Anne Applebaum: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Anne Elizabeth Applebaum''' ( | '''Anne Elizabeth Applebaum''' (geboren am 25. Juli 1964) ist eine amerikanische Journalistin und Historikerin. Sie hat viel über die Geschichte des Kommunismus und die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Mittel- und Osteuropa geschrieben. Applebaum besitzt auch die polnische Staatsbürgerschaft. | ||
Sie hat für ''[[The Economist]]'' und ''The Spectator'' gearbeitet und war Mitglied der Redaktion von ''[[The Washington Post]]'' (2002-2006). Applebaum gewann 2004 den Pulitzer-Preis für allgemeine Sachliteratur für ''Gulag: A History'', das im Jahr zuvor veröffentlicht wurde. Sie ist Mitarbeiterin von ''[[The Atlantic]]'' und Senior Fellow am Agora Institute der Johns Hopkins University School of Advanced International Studies. | |||
== | ==Leben und Ausbildung== | ||
Applebaum | Applebaum wurde in Washington, D.C., als älteste von drei Töchtern von Harvey M. und Elizabeth Applebaum in einer jüdischen Reformfamilie geboren. Ihr Vater, ein ehemaliger Yale-Absolvent, ist Senior Counsel bei Covington & Burling's Antitrust and International Trade Practices. Ihre Mutter war Programmkoordinatorin bei der Corcoran Gallery of Art. Nach Angaben von Applebaum wanderten ihre Urgroßeltern während der Herrschaft Alexanders III. von Russland aus dem heutigen Weißrussland nach Amerika ein. | ||
Nach dem Besuch der Sidwell Friends School in Washington, D.C., ging Applebaum an die [[Yale University]], wo sie im Herbstsemester 1982 bei Wolfgang Leonhard sowjetische Geschichte studierte. Während ihres Studiums verbrachte sie den Sommer 1985 in Leningrad in der Sowjetunion (heute Sankt Petersburg, Russland), eine Erfahrung, die sie als prägend für ihre Ansichten bezeichnet. | |||
Applebaum | Applebaum schloss ihr Studium in Yale 1986 mit "summa cum laude" in Geschichte und Literatur ab und erhielt ein zweijähriges Marshall-Stipendium an der [[London School of Economics]], wo sie 1987 einen Master-Abschluss in internationalen Beziehungen erwarb. Sie studierte auch am St. Antony's College in Oxford, bevor sie Korrespondentin für ''[[The Economist]]'' wurde und 1988 nach Warschau, Polen, zog. | ||
Im November 1989 fuhr Applebaum von Warschau nach Berlin, um über den Fall der Berliner Mauer zu berichten. | |||
== | == Karriere == | ||
Als Auslandskorrespondentin für ''[[The Economist]]'' und ''The Independent''' berichtete sie über den Fall der Berliner Mauer und die Wende. 1991 kehrte sie nach England zurück, um für ''[[The Economist]]'' zu arbeiten, und wurde später als Auslands- und später stellvertretende Redakteurin von ''The Spectator'' und später als politische Redakteurin des ''Evening Standard'' angestellt. | |||
Im Jahr 1994 veröffentlichte sie ihr erstes Buch ''Between East and West: Across the Borderlands of Europe'', ein Reisebericht, der den Aufstieg des Nationalismus in den neuen Staaten der ehemaligen Sowjetunion beschreibt. Im Jahr 2001 interviewte sie Premierminister [[Tony Blair]]. Sie unternahm auch historische Recherchen für ihr Buch ''Gulag: A History'' (2003) über das sowjetische Gefangenenlagersystem, das 2004 mit dem Pulitzer-Preis für allgemeine Sachbücher ausgezeichnet wurde. Außerdem wurde es für den National Book Award, den ''[[Los Angeles Times]]'' Buchpreis und den National Book Critics Circle Award nominiert. | |||
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Sie war Mitglied der Redaktion der ''[[The Washington Post]]''. Sie war siebzehn Jahre lang Kolumnistin der ''[[The Washington Post]]''. Applebaum war Adjunct fellow am [[American Enterprise Institute]], einer konservativen Denkfabrik. | |||
Ihr zweites Geschichtsbuch, ''Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe 1944-56'', wurde 2012 von Doubleday in den USA und Allen Lane im Vereinigten Königreich veröffentlicht; es wurde für einen National Book Award nominiert und stand 2013 auf der Shortlist für den PEN/John Kenneth Galbraith Award. | |||
Von 2011 bis 2016 gründete und leitete sie das Transitions Forum am Legatum Institute, einer internationalen Denkfabrik und gemeinnützigen Bildungseinrichtung mit Sitz in London. Unter anderem leitete sie ein zweijähriges Programm zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Demokratie und Wachstum in Brasilien, Indien und Südafrika, entwickelte die Projekte Future of Syria und Future of Iran über den künftigen institutionellen Wandel in diesen beiden Ländern und gab eine Reihe von Papieren über Korruption in Georgien, Moldawien und der Ukraine in Auftrag. | |||
Gemeinsam mit der Zeitschrift ''[[Foreign Policy]]'' gründete sie das Democracy Lab, eine Website, die sich auf Länder konzentriert, die sich im Übergang zur Demokratie oder in der Abkehr von ihr befinden, und die inzwischen zu Democracy Post bei ''The Washington Post'' geworden ist. Außerdem leitete sie Beyond Propaganda, ein Programm, das sich mit der Propaganda und Desinformation des 21. Jahrhunderts beschäftigt. Jahrhunderts. Das 2014 gestartete Programm nahm die späteren Debatten über "Fake News" vorweg. Im Jahr 2016 verließ sie Legatum wegen dessen Haltung zum Brexit, nachdem die Euroskeptikerin Philippa Stroud zur Geschäftsführerin ernannt worden war, und wechselte zur [[London School of Economics]] als Professorin für Praxis am Institute for Global Affairs. An der LSE leitete sie Arena, ein Programm über Desinformation und Propaganda des 21. Jahrhunderts. Im Herbst 2019 verlegte sie das Projekt an das Agora Institute der Johns Hopkins University. | |||
Im Oktober 2017 veröffentlichte sie ihr drittes Geschichtsbuch, ''Red Famine: Stalin's War on Ukraine'', eine Geschichte des Holodomor. Das Buch wurde mit dem Lionel-Gelber-Preis und dem Duff-Cooper-Preis ausgezeichnet, womit sie die einzige Autorin ist, die den Duff-Cooper-Preis zweimal gewonnen hat. | |||
Im November 2019 gab ''[[The Atlantic]]'' bekannt, dass Applebaum ab Januar 2020 als feste Autorin für die Publikation arbeiten wird. Sie wurde in die '''Prospect'''-Liste der Top-50-Denker der COVID-19-Ära für 2020 aufgenommen. | |||
{{external media| float = right| video1 = [https://www.c-span.org/video/?474421-1/twilight-democracy Presentation by Applebaum on ''Twilight of Democracy'', July 21, 2020], C-SPAN}} | {{external media| float = right| video1 = [https://www.c-span.org/video/?474421-1/twilight-democracy Presentation by Applebaum on ''Twilight of Democracy'', July 21, 2020], C-SPAN}} | ||
Im Juli 2020 wird ''Twilight of Democracy: Die verführerische Verlockung des Autoritarismus'' veröffentlicht. Das Buch, das zum Teil aus Memoiren und zum Teil aus einer politischen Analyse besteht, war ein Bestseller des "Spiegel" und der "New York Times". | |||
Ebenfalls im Juli 2020 gehörte Applebaum zu den 153 Unterzeichnern des "Harper's Letter" (auch bekannt als "A Letter on Justice and Open Debate"), in dem er seine Besorgnis darüber zum Ausdruck brachte, dass "der freie Austausch von Informationen und Ideen, das Lebenselixier einer liberalen Gesellschaft, täglich mehr eingeschränkt wird". | |||
Im November 2022 war Applebaum einer von 200 US-Bürgern, die von Russland wegen "Förderung der russophoben Kampagne und Unterstützung des Regimes in Kiew" sanktioniert wurden. | |||
Applebaum | Applebaum ist Mitglied des [[Council on Foreign Relations]]. Sie gehört dem Vorstand der National Endowment for Democracy und der Renew Democracy Initiative an. Sie war Mitglied des internationalen Verwaltungsrats des Institute for War and Peace Reporting. Sie war Senior Adjunct Fellow am Center for European Policy Analysis (CEPA), wo sie eine wichtige Initiative zur Bekämpfung der russischen Desinformation in Mittel- und Osteuropa (MOE) mitleitete. Sie war im Redaktionsbeirat von ''[[The American Interest]]'' und dem ''Journal of Democracy'''. | ||
== | == Positionen == | ||
=== Sowjetunion und Russland === | |||
Laut Sheila Fitzpatrick "war Applebaum als politischer Kommentator tätig, der Russland und Putins Regime sehr kritisch gegenüberstand." [[Ivan Krastev]] behauptet, dass der Fall der Berliner Mauer 1989 "der Ausgangspunkt für alles war, was Applebaum in den folgenden drei Jahrzehnten tat... Für sie war das Ende des Kalten Krieges keine geopolitische Geschichte, sondern eine moralische Geschichte, ein Urteil, das von der Geschichte selbst ausgesprochen wurde." | |||
Applebaum schreibt seit den frühen 1990er Jahren über die Sowjetunion und Russland. Im Jahr 2000 beschrieb sie die Verbindungen zwischen dem damals neuen russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem ehemaligen sowjetischen Führer Juri Andropow und dem ehemaligen KGB. Im Jahr 2008 begann sie, den "Putinismus" als antidemokratische Ideologie zu bezeichnen, obwohl die meisten den russischen Präsidenten damals noch für einen prowestlichen Pragmatiker hielten. | |||
Applebaum hat das Verhalten des Westens in Bezug auf die russische Militärintervention in der Ukraine lautstark kritisiert. In einem Artikel in der ''[[The Washington Post]]'' vom 5. März 2014 vertrat sie die Ansicht, dass die USA und ihre Verbündeten nicht weiterhin "die Existenz eines korrupten russischen Regimes, das Europa destabilisiert", ermöglichen sollten, und wies darauf hin, dass die Handlungen von Präsident Wladimir Putin "eine Reihe von internationalen Verträgen" verletzt hätten. In einem weiteren Artikel im Daily Telegraph vom 7. März, in dem es um einen Informationskrieg ging, vertrat Applebaum die Ansicht, dass "eine robuste Kampagne zur Verbreitung der Wahrheit über die Krim notwendig ist, um Moskaus Lügen zu widerlegen". Ende August fragte sie, ob sich die Ukraine auf einen "totalen Krieg" mit Russland vorbereiten sollte und ob die Mitteleuropäer sich ihnen anschließen sollten. | |||
2014 fragte sie in der "New York Review of Books" (in einer Rezension von Karen Dawishas "Putins Kleptokratie"), ob "die wichtigste Geschichte der letzten zwanzig Jahre nicht in Wirklichkeit das Scheitern der Demokratie, sondern der Aufstieg einer neuen Form des russischen Autoritarismus" sei. Sie hat den "Mythos der russischen Demütigung" beschrieben und argumentiert, dass die NATO- und EU-Erweiterung ein "phänomenaler Erfolg" gewesen sei. Im Juli 2016, vor der US-Wahl, schrieb sie über Verbindungen zwischen [[Donald Trump]] und Russland und meinte, die russische Unterstützung für Trump sei Teil einer umfassenderen russischen politischen Kampagne zur Destabilisierung des Westens. Im Dezember 2019 schrieb sie in ''[[The Atlantic]]'', dass "wir uns im 21. Jahrhundert auch mit einem neuen Phänomen auseinandersetzen müssen: rechtsgerichtete Intellektuelle, die ihren eigenen Gesellschaften inzwischen zutiefst kritisch gegenüberstehen und damit begonnen haben, rechte Diktatoren zu hofieren, die Amerika nicht mögen." | |||
=== Mitteleuropa === | |||
Applebaum hat über die Geschichte Mittel- und Osteuropas, insbesondere Polens, geschrieben. In der Schlussfolgerung ihres Buches "Der Eiserne Vorhang" vertrat Applebaum die Ansicht, dass der Wiederaufbau der Zivilgesellschaft die wichtigste und schwierigste Herausforderung für die postkommunistischen Staaten Mitteleuropas sei; in einem anderen Aufsatz argumentierte sie, dass die moderne autoritäre Besessenheit von der Unterdrückung der Zivilgesellschaft auf Wladimir Lenin zurückgeht. Sie hat Aufsätze über den polnischen Filmemacher Andrzej Wajda, über die doppelte Besetzung Mitteleuropas durch die Nazis und die Sowjets und darüber geschrieben, warum es nicht richtig ist, "Osteuropa" als eine Einheit zu definieren. | |||
=== | === Desinformation, Propaganda und Fake News === | ||
Applebaum | Im Jahr 2014 riefen Applebaum und Peter Pomerantsev am Legatum Institute das Programm Beyond Propaganda ins Leben, das sich mit Desinformation und Propaganda beschäftigt. Applebaum schrieb 2014 über eine russische Hetzkampagne, die gegen sie gerichtet war, als sie ausführlich über die russische Annexion der Krim schrieb. Sie stellte fest, dass zweifelhaftes Material, das im Internet veröffentlicht wurde, schließlich von halbwegs seriösen amerikanischen pro-russischen Websites recycelt wurde. Applebaum forderte 2015, dass Facebook die Verantwortung für die Verbreitung von Falschmeldungen übernehmen und dazu beitragen sollte, "den schrecklichen Schaden, den Facebook und andere soziale Medien der demokratischen Debatte und der zivilisierten Diskussion auf der ganzen Welt zugefügt haben, rückgängig zu machen". Applebaum war Mitglied des Beratungsgremiums für den Global Disinformation Index. | ||
=== | === Nationalismus === | ||
Im März 2016, acht Monate vor der Wahl von Präsident [[Donald Trump]], schrieb Applebaum eine Kolumne für die ''Washington Post'' mit der Frage: "Ist dies das Ende des Westens, wie wir ihn kennen?", in der er argumentierte, dass "wir zwei oder drei schlechte Wahlen vom Ende der NATO, dem Ende der Europäischen Union und vielleicht dem Ende der liberalen Weltordnung entfernt sind". Im Juli 2016 unterstützte Applebaum die Präsidentschaftskampagne von [[Hillary Clinton]] mit der Begründung, dass Trump "ein Mann ist, der darauf aus zu sein scheint, die Bündnisse zu zerstören, die den internationalen Frieden und die amerikanische Macht erhalten". | |||
Applebaums Kolumne in der "Washington Post" vom März 2016 veranlasste den Schweizer "Tages-Anzeiger" und das deutsche Magazin "Der Spiegel", sie zu interviewen. Die Artikel erschienen im Dezember 2016 und Januar 2017. Sie argumentierte sehr früh, dass die internationale populistische Bewegung, die häufig als "far right" oder "alt right" bezeichnet wurde, in Wahrheit nicht konservativ sei, wie der Begriff "konservativ" lange definiert wurde. Sie schrieb, dass populistische Gruppen in Europa "Ideen und Ideologie, Freunde und Gründer" teilen, und dass sie im Gegensatz zu den Konservativen nach Burke versuchen, "die Institutionen der Gegenwart zu stürzen, um Dinge, die in der Vergangenheit existierten - oder von denen sie glauben, dass sie in der Vergangenheit existierten - mit Gewalt zurückzubringen". Applebaum hat auf die Gefahr einer neuen "Nationalistischen Internationale" hingewiesen, einem Zusammenschluss von fremdenfeindlichen, nationalistischen Parteien wie Recht und Gerechtigkeit in Polen, der Lega Nord in Italien und der Freiheitlichen Partei in Österreich. | |||
Im Januar 2022 wurde Applebaum eingeladen, vor dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses bei einer Anhörung mit dem Titel "Bolstering Democracy in the Age of Rising Authoritarianism" auszusagen. | |||
=== Israel === | === Israel === | ||
Im Januar 2002 schrieb Applebaum einen "Slate"-Meinungsartikel mit dem Titel "Kill the Messenger", in dem sie israelische Angriffe auf Ziele der Palästinensischen Autonomiebehörde als ineffektiv und schädlich kritisierte und stattdessen dafür plädierte, sich auf die Radio- und Fernsehstudios der Palästinensischen Autonomiebehörde zu konzentrieren, die ihrer Meinung nach antiamerikanische Stimmungen und die Unterstützung des Terrorismus fördern und damit den Konflikt verschärfen. | |||
Applebaum | Applebaum hat sich kritisch mit der Justizreform von Premierminister Benjamin Netanjahu und deren Auswirkungen auf die israelische Gesellschaft auseinandergesetzt. Sie argumentiert, dass Netanyahus Bemühungen, die Justiz zu verändern, tiefe Spaltungen innerhalb Israels hervorgerufen haben, die sich auf die nationale Sicherheit auswirken. Diese interne Zwietracht, so vermutet sie, könnte Gruppen wie die Hamas zu Angriffen ermutigt haben, da sie Israel durch seine internen Streitigkeiten als geschwächt wahrnehmen. | ||
== | ==Persönliches Leben== | ||
1992 heiratete Applebaum [[Radosław Sikorski]], der später polnischer Verteidigungsminister, Außenminister, Marschall des Sejm und Mitglied des Europäischen Parlaments war. Seit 2023 ist er wieder als Außenminister tätig. Das Paar hat zwei Söhne, Aleksander und Tadeusz. Seit 2013 ist sie polnische Staatsbürgerin. Sie spricht neben Englisch auch Polnisch und Russisch. | |||
== | ==Auszeichnungen und Ehrungen== | ||
* 1992 Charles Douglas-Home Memorial Trust Award | * 1992 Charles Douglas-Home Memorial Trust Award | ||
* 2003 National Book Award Nonfiction, | * 2003 National Book Award Nonfiction, Finalist, ''Gulag: A History'' | ||
* 2003 Duff Cooper Prize | * 2003 Duff Cooper Prize für ''Gulag: A History'' | ||
* 2004 Pulitzer | * 2004 Pulitzer-Preis (Allgemeines Sachbuch), ''Gulag: Eine Geschichte'' | ||
* 2008 | * 2008 Estnischer Orden des Kreuzes von Terra Mariana dritter Klasse | ||
* 2008 | * 2008 Litauischer Milleniumsstern | ||
* 2010 Petőfi | * 2010 Petőfi-Preis | ||
* 2012 | * 2012 Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen | ||
* 2012 National Book Award (Nonfiction), | * 2012 National Book Award (Nonfiction), Finalist, ''Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe 1944-1956'' | ||
* 2013 Cundill Prize in Historical Literature, ''Iron Curtain: | * 2013 Cundill Prize in Historical Literature, ''Iron Curtain: Die Zerschlagung Osteuropas 1944-1956'' | ||
* 2013 Duke of Westminster's Medal for Military Literature, ''Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe | * 2013 Duke of Westminster's Medal for Military Literature, ''Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe 1944-1956'' | ||
* 2017 Doctor of Humane Letters Honoris Causa, Georgetown University | * 2017 Doctor of Humane Letters Honoris Causa, Georgetown University | ||
* 2017 | * 2017 Ehrendoktorwürde, Nationale Universität Kiew-Mohyla-Akademie | ||
* 2017 Duff Cooper Prize | * 2017 Duff Cooper Prize für ihr Buch "Red Famine: Stalin's War on Ukraine'' | ||
* 2017 Antonovych Prize | * 2017 Antonovych Prize | ||
* 2018 Lionel Gelber | * 2018 Lionel-Gelber-Preis für ihr Buch ''Red Famine: Stalins Krieg gegen die Ukraine'' | ||
* 2018 | * 2018 Fritz-Stern-Ehrenprofessorin, Universität Wrocław | ||
* 2019 Premio Nonino "Maestro del nostro tempo" (" | * 2019 Premio Nonino "Maestro del nostro tempo" ("Meister unserer Zeit") | ||
* 2019 | * 2019 Orden der Prinzessin Olga, 3. Klasse | ||
* 2021 National Magazine Awards | * 2021 Finalist bei den National Magazine Awards in den Kategorien "Essays und Kritik" und "Kolumnen und Kommentare". | ||
* 2021 Premio Internacional de Periodismo de EL MUNDO | * 2021 Premio Internacional de Periodismo de EL MUNDO | ||
* 2022 | * 2022 Orden der Prinzessin Olga, zweite Klasse | ||
* 2024 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels | * 2024 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels | ||
== | ==Bibliographie== | ||
* '' | * ''Zwischen Ost und West: Across the Borderlands of Europe'', Pantheon, 1994, nachgedruckt bei Random House, 1995; Penguin, 2015; und Anchor, 2017, {{isbn|0679421505}} | ||
* ''Gulag: A History'', Doubleday, 2003, 677 | * ''Gulag: A History'', Doubleday, 2003, 677 Seiten, {{ISBN|0-7679-0056-1}}; Taschenbuch, Bantam Dell, 2004, 736 Seiten, {{ISBN|1-4000-3409-4}} | ||
* ''Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe, | * ''Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe, 1944-1956'', Allen Lane, 2012, 614 Seiten, {{ISBN|978-0-713-99868-9}} / Doubleday {{ISBN|978-0-385-51569-6}} | ||
* ''Gulag Voices : An Anthology'', Yale University Press, 2011, 224 | * ''Gulag Voices : An Anthology'', Yale University Press, 2011, 224 Seiten, {{ISBN|9780300177831}}; gebundene Ausgabe | ||
* ''From a Polish Country House Kitchen'', Chronicle Books, 2012, 288 | * ''From a Polish Country House Kitchen'', Chronicle Books, 2012, 288 Seiten, {{ISBN|1-452-11055-7}}; gebunden | ||
* '' | * ''Rote Hungersnot: Stalin's War on Ukraine,'' Penguin Randomhouse, 2017 | ||
* ''Twilight of Democracy: | * ''Twilight of Democracy: Die verführerische Verlockung des Autoritarismus'', Doubleday, 2020, 224 Seiten, {{ISBN|978-0385545808}}; gebunden | ||
* ''Wybór'' ( | * ''Wybór'' (Wahl), Agora, 2021, 320 Seiten, {{ISBN|978-8326838255}}; gebunden | ||
* ''Autocracy, Inc | * ''Autocracy, Inc: The Dictators Who Want to Run the World'', Doubleday, 2024, 224 Seiten, {{ISBN|978-0385549936}}; gebunden | ||
== | ==Externe Links== | ||
{{Wikiquote}} | {{Wikiquote}} | ||
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* {{Official website}} | * {{Official website}} | ||
* [http://www.pulitzer.org/works/2004,General+Nonfiction/ 2005 Pulitzer Prize citation for ''Gulag: A History''] | * [http://www.pulitzer.org/works/2004,General+Nonfiction/ 2005 Pulitzer Prize citation for ''Gulag: A History''] | ||
* [https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/opinion/columns/applebaumanne/ "Anne Applebaum, | * [https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/opinion/columns/applebaumanne/ "Anne Applebaum, Meinungsautorin"] ''[[The Washington Post]]'' | ||
* {{C-SPAN|1004107}} | * {{C-SPAN|1004107}} | ||
* | * - 1:20 Vortrag von Anne Applebaum, gehalten in der London School of Economics and Political Science (LSE), aufgenommen am Montag, 28. Januar 2013. | ||
* {{Muckrack}} | * {{Muckrack}} | ||
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Version vom 12. August 2024, 10:16 Uhr
Anne Applebaum | |
---|---|
![]() Applebaum in 2013 | |
Geboren | Anne Elizabeth Applebaum July 25, 1964 Washington, D.C., U.S. |
Citizenship |
|
Education |
|
Bekannt für | Writing on Soviet Union and its satellite countries |
Spouse | |
Children | 2 |
Awards | Pulitzer Prize for non-fiction |
Anne Elizabeth Applebaum (geboren am 25. Juli 1964) ist eine amerikanische Journalistin und Historikerin. Sie hat viel über die Geschichte des Kommunismus und die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Mittel- und Osteuropa geschrieben. Applebaum besitzt auch die polnische Staatsbürgerschaft.
Sie hat für The Economist und The Spectator gearbeitet und war Mitglied der Redaktion von The Washington Post (2002-2006). Applebaum gewann 2004 den Pulitzer-Preis für allgemeine Sachliteratur für Gulag: A History, das im Jahr zuvor veröffentlicht wurde. Sie ist Mitarbeiterin von The Atlantic und Senior Fellow am Agora Institute der Johns Hopkins University School of Advanced International Studies.
Leben und Ausbildung
Applebaum wurde in Washington, D.C., als älteste von drei Töchtern von Harvey M. und Elizabeth Applebaum in einer jüdischen Reformfamilie geboren. Ihr Vater, ein ehemaliger Yale-Absolvent, ist Senior Counsel bei Covington & Burling's Antitrust and International Trade Practices. Ihre Mutter war Programmkoordinatorin bei der Corcoran Gallery of Art. Nach Angaben von Applebaum wanderten ihre Urgroßeltern während der Herrschaft Alexanders III. von Russland aus dem heutigen Weißrussland nach Amerika ein.
Nach dem Besuch der Sidwell Friends School in Washington, D.C., ging Applebaum an die Yale University, wo sie im Herbstsemester 1982 bei Wolfgang Leonhard sowjetische Geschichte studierte. Während ihres Studiums verbrachte sie den Sommer 1985 in Leningrad in der Sowjetunion (heute Sankt Petersburg, Russland), eine Erfahrung, die sie als prägend für ihre Ansichten bezeichnet.
Applebaum schloss ihr Studium in Yale 1986 mit "summa cum laude" in Geschichte und Literatur ab und erhielt ein zweijähriges Marshall-Stipendium an der London School of Economics, wo sie 1987 einen Master-Abschluss in internationalen Beziehungen erwarb. Sie studierte auch am St. Antony's College in Oxford, bevor sie Korrespondentin für The Economist wurde und 1988 nach Warschau, Polen, zog.
Im November 1989 fuhr Applebaum von Warschau nach Berlin, um über den Fall der Berliner Mauer zu berichten.
Karriere
Als Auslandskorrespondentin für The Economist und The Independent' berichtete sie über den Fall der Berliner Mauer und die Wende. 1991 kehrte sie nach England zurück, um für The Economist zu arbeiten, und wurde später als Auslands- und später stellvertretende Redakteurin von The Spectator und später als politische Redakteurin des Evening Standard angestellt.
Im Jahr 1994 veröffentlichte sie ihr erstes Buch Between East and West: Across the Borderlands of Europe, ein Reisebericht, der den Aufstieg des Nationalismus in den neuen Staaten der ehemaligen Sowjetunion beschreibt. Im Jahr 2001 interviewte sie Premierminister Tony Blair. Sie unternahm auch historische Recherchen für ihr Buch Gulag: A History (2003) über das sowjetische Gefangenenlagersystem, das 2004 mit dem Pulitzer-Preis für allgemeine Sachbücher ausgezeichnet wurde. Außerdem wurde es für den National Book Award, den Los Angeles Times Buchpreis und den National Book Critics Circle Award nominiert.
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Sie war Mitglied der Redaktion der The Washington Post. Sie war siebzehn Jahre lang Kolumnistin der The Washington Post. Applebaum war Adjunct fellow am American Enterprise Institute, einer konservativen Denkfabrik.
Ihr zweites Geschichtsbuch, Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe 1944-56, wurde 2012 von Doubleday in den USA und Allen Lane im Vereinigten Königreich veröffentlicht; es wurde für einen National Book Award nominiert und stand 2013 auf der Shortlist für den PEN/John Kenneth Galbraith Award.
Von 2011 bis 2016 gründete und leitete sie das Transitions Forum am Legatum Institute, einer internationalen Denkfabrik und gemeinnützigen Bildungseinrichtung mit Sitz in London. Unter anderem leitete sie ein zweijähriges Programm zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Demokratie und Wachstum in Brasilien, Indien und Südafrika, entwickelte die Projekte Future of Syria und Future of Iran über den künftigen institutionellen Wandel in diesen beiden Ländern und gab eine Reihe von Papieren über Korruption in Georgien, Moldawien und der Ukraine in Auftrag.
Gemeinsam mit der Zeitschrift Foreign Policy gründete sie das Democracy Lab, eine Website, die sich auf Länder konzentriert, die sich im Übergang zur Demokratie oder in der Abkehr von ihr befinden, und die inzwischen zu Democracy Post bei The Washington Post geworden ist. Außerdem leitete sie Beyond Propaganda, ein Programm, das sich mit der Propaganda und Desinformation des 21. Jahrhunderts beschäftigt. Jahrhunderts. Das 2014 gestartete Programm nahm die späteren Debatten über "Fake News" vorweg. Im Jahr 2016 verließ sie Legatum wegen dessen Haltung zum Brexit, nachdem die Euroskeptikerin Philippa Stroud zur Geschäftsführerin ernannt worden war, und wechselte zur London School of Economics als Professorin für Praxis am Institute for Global Affairs. An der LSE leitete sie Arena, ein Programm über Desinformation und Propaganda des 21. Jahrhunderts. Im Herbst 2019 verlegte sie das Projekt an das Agora Institute der Johns Hopkins University.
Im Oktober 2017 veröffentlichte sie ihr drittes Geschichtsbuch, Red Famine: Stalin's War on Ukraine, eine Geschichte des Holodomor. Das Buch wurde mit dem Lionel-Gelber-Preis und dem Duff-Cooper-Preis ausgezeichnet, womit sie die einzige Autorin ist, die den Duff-Cooper-Preis zweimal gewonnen hat.
Im November 2019 gab The Atlantic bekannt, dass Applebaum ab Januar 2020 als feste Autorin für die Publikation arbeiten wird. Sie wurde in die Prospect-Liste der Top-50-Denker der COVID-19-Ära für 2020 aufgenommen.
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Im Juli 2020 wird Twilight of Democracy: Die verführerische Verlockung des Autoritarismus veröffentlicht. Das Buch, das zum Teil aus Memoiren und zum Teil aus einer politischen Analyse besteht, war ein Bestseller des "Spiegel" und der "New York Times".
Ebenfalls im Juli 2020 gehörte Applebaum zu den 153 Unterzeichnern des "Harper's Letter" (auch bekannt als "A Letter on Justice and Open Debate"), in dem er seine Besorgnis darüber zum Ausdruck brachte, dass "der freie Austausch von Informationen und Ideen, das Lebenselixier einer liberalen Gesellschaft, täglich mehr eingeschränkt wird".
Im November 2022 war Applebaum einer von 200 US-Bürgern, die von Russland wegen "Förderung der russophoben Kampagne und Unterstützung des Regimes in Kiew" sanktioniert wurden.
Applebaum ist Mitglied des Council on Foreign Relations. Sie gehört dem Vorstand der National Endowment for Democracy und der Renew Democracy Initiative an. Sie war Mitglied des internationalen Verwaltungsrats des Institute for War and Peace Reporting. Sie war Senior Adjunct Fellow am Center for European Policy Analysis (CEPA), wo sie eine wichtige Initiative zur Bekämpfung der russischen Desinformation in Mittel- und Osteuropa (MOE) mitleitete. Sie war im Redaktionsbeirat von The American Interest und dem Journal of Democracy'.
Positionen
Sowjetunion und Russland
Laut Sheila Fitzpatrick "war Applebaum als politischer Kommentator tätig, der Russland und Putins Regime sehr kritisch gegenüberstand." Ivan Krastev behauptet, dass der Fall der Berliner Mauer 1989 "der Ausgangspunkt für alles war, was Applebaum in den folgenden drei Jahrzehnten tat... Für sie war das Ende des Kalten Krieges keine geopolitische Geschichte, sondern eine moralische Geschichte, ein Urteil, das von der Geschichte selbst ausgesprochen wurde."
Applebaum schreibt seit den frühen 1990er Jahren über die Sowjetunion und Russland. Im Jahr 2000 beschrieb sie die Verbindungen zwischen dem damals neuen russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem ehemaligen sowjetischen Führer Juri Andropow und dem ehemaligen KGB. Im Jahr 2008 begann sie, den "Putinismus" als antidemokratische Ideologie zu bezeichnen, obwohl die meisten den russischen Präsidenten damals noch für einen prowestlichen Pragmatiker hielten.
Applebaum hat das Verhalten des Westens in Bezug auf die russische Militärintervention in der Ukraine lautstark kritisiert. In einem Artikel in der The Washington Post vom 5. März 2014 vertrat sie die Ansicht, dass die USA und ihre Verbündeten nicht weiterhin "die Existenz eines korrupten russischen Regimes, das Europa destabilisiert", ermöglichen sollten, und wies darauf hin, dass die Handlungen von Präsident Wladimir Putin "eine Reihe von internationalen Verträgen" verletzt hätten. In einem weiteren Artikel im Daily Telegraph vom 7. März, in dem es um einen Informationskrieg ging, vertrat Applebaum die Ansicht, dass "eine robuste Kampagne zur Verbreitung der Wahrheit über die Krim notwendig ist, um Moskaus Lügen zu widerlegen". Ende August fragte sie, ob sich die Ukraine auf einen "totalen Krieg" mit Russland vorbereiten sollte und ob die Mitteleuropäer sich ihnen anschließen sollten.
2014 fragte sie in der "New York Review of Books" (in einer Rezension von Karen Dawishas "Putins Kleptokratie"), ob "die wichtigste Geschichte der letzten zwanzig Jahre nicht in Wirklichkeit das Scheitern der Demokratie, sondern der Aufstieg einer neuen Form des russischen Autoritarismus" sei. Sie hat den "Mythos der russischen Demütigung" beschrieben und argumentiert, dass die NATO- und EU-Erweiterung ein "phänomenaler Erfolg" gewesen sei. Im Juli 2016, vor der US-Wahl, schrieb sie über Verbindungen zwischen Donald Trump und Russland und meinte, die russische Unterstützung für Trump sei Teil einer umfassenderen russischen politischen Kampagne zur Destabilisierung des Westens. Im Dezember 2019 schrieb sie in The Atlantic, dass "wir uns im 21. Jahrhundert auch mit einem neuen Phänomen auseinandersetzen müssen: rechtsgerichtete Intellektuelle, die ihren eigenen Gesellschaften inzwischen zutiefst kritisch gegenüberstehen und damit begonnen haben, rechte Diktatoren zu hofieren, die Amerika nicht mögen."
Mitteleuropa
Applebaum hat über die Geschichte Mittel- und Osteuropas, insbesondere Polens, geschrieben. In der Schlussfolgerung ihres Buches "Der Eiserne Vorhang" vertrat Applebaum die Ansicht, dass der Wiederaufbau der Zivilgesellschaft die wichtigste und schwierigste Herausforderung für die postkommunistischen Staaten Mitteleuropas sei; in einem anderen Aufsatz argumentierte sie, dass die moderne autoritäre Besessenheit von der Unterdrückung der Zivilgesellschaft auf Wladimir Lenin zurückgeht. Sie hat Aufsätze über den polnischen Filmemacher Andrzej Wajda, über die doppelte Besetzung Mitteleuropas durch die Nazis und die Sowjets und darüber geschrieben, warum es nicht richtig ist, "Osteuropa" als eine Einheit zu definieren.
Desinformation, Propaganda und Fake News
Im Jahr 2014 riefen Applebaum und Peter Pomerantsev am Legatum Institute das Programm Beyond Propaganda ins Leben, das sich mit Desinformation und Propaganda beschäftigt. Applebaum schrieb 2014 über eine russische Hetzkampagne, die gegen sie gerichtet war, als sie ausführlich über die russische Annexion der Krim schrieb. Sie stellte fest, dass zweifelhaftes Material, das im Internet veröffentlicht wurde, schließlich von halbwegs seriösen amerikanischen pro-russischen Websites recycelt wurde. Applebaum forderte 2015, dass Facebook die Verantwortung für die Verbreitung von Falschmeldungen übernehmen und dazu beitragen sollte, "den schrecklichen Schaden, den Facebook und andere soziale Medien der demokratischen Debatte und der zivilisierten Diskussion auf der ganzen Welt zugefügt haben, rückgängig zu machen". Applebaum war Mitglied des Beratungsgremiums für den Global Disinformation Index.
Nationalismus
Im März 2016, acht Monate vor der Wahl von Präsident Donald Trump, schrieb Applebaum eine Kolumne für die Washington Post mit der Frage: "Ist dies das Ende des Westens, wie wir ihn kennen?", in der er argumentierte, dass "wir zwei oder drei schlechte Wahlen vom Ende der NATO, dem Ende der Europäischen Union und vielleicht dem Ende der liberalen Weltordnung entfernt sind". Im Juli 2016 unterstützte Applebaum die Präsidentschaftskampagne von Hillary Clinton mit der Begründung, dass Trump "ein Mann ist, der darauf aus zu sein scheint, die Bündnisse zu zerstören, die den internationalen Frieden und die amerikanische Macht erhalten".
Applebaums Kolumne in der "Washington Post" vom März 2016 veranlasste den Schweizer "Tages-Anzeiger" und das deutsche Magazin "Der Spiegel", sie zu interviewen. Die Artikel erschienen im Dezember 2016 und Januar 2017. Sie argumentierte sehr früh, dass die internationale populistische Bewegung, die häufig als "far right" oder "alt right" bezeichnet wurde, in Wahrheit nicht konservativ sei, wie der Begriff "konservativ" lange definiert wurde. Sie schrieb, dass populistische Gruppen in Europa "Ideen und Ideologie, Freunde und Gründer" teilen, und dass sie im Gegensatz zu den Konservativen nach Burke versuchen, "die Institutionen der Gegenwart zu stürzen, um Dinge, die in der Vergangenheit existierten - oder von denen sie glauben, dass sie in der Vergangenheit existierten - mit Gewalt zurückzubringen". Applebaum hat auf die Gefahr einer neuen "Nationalistischen Internationale" hingewiesen, einem Zusammenschluss von fremdenfeindlichen, nationalistischen Parteien wie Recht und Gerechtigkeit in Polen, der Lega Nord in Italien und der Freiheitlichen Partei in Österreich.
Im Januar 2022 wurde Applebaum eingeladen, vor dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses bei einer Anhörung mit dem Titel "Bolstering Democracy in the Age of Rising Authoritarianism" auszusagen.
Israel
Im Januar 2002 schrieb Applebaum einen "Slate"-Meinungsartikel mit dem Titel "Kill the Messenger", in dem sie israelische Angriffe auf Ziele der Palästinensischen Autonomiebehörde als ineffektiv und schädlich kritisierte und stattdessen dafür plädierte, sich auf die Radio- und Fernsehstudios der Palästinensischen Autonomiebehörde zu konzentrieren, die ihrer Meinung nach antiamerikanische Stimmungen und die Unterstützung des Terrorismus fördern und damit den Konflikt verschärfen.
Applebaum hat sich kritisch mit der Justizreform von Premierminister Benjamin Netanjahu und deren Auswirkungen auf die israelische Gesellschaft auseinandergesetzt. Sie argumentiert, dass Netanyahus Bemühungen, die Justiz zu verändern, tiefe Spaltungen innerhalb Israels hervorgerufen haben, die sich auf die nationale Sicherheit auswirken. Diese interne Zwietracht, so vermutet sie, könnte Gruppen wie die Hamas zu Angriffen ermutigt haben, da sie Israel durch seine internen Streitigkeiten als geschwächt wahrnehmen.
Persönliches Leben
1992 heiratete Applebaum Radosław Sikorski, der später polnischer Verteidigungsminister, Außenminister, Marschall des Sejm und Mitglied des Europäischen Parlaments war. Seit 2023 ist er wieder als Außenminister tätig. Das Paar hat zwei Söhne, Aleksander und Tadeusz. Seit 2013 ist sie polnische Staatsbürgerin. Sie spricht neben Englisch auch Polnisch und Russisch.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1992 Charles Douglas-Home Memorial Trust Award
- 2003 National Book Award Nonfiction, Finalist, Gulag: A History
- 2003 Duff Cooper Prize für Gulag: A History
- 2004 Pulitzer-Preis (Allgemeines Sachbuch), Gulag: Eine Geschichte
- 2008 Estnischer Orden des Kreuzes von Terra Mariana dritter Klasse
- 2008 Litauischer Milleniumsstern
- 2010 Petőfi-Preis
- 2012 Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen
- 2012 National Book Award (Nonfiction), Finalist, Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe 1944-1956
- 2013 Cundill Prize in Historical Literature, Iron Curtain: Die Zerschlagung Osteuropas 1944-1956
- 2013 Duke of Westminster's Medal for Military Literature, Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe 1944-1956
- 2017 Doctor of Humane Letters Honoris Causa, Georgetown University
- 2017 Ehrendoktorwürde, Nationale Universität Kiew-Mohyla-Akademie
- 2017 Duff Cooper Prize für ihr Buch "Red Famine: Stalin's War on Ukraine
- 2017 Antonovych Prize
- 2018 Lionel-Gelber-Preis für ihr Buch Red Famine: Stalins Krieg gegen die Ukraine
- 2018 Fritz-Stern-Ehrenprofessorin, Universität Wrocław
- 2019 Premio Nonino "Maestro del nostro tempo" ("Meister unserer Zeit")
- 2019 Orden der Prinzessin Olga, 3. Klasse
- 2021 Finalist bei den National Magazine Awards in den Kategorien "Essays und Kritik" und "Kolumnen und Kommentare".
- 2021 Premio Internacional de Periodismo de EL MUNDO
- 2022 Orden der Prinzessin Olga, zweite Klasse
- 2024 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Bibliographie
- Zwischen Ost und West: Across the Borderlands of Europe, Pantheon, 1994, nachgedruckt bei Random House, 1995; Penguin, 2015; und Anchor, 2017, ISBN 0679421505
- Gulag: A History, Doubleday, 2003, 677 Seiten, ISBN 0-7679-0056-1; Taschenbuch, Bantam Dell, 2004, 736 Seiten, ISBN 1-4000-3409-4
- Iron Curtain: The Crushing of Eastern Europe, 1944-1956, Allen Lane, 2012, 614 Seiten, ISBN 978-0-713-99868-9 / Doubleday ISBN 978-0-385-51569-6
- Gulag Voices : An Anthology, Yale University Press, 2011, 224 Seiten, ISBN 9780300177831; gebundene Ausgabe
- From a Polish Country House Kitchen, Chronicle Books, 2012, 288 Seiten, ISBN 1-452-11055-7; gebunden
- Rote Hungersnot: Stalin's War on Ukraine, Penguin Randomhouse, 2017
- Twilight of Democracy: Die verführerische Verlockung des Autoritarismus, Doubleday, 2020, 224 Seiten, ISBN 978-0385545808; gebunden
- Wybór (Wahl), Agora, 2021, 320 Seiten, ISBN 978-8326838255; gebunden
- Autocracy, Inc: The Dictators Who Want to Run the World, Doubleday, 2024, 224 Seiten, ISBN 978-0385549936; gebunden
Externe Links
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- 2005 Pulitzer Prize citation for Gulag: A History
- "Anne Applebaum, Meinungsautorin" The Washington Post
- Appearances on C-SPAN
- - 1:20 Vortrag von Anne Applebaum, gehalten in der London School of Economics and Political Science (LSE), aufgenommen am Montag, 28. Januar 2013.
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