J. J. P. Oud
Jacobus Johannes Pieter Oud (9. Februar 1890 - 5. April 1963) war ein niederländischer Architekt. Sein Ruhm begann als Anhänger der De Stijl-Bewegung.
Biografie
Oud wurde in Purmerend als Sohn eines Tabak- und Weinhändlers geboren. Als junger Architekt wurde er von Berlage beeinflusst und studierte eine Zeit lang bei Theodor Fischer in München. Er arbeitete mit W.M. Dudok in Leiden zusammen, wo er auch Theo van Doesburg kennenlernte und sich mit der Bewegung De Stijl auseinandersetzte.
Zwischen 1918 und 1933 war Oud städtischer Wohnungsbauarchitekt in Rotterdam. In dieser Zeit, als viele Arbeiter in die Stadt kamen, arbeitete er vor allem an sozial fortschrittlichen Wohnprojekten. Dazu gehörten Projekte in den Stadtteilen Spangen, Kiefhoek und Witte Dorp. Oud gehörte zu einer Reihe niederländischer Architekten, die versuchten, eine strenge, rationale, "wissenschaftliche" und kostengünstige Bautechnik mit den psychologischen Bedürfnissen und ästhetischen Erwartungen der Nutzer in Einklang zu bringen. Seine eigene Antwort war der 'poetische Funktionalismus'.

Im Jahr 1927 war er einer der fünfzehn Architekten, die an der einflussreichen modernistischen Ausstellung Weissenhof Estate teilnahmen. In Amerika ist Oud vielleicht am besten dafür bekannt, dass er von der Hauptströmung der modernistischen Bewegung gelobt und angenommen wurde, um dann aus stilistischen Gründen kurzerhand wieder rausgeworfen zu werden. Ab 1932 galt er als einer der vier größten Architekten der Moderne (zusammen mit Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius und Le Corbusier) und wurde in der Ausstellung International Style von Philip Johnson an prominenter Stelle vorgestellt. Johnson unterhielt einen Briefwechsel mit Oud, versuchte, ihm Arbeit zu verschaffen, gab ein Haus für seine Mutter in Auftrag (das nie gebaut wurde) und schickte ihm Socken und Fahrradreifen. 1945, nachdem das Ende des Zweiten Weltkriegs die Veröffentlichung von Fotos von Ouds Gebäude des Shell-Hauptquartiers in Den Haag aus dem Jahr 1941 in Amerika erlaubt hatte, verurteilte die Architekturpresse sarkastisch seine Verwendung von Ornamenten ("Stickereien") als dem Geist der Moderne zuwiderlaufend.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf Oud das Niederländische Nationale Kriegsdenkmal in Amsterdam und das Denkmal auf dem Soldatenfriedhof Grebbeberg. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich weitgehend von jeglichen Stijl'-Einflüssen gelöst. Er vertrat weiterhin eine sehr individualistische Haltung gegenüber dem Mainstream-Modernismus. Er entwarf Projekte wie die Spaarbank in Rotterdam, das Bürogebäude De Utrecht in Rotterdam und das Gesundheitszentrum für Kinder in Arnheim (Bio-herstellingsoord).
Ouds Bruder, Pieter Oud, war Bürgermeister von Rotterdam.
Oud starb 1963 im Alter von 73 Jahren in Wassenaar.
Chronologie der Werke

- 1906 Haus in Purmerend.
- 1912 Kino, Arbeiterwohnblock und kleine Einzelhäuser in Purmerend.
- 1913-1914 Kleine Häuser in und um Leiden.
- 1915 Projekt für ein städtisches Badehaus, nicht ausgeführt.
- 1917 Haus in Katwijk-aan-Zee (Zusammenarbeit mit Kamerlingh Onnes). Haus in Noordwijkerhout (Zusammenarbeit mit Theo van Doesburg). Projekt für eine Reihe von Häusern am Meer, unausgeführt.
- 1918 Spangen, Blöcke I und V, Arbeiterwohnungen in Rotterdam.
- 1919 Spangen, Blöcke VIII und IX. Projekte für eine Fabrik und ein Zollfreilager, nicht verwirklicht.
- 1920-1921 Tuschendijken, Blöcke I bis IV und VI in Rotterdam.
- 1921 Projekt für ein Haus in Berlin, unausgeführt.
- 1922 Gartendorf in Rotterdam an der Oud-Mathenesse.
- 1923 Büro des Superintendenten in Oud-Mathenesse, provisorisch.
- 1925 Café de Unie in Rotterdam
- 1926 Projekt für das Hotel Stiassni in Brünn, Tschechoslowakei, unausgeführt. Wettbewerbsentwurf für die Rotterdamer Börse, nicht ausgeführt.
- 1926-1927 Arbeiterhäuser in Hoek van Holland
- 1927 Reihe von 5 Häusern, Wohnungsbauausstellung Weissenhof, Stuttgart.
- 1927 Erweiterungen der Villa Allegonda in Katwijk-aan-Zee.
- 1928-1930 Wohnsiedlung Kiefhoek in Rotterdam.
- 1931 Projekt für Stahlwohnungen in Rotterdam, nicht ausgeführt. Projekt für ein Haus in Pinehurst, unausgeführt.
- 1933 Chair, Museum de Fundatie in Heino, Niederlande
- 1938-1948 Shell-Hauptsitz, Den Haag
- 1942-1957 Spaarbank, Rotterdam
- 1952-1960 Bio-herstellingsoord, Arnheim
- 1954-1961 Bürogebäude De Utrecht, Rotterdam
- 1956, Nationaldenkmal (mit dem Bildhauer John Raedecker), Dam-Platz, Amsterdam
Weitere Lektüre
- Broekhuizen, Dolf, De Stijl toen / J.J.P. Oud nu. De bijdrage van architect J.J.P. Oud aan herdenken, herstellen en bouwen in Nederland (1938-1963), Dissertation Universität Groningen, Rotterdam, NAi publishers 2000 (ISBN 90-5662-193-9)
- Taverne, Ed, Broekhuizen, Dolf, J.J.P. Oud's Shell Building. Entwurf und Rezeption, Rotterdam: NAi publishers 1995 (ISBN 90-72469-73-9)
- Taverne, Ed; Wagenaar, Cor; Vletter, Martien de; Broekhuizen, Dolf (Hrsg.), J.J.P. Oud Poetic Functionalist 1890-1963, Complete Works, Rotterdam: NAi publishers 2001 (ISBN 978-90-5662-199-5)
Externe Links
Media related to Jacobus Oud at Wikimedia Commons