nach dem Ende des Hitler-Regimes im Jahr 1945 wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den Siegermächten verwaltet wurden. Die Prioritäten der amerikanischen Dienste in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren die Entnazifizierung und Demokratisierung Deutschlands, die Anwerbung deutscher Wissenschaftler und die Überwachung der Aktivitäten der Sowjets, zu denen sich die Beziehungen nach dem Sieg über den gemeinsamen Feind schnell verschlechterten.

Operation Overcast

Die Operation Overcast war ein geheimes US-Geheimdienstprogramm, in dessen Rahmen zwischen 1945 und 1959 mehr als 1.600 deutsche Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker aus Deutschland in die USA gebracht wurden, um nach Kriegsende für die amerikanische Regierung zu arbeiten. Die Operation wurde von der Joint Intelligence Objectives Agency (JIOA) durchgeführt, die größtenteils von Spezialagenten des Counterintelligence Corps (CIC) der US Army geleitet wurde. Die Wissenschaftler waren häufig am Raketenprogramm der Nazis, der Luftwaffe und der deutschen chemischen und biologischen Kriegsführung beteiligt. In einigen Fällen waren sie in schwere Kriegsverbrechen verwickelt gewesen. Zu den angeworbenen Wissenschaftlern gehörte auch Wernher von Braun, der später das amerikanische Raumfahrtprogramm leitete. Auch deutsche Patente wurden von den Amerikanern beschlagnahmt.

Gründung der Bundesrepublik

Der CIC spielte eine entscheidende Rolle bei der Entnazifizierung des besetzten Deutschlands und bei der Verhaftung flüchtiger Nazis. Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendienstes überprüften Millionen von Deutschen und waren an den Prozessen gegen Hunderte von Kriegsverbrechern beteiligt. Auch die Reaktion der Bevölkerung auf die Entnazifizierung wurde überwacht. Der US-Geheimdienst knüpfte Kontakte zu vertrauenswürdigen deutschen Politikern. Der spätere deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer stand auf einer Whitelist vertrauenswürdiger Personen und wurde 1945 von den Amerikanern kontaktiert. Der spätere Bundespräsident Theodor Heuss verdankte seinen Aufstieg seinen guten Kontakten in die Kreise des US-Militärgeheimdienstes und fungierte möglicherweise eine Zeit lang als Informant für den CIC.

Nachdem die politischen Parteien wieder zugelassen waren, wurden sie vom US-Geheimdienst überwacht und unterwandert. Die wiedergegründete KPD wurde besonders genau überwacht. Ab 1948 wurde Willy Brandt, der den CIC mit Informationen aus dem geteilten Berlin versorgte, zum wichtigsten SPD-Informanten für die Amerikaner. Die USA versuchten, die SPD zu begünstigen, um eine kommunistische Machtübernahme zu verhindern. Brandt wurde 1950 als Agent angeworben und erhielt als "Informant ‚O-35-VIII‘" zusammen mit dem SPD-Mitläufer Hans E. Hirschfeld 200.000 Mark politische Unterstützung von den Amerikanern, die seine Karriere förderten. Seine Tätigkeit als Informant endete 1952, aber er blieb auch danach in Kontakt mit US-Geheimdienstkreisen.

Kalter Krieg

Bleiben Sie in Kontakt mit den Netzwerken

Die Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion verschlechterten sich bald so sehr, dass der Kalte Krieg begann. Die Berlin-Blockade machte den Amerikanern ihre verwundbare Position bewusst, und aufgrund der zahlenmäßigen Unterlegenheit der US-Streitkräfte in Europa gingen die amerikanischen Militärplaner davon aus, dass Europa im Falle eines sowjetischen Angriffs schnell an die Kommunisten fallen würde. Die im Rahmen des National Security Act von 1947 gegründete Central Intelligence Agency (CIA) begann daher mit dem Aufbau so genannter Stay-behind-Netzwerke, die im Falle eines sowjetischen Angriffs hinter den feindlichen Linien im Interesse der Amerikaner handeln sollten. Für dieses Projekt wurden in Deutschland zahlreiche ehemalige Nazis rekrutiert. Zwischen 1948 und 1955 organisierte die CIA mehr als ein Dutzend solcher Netze in Westdeutschland und West-Berlin, bestehend aus mehreren hundert deutschen Funkern, Agenten und Informanten, von denen viele im Zweiten Weltkrieg Soldaten der Wehrmacht oder der Waffen-SS gewesen waren. Im Rahmen der Operation wurden geheime Depots mit Waffen, Sprengstoff, Funk- und Chiffrierdokumenten und Zubehör eingerichtet. Diese Netze von geheimen Waffendepots und Agenten wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in zahlreichen anderen NATO-Ländern eingerichtet.

Rivalität mit den Sowjets in Berlin

Die geteilte deutsche Hauptstadt Berlin wurde bereits in den 1940er Jahren zu einem Zentrum der Spionage. Hier standen die Amerikaner dem entstehenden Ostblock und den sowjetischen Streitkräften am nächsten und rekrutierten alle Nachrichtendienste unter der Berliner Bevölkerung. In Zusammenarbeit mit den Briten gelang der CIA 1955 mit der Operation Gold ein nachrichtendienstlicher Coup, als sie einen 400 Meter langen Spionagetunnel zwischen dem amerikanischen und dem sowjetischen Sektor errichteten, mit dem sowjetische Telefonleitungen angezapft und abgehört werden konnten. Die Sowjets waren jedoch dank sowjetischer Spione im britischen MI5 bereits im Vorfeld über den Tunnel informiert und verrieten die Operation ein Jahr später, ohne ihre Quelle zu gefährden.

1959 gab es über tausend amerikanische Spione in Berlin. Die Anwesenheit westlicher Spione in Berlin war einer der Gründe, warum die Sowjets den Bau der Berliner Mauer unterstützten, die den Kontakt zu vielen westlichen Geheimdienstquellen in Ost-Berlin unterbrach.

Amerikanische Geheimdienstaktivitäten im Deutschland des Kalten Krieges

Westdeutschland war als Basis für die Aktivitäten der amerikanischen Geheimdienste von großer Bedeutung. Zusammen mit der Türkei und dem Vereinigten Königreich gehörte Deutschland zu den drei Ländern, die eine große Anzahl und Vielfalt verschiedener nachrichtendienstlicher Stationen und Stützpunkte auf ihrem Territorium zuließen, während andere europäische Länder dies einschränkten. In Deutschland wurden zahlreiche SIGINT-Abhörposten, Radarüberwachungsstationen und CIA-Stützpunkte eingerichtet, die für die Amerikaner eine wichtige Rolle im Kalten Krieg spielten. Die deutsche Station der CIA war die größte CIA-Einheit in Übersee. Im Jahr 1959 zählte sie zwischen 1.400 und 1.700 Mitarbeiter für den Betrieb und die Unterstützung. Das deutsche CIA-Hauptquartier, das Teile eines riesigen ehemaligen IG-Farben-Gebäudes in Frankfurt am Main belegte, kontrollierte ein Dutzend über ganz Westdeutschland verstreute Operationsbasen, von denen die größte die 200 Mann starke Berlin Operations Base (BOB) war, deren Codename U.S. Army Field Systems Office lautete. Die BOB befand sich in einem dreistöckigen Gebäude im Berliner Stadtteil Dahlem, das während des Zweiten Weltkriegs das Hauptquartier der deutschen Luftwaffe gewesen war. Die CIA kontrollierte außerdem zahlreiche kleinere Waffendepots, Spionagestationen, Ausbildungslager, Munitionsdepots und Geheimverstecke in ganz Westdeutschland.

Auch nachdem die Bundesrepublik die außenpolitische Souveränität erlangt hatte, behielten die Siegermächte zum Schutz ihrer Sicherheit Privilegien bei, die zum Teil durch das Grundgesetz aufgehoben wurden, insbesondere das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis. Die Deutsche Bundespost wurde auf kommunistische Aktivitäten überwacht. Während des Kalten Krieges fingen westliche Geheimdienste rund 90 Millionen Postsendungen ab. Auch das deutsche Telefonnetz wurde von der NSA überwacht.

Es gab eine Reihe von CIA-gesponserten Operationen zur psychologischen Kriegsführung, die von Deutschland aus durchgeführt wurden. So wurden bis in die 1960er Jahre Ballons mit antisowjetischen Botschaften über der innerdeutschen Grenze in Richtung Osten geflogen. Von München aus sendeten die Propagandasender Radio Free Europe / Radio Liberty, die von 1948 bis in die 1970er Jahre von der CIA finanziert und geleitet wurden. Die USA versuchten auch, die deutschen Massenmedien zu beeinflussen. Das Verlagshaus Axel Springer soll in den 1950er Jahren 7 Millionen US-Dollar für eine US-Interessen-konforme Berichterstattung erhalten haben. Amerikanische Geheimdienste finanzierten verschiedene antikommunistische Gruppen wie den Bund Deutscher Jugend, den Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen und die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit. Mehr als ein Dutzend Organisationen erhielten Mitte der 1950er Jahre Gelder von der CIA, darunter Verlage und die politische Opposition in der DDR. Die CIA finanzierte auch zahlreiche Kunst- und Kulturzeitschriften in Europa und förderte den abstrakten Expressionismus gegenüber dem sozialistischen Realismus als Kunstform.

Die USA versuchten auch, ein Spionagenetz in der DDR aufzubauen, was sich jedoch als schwierig erwies. Die Bemühungen scheiterten insbesondere an der entschlossenen Spionageabwehr der Stasi und des KGB sowie an der mangelnden Koordination zwischen den zahlreichen amerikanischen Geheimdiensten. Die Cambridge Five verursachten auch ein beträchtliches Sicherheitsleck in den eigenen Reihen, das dazu führte, dass eine Reihe von Agenten im Osten enttarnt wurde. Einige Spione blieben jedoch länger unentdeckt, wie die Spionin Gertrud Liebing, die ab 1954 elf Jahre lang das Zentralkomitee der SED für die CIA ausspionierte, bevor sie 1966 gefasst wurde. Auch über Spionageflüge und Verhöre von DDR-Flüchtlingen in die Bundesrepublik versuchten die USA, Informationen über die DDR zu erhalten. Die wichtigste Quelle für die Amerikaner über die Vorgänge in der DDR blieb jedoch der westdeutsche BND.

Nach der deutschen Wiedervereinigung

Unmittelbar nach dem Fall der Berliner Mauer gelangten die USA auf unbekanntem Wege in den Besitz der Rosenholz-Akten, einer Liste von Stasi-Mitarbeitern, die den USA bei der Enttarnung von Spionen geholfen hatten. Die Akten wurden angeblich von einem KGB-Mitarbeiter für 75.000 US-Dollar an die CIA verkauft. Die Akten wurden von den US-Geheimdiensten ausgewertet und erst 2003 in unvollständiger Form an Deutschland zurückgegeben.

Am 22. April 1991 wurde Jeffrey Carney von den USA in Berlin in einer illegalen Operation auf deutschem Boden entführt. Carney war der ranghöchste US-Überläufer in Deutschland und war 1985 nach Ostdeutschland geflohen, nachdem er zuvor Geheimnisse an die Stasi verraten hatte. Er wurde in den USA zu 38 Jahren Haft verurteilt und 2003 begnadigt.

Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde die Präsenz der amerikanischen Nachrichtendienste reduziert und das Personal der Nachrichtendienste in Westeuropa um etwa die Hälfte verringert. Mit den Deutschen wurde ein Ende der Überwachung des deutschen Telefon- und Postnetzes vereinbart, an das sich die Amerikaner jedoch in der Folgezeit nicht hielten. 1995 soll US-Präsident Bill Clinton die CIA angewiesen haben, die Wirtschaftsspionage gegen befreundete Länder wie Japan und Deutschland zu verstärken. Während der UN-Inspektionen der Anlagen des Regimes von Saddam Hussein im Irak soll die CIA Geheimnisse aus der deutschen Atomindustrie gestohlen haben.

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 und die darauf folgenden Kriege in Afghanistan und im Irak haben die Bedeutung Deutschlands für die Amerikaner noch einmal gesteigert. Die US-Militärstützpunkte in Deutschland, wie z. B. die Ramstein Air Base, spielten eine wichtige Rolle im Krieg gegen den Terror. Während des Krieges gegen den Terror soll die Einrichtung der Black Sites von der CIA-Basis in Frankfurt aus geplant und koordiniert worden sein. Gefangene Terrorverdächtige wurden in den Black Sites inhaftiert und gefoltert.

Die Weigerung von Gerhard Schröder, der Koalition der Willigen beizutreten, sorgte für Misstrauen bei den Amerikanern. Daraufhin wurde er ab 2002 auf die Liste der zu überwachenden Personen der NSA gesetzt und seine Telefongespräche wurden abgehört.

Im Jahr 2007 wurde die terroristische Sauerland-Zelle durch von der NSA abgefangene Telefonate und E-Mails aufgedeckt. Die Terroristen hatten Anschläge auf US-Militäreinrichtungen in Deutschland geplant. Schon vor den späteren Leaks offenbarte das Abhören die große Kapazität der NSA zur Überwachung von Kommunikationssystemen innerhalb Deutschlands.

Die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden im Sommer 2013 enthüllten, dass die NSA die Handys und Telefone von 35 Staatsoberhäuptern weltweit überwacht und abgehört hatte, darunter auch die Kommunikation von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Letztere zeigte sich empört, und die deutsche Regierung berief erstmals den US-Botschafter ein. Die NSA-Affäre deckte auch die beispiellose Massenüberwachung deutscher Bürger durch US-Geheimdienste auf. Nachdem die USA versprochen hatten, die Überwachung der Bundeskanzlerin einzustellen, bestätigte ein US-Geheimdienstmitarbeiter 2014, dass stattdessen nun das Handy von Innenminister Thomas de Maizière überwacht werde, wie Bild berichtete. Zu diesem Zeitpunkt überwachte die NSA mehr als 300 Personen in Deutschland direkt, darunter Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik. Das Spähprogramm zur Überwachung der deutschen Politik- und Wirtschaftselite soll bereits 1998 begonnen haben.

Später wurde auch der deutsche NSA-Untersuchungsausschuss von den USA ausspioniert, als ein BND-Mitarbeiter, der seit 2012 für die CIA spioniert hatte, geheime Dokumente des Untersuchungsausschusses an die Amerikaner weitergab. Für den Fall, dass Edward Snowden vor den Untersuchungsausschuss geladen werden sollte, haben die USA damit gedroht, die Zusammenarbeit mit deutschen Geheimdiensten und die Terrorismusbekämpfung einzustellen.

Nach Enthüllungen vom Juni 2014 hatten die USA ein Dutzend Spione in verschiedenen deutschen Ministerien platziert, darunter im Verteidigungs-, Wirtschafts-, Innen- und Entwicklungshilfeministerium. Letzteres war für die CIA von Interesse, weil der BND über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung verdeckte Operationen im Ausland durchführte.

Ein durch die Pentagon-Leaks von 2023 bekannt gewordenes Dokument deutet darauf hin, dass die US-Geheimdienste noch immer die Kommunikation des deutschen Verteidigungsministeriums lesen können. Die Echtheit der Dokumente ist unbestätigt, sie wurden jedoch von Die Zeit und der ARD als authentisch eingestuft.

Zusammenarbeit zwischen dem BND und amerikanischen Geheimdiensten

Der BND ging aus der Organisation Gehlen hervor, die unter der Ägide der Amerikaner gegründet wurde. Der ehemalige Wehrmachtsgeneralmajor Reinhard Gehlen wurde Leiter der Organisation und später der erste Präsident des BND, der 1956 als Nachfolger gegründet wurde. Unter den ersten Mitarbeitern waren zahlreiche Nazi-Offiziere, die nun von den Amerikanern gegen die Sowjets angeworben wurden. Während des gesamten Kalten Krieges waren die amerikanischen Geheimdienste und der BND enge Verbündete. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit war die Operation Rubicon, bei der ab 1970 fast 100 Länder durch den Verkauf von manipulierter Verschlüsselungstechnologie (CX-52) der Schweizer Firma Crypto AG ausspioniert wurden.

Medienberichten zufolge sollen der BND, das BKA und das BfV mit der CIA beim Aufbau von Geheimgefängnissen (Black Sites) zusammengearbeitet haben. Auch an den Verhören in Guantanamo sollen Deutsche beteiligt gewesen sein.

Der BND soll mit der NSA bei der Bespitzelung deutscher Bürger im Rahmen von Projekt 6 und anderen Operationen zusammengearbeitet haben, was zu öffentlicher Kritik an dem Dienst führte. Der BND hat Daten wie private Handynummern und E-Mail-Adressen an die NSA weitergegeben und Daten für die NSA vorsortiert. Als Reaktion auf die Affäre verabschiedete der Deutsche Bundestag im Oktober 2016 ein überarbeitetes BND-Gesetz.

Literatur

  • Boghardt, Thomas (2023). Covert Legions - U.S. Army Intelligence in Germany, 1944-1949 (PDF). U.S. Army Center of Military History. ISBN 978-3110999259.